Reiseberichte


Australien
 
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Montag 19.07. - abends in Noah Beach
Es ist nicht weit von Mossman nach Cape Tribulation und das wirkte sich auf unsere Zeitplanung so aus, dass wir in unserem kleinen Paradies lange herumtrödelten, bevor wir uns mittags endlich aufmachten. Nach einer halben Stunde Fahrt erreichten wir die Fähre, die uns auf den Weg in den Daintree Nationalpark und nach Cape Tribulation brachte. Nur noch Touristen hier, viele in 4-Wheel Drive Tourfahrzeugen, alle auf dem Weg in den Regenwald. Wunderschöne schmale Bergstraße mit vereinzelten Blicken aufs blaue Meer, meist unter großen Bäumen. Viele Bäche kreuzen den Weg, unter der Straße hindurch, jedenfalls um diese Jahreszeit.. In der Regenzeit steht die Straße oft unter Wasser. Wir hatten gehört, wir könnten hier überall zelten, aber das war vielleicht früher mal so. Heutzutage darf man nur auf den offiziellen Plätzen zelten und die sind entsprechend teuer. Die ganze Gegend ist ein großer Abenteuerspielplatz geworden, schade eigentlich. Wir blieben abends auf dem Campground des Nationalparks, der nur halb so teuer ist wie die privaten Plätze. Leider waren alle Sites schon gebucht, darum fragten wir auf gut Glück bei einem jungen Pärchen, ob sie mit uns ihren Platz teilen würden. Sie hatten damit kein Problem, nur darf man das nicht einfach so machen, ohne es mit der Verwaltung abzuklären. Ich fuhr nochmal die 6km in den Ort hinein und rief die Verwaltung an. Der junge Mann am anderen Ende der Leitung mir bedauernd mit, dass er leider die Buchung unserer „Mitcamper“ nicht erweitern könne, da deren Campzeit schon angefangen sei. Der Computer erlaube das nicht. Nein, er könne mir dann auch nicht weiterhelfen, es täte ihm leid... Höchstens könnte ich versuchen, den zuständigen Ranger vor Ort zu finden und diesen um Einverständnis zu bitten... Bürokratie kennt keine Grenzen, auch hier nicht! Das war uns dann doch zu dumm und wir beschlossen, dass wir unserer Pflicht Genüge getan hatten. Wir bauten uns bei Christoph, einem netten jungen Tischler aus Berlin, und Cathleen, seiner australischen Begleitung, ihres Zeichens Psychologiestudentin, auf und verbrachten einen sehr netten und interessanten Abend mit ihnen.
Dienstag 20.07. - Cooktown
Tatsächlich kamen die Ranger morgens zur Kontrolle der Permits. Denen erzählten wir unsere Story und damit war es auch gut (leichtes Kopfschütteln ob der Beherrschung der Realität durch Computersysteme...) . Christoph und Cathleen fuhren zu einer Tageswanderung und wir auf den Bloomfield Track Richtung Cooktown, von dem wir widersprüchliche Berichte gehört hatten. Ausdrücklich als 4-Wheel-Track ausgezeichnet ist die Strecke, doch unsere diversen Fragen ergaben sämtlichst, dass wir wohl zu dieser Jahreszeit keine Probleme haben würden. Diese Meinung erwies sich als zutreffend: die Strecke ist meist aus roter Erde und in gutem Zustand, einige Stellen waren nach dem Regen der letzten Tage etwas matschig, aber ungefährlich. Interessanter waren einige Flussdurchfahrten, die mit einer maximalen Tiefe von etwa 40-50cm auch nicht wirklich schlimm waren, aber mit großen Steinen am Grund recht holperig. Mehr Spaß als Aufregung. Einige wirklich sehr steile (steil bedeutet hier, das selbst wir im ersten Gang hinauf mussten) Bergauffahrten waren betoniert - in der nasseren Zeit des Jahres hat sonst wohl auch ein Allradfahrzeug hier keine Chance. Nach 30km steilem Auf und Ab durch das grüne Dämmerlicht des Waldes hatten wir das Spannendste schon hinter uns, wir erreichten Wunjal-Wunjal, eine Aboriginal-Gemeinde am Bloomfield River. Über diesen Fluss führt eine flache Brücke, die nur in der Regenzeit überflutet