Mittelamerika Reiseberichte


Mexiko
 
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Mi.11.02.Campeche
Wieder verbrachten wir eine ungestörte Nacht. Als wir morgens aus dem Zelt schauten, war der Himmel bedeckt. So wurde es im Zelt beim Frühstück jedenfalls nicht zu heiss. Bis wir aufbrachen, hatte sich die Sonne wieder durchgesetzt und wir fuhren nach Campeche, knapp 70km, was für eine Leistung!
Wir hatten gehört, die Stadt sei sehr schön und das wollten wir uns mal selbst anschauen. Über eine breite moderne Küstenstraße fuhren wir bis in die Innenstadt, die üblichen Kirchtürme der Plaza Principal zeigten uns den Weg ins historische Zentrum. Rund um die Plaza schöne bunte Häuser, wirklich sehr hübsch. Nach dem touristischen Fotoshooting standen wir im Schatten neben den Motorrädern, als wir von einem jungen Paar auf deutsch angesprochen wurden. Die beiden leben in New Mexico und sind "nur mal eben" für drei Wochen in der Gegend - ist ja von Albuquerque nur ein Katzensprung hierher...
Wir quatschten uns fest, bis Sofias nagender Hunger dem Gespräch ein natürliches Ende setzte. Die beiden luden uns ein, auf dem Weg durch New Mexico ihr Gästezimmer zu nutzen. Dann können wir das nette Gespräch fortsetzen, wir freuen uns schon darauf! Die Internetcafes sind in Campeche rar gesät, stellten wir beim Weiterfahren fest. Das einzige seiner Art, das auf unserem Weg zu finden war, sollte um 15 Uhr schließen - es war 14:40, als ich den Rechner anschaltete. Und dann erkannte er meinen USB-Stick mit dem verschickenden Newsletter nicht, alles nicht so erfolgreich. Und da eigentlich der Fahrtag auch schon wieder fast rum war, machten wir uns nun auf die Suche nach einem Zeltplatz mit Dusche. Wir fanden keinen. Der Trailerpark aus dem Reiseführer nimmt keine Zelte, die Seebadeanstalt schließt um 17 Uhr und hat sowieso keine Duschen (?), die Polizei am Ortsausgang schickte uns weiter die Küste entlang. Dort sei nach 20km ein Seebad mit Zeltmöglichkeit. Auf dem Weg dorthin fanden wir einen öffentlichen Strand, der allerdings so vermüllt war, dass wir uns dort nicht niederlassen mochten. Aus purer Massenträgheit fuhren wir noch ein Stück weiter auf dem Strandweg. Hinter einem offenstehenden Tor wurde gebaut. Zwei Männer schauten neugierig, wer da käme und als ich mein Sprüchlein aufgesagt hatte, meinten sie, bei ihnen könnten wir ruhig zelten. Abends würde das Tor geschlossen und dann seien wir dort sicherer als an dem öffentlichen Strand. Sie wiesen uns eine kleine Kokospalme zu, unter der wir das Zelt aufbauen könnten!
Und nun schlüpfte ich erstmal aus den verschwitzten Klamotten und ging baden. Herrlich erfrischend! Recht flach geht es hier ins Wasser, das heute keinen Wellengang hatte. Mit meiner neuen Schwimmbrille ließ ich mich über ein großes, nicht ganz so sauberes (Stadtnähe), Seegrasgebiet treiben, in dem ich einigen bunten Fischchen begegnete.
Da wir nun noch fast zwei Stunden Tageslicht hatten, reparierten wir mal wieder ein paar Dinge und genossen dann einen fantastischen Abendhimmel mit spektakulären Wolkengebilden und dem immer wieder faszinierenden Abtauchen des himmlischen Feuerballs. Unseren heutigen Speiseplan will ich euch mal mitteilen, damit ihr euch eine Vorstellung von unseren improvisierten Mahlzeiten machen könnt: das Frühstück war wie immer: pappiges Brot, immerhin etwas dunkler als weiss, Kaffee und eine der gestern gesammelten Apfelsinen, die sich allerdings als sehr sauer erwies. Dafür hatte sie aber immerhin jede Menge Kerne! In der Nähe unseres Zeltplatzes hatte Thomas einen kleinen Kürbis gefunden, den nahmen wir mit für später..
