Reiseberichte


Australien
 
Australien Juli 2010 (Weltreise Tagebuch 106) nächstes Tagebuch
Donnerstag 01.07. - Proserpine
Auf meinem morgendlichen Strandspaziergang wunderte ich mich über die Millionen von kleinen Sandkügelchen, die die feuchte Sandfläche bedeckten, bis ich die kleinen Krabben entdeckte. Etwa drei bis vier Zentimeter groß und mit einem hellblauen runden Körper recht auffällig auf dem braunen Hintergrund flitzten sie in kleinen Scharen über den Sand. Ich wollte sie fotografieren, doch sobald ich in ihre Nähe kam, buddelten sie sich blitzschnell in den feuchten Untergrund ein und waren weg. Bis auf zwei Meter konnte ich mich schließlich an einige der kleinen Krabbler heranschleichen, um sie genauer zu betrachten, lustige Tierchen! Noch eine tierische Begegnung des Morgens: der nette Camphost fand in seinem Büro einen kleinen Python, der sich in der Nacht irgendwie darin verirrt hatte. Er schnappte ihn hinter dem Kopf und trug ihn hinaus, wo ich ihn fotografieren konnte. Schön gemustert und mit einem für Würgeschlangen typischen großen Maul, hing die ca 70cm lange Schlange beim Foto-Shooting von der sie haltenden Hand. Dann wurde sie in den Busch entlassen. Ja, wir halten unser Zelt immer schön geschlossen! Bis mittags saß Thomas am Rechner, dann fuhren wir über eine windige Ebene nach Proserpine, einer kleinen Stadt nur 40km weiter nördlich. Dort wollten wir unsere Mails checken und den in der letzten Nachtschicht fertiggestellten Newsletter auf die Reise bringen. In der örtlichen Bibliothek konnten wir das Internet nutzen, aber für die großen Dateien war die Verbindung zu schlecht, darum wurde es trotz stundenlanger Sitzung nichts mit dem Newsletter. Aber zum Weiterfahren war der Tag nun schon zu weit fortgeschritten, weshalb wir heute nochmal eine Nacht auf einem Caravan-Park zubringen müssen. Leisten können wir uns das eigentlich nicht, aber hier in der Feriengegend ist ein freier Platz nur schwer zu finden. Das wird besser, wenn wir in weniger bewohnte Gegenden kommen! Während Thomas unsere Übernachtung klar machte, wartete ich am Eingang des Parkes und lernte dort David kennen, einen Mann aus Melbourne, im Moment allein unterwegs nach Cairns, wo er seine Freundin treffen wird. Er fragte, wie viele Kilometer wir hinter uns hätten, rechnete mit einer Antwort wie: „300km..“ oder Ähnlichem und fiel aus allen Wolken, als ich sagte, dass wir etwa 70000km hinter uns hätten. Nun war sein Interesse geweckt und er kam bald, nachdem wir unser Zelt neben die Camp-Küche gebaut hatten, herüber. Ich bekam ein kaltes Bier von ihm und später kochten wir zusammen: ich kümmerte mich um Gemüse und Kartoffeln, er steuerte Lamb-Chops bei! Genau das Richtige für meine langen Reißzähne heute! Thomas bekam stattdessen zwei Spiegeleier, ebenfalls von David gestiftet und zubereitet. War das ein Festessen!