ist. Ab jetzt wechselten geteerte Strecken mit holperigem Schotter, der bis jetzt dichte Regenwald öffnete sich mehr und mehr. Nach insgesamt 80km trafen wir auf den Mulligan-Highway, die andere Straße, die nach Cookown führt und durchgehend geteert ist. Dort endete das Offroad-Abenteuer. Auf den letzten 25km bis Cooktown, wohl unserem nördlichsten Punkt in Queensland, denn bis nach Cape York wollen wir jetzt nicht fahren, kamen wir am Black Mountain vorbei. Aus dem Erdinneren sind hier vor langer Zeit große Mengen von schwarzen rundlichen Lavafelsen emporgequollen, die immer noch ohne Vegetation einfach so als gigantischer Steinhaufen in der Gegend herumliegen. Es wird dringend davor gewarnt, auf diesen Halden herumzuklettern, denn es sind wohl, wie die Geschichten der lokalen Aboriginals erzählen, in den Spalten und Höhlen schon viele Menschen auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Cooktown selbst ist ein kleines gemütliches Städtchen, ganz auf Tourismus eingerichtet, aber noch mit eigenem Charakter. Dort trafen wir Oscar, bisher der erste motorradreisende Australier, mit dem wir ins Gespräch gekommen sind. Im Schatten eines Baumes saßen wir lange mit ihm auf dem Kantstein und erzählten uns was, bevor wir wieder aus der Stadt fuhren, um 25km südlich, beim historischen „Lions Den Hotel“ zu campen. Besonderer Tipp von irgendwelchen Reisebekannten. Ein schöner parkartiger Platz an einem krokodilfreien Fluss, in den ich erstmal zur Abkühlung hineinsprang. So ganz geheuer war mir das dunkle Wasser trotzdem nicht und ich blieb etwas schüchtern in Ufernähe.. Die Kneipe des Hotels ist was Besonderes, weil die Wände über und über beschrieben sind. Wie ich einer Infotafel entnahm, war das ursprüngliche Hotel erbaut worden für Arbeiter einer nahen Mine. Diese entwickelten die Tradition, zwischen den Zahltagen ihren Verzehr an der Wand zu dokumentierten, um dann alles auf einmal zu zahlen, wenn sie wieder flüssig waren. Ich versuche hier gerade, konzentriert zu schreiben, aber das geht überhaupt nicht, denn am Nebentisch sitzen ein paar ziemlich angetrunkene „blokes“ und reden Schwachsinn. Darum ist hier jetzt Schluss für heute.
Mittwoch 21.07. - 30km vor Mt Molloy
Um nicht zweimal dieselbe Strecke zu fahren, nehmen wir nun die Teerstraße zurück nach Mossman. Diese macht einen großen Bogen ins Inland, was natürlich ein Umweg ist. Das Wetter ist schön, es duftet nach Eukalyptus, die Straße haben wir fast für uns allein. Das Fahren macht uns heute viel Spaß. Bergig und trocken ist die Gegend, mit schönen Weitblicken über endlose lockere Wälder über roter Erde mit Tausenden kleiner zipfelmützenförmigerTermitenhügelchen und trockenem braunen Gras. Fast alle Bäche, die wir queren, sind ausgetrocknet. Was für ein Unterschied zu dem nassen Regenwaldgebiet mit seiner Üppigkeit in nur etwa 50km Entfernung! Zur Untermalung der Landschaft höre ich heute etwas Musik während der Fahrt und tanze auf dem Mopped Salsa. Mitten am Tag, die Augen sind auf Platzsuche fürs Mittagessen eingestellt, überqueren wir einen kleinen Fluss, der nicht ausgetrocknet ist. Hinter der Brücke führt ein Sandweg ans Wasser, wir biegen ab und finden einen sehr schönen Platz unter großen Gum Trees, wo schon zwei Autos samt Besatzung stehen. Hier ist es aber nett! Lass uns doch heute einfach hierbleiben! Gesagt, getan - wir stellen das Zelt auf und machen uns einen gemütlichen Nachmittag mit Hängematte und Spaziergang am Fluss entlang. Wir haben ja Zeit... Bunte Vögel fliegen in Scharen herum und hüten sich vor den Habichten, die in der Luft auf der Lauer liegen. Ein leichter Wind weht durch die großen verknorzten Bäume, es ist angenehm warm, aber nicht zu heiß...