Beim Einkauf im großen "Chedraui"-Supermarkt besorgte ich uns für ca 25 Eurocent eine Kokosnuss, die wir im Schatten eines Baumes auf dem Parkplatz aufklopften und als Mittagessen verspeisten.
Auf der Plaza fanden wir dann noch zwei Orangen, die wohl jemand verloren hatte. Auch die durften mit und dienten uns abends als Nachtisch, sehr lecker übrigens: süß und ohne Kerne! Als die Sonne untergegangen war, kochte ich uns aus dem Kürbis, einer großen Kartoffel (gekauft, ca 30 Eurocent/Kg) und etwas Knoblauch eine einfache Suppe. Das war ein ausreichendes Essen und kostete fast nix. So viel Finderglück haben wir natürlich nicht immer, aber so setzt sich halt unsere Ernährung aus vielen Zufällen zusammen.

Do.12.02. Centenario, Restaurant Campestre
Ich schlief nicht gut heute nacht. Zu laut war das Wasser oder vielleicht lag es auch an den drei Jungs, die spät abends noch, mit einer großen Taschenlampe bewaffnet, am Strand herumstromerten. Als wir morgens am Packen waren, fragte ein Bauarbeiter aus der Nachbarschaft so nebenbei, ob wir vielleicht duschen wollten. Diese Möglichkeit hatten wir uns inzwischen schon abgeschminkt und uns notdürftig mit Salzwasser abgeschubbert, nun war natürlich die Freude groß. Ich folgte dem netten Menschen ins Haus und dort führte er mich in ein schönes Badezimmer mit sauberer Dusche. Wie schön war das, dort unter dem kalten Wasser zu stehen und sich einfach nur zu waschen! Ich hatte den EIndruck, er wusste gar nicht, wie glücklich er uns mit seiner Einladung machte..
Frisch und sauber fuhren wir weiter, erstmal nach Champoton. Was auf der Landkarte nach einer langweiligen geraden Flachlandstrecke ausgesehen hatte, erwies sich zu unserer Begeisterung als schöne kurvenreiche Straße durch die küstennahen Hügel, mal mit Blick auf das blau schimmernde Meer, mal inlands durchs Grüne. Es war richtig heiss, der Fahrtwind wurde dringend zur Kühlung gebraucht.
In Champoton der übliche Weg zum Supermarkt und zum Internet. Während ich schnell Mails beantwortete und den fälligen Newsletter rausjagte, zog sich draussen der Himmel zu. Thomas meinte irgendwann, wir sollten lieber schnell weiterfahren, bevor der Regen uns erwischen würde. Tja, heute darum nur eine kurze Internetsitzung, raus aus der Stadt und auf die Landstraße.
Der Regen war schneller. Als es nass wurde, waren wir erst wenige Kilometer gefahren, fanden aber passend bei den ersten Tropfen ein Bushäuschen zum Unterstellen. Sogar Jolly passte mit hinein.
Wir waren sowieso schon wieder hungrig, daher nutzten wir die Wartezeit für ein Müsli. Der Schauer zog weiter, wir auch, in die andere Richtung. Die Sonne kam wieder durch und in Kürze war die Straße wieder trocken, es roch nach nasser Erde, das Grün der Bäume war wieder frisch, wir sogen beim Fahren die gute Luft tief ein.
Da wir gestern nach einer Erzählung der beiden, die wir in Campeche getroffen hatten, spontan unsere Route etwas verändert hatten, ging es nun auf kleiner Landstraße wieder ins Landesinnere: nach Calakmul wollen wir nun. Dort gibt es neben den "unvermeidlichen" Mayaruinen ein großes Biosphärenreservat. Sofia und Henning hatten dort auf einem Gang durch den Wald sehr viele Tiere gesehen und waren sehr angetan von dem Ort. Also nix wie hin!