Freitag 02.07. - Wunjanga
Unser Zeltplatz war einem Freibad angeschlossen, geheizt auf ca 30 Grad... Da schwammen wir am frühen Morgen unter der grauen Wolkendecke unsere Runden. Das tat gut! Nach dem Packen klopften wir an die Türe eines großen Busses, der uns interessant erschien. Ungefähr in der Größe von Thomas` Bus zuhause. Eine junge Frau öffnete uns und hatte nichts dagegen einzuwenden, dass wir uns mal drinnen umschauen wollten. Sie lebt mit Mann und zwei Kindern, etwa 7+9 Jahre alt, seit drei Jahren in dem sehr schön ausgebauten Bus, in dem es an nichts fehlt. Sie fahren durchs Land und dort, wo der Mann, ein Fahrer aller schweren Maschinen, Arbeit bekommen kann, bleiben sie für ein paar Monate. Die Kinder werden von der Mutter unterrichtet, so brauchen sie nicht zu unterschiedlichen Schulen gehen (Home-Schooling scheint in Australien relativ verbreitet zu sein). Die Tochter zeigte mir ihren Privatraum: die untere Etage eines Doppelstockbettes, mit Bildern an der Wand, einem Vorhang als Tür und einem eigenen kleinen Fenster. Die Kids wirkten sehr zufrieden und ausgeglichen. Eine nette Begegnung. Und dann fuhren wir weiter die Küstenstraße hinauf, auf der der Verkehr allmählich dünner wird, je weiter wir kommen. Flachland mit einzelnen bewaldeten Hügeln, Buschland, tote Kängurus am Straßenrand. Internetpause in Bowen bei dem großen gelben M am Straßenrand. Gute Geschäftsidee, in diesem Land als Einziger eine kostenlose Internetverbindung anzubieten. Mindestens ein Kaffee oder auch mehr (die Verbindung ist langsam, so braucht man lange und wird nervös, was man gut mit Essen übertünchen kann) wird ja doch verzehrt, während man seine Mails checkt... 100km weiter bogen wir auf eine Schotterstraße ab, die uns, (Empfehlung des Camphostes in Midge Point) nach 15km Fahrt durch zur Zeit trocken liegendes Überschwemmungsgebiet auf einem freien Campingplatz am Meer absetzte. Ziemlich voll ist es hier, hauptsächlich wohl von angelnden Locals, doch ein Tischchen mit Zeltfläche daneben gab es für uns noch. Kaum von den Moppeds, textete uns ein freundlicher älterer Mann, gebürtiger Slowake, zu über all die schönen Plätze weiter nördlich, die wir unbedingt anschauen müssten... Der Strand unspektakulär, ein paar der Whitsunday- Inseln draußen im Dunst, viele hungrige Mücken. Unser Campnachbar lädt stundenlang seine Autobatterie mit einem laut rödelnden Generator auf. Insektenmittel, Ohrenstöpsel, Geduld...
Sonnabend 03.07. - unterwegs nach Townsville
Nach nächtlichem Regen morgens wieder trocken und sonnig. Die Generatoren schweigen. Weiter geht es immer noch durch Zuckerrohrfelder auf ebener Landschaft. In der Ferne einzelne Hügel, relativ dichter Verkehr. Wir sind mit unserer Durchschnittsgeschwindigkeit von 80km/h zu langsam und werden immer überholt. Da muss man gut aufpassen, denn den nötigen Sicherheitsabstand halten nicht alle ein. Homehill, ein nettes Straßenstädtchen, dann eine enorm lange Brücke über den Burdekinriver, der zur Zeit nur wenig Wasser führt, dann Ayr, die andere Hälfte der Ortschaft. Tourismus und Zuckerrohr scheinen hier gute Geschäfte zu sein. Wieder ist es ein klein bisschen wärmer geworden, jeden Tag etwas mehr. Nachts brauchen wir seit ein paar Tagen den Schlafsack nicht mehr zuzumachen und die Fleecejacken haben Pause. Nach 100km eine Tankstelle mit guten Facilities: natürlich Klos, aber auch kostenfreie (kalte) Duschen und ein Stellplatz für Caravans. Die Duschen nutzen wir, den Stellplatz brauchen wir nicht. So direkt an der Hauptstraße wohl nicht so toll und sowieso viel zu früh am Tag. Die Australier sorgen gut für ihre vielen Reisenden! Die