Donnerstag 22.07. - Mossman
Wir trennen uns nur ungerne von dem schönen Ort, aber Trinkwasser und Essen gehen zur Neige und darum fahren wir weiter. 40km weiter kommen wir an den Abzweiger zur Küste und wir befinden uns sofort wieder zwischen grünen Wiesen und Feldern. An einem Hof ein Schild: „Bananen für 2$ der Beutel“. Wir stoppen und decken uns nicht nur mit Bananen, sondern auch mit Tomaten, Zucchinis und einer großen Ananas als Mitbringsel für Beryl und ihren Mann Dick ein. Der Bauer kommt zum Klönschnack und ergießt sich über die „Verasiatierung“ Australiens. Er mag, wegen der Geschichten, die er als Kind über die Behandlung australischer Kriegsgefangener gehört hat, „die“ Japaner nicht, obwohl er sich als aktiven Katholiken bezeichnet, der jeden Samstagabend zur Messe geht und dort vielleicht schon mal gehört hat, dass alle Menschen Kinder Gottes sind. Ich kann es nicht lassen, einen Minimalkonsens mit ihm erarbeiten zu wollen... Doch dann erlöst uns weitere Kundschaft und wir fahren weiter. Auch diesmal ist die Bergabfahrt von der Bergkette der Continental Divide sehr schön, wir genießen die Walzerfahrt durch die Kurven und kommen bald wieder an die Küstenstraße. Dort müssen wir erstmal ins 15km entfernte Port Douglas zur Proviantierung, denn Mossman hat nur begrenzte Einkaufsmöglichkeiten. Als wir beladen wieder aus dem Ort fahren wollen, kommt uns eine Africa Twin mit deutscher Flagge auf der Windschutzscheibe entgegen. Wir halten an, er dreht um und kommt zum Quatschen zurück. Norbert ist für elf Monate unterwegs, hat von Deutschland nach Thailand verschifft und ist von dort Stück für Stück nach Süden gefahren. Ist nun für etwa drei Monate in Australien und kommt gerade von einem Abstecher nach Cape York zurück. Entsprechend staubbedeckt sind Mann und Bike. Wir fragen, ob wir was verpasst hätten durch unsere Entscheidung, uns die lange Dirtroad-Strecke zum Kap zu ersparen und er schüttelt mit dem Kopf:“ Eigentlich ist dort oben alles nur Buschland und nicht spektakulär“, sagt er, „aber man kann halt hinterher sagen, man sei dort gewesen...“. Okay, wir waren nicht da und wir sind zufrieden mit unserer Entscheidung. Während wir dort am Straßenrand stehen und Benzin quatschen, kommt eine deutsche Familie aus Flensburg dazu, die ganz begeistert davon sind, hier im Urlaub auf Schleswiger Nummernschilder zu stoßen! Zu spät fällt mir die Möglichkeit ein, ihnen Post für meine Familie mitzugeben, schade! Als alle Infos und Geschichten ausgetauscht sind, sagen wir Norbert Tschüß und fahren nach Mossman zu Beryl und Dick. Die drei kleinen Hundchen kennen uns schon und kommen wedelnd angelaufen. Beryl telefoniert gerade und winkt uns nur grinsend mit der Hand ins Haus, wo Dick auf der Couch liegt und sein von einem Reitunfall gebrochenes Bein schont. Seit zwei Tagen ist er mit einer Metallplatte im Unterschenkel wieder zuhause und seufzt, er werde wohl nicht so bald wieder auf einem Pferd sitzen können. Unser Zeltplatz am Flüsschen ist frei für uns und wir ziehen uns bald dahin zurück, denn Beryl und Dick sind im Moment sehr beschäftigt mit der Vorbereitung einer lokalen „Show“, die am kommenden Wochenende stattfindet und auf der es Springreiten, Dressur und allerhand andere Sportvorführungen geben soll.