Unterwegs fanden wir in einem kleinen Dorf die richtige Straße nicht gleich, darum fragte ich einen älteren Mann, der am Straßenrand auf seinem Moto saß. Hilfsbereit fuhr er schnell vor uns her zum richtigen Abzweiger und erklärte uns dort, unter Zuhilfenahme seines ganzen Körpers, wie wir weiterfahren sollten, um nach Centenario zu gelangen. Er fuchtelte mit den Armen, schwang sich mit den Hüften in alle Kurven, die er uns beschrieb und war kaum noch zu bremsen. Schade, dass man solche Szenen nicht filmen kann, ohne die Grenzen des Anstandes zu verletzen!
In Centenario stoppten wir kurz, um die weitere Strecke zu checken und knusperten beim Kartelesen ein paar Tortillachips. Ein ganz armes dünnes Hundewesen mit kaputten Ohren und vom vielen Kratzen völlig verschorfter Haut schaute uns sehnsüchtig beim Essen zu. Ein paar Chips fielen wie zufällig zu Boden, er fraß sie gierig auf. Zufällig entdeckten wir, dass unser frisch gekauftes Brot angeschimmelt war und das schenkten wir ihm nun. Ich weiss wohl, dass schimmeliges Brot auch für Hunde nicht gesund ist, aber gar kein Essen ist auch nicht soo gesund. Er fraß fast die ganze Packung so trocken in sich hinein, dann ging nichts mehr und er legte sich, kugelrund unter den knochigen Rippen, in den Schatten. Das restliche Brot ließ er nicht aus den Augen, es sah aus, als bedauere er den fehlenden Platz im Magen.
Da es schon wieder Nachmittag war (wo bleibt bloß die Zeit?), wollten wir uns die restlichen ca 100km bis Calakmul nicht mehr antun und blieben vorläufig an dem schönen See bei Centenario auf dem Gelände eines ländlichen Restaurants. Der Tip stand im "Mexican Camping"-Reiseführer. Kein offizieller Campingplatz, aber wenn man im Restaurant essen geht, darf man auf dem Grundstück übernachten, mit Zelt oder Womo. Kostet nix extra. Und gegessen haben wir gut: ich bekam einen gegrillten Fisch mit Knoblauch, dazu etwas Salat und das übliche Bohnenmus mit Tortillas. Und das Zelt steht, mit schönem Blick auf den See, etwas erhöht auf einem kleinen Betonsockel, der wohl mal für den Bau eines Hüttchens gedacht war. Ein frischer Wind verbläst die Mücken und die Hitze des Tages, wir haben es schon wieder sehr gut!

Fr.13.02. Calakmul
Nach nur 40km wenig befahrener Hauptstraße, gut ausgebaut und schnurgeradeaus durchs hügelige Buschland fanden wir die Abzweigung ins Bioshärenreservat und zu den archäologischen Stätten von Calakmul.
Wir bezahlten brav die dort fällige Benutzungsgebühr für die nicht öffentliche Straße und fuhren hinein in den geschützten Urwaldbereich. Nach 20km wurden wir nochmal gestoppt, dort beginnt der innere Bereich des Bioshärenreservates. Ein freundlicher Mann, zuständig für die Waldhüterstation, zeigte uns schon mal den Zeltplatz, wo wir sogar Lagerfeuer machen könnten, führte mich zu den einfachen Duschen und der Gemeinschaftsküche, wo auch wir auf dem simplen Holzherd kochen könnten. Wir verabredeten, dass wir später wiederkommen würden und fuhren weiter in den Wald hinein. Eine sehr schmale, aber immer noch geteerte Straße schlängelt sich durch den undurchdringlichen Wald noch 40km weiter, bis zu der Mayastadt Calakmul, die einst scheinbar mit 60000-100000 Einwohnern die größte ihrer Art war. Dabei hatten wir noch nie davon gehört, während all die anderen, wie Uxmal, Palenque oder Tikal in aller Munde sind!