vielen öffentlichen, immer kostenfreien, Toiletten sind immer sauber, haben Klopapier, Seife und meistens sogar Papierhandtücher vorrätig! Weiter nach Townsville. Mal schauen, ob wir einen Aldi-Laden mit Schwarzbrot finden: unser Vorrat ist am Ende... Kein Aldi, dafür eine Menge Verkehrswahnsinn in der drittgrößten Stadt in Queensland. Der letzte Schrei bei den jungen Kerlen sind sogenannte Utes und das sind Pickups auf PKW-Basis, meist in knalligen Farben und mit brüllend lauten Auspuffrohren zum Gesehen- und Gehörtwerden. Der Gasfuß sitzt sehr locker und selbst in der Parkgarage des Shoppingcenters kann auf den 20 Metern zwischen den Geschwindigkeitsbegrenzern nochmal ordentlich Lärm und Gestank produziert werden. Wie cool ist das denn!? Wir brauchen wieder ein paar Elektronik-Teile und müssen uns darum durch das Geschäftsgetümmel wühlen. Danach nichts wie raus aus der heißen, stickigen Stadt, einen der neu auf unserer Karte eingetragenen Plätze aufsuchen. Bluewater liegt etwa 30km nördlich von Townsville. Ein kleines Dorf, aber mit einem großen Park abseits der Straße, wo nun um 16 Uhr schon alles voller Caravans stand. Wir passten noch dazwischen und kamen schnell mit der Nachbarschaft ins Gespräch. Die Generatoren waren diesmal etwas weiter weg und leiser...
Sonntag 04.07. - Balgal-Beach
Beim Blick auf das Datum fällt mir ein, wie wir im letzten Jahr den amerikanischen Independence-Day mit unseren Freunden Sue und Fletcher aus Montana verbracht haben. Wir hatten uns zusammen diese lustige kleine 4th of July-Parade in dem hinterwäldlerischen Dörfchen Polebridge angeschaut... das war nett... Aber nun wieder nach Australien: Weit hat dieser Tag uns nicht gebracht: nur 30km sind wir gefahren, bevor wir das Zelt wieder aufstellten! Denn morgens (nach schon vielen netten Klönschnacks, von denen uns einer eine neue Bekanntschaft mit netten Leuten aus - und eine Besuchseinladung für - Tasmanien beschert hat) kam ein älterer Aussie mit einem fast ebenso alten, aber gut gepflegten Landrover angefahren und versorgte Thomas mit einer ganzen Ladung guter Reisetipps. Einer davon war dieser Campingplatz am Strand. Nur Zelte sind hier erlaubt, also gibt es auch keine Generatoren, ein großer Pluspunkt. Die wenigen Zelte stehen im Schatten unter Bäumen, die übliche Infrastruktur ist vorhanden, der breite Sandstrand ist eine Fundgrube an Muscheln und großen Abbruchstücken des großen Barrier-Reefs, die hier angespült wurden. Die Wolken lassen nur wenig Sonnenschein durch, aber es trotzdem angenehm warm. Endlich kann Thomas seinem Wunsch nach einem Nachmittag in der Hängematte nachkommen, ich trödele den Strand entlang und sammele Strandgut. Der Ozean ist warm, aber es schwimmt hier keiner: zu viele Gefahren lauern im Wasser, als da sind: giftige Quallen oder auch Crocs, wie die räuberischen Salzwasserkrokodile kurz genannt werden. Nee nee, das lassen wir lieber... Später kümmere ich mich mal wieder um unser Zelt, das ein Loch im Stangenführungstunnel hat. Thomas zieht los und besorgt Holz fürs abendliche Feuer.
Montag 05.07. - Balgal Beach
Wie man der Überschrift entnehmen kann, sind wir noch nicht weitergefahren, sondern genießen noch einen ruhigen Tag am Strand. Die Sonne ließ sich nur bis mittags blicken, danach wurde es zunehmend windig und kühl. Also mehr ein Tag zum Spazierengehen und im Zelt liegen und lesen. Meine Schätze an Muscheln, Schneckenhäusern und Korallenstücken häufen sich auf dem Tisch, Lagerfeuerholz liegt auch bereit. Sonst gibt es nicht viel zu tun. Abends liefern wir uns ein leidenschaftliches Kniffel-Match - Thomas gewinnt mit einem Punkt Vorsprung!