Freitag 23.07. - Mossman
Ruhetag. Bedeckter Himmel, laue Luft. Der Vormittag vergeht mit einem ausgedehnten Frühstück und Equipmentpflege. Wir sortieren mal wieder unsere Koffer nach Dingen durch, die wir in der nächsten Zeit wohl nicht brauchen werden (z.B. warme Klamotten, dicke Handschuhe etc) und wollen all den Kram in einem Paket nach Brisbane zu Isa schicken. Zur Marscherleichterung. Beryl arbeitet heute, Dick liegt, nach einer Ausfahrt mit einem Freund, auf der Couch und liest. Nein, im Moment bräuche er keine Hilfe, sagt er auf mein Angebot, die zweite Krankenschwester im Haus zu nutzen. Später kommt er dann doch auf mein Angebot zurück und erlaubt mir, ihm sein Mittags-Sandwich zuzubereiten.
Sonnabend 24.07. - Archer Creek
Die ganze Nacht über regnete es heftig auf uns herab. Dicke Tropfen prasselten auf das straff gespannte Tarp wie auf ein Trommelfell, entsprechend klang es auch. Wir blieben trocken in unserem gemütlichen Zelt, aber schlafen konnte ich bei dem Lärm nur wenig. Morgens war der Bach zum reißenden Strom angeschwollen, der mit hoher Geschwindigkeit vorbeirauschte. Kein Bad heute... Freundlicherweise blieb es ein Weilchen trocken, damit wir packen konnten. Kurze Verabschiedung, dann fuhren wir Richtung Cairns davon. Bald fing es wieder an zu regnen. Zum vorläufig letzten Mal fuhren wir über die Berge nach Westen, auf der Range war es kühl und windig. Nach 220km erreichten wir unser Tagesziel, einen freien Campspot zwischen Ravenshoe und Innot Hot Spring. Überraschung: Norbert, der Biker, den wir vor ein paar Tagen in Port Douglas getroffen hatten, war schon dort! Wir sammelten genug Holz für ein abendfüllendes Lagerfeuer und hatten uns viele Geschichten zu erzählen.
Sonntag 25.07. - Einasleigh
Gemeinsam fuhren wir morgens weiter. Norbert will nach Alice Springs und unsere Wege trennten sich nach einer Stunde Fahrt. Wir blieben auf dem Savannah Way und kamen mittags nach Surprise Mountain, wo wir vor einem als Shop, Museum und „Schlangen-Show“ gekennzeichneten großen Blechschuppen anhielten. Thomas holte sich einen Kaffee und wir rasteten ein Weilchen. Der Besitzer kam mit einer Schlange um den Hals heraus und erzählte uns allerhand Wissenswertes über den Umgang mit Schlangen und ihren Bissen. Die wunderschöne Schlange, die er bei sich hatte, war allerdings keine Giftschlange, sondern ein Schwarzkopfpython mit glänzender, frisch geschälter Haut. Er übergab sie mir für eine Weile, legte sie mir über den Nacken und wies mich an, wie ich sie halten sollte. Sie fühlte sich fest und glatt an. Als sie nervös wurde ob des fremden Geruches, nahm er das Tier wieder an sich und brachte sie zurück in ihr Terrarium. In einem anderen Terrarium wohnte ein Taipan, eine der giftigsten Schlangen der Welt. Der Taipan schlief in seiner Höhle und war darum nicht zu sehen, doch zeigte uns der „Schlangenmann“ einen in Formalin eingelegten Taipankopf, dessen Maul durch einen Zahnstocher offengehalten wurde. Man konnte gut die nadelspitzen todbringenden Zähnchen erkennen... Wir erfuhren, dass der Biss eines Taipanes manchmal gar nicht wahrgenommen wird, weil die Zähne so dünn sind. Die Einstichstellen sind dann auch kaum zu erkennen. Darum soll man nach einem Schlangenbiss die frischen Einstichstellen mit einem Kugelschreiber einkreisen. Früher war es nach einem Biss