Reiseberichte


Australien
 
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Donnerstag, 22.04. - Sydney
Mick hat heute frei und will uns ausführen! Er hatte sich überlegt, mit uns zum Koalapark zu fahren, um uns eine Einführung in die australische Tierwelt zu geben. Mit seinem schnellen blauen Auto fuhren wir dorthin, für meine Begriffe ein bisschen zu schnell. Angekommen konnten wir dann in etwas zu kleinen Gehegen gelangweilte Exemplare verschiedener Sorten Kängurus und anderer Beuteltiere betrachten. Viele von ihnen, wie z.B. die Koalas, sind nachtaktive Wesen und wollten eigentlich am Vormittag nur ihre Ruhe haben. Eine Tierpflegerin erzählte am Koalagehege etwas über das Leben ihrer Schützlinge und trug, zum Abschluss ihres Vortrages, einen schläfrigen Koala zum Anfassen herbei. Sie setzte ihn auf die hölzerne Umfriedung des Geheges und lud dazu ein, in einer Reihe anzutreten, um dem Tier über den Rücken zu streichen. Die Mitglieder einer japanischen Reisegruppe ließen sich nacheinander mit dem müden Tierchen ablichten, das mit geschlossenen Augen zusammengesunken auf dem Zaun hockte und alles mit sich geschehen ließ.
In einem etwas größeren Gehege wohnte ein kleines Rudel Dingos (die australischen Wildhunde). Auch sie waren müde und gelangweilt, doch als eine freilaufende Gruppe Perlhühner in die Nähe kam, wurden sie blitzschnell wach und hätten die kleinen Leckerlis zu gerne vernascht, doch da war der blöde Zaun dazwischen!
Auch die australische Vogelwelt war in dem Park vertreten durch einige Kakadus, ganz schwarze und auch weiße mit gelben Hauben, die ihre Köpfe durch das Gitter steckten und sich streicheln ließen. Eine besondere Attraktion waren die Rainbow-Lorikeets - mittelgroße Sittiche in solch einer Farbpracht, wie ich sie noch nicht gesehen hatte. Mick sagte, sie ständen unter strengem Artenschutz.
Die grauen Känguruhs, die träge unter hohen Eukalyptusbäumen auf staubigem Boden lagen, konnte man direkt in ihrem Gehege besuchen und sie mit speziellem Futter beglücken, das sie einem vorsichtig mit ihren beweglichen Lippen aus der Hand nahmen. Eines der Muttertiere hatte ein halberwachsenes Jungtier im Beutel: lange Beine ragten aus ihrer Bauchtasche. Recht bequem haben es die Känguruhkinder...
Freitag, 23.04. - Sydney
Wir sind jetzt stolze Besitzer einer Wochenkarte (41D/Nase) für alle öffentlichen Verkehrsmittel der Stadt samt Umgebung. Damit machten wir uns auf den Weg nach Manly. Manly liegt am äußersten Ende des Sydney Harbours und ist über eine Fähre zu erreichen, von der aus man einen prima Ausblick auf die Stadt und die Umgebung hat. 45 Minuten braucht die Fähre für die Tour über das blaue Wasser, wir standen am Heck und genossen die Fahrt in der Sonne. Viele Boote sind ständig auf dem Harbour unterwegs, außer verschiedenen Fähren viele Segelboote und einige große Jetboote, deren Fahrer es darauf anlegen, ihre Passagiere mit wilden Manövern zum Juchzen zu bringen. Wir fuhren an dem berühmten Opernhaus und der Harbour Bridge, dem Kleiderbügel, wie sie liebevoll von den Sydneyern genannt wird, vorbei und schauten zu, wie beides immer kleiner wurde und schließlich mit der Skyline der Hochhäuser veschmolz. In Manly angekommen, schlenderten wir durch die Fußgängerzone zum gut besuchten Pazifikstrand. Goldgelber Sand, klares warmes Wasser, schöne und weniger schöne Menschen in Urlaubslaune, Sonnenschein. Eine Promenade führt am Strand entlang und dann auf die Klippen hinauf, wo sie als schmaler Wanderpfad weiter zum North Head National Park verläuft. Wir folgten dem Weg durch dichte Vegetation, standen plötzlich auf einer steilen Klippe, dann wieder urwüchsiger Busch. Riesige Netze waren über den Büschen ausgespannt, in der Mitte jeweils eine langbeinige Spinne von ca 5-6cm Größe. Wir passten gut auf, bloß nicht in so ein Netz hinein zu laufen. Wer weiß, ob diese Spinnen giftig sind... In Australien ist ja wohl so ziemlich alles giftig...