Über 6000 Gebäude hat man inzwischen hier gefunden und man findet immer noch mehr. Über die Geschichte der Stadt weiss man, dass sie lange Zeit die mächtigste der Königsstädte war, bis sie irgendwann überwältigt wurde. Wir waren sehr überrascht, so per Zufall diesen wichtigen Ort der Mayageschichte gefunden zu haben. Um die Motorräder nicht unbewacht zu lassen (und wohl auch aus leichter "Ruinenmüdigkeit") erklärte Thomas sich bereit, bei den Moppeds zu bleiben, hängte seine Hängematte in den Schatten des Parkplatzes und holte sein Pfeifchen raus. Ich stiefelte also, mit frisch geladener Kamera, einer Wasserflasche und Mückenmittel ausgerüstet, nach der Zahlung von 41 Pesos Eintritt, alleine in den Wald. Auf glücklicherweise gut beschilderten Wegen trottete ich lange dahin, bis die ersten kleinen Ruinen sichtbar wurden. Dort interessierte mich allerdings der hoch im Baum an seinem langen Schwanz herunterbaumelnde Spinnenaffe mehr als die paar Treppchen, die unter dem Baum zu besichtigen waren.
Nach weiterer Wanderung erreichte ich schließlich die zentrale Plaza, wo es mit vielen großen Gebäuden zur Sache ging. Die erste Pyramide war nicht so hoch, vielleicht 25m. Dort kletterte ich, sozusagen zum Angewöhnen, die steilen Treppen hinauf und staunte, als ich über die Baumkronen hinaus auf die anderen Pyramiden der Stadt schauen konnte, die ich von unten durch die vielen Bäume kaum erkennen konnte. Direkt gegenüber sah ich nun die monumentale "Struktur II", wie die größte der Pyramiden genannt wird, aus dem Urwald ragen. Sehr eindrucksvoll, ich fotografierte wild drauflos... Eine halbe Stunde später stand ich selbst dort oben in über 45m Höhe und hatte rundum einen freien Blick über das schier endlose grüne Meer. Bis nach Guatemala kann man dort schauen. Tikal, wo wir vor drei Monaten waren, ist nur knapp 100km entfernt. Das schöne Panorama wurde natürlich auch auf die Kamera gespeichert, bevor ich mich, mit inzwischen sehr weichen Beinen vom Erklimmen der reichlich hohen Treppenstufen, an den Abstieg machte. Meine Aufmerksamkeit für einige weitere Gebäude wurde glatt von zwei lustig durch die Baumwipfel hangelnden Affen geschlagen, die sich aber verständlicherweise weniger für die komischen Affen da unten am Boden interessierten als umgekehrt.
Was soll man auch davon halten: sie johlen und pfeifen und halten sich schwarze große Augen vors Gesicht, anstatt sich wie normale Affen in den Bäumen um Futter zu bemühen!
Es wurde nun Zeit, den Ausgang wiederzufinden, denn wir hatten noch fast eine Stunde Fahrt vor uns und wollten nicht gerne im Dunklen durch den Wald fahren, weil mit starkem Wildwechsel zu rechnen sein würde.
Der Weg zurück erschien mir noch länger als der Hinweg, mit rundgelaufenen heissen Füßen kam ich bei Thomas an, der schmunzelnd und zufrieden in seiner Hängematte lag. Ein paar Minuten ausruhen, dann fuhren wir zum Zeltplatz zurück. Diesmal in nur 45, anstatt, wie auf der Hinfahrt, in 55min. Unterwegs sah ich auf der Straße (Thomas nicht, denn er fuhr hinter mir) etliche "Pavos", wundeschöne bunte Pfauenvögel, die hier in kleinen Gruppen durchs Unterholz stromern.
Pünktlich zum Sonnenuntergang erreichten wir den Zeltplatz und bauten schnell in der Dämmerung auf. Thomas hatte "Kochdienst",es gab also Bratkartoffeln, sehr lecker, nur leider wegen zur Neige gehenden Vorräten etwas zu wenig für meinen Bärenhunger. Während er kochte, hatte ich Holz gesammelt und ein Lagerfeuer in Gang gebracht, weniger gegen Kälte als für etwas Beleuchtung - und natürlich für die Romantik!