wichtig, dass man dem Arzt, zu dem man hoffentlich rechtzeitig kam, die beteiligte Schlangenart nennen konnte, damit das richtige Gegengift gegeben werden konnte (das falsche Gegengift kann ebenfalls töten!). Heute haben alle Ambulanzen Tests vorrätig, bei denen durch eien Abstrich von der Bissstelle die Schlangenart bestimmt wird. Gut zu wissen! Mehr lernten wir: nach einem Schlangenbiss ist es das Wichtigste, den betroffenen Körperteil so ruhig wie möglich zu stellen, um den Transport des Giftes über die Lymphbahnen zu verzögern. Die Aboriginals pflegten sich nach einem Biss sofort und auf der Stelle hinzulegen und sich einige Tage nicht mehr zu rühren. So konnten sie ohne Gegengift überleben, sagte uns der Schlangenmann. Vier deutsche Mädels arbeiten auf diesem Hof, wenn man dieses Mehrzweckunternehmen so nennen kann. Mit denen unterhielten wir uns noch einige Zeit. Als wir uns dann endlich losreißen wollten, hielt ein Auto neben uns, zwei Frauen, etwa in unserem Alter sprangen heraus und verwickelten uns in das nächste Gespräch. Eine von ihnen, Carmen, hat zehn Jahre ihres Lebens in der Schweiz verbracht und spricht gut deutsch. Außerdem ist sie leidenschaftliche Motorradfahrerin und war sehr an unseren Bikes interessiert. Dann fragte sie, wo wir die Nacht verbringen würden und schlug vor, wir sollten doch nach Einasleigh fahren, „nur“ 42 Dirtroadkilometer von der Hauptstraße entfernt. Dort gebe es erstens einen schönen Fluss zum Baden und zweitens einen sehr netten Pub, dessen Besitzer sie gut kenne. Dort könnten wir ein Zimmer nehmen oder umsonst hinter dem Haus zelten. Ich sagte, umsonst zelten klinge gut, doch sie meinte, wir sollten uns heute lieber ein Zimmer und eine Dusche genehmigen. Sie würde den Wirt anrufen und ihm sagen, er solle das Zimmer auf ihre Rechnung schreiben. Als wir sie staunend anschauten, lachte sie und meinte, es sei ihr ein Vergnügen, uns einzuladen. Wir bedankten uns herzlich für das Sponsoring und machten uns auf den Weg. Die Dirtroad erwies sich als kurvig und ziemlich „corrugated“, also viel sandiges „Wellblech“, aber die Buschlandschaft war sehr schön. In der tiefstehenden Sonne wirkte die Erde noch röter, die kleinen Termitenzipfelmützen warfen lange Schatten, die staubigen Gumtrees ebenfalls. Vor Sonnenuntergang kamen wir an und bekamen unser „geschenktes“ Zimmer im Obergeschoss des einfachen Landhotels gezeigt. Vor den Zimmern ein breiter Balkon mit Blick auf den gerade aufgehenden Vollmond über den kleinen felsigen Hügeln in der Nachbarschaft, die von der untergehenden Sonne goldig beleuchtet wurden. Wir hatten gerade noch genug Tageslicht, um eine kleine Schlucht zu besichtigen. Der Copperfield--Fluss hat sich hier durch ein vulkanisches Plateau gearbeitet und dessen schwarze Strukturen freigelegt, durchaus sehenswert. Aber nun wurde es dunkel, wir spazierten zurück zum Pub und setzten uns zu den Viehzüchtern, die auf der Veranda ihr Feierabendbier tranken. Während in der Küche für uns ein Abendessen kreiert wurde, hörten wir den Gesprächen zu und schauten dem Vollmond beim Steigen zu. Was für ein Tag! Wie überraschend sich manchmal die Dinge entwickeln! Hier saßen wir nun, in einem 20-Seelen-Dorf fern ab des „main streams“, tranken Bier mit den Locals und durften umsonst in einem gemütlichen Zimmerchen schlafen! Unglaublich!
