Reiseberichte


Australien
 
Australien Mai 2010 (Weltreise Tagebuch 100) nächstes Tagebuch
Sonnabend, 08.05. - immer noch in Sydney
Um Richards Ankunft in Australien die gebührende Ehre zu erweisen, standen wir alle Drei früh um sechs Uhr auf und fuhren zum Flugplatz, um ihn abzuholen. Als er schließlich in seinem 1.Klasse-Dress herauskam, war die allseitige Freude groß! Wir verstauten sein Gepäck und fuhren in die Stadt, wo Mick gleich eine größere Sightseeingtour machte. Richard konnte sich gar nicht genug darüber freuen, dass er tatsächlich in Australien war und fotografierte fleißig drauf los. Auf dem Heimweg gingen wir einkaufen für die gemeinsamen Tage. Mick besorgte riesige Steaks und Lammfleisch, ich war wieder für das Gemüse zuständig, das ihm nicht so wichtig ist. Ohne Richard lange Gelegenheit zu geben, nach seinem 14-stündigen Flug müde zu werden, steckte Mick uns mittags wieder ins Auto und fuhr außerhalb der Stadt zum Featherdale-Wildlifepark, den er selbst auch noch nicht kannte. Viel mehr Tierarten als im Koalapark, den wir neulich besucht haben, sind dort in Gefangenschaft vertreten. Besonders viele einheimische Vogelarten konnten wir dort anschauen, von kleinen bunten Finken über viele verschiedene Papageienarten bis hin zu riesigen Adlern und großen Eulen. Leider waren die Gitter um die Volieren so engmaschig, dass kaum ein gutes Foto möglich war.. Bei den Dingos war gerade Fütterzeit und während die schwangere Hündin und ihr Partner sich über ein paar Hasenohren hermachten, erzählte der zuständige Tierpfleger über das Leben der Dingos in freier Wildbahn. Gleich neben den Dingos informierten wir uns in einem abgedunkelten Pavillon über viele verschiedene Schlangenarten, wobei etliche der zwanzig giftigsten Sorten weltweit hier in Australien zuhause sind, allen voran der berüchtigte Taipan. Diese potenziell todbringenden Reptilien lagen träge aufgerollt in ihren Terrarien am Boden oder hingen in Astgabeln und waren vollauf damit beschäftigt, harmlos auszusehen. Wir versuchten, uns die Bilder einzuprägen, damit wir sie dann, eines Tages im Outback, wahrnehmen und uns entsprechend verhalten können. Ein anderes gefährliches Mitglied der australischen Tierwelt zog die Aufmerksamkeit vieler Besucher auf sich und ließ sich, regungslos mit offenem Maul, fotografieren: ein großer, etwa 5 m langer "Saltie", wie die Aussies die Salzwasserkrokodile (zur Unterscheidung von den "Freshies", den im Süßwasser lebenden weniger gefährlichen Reptilien) nennen! Sicher hinter einem kräftigen Zaun stehend kann man sich ja noch wohlig gruseln, aber auf ein Treffen in freier Natur mit einem dieser Kolosse, die sehr angriffslustig sein sollen und auch Menschenfleisch auf ihrem Speisezettel nicht verschmähen, kann ich gut verzichten. Insgesamt also ein sehr lohnender Besuch und, wenn man davon absieht, dass all diese Tiere zu wenig Platz haben, um sich artgemäß zu bewegen, scheint man sich gut um sie zu kümmern. Eine große Anzahl von Tierpflegern war ständig mit irgendwelchen Fütterungen oder kleinen Vorträgen beschäftigt, jemand schleppte einen jungen Koala zum Koala-Kindergarten oder zum Fototermin mit Besuchern, es wurde geharkt, geputzt und aufgepasst, dass die Tiere nicht zu sehr belästigt wurden. Als wir schließlich wieder zuhause waren, merkte Richard erst, wie müde er war und schlief vor laufendem Fernseher prompt ein.
Sonntag, 09.05.