Am Zielpunkt unserer Wanderung standen wir an einem alten Friedhof, eingezäunt und verwildert, aus der Zeit, als hier eine große Quarantänestation alle ankommenden Reisenden auf ansteckende Krankheiten untersuchte. Hinter den steinernen Kreuzen das Wasser des Hafens und in der Fene die Silhouette der Stadt im Dunst des sonnigen Nachmittages. Mit Glück erwischten wir den letzten Bus, der vom North Head zurück zum Fähranleger fuhr. Bevor der Busfahrer losfuhr, auch hier wieder ein gemütlicher Schnack über das schöne Wetter und die Temperatur des Meerwassers, sehr angenehm!
Bei Sonnenuntergang standen wir wieder an Bord der Fähre und schipperten zurück nach Sydney . Sehr schön, die Stadt vor dem Abendhimmel, dessen leuchtendes Orange allmählich ins Blau versank, während in den Wolkenkratzern der City die Lichter angingen. Die schwarzen Umrisse der Harbour-Bridge, die von außen sparsam beleuchtete Oper und überall pulst das Leben der Reichen und Schönen. Wieder an Land hatten wir noch den Weg zum Busbahnhof vor uns und begegneten Tausenden von gutgekleideten, meist jüngeren Menschen. Auf dem Weg in den Feierabend oder zu wichtigen Geschäftsessen? Wir gehörten nicht dazu, in unseren abgeschnittenen Jeans-shorts und Wanderstiefeln... Stattdessen hatten wir die Muße, einem Straßenmusiker zuzuhören, der zur Begleitung aus der Konserve die abendliche Einkaufsstraße "Martin Place" mit spanischen Gitarrenklängen füllte. Unseren Bus und auch die richtige Haltestelle zum Aussteigen fanden wir ohne Probleme und kamen hungrig von unserem ersten Ausflug zu Mick zurück, der sich interessiert nach unseren Abenteuern erkundigte.
Sonnabend, 24.04 - Sydney
Nach dem Frühstück fuhren wir gleich wieder in die Stadt. Heute ohne genaue Pläne, "einfach treiben lassen" war uns Plan genug. Mick setzte uns an einer S-Bahnstation ab, wir fuhren bis zur Brücke, die wir zu Fuß überqueren wollten. Unter den gemauerten Brückenbögen gleich ein Flohmarkt, an dem wir nicht vorbeigehen konnten. Eine kleine Band spielte "Girl of Ipanema", verkauft wurde von Hüten bis handgearbeiteten Teddybären so ziemlich alles, es roch appetitanregend nach allerlei Gebratenem - allein hier hätte ich den ganzen Tag vertrödeln können...
Über die Brücke führt ein hoch eingezäunter Weg, Wachmänner passen zusätzlich auf, dass niemandem etwas passiert, fotografieren kann man nur durch die Maschen des Zaunes. Eine besondere Attraktion ist das Beklettern des "Kleiderbügels". Für ca 150 Dollar kann man an geführten Touren zum höchsten Punkt (134m!) der 1932 fertiggestellten Brücke, die die Nord-City mit der Süd-City verbindet, teilnehmen, kleine Treppchen führen an der Stahlkonstruktion empor. So weit ich weiß, wird man dort oben mit Seilen und Haken gesichert... Sehr beliebt ist es, zum Sonnenuntergang dort oben zu stehen und über die Stadt zu schauen, aber auch am Tage sieht man winzig kleine Figürchen auf dem gewaltigen Stahlbogen entlangkrabbeln. Huah, mir müsste jemand ziemlich viel Geld geben, um mich dort hin zu bekommen! Mehr Informationen zur Brücke bei Wikipedia: Harbour Bridge
Verlässt man die Brücke dann im Süden, kommt man in den Stadtteil "The Rocks", wo sich ein Großteil des touristischen Lebens tummelt. Kneipen, Souvenirs, ein ständiger Markt, der sich durch mehrere Straßen zieht und wo man alles kaufen kann, was sich für typisch australisch hält: Edelsteine, stöfferne Koalabären, Didgeridoos, Känguruhlederhüte und vieles mehr. Das Ganze untermalt von internationaler Straßenmusik, die an allen Ecken spielt. Mit einem gut gefüllten Portemonnaie kann man es sich hier gutgehen lassen!
