Afrika 2002


Afrikanische Union
 
voriges Tagebuch Afrika August 2002 (2 von 9): nächstes Tagebuch
Donnerstag, 1.8.2002 - Reguengo
Seit gestern abend sind wir nun hier, hausen im Moment in einem arabisch wirkenden Zelt und planen die nächsten Tage. Diese Unterkunft gehört zu einem hotelartigen Betrieb mitten in der portugiesischen Landschaft einige Kilometer vom Atlantik entfernt. Thomas war hier schon mehrmals, hatte daher die Idee, hier eine Pause einzulegen und Fosters Reparatur zu regeln. Da die Unterkunft natürlich nicht umsonst ist, habe ich angeboten, im Betrieb zu helfen als Bezahlung. Darüber muß erst einmal im Plenum der Leute, die den Laden schmeißen, verhandelt werden. Also erstmal abwarten, was dabei rauskommt, irgendeine Lösung wird sich finden.
Vorhin habe ich auch erfahren, daß für mich Post hier angekommen war, die aber hier niemand einsortieren konnte, da Thomas' Mail mit der Ankündigung, daß wir kommen, wohl nicht gelesen wurde. Nun schwirrt meine Post also irgendwo 'rum, wir werden mal im Nachbarort nachfragen.
Leider scheint es mit dem Bleiben nicht so zu funktionieren, es wird hier keine Arbeitskraft gebraucht. Auch sonst hält sich die Hilfsbereitschaft in Grenzen, wir sind etwas enttäuscht deswegen und Thomas ist jetzt erst'mal losgefahren, um zu gucken, wo wir bleiben und schrauben können. Frust!
Es ist abends, alles hat sich geregelt. Wir wohnen jetzt in unserem Zelt auf dem Grundstück eines Nachbarn des Reguengo, Dieter. Es scheint doch eine Menge Deutsche zu geben, die sich hier eingekauft haben, in dieser netten Landschaft, um ihr eigenes Ding zu machen. Dieter und seine Freundin Christel haben jedenfalls nichts dagegen, daß wir ihr Grundstück incl. Klo, Dusche und Wassertank zum Reinspringen nutzen, bis das Motorrad wieder läuft und wir zur nächsten Etappe starten können. Ich hab unseren Gastgebern angeboten, ihnen als Gegenleistung auf dem Land zu helfen, hier gibts genug Arbeit. Zu allem Überfluß ist Dieter auch noch Automechaniker und hat 'ne Menge Werkzeug.. So sieht die Welt doch schon wieder freundlicher aus. Morgen fahren wir dann mal nach Portimao oder Lagos und suchen eine Hondavertretung, wahrscheinlich werden wir wohl ein paar Teile kaufen müssen.

Freitag, 2.8.2002 - Internetcafe, Aljezur
Der Tag gestaltet sich recht positiv, wir haben schon eine Werkstatt aufgetrieben, wo Teile bestellt werden können, in drei Tagen, heißt es... Am Strand waren wir, haben da im weißen Sand gelegen und im blauen Meer nicht gebadet, wegen viel zu kalt. Und den Wochenendeinkauf haben wir auch schon gemacht. Portugal ist teuer: Käse war nicht unter 7€/kg zu kriegen, nur so als Beispiel. Nun haben wir hier im Internetcafé unsere Post bearbeitet und dann geht's wieder auf die Piste in die Berge zu Dieter.

Samstag, 3.8.2002 - Feierabend im Zelt
Die letzte Nacht war akustisch sehr abwechslungsreich: ein Fuchs heulte und bellte( d.h. Christel vermutete, daß es ein Fuchs war) und bis spät hörte man laut und deutlich die Geräusche eines Musikfestivals aus einem Ort, der bestimmt 20km weit weg ist. Und dann natürlich morgens das Federvieh...
Dieser Tag war ein Arbeitstag von früh bis abends. Thomas hat demontiert, ich hab Unkraut gejätet unter vielen kleinen Orangenbäumen. Nun tut uns beiden der Rücken weh, aber wir haben auch einiges geschafft. Nach einem opulenten Mahl mit den Früchten des Gartens, von denen wir nehmen dürfen, soviel wir wollen und einer heißen Dusche ( im Freien mit Blick auf die Berge in der Abendsonne...) kommt nun der gemütliche Teil des Abends.