Mit Micks Auto waren wir heute in den Blue Mountains, der Bergkette westlich von Sydney, die das Land in verschiedene Klimazonen teilt. Der Name der Berge, die kaum höher sind als 1000 Meter, kommt von dem ständigen leichten Dunst, der sie aus der Entfernung bläulich erscheinen lässt und der, wie es heißt, durch die ätherischen Öle der Eukalytuswälder hervorgerufen wird. Die Wälder stehen auf Sandstein, wie alles hier und an manchen Stellen schaut der Sandstein in mehr oder weniger spannenden Formationen aus seinem grünen Pelz heraus. Ein sehr beliebtes Ausflugsziel sind die "Three Sisters", hohe Sandsteinsäulen, die wie Geschwister nebeneinander stehen und mich an ähnliche Gebilde im Elbsandsteingebirge erinnerten. Busladungen voller Besucher werden zu einer großen Aussichtsplattform gekarrt, von wo dann jeder sein Foto: "Ich und die Felsen" mit nach Hause nimmt. Gut für den alten Didgeridoo-Spieler, der dort von allen Touristen bewundert wird. Bei den Japanern ist das Foto: "Ich und der typische Aborigine mit seinem Blasinstrument und/oder Boomerang" sehr beliebt und sie zahlen dafür. Dafür lächelt der alte Mann freundlich und posiert unzählige Male, während es in seinem Sammelkorb fleißig klimpert. Aber nicht nur solche Plätze suchten wir auf: Paul, ein Freund von Mick (im letzten Jahr mit Mick in USA gereist und auch mit Richard bekannt) wohnt in den Blue Mountains und traf uns, begleitet von seinen zwei netten Kids Jessie (Junge,10 J.) und McKenna (Mädchen,8 J.) unterwegs, um uns ein paar etwas exclusivere Plätze zu zeigen. Dort standen wir dann fast allein auf hohen senkrecht abfallenden Kliffs mit Blick auf schmale, in allen Regenbogenfarben leuchtende Wasserfälle und schnupperten den unverfälschten würzigen Eukalyptusduft der unter uns liegenden Wälder. Der eigentliche Zweck unseres Ausfluges war, dass Richard von Paul ein Motorrad leihen darf und wir dieses abholen sollten. So geleitete Paul uns zu seinem schönen Haus in einer kleinen Neubausiedlung am Wald und fütterte uns dort mit selbstgemachten, wurstgefüllten, Blätterteigtaschen. Für Richard war die Rückfahrt eine Herausforderung: auf einem fremden Bike im ungeübten Linksverkehr hinter dem flott fahrenden Mick zurück nach Sydney. Er ging trotzdem nicht verloren und alle kamen heil an.
Montag, 10.05.
Ich werde schon langsam zum "local"! Während Thomas zum ewigen Schrauben in die düstere Garage musste, hatte ich die ehrenvolle Aufgabe, unserem Gast einige Sehenswürdigkeiten der Stadt zu zeigen und fuhr mit ihm nach Manly. Wie gehabt mit der Fähre. In Manly spazierten wir am Strand entlang, plantschten mit den Füßen im Wasser herum und futterten unsere mitgebrachten Sandwiches mit Meeresblick. Ein neugieriger Magpie bekam auch was ab. Die australischen Vögel sind allesamt recht zutraulich... Zurück in der City führte ich Richard in den botanischen Garten. Da ich weiß, wie er sich für alles, was fliegt oder krabbelt, begeistern kann, zeigte ich ihm die Schlafbäume der Fliegenden Füchse und brachte ihn zu den Kakadus, die gerade in großer Horde am Grasen waren. Bald saß er glücklich im Gras, ein Kakadu spazierte auf seinem Arm herum, einer knabberte an seinen Schuhen... Nach Vollendung der Sightseeing-Runde, vorbei an der Kathedrale und dem QVB erwischten wir wieder mal minutengenau den richtigen Bus nach Hause (Richard wunderte sich, wie ich das immer abzupassen wusste, dabei war es der pure Zufall.. nicht weitersagen!).
Dienstag, 11.05.
Mick und Richard waren heute den ganzen Tag auf den Motorrädern unterwegs. Thomas schraubte, ich war antriebslos und haderte mit unserem langen Aufenthalt in der Stadt. Ich will was von Australien sehen und nicht hier rumhängen!! Bis zum Abend hatte Thomas endlich einen (vielleicht den?) Fehler in Fosters Motor gefunden. Ein Kipphebel im vorderen Zylinderkopf ist mehrere Millimeter abgeschabt und kann daher das Auslassventil nicht mehr richtig steuern. Der Grund für die starke Abnutzung scheint eine nicht ausreichende Schmierung an der Nockenwelle zu sein, doch warum kommt kein Öl an? Aus der zuständigen Steigleitung kommt nichts raus... Ob sie verstopft ist?