Etwas später gesellte sich Don Antonio, der Waldhüter, zu uns und erzählte, noch ganz aufgeregt, er habe eben vorn auf dem Parkplatz einen Jaguar gesehen. Ein Besucher habe mit seinem Auto wegfahren wollen, als er die große Katze dort liegen sah. Sofort hatte er Antonio bescheid gesagt und zusammen hatten sie das Tier davonstreichen sehen. Von diesem Erlebnis, um das wir ihn natürlich beneideten, noch ganz aufgeputscht, erzählte er lange von all den wildlebenden Tieren, die es in seinem Revier gibt und die er dann und wann mal zu Gesicht bekommt. Beim Erzählen leuchtete er in gewissen Abständen mit seiner Taschenlampe in die Dunkelheit um uns herum, was uns doch etwas beunruhigte..
Es gibt hier, nach seinen Erzählungen, fünf verschiedene Wildkatzenspezies: Jaguare, Pumas, Ozelote und zwei kleinere Arten, die ich leider nicht einsortieren kann. Ausserdem drei verschiedene Arten Pekaris, Rehwild, ebenfalls in drei Variationen, Schlangen, giftige und ungiftige, und natürlich ungezählte Vogelarten. Als er ging, gab er uns noch zwei lange Stöcker, die wir vorsichtshalber in der Nähe haben sollten. "Und wenn ihr eine Schlange seht, dann leuchtet ihr lieber nicht ins Gesicht, denn die Schlangen folgen dem Licht"... Mit diesem guten Rat verabschiedete er sich und ging schlafen. Wir legten nochmal ordentlich Holz auf, um die Wildtiere etwas auf Abstand zu halten und gingen ebenfalls schlafen. Dieser Freitag, der Dreizehnte, war für uns ein sehr schöner Tag und trotz all der spannenden Geschichten und der Tatsache, dass wir mitten unter all den Tieren, die hier durch den Wald schleichen, nur durch eine dünne Stoffbahn geschützt, auf dem Boden lagen, schliefen wir prächtig bis zum Morgen.

Sa.14.02. zurück in Centenario
Das erste, was ich sah, als ich morgens aus dem Zelt schaute, war eine Gruppe der schönen Pfauenweibchen, die ganz bei uns in der Nähe auf Futtersuche waren und leise guckelnd herumgingen. Als sie mich entdeckten, liefen sie davon. Beim Aufstehen bemerkte ich heftigen Muskelkater in den Beinen vom Pyramidenkraxeln. Ich bin wohl nichts mehr gewöhnt! Unser erstes Ziel nach dem Aufbruch war ein Wasserloch, von dem Antonio erzählt hatte und wo es ein Krokodil geben soll. Das Wasserloch fanden wir, das Kroko nicht, dafür viele kleinere Raubtiere, Mücken genannt. Und ein erstaunlich rotes, aber klares Wasser, in dem viele bunte Blätter schwammen und viele umgestürzte Bäume vor sich hin rotteten. Da kann sich natürlich ein kleineres Krokodil überall wunderbar verstecken! Wir flüchteten vor den Mücken und fuhren zur Hauptstraße zurück. Von da waren es ja nur lächerliche 40km zurück zu "unserem" Platz am See, wo wir heute etwas Körper-Equipment- und Moppedpflege einlegen wollen. Auf halber Strecke begegneten wir zwei Motorrädern mit Alukoffern: drei wohlsituierte Menschen aus Mexico-City auf dem Weg zur Küste. Ein kurzer Schnack am Straßenrand, ein Foto und tschüß! Die Leute des Restaurants am See begrüßten uns wie alte Bekannte, wir stellten das Zelt wieder auf den Betonsockel und bestellten uns eine warme Mahlzeit, die wir draussen am See serviert bekamen. Der See erinnert uns sehr ans Haddebyer Noor: sanfte Hügel mit etwas Wald auf der gegenüberliegenden Seite und da hinten, wo es so flach ist, können wir uns leicht die hölzerne Brücke vorstellen. Selbst der Geruch des Wassers stimmt. Nur die Palmen neben uns passen nicht so ganz in das Bild, aber das ändert sich im Zuge der Klimaerwärmung in Norddeutschland sicher auch irgendwann. Nun hatte ich gerade Besuch von fünf Herren aus Mexico-City, die hier ebenfalls auf Tour sind. Ich habe ihnen von Calakmul erzählt, wovon auch sie noch nie gehört hatten. Lustig, nun gebe ich schon den Mexikanern Reisetipps für ihr eigenes Land.