Sonntag, 4.8.2002 - nach getaner Arbeit...
Der Motor ist komplett zerlegt, das Nahziel ist damit erreicht. Was wir gefunden haben, ist ein angefressenes Zahnrad für den fünften Gang, scheinbar aber ein Materialfehler. Ansonsten sieht alles normal aus, also wird wohl nur das Zahnradpaar fällig. Und dann gehts weiter... Mal schau'n, wie schnell sich die Teile beschaffen lassen.
Ansonsten geht das Leben hier seinen geruhsamen Gang, die Wolken, die heute morgen unerwarteter Weise die Sonne verdeckten, waren bald wieder verschwunden und wir werden hier weiter gut versorgt( heute gab's Spinat).
Montag, 5.8.2002 - Warten im Internetcafe...
Heute große Erledigungs- und Erlebnistour. Zu zweit auf einem Mopped ist für mich schon Erlebnis genug, eigentlich. Ist aber doch gar nicht so schlimm, stelle ich fest. So sind wir erst'mal wieder nach Aljezur gefahren, wo leider kurz nach Öffnung schon wieder alle sechs Plätze an den Rechnern besetzt sind, also heißt es warten. In der Mopedwerkstatt war keiner, also da auch noch mal hin. Dann ca 50km nach Portimao zum Einkaufen, dort an der Südküste mal an den Strand (das Wasser soll da wärmer sein...).

Dienstag, 6.8. - Liegen auf der faulen Haut
Da wir jetzt erst'mal auf die Ersatzteile warten müssen, gibt's nichts dringendes zu tun. Thomas reinigt Dichtflächen am Motor und bereitet schon mal alles für den Zusammenbau vor, ich jäte Unkraut bei den Rote Betepflanzen, zwischendurch futtern wir leckere Melonen aus dem Garten oder baden im Wassertank (drei bis vier Schwimmzüge in eine Richtung). Auch für ausgiebige Siesta ist Zeit genug... Den Weg nach Portimao haben wir gestern doch nicht mehr gemacht, nur zum Einkaufen war uns der Weg zu weit. Statt dessen haben wir in Aljezur eingekauft, beim Reifenhändler die Stollenreifen (TKC 80) bestellt und noch einen kleinen Ausflug zum Strand gemacht. War aber recht wolkig und kühl, sah fast nach Regen aus, so daß wir uns dort bald wieder verzogen haben. "Zuhause" schon fast im Dunkeln ein kleines Abendbrot (wir haben im Supermarkt selbstgebackenes Vollkornbrot gefunden, ein Fest!) und ab in die Falle, morgens um fünf ist die Nacht zu Ende, wenn Enrico, wie ich den Hahn genannt habe, seinen Job tut. Enrico ist übrigens ein sehr schöner großer Brahman-Hahn mit vielen Puschelfedern an den Beinen und er kräht einen recht sauberen Molldreiklang (Grundton, Quinte, Terz), die Tonart habe ich noch nicht herausgefunden, da meine Stimmgabel ganz unten im Koffer steckt.. Es gibt auch noch einen Bruder zu Enrico, logischerweise nenne ich ihn Caruso, der eine Variante mit einem kleinen Schlenker um den Grundton kräht, auch ganz interessant, aber nicht so harmonisch. Die beiden feuern sich über den Tag verteilt immer mal wieder zu einem kleinen Sängerwettstreit an. Und dann sind da ja die Perlhühner, sehr freiheitsliebende Wesen, die gerade in den Flegeljahren sind und dann und wann mal Ausflüge in die freie Natur probieren. Sie können ziemlich gut fliegen, machen aber den Fehler, immer vor Aufregung laut zu schreien, wenn sie oben auf dem Gehege sitzen, so kann man sie meistens noch rechtzeitig wieder zurückscheuchen. Noch ein neues Tierchen kam gestern dazu, Christel brachte gestern einen kleinen, flugunfähigen Bienenfresser mit nach Hause, den sie gefunden hatte. Sieht ähnlich aus wie ein größerer Kleiber, mit recht langem, spitzen Schnabel. Nun ist er vorläufig im Kaninchenstall einquartiert und wird mit Heuhupfern gefüttert, in der Hoffnung, daß er bald wieder fliegen kann.