Dienstag 06.07. - Campground am Wallaman- Fall
Genug gefaulenzt, heute hatten wir beide wieder Lust zum Weiterfahren. Einige Streckentipps sind noch „abzuarbeiten“. Nach 10km Hauptstraße verließen wir diese darum wieder und folgten einem gewundenen Sträßchen in die Paluma-Range hinauf. Dort umfing uns gleich ein dichter tropischer Regenwald. Es roch nach feuchtem Waldboden, überall tropfte es. Bald waren wir in den Wolken angekommen und fuhren in dichtem Nebel. Den angekündigten Lookout in Paluma konnten wir uns somit sparen und fuhren gleich weiter nach Hidden Valley. So weit fährt sonst scheinbar kaum jemand, denn hier waren wir ganz allein auf der Straße. Bis dort reichte auch das schmale Teerband, ab Hidden Valley ging es auf Schotter weiter, der hier mal hellgelb, mal tiefdunkelrot gefärbt ist. Etwas „rough“, wie man hier sagt, aber gut zu fahren. In der Regenzeit möchte ich hier lieber nicht fahren müssen, denn dann ist der Matsch wahrscheinlich nicht zu bewältigen. Einen kleinen Eindruck von den Wassermengen, die hier zu erwarten wären, geben die vielen tiefeingeschnittenen Bachbetten, die wir kreuzen. Die Wolken sind etwas undicht, zeitweise nieselt es recht kräftig, doch als meine Jackenärmel der Feuchtigkeit nachgeben, hört es wieder auf. Im Bogen fahren wir nun nach Norden und treffen auf eine kleine Straße Richtung Ingham, geteert. In endlosen Kurven geht es wieder aus den Bergen in die Zuckertiefebene, wo die Sonne warm scheint und wo es riecht, wie in einer Zuckerrohrtüte (falls jemand den Geruch kennt...). 25km vor Ingham biegen wir wieder links ab, um uns in 37km Entfernung den höchsten Wasserfall Australiens anzuschauen. Also wieder in die Berge hinauf geschraubt, wieder einige Kilometer nasser Schotter, dann ein schöner Anblick auf das, über eine senkrechte Felswand 280m tief fallende Wasser. Im Sommer sicher noch beeindruckender, wenn der Fluss voller ist! Ein paar Minuten entfernt von dem Wasserfall gibt es einen stillen schönen Nationalparks-Campground, auf dem wir bleiben. Auch hier ist der Boden sehr nass, aber es scheint doch noch einmal die Sonne und die wird für einen Spaziergang genutzt. Ein schöner schmaler Track führt durch den Regenwald zu einer Stromschnelle mit anschließendem stillen Weiher, in dem es angeblich auch Platipusse geben soll. Wir sehen keine, aber der Weiher ist auch für sich allein schön.