So.15.02. Palenque
Noch einmal saßen wir frühstückenderweise am See und genossen den schönen Ort. Der warme Wind wehte den süßen Duft von Orangenblüten in unsere Nasen und sorgte gleichzeitig dafür, dass uns nicht zu heiss wurde, während wir unseren Sonntagskaffee schlürften.
Wir kamen natürlich mal wieder recht spät vom Platz. Noch ein paar freundliche Worte zu den Gastgebern, ein Foto und die Straße hatte uns wieder.
Ohne festen Plan brachen wir Richtung Palenque auf. Nach 50km hielten wir in dem Durchgangsort Escarcega auf ein Käffchen an und entdeckten dort mal wieder eine neue Variation der Fahrradtaxis: dreirädrige Lastenfahrräder, auf denen die Fahrgäste vor dem Fahrer auf einer Bank sitzen, bei einer plötzlichen Bremsung also einfach nach vorne auf die Straße klappen. Als besonderes Accessoire haben diese Vehikel auf beiden Seiten Gardinen hängen, was sehr lustig aussieht!
Die Straße war weiterhin relativ frei und gut ausgebaut, schnell hatten wir die Hälfte der 270km hinter uns und beschlossen, doch heute bis Palenque durchzufahren. Die Landschaft durch die Provinz Campeche und dann ein kleines Stück durch Tabasco (ja, richtig: wie die scharfe Soße) war recht eintönig - grün und flach, also: Gas ist rechts und weiter. Als die Nachmittagssonne golden wurde, sahen wir die ersten Berge vor uns und kamen bald in der Stadt Palenque an, wegen der großen Mayaruinen, die ein paar km abseits der Stadt im Dschungel stehen, eine der touristischen Hauptstädte Mexikos.
Viele Touristen = gute Infrastruktur: wir fanden schnell ein kleines ländliches Hotel mit Campingwiese, Pool und freiem Wlan-Zugang, stellten das Zelt unter ein großes Blechdach mit Stromanschluss, ich hüpfte kurz zum Abkühlen in den Pool und dann tauchten wir ab ins worldwide web. Was für ein Luxus: wir sitzen bei elektrischer Beleuchtung an einem Tisch draussen in freier Natur, in der Ferne hören wir ein paar Brüllaffen röhren (komisch, die rufen gar nicht "Toyota"!) und surfen im Internet herum. Was für eine erstaunliche Welt!

Mo.16.02. Palenque
Während alle Palenquereisenden in hellen Scharen zu den Ruinen strömen, verbringen wir unseren Tag hier mit - Internetarbeit. Der Rechner läuft heute den ganzen Tag, so viel hat sich angesammelt an Aufgaben, die dringend oder auch nur halbwegs dringend bis hin zu "wollten wir schon immer mal" zu erledigen sind. Und wer weiss, wann wir wieder mal so günstige Rahmenbedingungen finden? Das Wetter ist angenehm, nicht zu heiss unter unserem Schattendach, bunte Vögel zwitschern und flattern um uns herum, ab und zu ein kurzes Bad im Pool. So einen Arbeitstag lassen wir uns gefallen. Fast scheint es, als ob wir morgen auch noch hierbleiben "müssen", um alles zu "schaffen". ;-)
Gegen Abend raffte ich mich auf und fuhr in die Stadt zum Einkaufen, danach machte ich ein Feuer in der vorhandenen Grilltonne und warf für mich ein paar Scheiben Kuh und für Thomas eine ordentliche Scheibe Käse auf den Rost. Dazu gabs für jeden eine große Kartoffel: ein Festessen für uns!



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