Mittwoch, 7.8.2002
Portimao ist eine verkehrsreiche Stadt und hat angeblich ein Internetcafe- nur gefunden haben wir es nicht. Wir haben uns überall durchgefragt, jeder wußte irgendwas und schickte uns irgendwo hin, wo wir dann nix finden konnten, so daß wir nach Stunden aufgeben mußten und frustriert "nach Hause" fuhren. Besonders doof, weil das Handy aus unerfindlichen Gründen seit heute morgen gesperrt ist und wir dringenden Mailbedarf haben wegen der Ersatzteilbestellung. Nun ist Thomas noch mal ins Reguengo gefahren, um anzufragen, ob er den dortigen Internetzugang mal nutzen darf. Paßt ja alles wieder prima zusammen!!

Donnerstag, 8.8.2002 - ...
Schon eine Woche sind wir nun hier...Bis es weitergeht, wird wohl noch eine vergehen, seufz! Leider verfallen bald die mühsam besorgten Visa, wir werden unseren Zeitplan nicht einhalten können. Also müssen wir schauen, wie wir die Visa verlängern können. Es nützt die beste Planung nichts, wenn's anders laufen soll... inzwischen wird an den Moppeds 'rumgebastelt, e-mails geschrieben etc...Der Himmel ist immer noch blau....

Freitag, 9.8.2002
Heute nacht gab ein tolles Konzert: ein Fuchs bellte ganz in der Nähe und das Echo spielte mit den Tönen, warf sie hin und her, schaurig- schön! Dann hörte ich die Hunde am Zelt vorbeirennen und den Fuchs bellend verjagen und kurz danach zufrieden- geborgenes, leises Gepiepe aus dem. Hühnergehege... Hier haben die Hunde tatsächlich einen Job zu erfüllen und sie sind sehr eifrig dabei.
Morgens null Bock, dann später mit Christel Tomaten eingemacht und nett geplauscht. Zusammenbau wird wohl erst ab Mitte der Woche stattfinden können, wir haben also noch genug Zeit für alles Mögliche hier... Wie gut, daß wir Fiso zuhause haben, der die ganze Ersatzteilbesorgung für uns macht! Noch mal tausend Dank an dieser Stelle, hoffentlich hast du dann erstmal Ruhe vor unseren Bedürfnissen.

Samstag, 10.8.2002
Es nieselt tatsächlich! Die Hügel dicht verhangen, leichter Wind, wir sitzen mit langen Hosen im Zelt und machen unsere Hausaufgaben (Kompaßnavigation lernen, kleine Reparaturen etc).
Abends bekommen wir lecker Essen von unseren Gastgebern ab, die einen Kindergeburtstag zu feiern haben. Das Handy funktioniert wieder...

Sonntag, 11.8.2002
Das Wetter hat zum blauen Himmel zurückgefunden, Faulenzertag...

Montag, 12.8.2002
Da der Nieseltag scheinbar ein Ausrutscher war und es nun wieder richtig heiß ist, waren wir heute mal wieder am Meer, diesmal an einem kleinen Strand in einer wunderschönen Felsbucht mit viel Strömung und Wellen.
Der ganze Strand voller bunter Sonnenschirme, sieht lustig aus. Für die kleinsten Kids ein flacher Bach zum Spielen, denn ins Meer kann man sie hier nicht lassen, viel zu gefährlich. Etwas umständlich ist das Umziehen. Wie vor dreißig Jahren in Deutschland: mit umgewickeltem Handtuch wird in akrobatischer Höchstleistung aus dem Landmensch ein Wassermensch. Die Portugiesen sind da scheinbar noch etwas hinterher.
Nach dem Vergnügen die Arbeit: Einkaufen in Aljezur, danach Internetcafe, dort sind wir inzwischen gut bekannt. Da es eine Einrichtung der Gemeinde ist, kostet die Benutzung nichts. Dafür muß man meistens ca eine halbe Stunde warten, bevor man für eine Stunde an den Rechner darf. Aber was soll's, Zeit haben wir ja wirklich genug hier.

Dienstag, 13.8.2002
Dolce far niente: Hängematte, Wassertank, Lesen, Musikhören ( C.Franck, Les Beatitudes, auch von MD ein grandioses Ereignis, was wär das Leben ohne Musik..)

Warten auf die Post
Wir waren in Sao Teotonio bei der Post, aber dort war noch nichts für uns. Morgen ist Mariä Himmelfahrt, da hat ganz Portugal geschlossen. Also nächste Möglichkeit für Post ist Freitag...Kann nach Auskunft von Kennern des Landes auch bedeuten, daß erst am Montag wieder was läuft, wegen : langes Wochenende, (kennt man ja auch, so'was...) Ganz schön frustrierend, irgendwie. Das gleiche Problem mit der Bremsleitung, die ich noch tauschen will: vor Montag geht keine Bestellung raus... Und morgen soll's auch noch regnen...