Mittwoch 07.07. - Kurrimine Beach
In der Morgendämmerung gehe ich noch einmal zum Weiher und genieße die morgendliche Stimmung und die erwachenden Vogelstimmen des Waldes. Ein paar Schildkröten stecken ihre Köpfe aus dem dunklen Wasser und tauchen wieder ab. Dann machen wir uns wieder auf den Weg und fahren zum dringend nötigen Einkauf nach Ingham an die Küste, von wo wir mit gefüllter Küche und vollen Tanks erstmal auf dem Bruce-Highway weiterfahren. Zu viel Verkehr, für den wir immer zu langsam sind. Ein großer Truck mit Anhänger überholt mich trotz Gegenverkehr und drängt mich dabei fast von der Straße. EIn paar Kilometer weiter ein Hügel mit zweiter Spur für langsame Fahrzeuge. Der Truck schleicht den Berg hinauf, ich überhole ihn. Da hält der Fahrer seine Hand mit ausgestrecktem Mittelfinger aus dem Fenster! What the hell...? Erst schubst er mich fast von der Straße und dann beschimpft er mich auch noch?? Als ich ihn später wieder im Rückspiegel heranbrausen sehe, halte ich lieber an und lasse ihn vorbeiziehen. Man weiß ja nie, wozu Menschen fähig sind... In Cardwell stoppen wir für eine Mittagspause und kommen mit einem Mann ins Gespräch, der sich sehr für unsere „Packesel“ interessiert. Dem erzähle ich die Geschichte und er meint, dass die berufsmäßigen Truckfahrer sich oft aufregen über alle Fahrzeuge, die langsamer fahren, als die erlaubten 100km/h. Schneller darf man nicht und langsamer auch nicht?? Der freundliche Mann, Damian, ist mit seinen drei Kindern unterwegs nach Kurrimine Beach, einem kleinen Ferienort am Meer abseits der großen Touristenattraktionen. Dort hat die Familie einen bewohnbaren Blechschuppen, in dem so viele Better stehen, dass Damian uns einlädt, doch bei ihm zu übernachten. Wir bedanken uns für das freundliche Angebot und fahren mit einer Wegbeschreibung weiter. „See you later!“ Doch vorher folgen wir noch einer kleinen Abzweigung nach Mission Beach. Da sind all die Touristen und starten zum Great Barrier Reef. Entsprechend ist auch der Rummel, den wir uns nur im Vorbeifahren anschauen. Wir wollen nur der Hauptstraße entkommen. Doch als kleinen Nebeneffekt fahren wir durch ein Cassowary-Schutzgebiet, in dem diese großen Laufvögel mit den blauen Gesichtern hausen und tatsächlich bekommen wir einen von ihnen zu Gesicht. Er steht am Straßenrand und pickt nach Nahrung. Als wir anhalten, guckt er hoch und geht dann langsam in die Deckung des Waldes zurück. In Kurrimine angekommen, finden wir das beschriebene Gebäude ohne Probleme. Es ist wirklich nur ein Blechschuppen mit einem großen Raum, vollgestellt mit verschiedenen Betten. Als Fenster dienen hochklappbare Bleche mit Scharnieren, die mittels Brettern offengehalten werden können. Eine behelfsmäßige Küche, ein kleiner Schuppen mit Klo, ein kleiner Anbau mit einer einfachen Dusche. Das Grundstück hat Damians Opa vor 60 Jahren bei einer Art Lotterie der Kriegsheimkehrer gewonnen und hat diesen Schuppen als Familienurlaubsziel gebaut. Vor zwei Jahren ist das alte Dach bei einem Zyklon davongeflogen. Der Staat hat für jedes beschädigte Dach 2000 Dollar Entschädigung gezahlt, Damian legte noch 3000 oben drauf und baute mit einigen Freunden ein neues Dach, das nun auch dem stärksten Zyklon standhalten soll. Wir verbringen den Abend mit ihm und seinen Kids. Damian ist seit 8 Monaten geschieden, seine Frau und die große Tochter sind nach Perth gezogen, also so weit weg, wie in Australien nur möglich, während er mit seinen beiden Söhnen in Townsville geblieben ist. So allmählich sortiert sich das Leben für sie alle wieder. Marnie, die Älteste, nur für die Ferien bei Papa, steckt mitten in der Pubertät und kapselt sich ab, der mittlere Junge, Gerard, ist sehr interessiert und offen, der Kleinste Adrian, möchte gerne Kartenspielen und hat ständig Hunger. Wieder mal bekommen wir einen intimen Einblick in das Leben einiger Menschen, schlafen sogar mit ihnen allen in einem Raum.