Wir beschränken uns aufs Fotografieren, schnuppern und schauen uns satt und spazieren weiter zum Circular-Quay. Von hier aus startet der Fährverkehr, eine Bahnstation verbindet Land- und Wasserverkehr, die Oper ist nur ein paar Minuten Fußweg entfernt, die Hochfinanz thront in gläseren Türmen.
In dem Ambiente von ständig an- und abfahrenden Schiffen kann man stundenlang sitzen und "Leute gucken": Tausende von interessanten Menschen aus allen Ländern, besonders auffällig für mich die vielen Inder in bunter Kleidung und zartgebauten Asiaten aus China, Japan, Singapur, gehen vorbei, bleiben bei den Straßenkünstlern stehen, kaufen Fährtickets, schlecken Eis.
Am späteren Nachmittag braute sich am westlichen Himmel ein dunkles Gewölk zusammen, das hinter den hellen Flächen des Opernhauses sehr dramatisch wirkte. Es fing an zu tröpfeln, als wir uns auf den Heimweg machten, doch das erwartete Unwetter blieb aus.
Sonntag,25.04. - Sydney
Heute ist Anzac-Day, an dem die Verdienste der vereinigten Truppen von Australien und Neuseeland in den verschiedenen Kriegen der jüngeren Vergangenheit gefeiert werden(Wikipedia-Anzac Day). Die Zeremonien beginnen zu nachtschlafener Zeit mit einem "Dämmerungs-Gottesdienst", dem dann eine Parade der Veteranen folgt. Wir sind ja beide nicht so begeisterte Anhänger des Kriegskultes, aber es wäre sicher trotzdem interessant, sich die Parade anzuschauen. Besonders, weil in der Geschichte Australiens der Anzac-Day eine der wenigen Gelegenheiten des Jahres war, an denen das lokale Glücksspiel, das "Two Up", bei dem zwei Münzen geworfen werden, nicht verboten war. So ist wohl der interessanteste Teil dieses Tages der des Trinkens und Spielens. Gegen Ende des Tages kann man sicher lustige Bilder machen...
Doch ich bin heute nicht so scharf auf aushäusige Unternehmungen, denn ich habe mich wohl mal wieder im Flieger irgendwo angesteckt und fühle mich krank. Morgens passte mir daher das graue und regnerische Wetter ganz gut in den Kram.
Montag, 26.04. - Sydney
Heute ist der Tag, an dem hoffentlich das Schiff mit unseren Bikes den Hafen von Lyttleton verlassen hat...
Wir waren gestern nicht mehr unterwegs, haben den Tag lesend und Tee trinkend im Haus zugebracht. Das hat meinem Wohlbefinden gut getan: es geht mir heute wieder gut. Auch das Wetter ist wieder sonnig, wenn auch etwas kühler als die Tage zuvor.
Da wir mit Mick verabredet haben, heute ein gemeinsames Essen zu kochen, gingen wir in der näheren Umgebung einkaufen. Es gibt viele kleine Einkaufsgegenden in Sydney, meist mit kleinen Läden, die von Chinesen oder Japanern betrieben werden. Auf der Suche nach einem Obst- und Gemüseladen entdeckten wir ein parkartiges Gelände, mit fast urwaldartiger Vegetation, durch die schmale Wege führen. Eine schöne Oase in der lauten Stadt. Das finden scheinbar auch die Vögel, die dort zahlreich in den Bäumen vertreten sind und wegen ihres lauten Geschreies nicht zu überhören sind: Kakadus, die schönen Rainbow-Lorikeets, Magpies und andere, die ich noch nicht kenne.
Im Gemüselädchen deckten wir uns mit "rabbit food", wie Mick unsere gemüselastige Ernährung nennt, ein. Im Supermarkt ist das Gemüse deutlich teurer, wenn es auch hier immer noch nicht als billig bezeichnet werden kann.
Nun warten wir, dass Mick vom Golfen zurück kommt und dann wird gekocht, heute mal nicht nur vegetarisch und meine Reißzähne freuen sich auf ein Stück Lammbraten!
Australien April 2010 (Weltreise Tagebuch 98) nächstes Tagebuch
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