Freitag, 16.8.2002 - immernochwarten...
Aber immerhin wissen wir nun schonmal, daß die Teile unterwegs sind, mit etwas gutem Willen am Montag da, mit weiterem Glück Mi oder Do fertig zum Weiterfahren... Ich beschäftige mich mit den Hunden, im Garten traut sich kaum noch ein Unkrautblättchen an die Oberfläche, Spazierengehen am und im Fluß ist sehr schön, viele kleine Fische im klaren Wasser...

Samstag, 17.8.2002
Nichts Neues, die Post hat hierzulande langes Wochenende...Schnorcheln zwischen den kleinen Fischen im Fluß. Die sind so zutraulich, daß man sie fast greifen könnte. Französisch lernen, Blues auf der Harp üben (klingt schon ganz richtig bluesig) in Ermangelung eines Klaviers...die Tage gleiten so dahin...

Sonntag, 18.8.2002
Fast aus Versehen haben wir heute eine lange Bergwanderung gemacht. Wir waren unseren üblichen Weg zum Mailen gegangen und überlegten dabei, ob wir jenseits des Flusses wohl einen Weg durch die Berge finden würden... Die Antwort ist : ja, wir haben einen gefunden und waren so ca drei Stunden unterwegs in der Mittagshitze. Als wir endlich am Fluß wieder ankamen, war die Freude darüber, einfach nur den Kopf ins Wasser stecken zu können, riesig. Dafür allein hat sich der Weg gelohnt! Schöne Landschaft und nette Kleinigkeiten wie viele Eidechsen und ein Wiedehopf vor uns auf dem Weg rundeten das Bild ab: sozusagen ein schöner Sonntagsspaziergang.

Montag, 19.8.2002
Trotz zweimaligen Hinfahrens hatte die Post heute noch kein Weihnachtspaket für uns. Stattdessen brachte Thomas mir ein Weihnachtsgeschenk in Form einer neuen Stahlflexbremsleitung mit, die er in Teotonio bekommen konnte. E gab dort Bremsleitung als Meterware, wird nur abgeschnitten und mit Verschraubungen versehen. Nun bremst PJ wieder richtig gut, toll!
Mein Tag ging dahin mit Garten bewässern, Bohnen ernten, im Fluß baden und lauter so wichtigen Dingen.

Dienstag, 20.8.2002
Paket angekommen!
Nu geht's rund, die Ersatzteile sind da, scheinbar vollzählig, dann kann es ja weitergehen! Thomas hat schon angefangen, Zahnräder und Lager auszutauschen, morgen geht's dann richtig los.

Mittwoch, 21.8.2002 - Zusammenbautag..
Abends: Der Motor ist schon wieder eingebaut, morgen Funtionstest. Keine größeren Schwierigkeiten. PJ und ich haben unterdessen eine Einkaufstour nach Aljezur unternommen. Leider hatte das Internetcafe ohne Angabe von Gründen geschlossen, ansonsten freue ich mich über die gut funktionierende Vorderbremse, die allerdings etwas unter Inkontinenz leidet, es feuchtet an der unteren Verschraubung. Muß also noch reklamiert werden.

Donnerstag, 22.8.2002
Probefahrt
Foster läuft, alles wird gut! Der größte Teil des Tages verging noch mit Zusammenbau, gegen Abend haben wir dann eine Probefahrt nach Monchique unternommen. Außer, daß die frischgeölten Luftfilter für etwas Luftnot sorgen, passierte nichts Besorgniserregendes, d.h. es kann eigentlich weitergehen! Damit die Bäume nicht in den Himmel wachsen, gab's aber auch schon wieder einen Dämpfer: die Post zickt 'rum, will unsere Reifen nicht transportieren, von denen wir dachten, wir könnten sie morgen hier in Empfang nehmen. Sie sind also immer noch in Deutschland und wir müssen jetzt wieder neu überlegen, wie sie wohin transferiert werden können. Morgen....