Montag 26.07. - Gilbert River
Die Strecke zurück zur Hauptstraße, die wir nun nahmen, sollte viiieeel besser sein, als die kleine Piste von gestern abend. Naja, Wellblech gab es auch hier, aber immer mal wieder ein Stück Teer zur Erholung. Auf einem besonders fiesen staubigen Stück Piste begegnete uns ein Roadtrain mit drei langen Anhängern. Es sah gewaltig aus, wie er da in einer riesigen Staubwolke auf uns zugewalzt kam! Wir hielten am Straßenrand an und ließen ihn vorbeibrausen. Es dauerte sicher eine halbe Minute, bis die Luft wieder klar wurde und wir weiterfahren konnten. Nachdem es morgens recht kühl gewesen war, wurde es auf dem Weg nach Georgetown ziemlich heiß. Dort stoppten wir zum Tanken (wir müssen nun jede Möglichkeit zum Tanken nutzen, denn die Tankstellen werden jetzt immer seltener). Die Tankstelle ist auch gleichzeitig „Supermarkt“, ich kaufte einen Liter Milch und ein paar Kekse für 6,5 $... Outbackpreise... Auf der Hauptsraße weiter Richtung Normanton. Hauptstraße klingt nach mehr, als dieses schmale Teerband vermuten lässt, das manchmal zweispurig, aber oft auch nur einspurig mit breiten Schotterrändern durch die Buschlandschaft läuft. Bei Gegenverkehr muss mindestens einer vom Teer, darüber muss man sich irgendwie einigen... Meistens fahren die uns entgegenkommenden Autos mit einem Rad in den Schotter und wir können am Rand des Teeres bleiben. Doch die Dicken, wie Busse oder Roadtrains, bleiben komplett auf dem Teer. Da weichen wir lieber aus, was den Vorteil hat, dass es keine Staubwolken gibt, die uns die Sicht nehmen. Am Gilbert River war auf unserer Karte ein freier Campspot eingezeichnet. Das klang nach einem erfrischenden Bad im Fluss. Doch leider mussten wir feststellen, dass von dem breiten Fluss nur ein sehr kleines schmales Rinnsal übrig ist. Das reichte gerade aus, um unsere Wasserschüssel zu füllen. Und der Platz selbst, auf dem schon etwa 10 Camper standen, ist mit dicken Staubschichten uns nur wenig trockenem Gras auch nicht so toll. Wir verkrümelten uns vor den unweigerlichen Generatoren in die hinterste Ecke, dort war es relativ ruhig... bis ein freundlicher Mitmensch uns alle an seiner Engelbert-Musik teilhaben lassen wollte und seine Anlage aufdrehte! Folter durch Musik, fällt das nicht unter die Genfer Menschenrechtskonventionen? Zum Glück war seine CD irgendwann zuende und er legte nicht nach!
Dienstag 27.07. - Normanton
Geradeaus durch den Busch, das war heute die Devise. Hohe Bäume, kleine Bäume, etwas aufwärts, dann wieder abwärts, hier und da ein fast oder ganz trockener Bach, endlos viele Termitenhügel, ein paar Kühe... Viel geschieht hier nicht unterwegs, aber langweilig ist es auf keinen Fall. Auf der Straße wenig Verkehr, dafür unzählige Verkehrsopfer am Straßenrand oder auch mitten auf de Fahrbahn. Die vielen Greifvögel und Krähen kommen mit dem Aufräumen nicht hinterher. Die meisten Unfälle scheinen nachts stattzufinden, denn wir sehen nur wenig (lebendige) Kängurus an der Straße. Nach 70km ein Ort, Croydon, dort kaufen wir an der Tankstelle was Kaltes zum Trinken und rasten ein Weilchen im Schatten ( es ist heiß, endlich!). Dann in einem Rutsch bis Normanton, der letzten „Stadt“ vor dem langen Stück ohne Verpflegungsmöglichkeiten. Als wir schließlich ankommen, finden wir ein 1500 Seelen-Dorf mit vier teuren Behelfstankstellen (Literpreis 1,7 Dollar, sonst üblich ca 1,35...) und einem „Supermarkt“, in dem es kaum etwas zu Kaufen gibt und das Wenige kann man mit Gold aufwiegen ( eine Dose Trockenmilch für 10 Dollar, ein paar Scheiben Käse für 7 etc). Okay, müssen wir halt mit weniger auskommen... Wir treffen Alois und Jeff, die aus Melbourne mit ihren Motorrädern unterwegs sind für zwei Monate. Alois ist ursprünglich aus Deutschland, lebt aber schon sehr lange in Australien. Bei einem Unfall hater seinen rechten Arm eingebüßt, Motorradfahren kann er auch mit einem Arm. Sein Bike hat alle wichtigen Schalter und Hebel an der linken Lenkerseite... Er lädt uns zu einer Cola ein und wir quatschen ein Weilchen, bevor wir die letzten 30km des Tages fahren. Raus aus dem Ort und Richtung Karumba, einem kleinen Fischerdorf an der Golfküste. Auf halber Strecke kann man an einem Bach (mit Kroko-Gefahr) campen. Vorsichtshalber legen wir uns eine gefundene Eisenstange neben das Zelt...
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