Donnerstag 08.07. - Ravenshoe
Nach gemeinsamem Frühstück und einigen unserer Bilderclips verabschieden wir uns von Damian und seiner Familie und folgen seinen Streckentipps hinauf in die „Tablelands“. Dabei fahren wir durch sehr grüne Landschaften, erst noch in der Ebene mit den letzten Zuckerfeldern und nun auch Bananenplantagen, dann steigen wir allmählich auf in den Regenwald und auf die Hochebene. Immer wieder sehen wir kleine Regenschleier vorbeiziehen, doch werden wir nicht sehr nass. Schön sieht das aus, diese Schleier zwischen den Hügeln, manchmal von der Sonne dramatisch beleuchtet. Die kleine Straße ist wenig befahren, wir können uns umschauen. Jolly erreicht die 80000km-Grenze! Ein kurzer Stopp, ein Foto, weiter gehts. Rechts ab auf einen Waterfall-Circuit, eine Rundfahrt über 15km mit drei Wasserfällen, die man sich, mal von oben, mal von unten, anschauen kann. Viele Touristen hier, die Wasserfälle ganz hübsch, aber nicht spektakulär (ja, ich weiß, wir sind verwöhnt!). Der letzte Wasserfall wird auch als Badepool genutzt, einige Helden spaddeln mutig drin herum. Mir ist das Wasser viel zu kalt, also beschränke ich mich darauf, die Helden zu fotografieren. Dann fahren wir weiter und folgen einem weiteren touristischen „Scenic Drive“ durch die Hügel der Table Lands. Dort wird der Regen etwas mehr, was unserer Schlafplatzsuche nicht besonders zuträglich ist. Trotzdem ist es wirklich wunderschön hier, warm und tropisch grün. In Ravenshoe stoppten wir bei der Info und ließen uns den nächsten Rastplatz zeigen, der zum Glück gleich im Ort lag. Ein einfacher Camping mit kleinem Obolus (4AUS) und einem alten ehemalig aus Dortmund stammenden Camphost, der uns aus alter Solidarität nur eine Person berechnet. Die Camper stehen rund um eine alte Bahnstation, von der aus noch ab und zu eine Dampflok mit einigen Waggons zu touristischen Zwecken spazieren fährt.
Freitag 09.07. - Innot Hot Spring
Als ich morgens den Frühstückstisch deckte, hörte ich lautes Schreien einer Frauenstimme, irgendwo in der Nachbarschaft. Erst dachte ich an Kinderspiele, dann wurde ich unruhig, weil es gar nicht aufhörte. Dann sah ich einen Mann in ein Nachbarhaus laufen, eine Frau hinterher. Eine Minute später kam die Ambulanz. Eine Weile hörte man nichts mehr aus dem Haus, dann immer wieder das laute Weinen, was war da los?? Eine Stunde später fuhr die Ambulanz wieder davon und ein Campnachbar erzählte mir, ein kleines Baby sei dort gestorben... Auf dem ganzen Campingplatz herrschte eine gedrückte Stimmung. Polizei kam und befragte alle Campinggäste nach Auffälligkeiten der letzten Nacht. Scheinbar ist es nicht eindeutig, warum das kleine Wurm gestorben ist? Wir brechen auf und holen uns an der Touristeninfo alle nötigen Informationen zu den Sehenswürdigkeiten der Gegend. Dann fahren wir zur Tully Gorge, einer 273m tiefen Schlucht, zu der man auf 24km Teer durch den tropfenden Regenwald kommt. Die Luftfeuchtigkeit beträgt hier weit über 100% und als wir am Lookout ankommen, schauen wir direkt in eine weiße Wattewand hinein. Kein Fernblick heute. Macht nichts, der Weg war es wert, auch wenn wir den gleichen wieder zurückfahren müssen. Kaum sind wir aus dem Wald, hört der Nieselregen auf, die Sonne scheint warm. Schon erstaunlich, diese Mikroklimazonen! 35km westlich von Ravenshoe gibt es ein Thermalbad, da wollen wir nun hin. Der Eintritt incl Camping kostet mit 23 AUS für uns beide auch nicht mehr, als ein normaler Caravanpark. Thomas geht plantschen, ich schreibe.
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