Freitag, 23.8.2002
bedeckter Himmel heute
Die Drähte laufen heiß, wir versuchen, den Reifentransport über den ADAC zu organisieren. Vielleicht kriegen die was hin, so daß wir das teure Gummi in Dakhla (Marokko) abholen können. Spätestens dort brauchen wir die Geländereifen, denn da startet der Konvoi nach Mauretanien und es ist mit Sand zu rechnen...
Thomas bastelt noch an der Vergasereinstellung, ich treffe Vorbereitungen fürs Losfahren, das wir für morgen einplanen. Heute noch eine zweite Probefahrt und nochmal zum Moppedfritzen in Sao Teotonio, damit er mir die Bremsleitung dichtet.
Abends: Nette Tour nach Teotonio und Aljezur. Moppedfritze hatte keine Lust auf Aktion, hat die untere Verschraubung fester angezogen, mit den Schultern gezuckt und uns nach Hause geschickt. Wenn's immer noch leckt, morgen noch mal wiederkommen... Also haben wir uns gedacht, wir machen's lieber selbst, da weiß man, was man hat. In Aljezur zum Internetcafe, die Verbindung war heute so schlecht, daß wir manchmal fünf Minuten warten mußten, bis eine Seite geladen war. So hatten wir nach einer Stunde leider längst nicht alles geschafft, was anlag.
Ganz spät abends: Wir haben mit Dieter und Christel zum Abschied drei Flaschen Rotwein leergesüffelt und Geschichten au dem Leben erzählt, das war sehr nett und unterhaltsam und nun sind wir alle etwas angedüst und müde (wenn man sonst meistens mit den Hühnern zu Bett geht...).

Samstag, 24.8.2002 - Barragem de Arade
Eigentlich wollten wir ja schon mittags los, aber es gab noch soviel zu tüddeln, daß es doch schon später Nachmittag war, als wir endlich unseren tränenreichen Abschied von unseren lieben Gastgebern nahmen. Erstmal ging's nach Portimao, wo wir noch einige Einkäufe zu erledigen hatten. Und dann brachte ein viele Kilometer langer Stau unsere Zeitplanung durcheinander, so daß es plötzlich dunkel war und wir noch keinen Schlafplatz gefunden hatten. Das ist doof, denn im Dunkeln ist es schwer, was zu suchen für die Nacht. Also versuchten wir, eine Pension zu finden, was auch gelang. Leider war aber unter 50 € nichts zu bekommen und daher haben wir lieber weitergesucht und auch gefunden: ein ziemlich augetrockneter Stausee mit brauchbarer Fläche für unser Zelt, schön ruhig... bis ein paar Jungs in unserer Nähe eine Technoparty starteten bis zum frühen Morgen.

Sonntag, 25.8.2002 - Irgendwo nahe Villa Blanca (Spanien)
Erstaunlicherweise haben wir trotzdem recht gut geschlafen (das waren sicher die Nachwirkungen des Besäufnisses vom letzten Abend). Morgens war gleich wieder der Bär los, die Angler kamen in Scharen, um, weniger erfolgreich als begeistert, ihre Ruten ins Wasser zu werfen. Es stört sich aber niemand an unserer Anwesenheit als wilde Camper und so stören wir uns auch nicht an Anglern oder Technofreunden.
Den Tag haben wir heute endlich mal wieder hauptsächlich fahrend verbracht. Schöne hügelige bis bergige Straßen, meditative Kurvenstrecken, angenehmes Wetter und allseits gute Laune. Ein richtig schöner Sonntag. Gegen Abend wollten wir einen Grenzübergang nach Spanien suchen, es sah auf der Karte so aus, als müsse es am Guadiana, dem wir an seinen recht trockenen Anfängen vor ein paar Wochen schon 'mal begegnet sind, einen Übergang nach Spanien geben. Aber Pustekuchen, man hat dort zwar einen schönen Blick nach "drüben", aber es wurde bislang versäumt, eine Brücke zu bauen. Daher blieb uns nichts anderes übrig, als dem Fluß Richtung Süden zu folgen (was bei genauerer Betrachtung auch sehr schön war) und die große Brücke bei Villa Real zu überqueren. Also, Spanien hat uns wieder und wir fanden auch ein nettes Plätzchen in der Pampa (zwei Kilometer Feldweg machen mir ja nichts mehr aus...), wo es nun auch nur noch Aufbauen und ab zu Bett heißt. Den tollen roten Sonnenuntergang gab's kostenlos dazu..