Mittwoch, 12.05.
Bei der weiteren Suche nach dem Grund für die fehlende Ölzufuhr im Zylinderkopf fand Thomas nun heraus, dass das ganze Problem scheinbar durch eine verkehrte Dichtung im Zylinderfuß hervorgerufen worden ist. Diese Dichtung gehört wohl zu einem anderen Baujahr und es fehlt ein kleines Loch, durch das das Öl nach oben fließen können sollte. Kein Loch, kein Ölfluss. Das bedeutet, dass beide Zylinderköpfe seit den Motorarbeiten in Benicia trocken gelaufen sind! Seit 4000 km! Erstaunlich, dass da nicht mehr kaputtgegangen ist! Nachdem Thomas die Dichtungen durchgestanzt und alles so weit wieder zusammengebaut hatte, kam dort, wo es vorher trocken gewesen war, ein dicker Ölschwall heraus. Das sollte es wohl gewesen sein... Natürlich sind wir damit noch nicht wieder auf der Straße, denn mindestens der kaputte Kipphebel muss erst getauscht werden. Der lokale Hondahändler sagt: 2-3 Wochen Lieferzeit aus Japan... In Deutschland gibt es genug Teile, aber die müssen dann hergeschickt werden...
Donnerstag, 13.05.
Raus aus der Stadt, wenn auch nur für einen halben Tag! Mick plant gut für uns und hatte für heute eine Motorradtour in den Royal National Park südlich der Stadt vorgeschlagen. Seine Bekannte Joanne (die mit den Kayaks) kam morgens zu uns, um bei Mick als Sozia mitzufahren. Richard hat noch das von Paul geliehene Motorrad, ich konnte Jolly endlich mal richtig bewegen und Thomas blieb leise seufzend zurück, um Foster weiter zum Laufen zu bringen. Eine Dreiviertelstunde brauchten wir auf der vollen und stressigen Stadtautobahn, um von Micks Wohnung bis zum südlichen Ende des Stadtgebietes zu fahren. Dann bogen wir von dem Hauptverkehrsstrom ab und waren sofort im Nationalpark. Eukalyptuswald, bunte Vögel in den Bäumen, kaum noch Autos - ich atmete auf. Mick führte uns an eine gelb-sandige Bucht, wo das blaue Meer mit gewaltigen Wellen an zerklüftete verschiedenfarbige Sandsteinfelsen brandete. Gelbe, orange, braune, weiße, dunkelrote Sandschichten wurden im Laufe der Erdgeschichte hier zu bewegten Bildern verpresst, die nun von Wind und Wellen Stück für Stück freigelegt werden. Ich hätte dort erstmal bleiben können, aber Mick wollte uns noch mehr zeigen und scheuchte uns bald weiter (das ist der Nachteil an gemeinsamen Touren..). Entlang der Küste fuhren wir auf kurviger Straße südlich und stoppten an einigen Lookout-Punkten hoch über dem Meer. Von oben sahen die Wellen gar nicht so groß aus... Wir schauten nach Walen aus, doch die Saison beginnt eigentlich erst im nächsten Monat und wir konnten keine dunklen Rücken oder Blasfontänen erkennen. Und weiter. Mick und Richard sausten voraus, ich trödelte in meinem langsameren Tempo hinterher und verschaffte mir so die Zeit, um mich umzuschauen. Sie waren geduldig und warteten an den Abzweigungen auf mich. Am frühen Nachmittag hielten wir, hungrig geworden, an einem kleinen Restaurant. Die australischen Preise überraschen mich noch immer etwas: für eine Schale Blumenkohlsuppe mit einem Käsetoast als Beilage wurde ich 13 Dollar los.. Da Mick abends noch einen Termin an der Uni wahrnehmen wollte, brausten wir über die Autobahn wieder nach Sydney zurück. Am liebsten wäre ich weiter durch die menschen- und autoleere grüne Natur gefahren und nicht wieder in die laute Stadt hinein!
Australien Mai 2010 (Weltreise Tagebuch 100) nächstes Tagebuch
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