Montag, 26.8.2002 - Sevilla
Morgens gabs eine fiese Überrachung für mich, als Thomas meinte, einen anderen Weg probieren zu müssen für den Rückweg zur Straße. Eine höchst unangenehme Holperstrecke, schmal und mit total fiesen Senken, durch die mich nur die Unmöglichkeit zum Kehren getrieben hat mit schlotternden Knien und laut fluchend. So wackelig die ganze Fuhre, schnell geht nicht auf so einem Weg, langsam ist keine Stabilität zu finden! Wie durch ein Wunder kam ich doch heil an der Straße an und in Zukunft werde ich morgens immer schön den gleichen Weg zurück fahren, den ich schon kenne, morgens bin ich für solche Überraschungen noch nicht geeignet.
Genug gejammert, ist ja nichts passiert. Weiter im Text: Autobahn nach Sevilla, darüber gibt's nicht viel zu erzählen. Dort angekommen, fanden wir schnell ein freundliches Hostal zu annehmbarem Preis, leider ohne eigene Garage. Dafür mit einem bewachten Parkhaus in der Nähe, wo unsere Jungs nun, direkt gegenüber der Aufsicht, für nur unwesentlich weniger Geld als wir die Nacht verbringen dürfen. Erst hatten wir überlegt, sie draußen zusammenzuschließen, davon wurde uns aber abgeraten: zu viele nächtliche Räuber. Nachdem nun alles gut gesichert war, haben wir einen richtigen Stadtbummel gemacht, einige Einkäufe getätigt und anschließend lecker Paella gefuttert. Leider war die Kathedrale schon geschlossen, vielleicht gibt es morgen noch mal eine Möglichkeit, hinein zu schauen, von außen jedenfalls ein gewaltiges Gebäude. Drum herum Fiaker auf der Suche nach Kundschaft und viel Trubel natürlich, Touris aus aller Herren Länder, wir mitten drin, zum Abgewöhnen sozusagen...
Nun ist es Abend geworden und wir machen uns noch mal auf die Socken, um uns zur Vollendung des Tages auf der Bar- und Flamencomeile am Rio Guadalquivir noch einen Drink zu genehmigen. Der nette Mensch an der Rezeption unseres Hostales hat es uns so empfohlen, schaunwerma!

Dienstag, 27.8.2002
Nach einem schönen Spaziergang durchs abendliche Sevilla, vorbei an Straßencafes mit Flamencogitarren, schönen alten Häusern und der großen Stierkampfarena fielen wir gestern abend totmüde ins " richtige" Bett, aus dem wir uns auch erst um zehn wieder rausbemühen mochten. Dann kam allerdings etwas Hektik auf, weil wir das Zimmer bis 12 Uhr räumen sollten und noch allerhand vorher zu erledigen war. Telefonate und Mails wegen des Reifentransportes, der nun wohl reibungslos funktionieren sollte ( mit ADAC nach Agadir), Frühstück und noch mal eine ausgiebige Dusche ( wer weiß, wann sich die nächste Möglichkeit bietet...), alles wieder verpacken, Moppeds aus dem Parkhaus holen und beladen, puh! Volles Programm am frühen Morgen... Und dann gings wieder in die Stadt, zur Bank, die großen Dollarscheine einwechseln in kleine Scheine (hat nicht geklappt) und zum Krankenhaus, ne Ultraschalluntersuchung anleiern (hat geklappt, alles ok).
Und dann in einem weiten Bogen nochmal durch ganz Sevilla (die Kathedrale hatte inzwischen schon wieder zu!) und im Vorbeifahren all die prächtigen Bauten mit dem Blick gestriffen. Eigentlich schade, in dieser Stadt könnte ich mich bestimmt eine Woche zum Anschauen aufhalten, aber es muß ja nun langsam mal weiter gehen. Also verließen wir Sevilla in Richtung Süden, über Utrera ( Futter einkaufen) Richtung Ronda, dann einen Schlenker Richtung Cadiz, wo wir am Stausee "Pantano de Borno" übernachten wollten. Der Stausee erwies sich leider als brackiger Restsee mit verdreckter Kuhweide und Fischen, die am Ufer scheinbar nach Luft schnappten, dazu mit einem Pumpenmotor in der Nähe, der bis spätabends und wieder ab Sonnenaufgang Lärm machte, aber das hielt uns nicht davon ab, eine angenehme Nachtruhe dort zu verbringen - man gewöhnt sich manche Ansprüche langsam ab.
voriges Tagebuch Afrika August 2002 (2 von 9): nächstes Tagebuch
copyright Globusbiker