Reiseberichte


Neuseeland
 
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Ein Sprung in den Hotwaterpool, eine Dusche hinterher, Frühstück am Tisch und weiter geht´s.
Gestern hatte uns jemand von einem freilebenden Delfin erzählt, der in der Nähe der Stadt Whakatane, 80km entfernt von Rotorua, häufig auf Kontaktsuche sei. Also fuhren wir nach Whakatane um uns das anzuschauen.
Die Hauptstraße war weniger schlimm als erwartet und mittags waren wir schon am Meer. Doch vor dem Treffen mit dem Delfin stand noch ein Internetbesuch an. Dazu gingen wir ins Info-Center, wo wir einen kostenfreien Wlan-Zugang nutzen konnten. Leider klappte der Mailkontakt aus unerfindlichen Gründen nicht und Thomas hatte lange zu tun, um jedenfalls einen Teil unserer Mails zu bekommen. Computer sind doch dazu da, das Leben einfacher zu machen??
Um vier Uhr schloss die Info und wir wurden vor die Tür gefegt.
Nun hatten wir Zeit für Moko, wie der Delfin genannt wird. Die Mitarbeiter der Info sind immer informiert, wo sich Moko gerade aufhält und so fuhren wir zielstrebig zu einer Anlegebrücke, auf der sich etliche Menschen angefunden hatten, um Moko beim Spielen zuzuschauen. Das drei Meter lange männliche Tier hatte jemandem ein Surfbrett geklaut und zog mit seiner Beute herum. Es schien ihm großen Spaß zu machen, sein Spielzeug an der Leine über das Wasser zu ziehen. Er blieb immer in der Nähe, aber wenn jemand versuchte, ihm das Brett abzunehmen, gab er Gas und zog sich in Sicherheit zurück. Dann drehte er wieder bei und schwamm zwischen zwei Schwimmern und einigen kleinen Booten, die auch dem Schauspiel beiwohnten, hindurch. Es war sehr lustig!
Einer der Schwimmer schnappte sich schließlich das Brett, musste sich aber recht kräftig gegen Moko durchsetzen, der sein Spielzeug nicht rausrücken wollte. Doch dann wurde es in eins der Boote geholt und das Spiel war aus. Moko holte einmal tief Luft und tauchte ab, etwas beleidigt, wie uns schien.
Als er weg war, fuhren wir auch wieder aus Whakatane los und weiter die Küstenstraße hinauf. An einer der nächsten Zufahrten zum Strand hielten wir an. Das Wasser ist hier "oben" endlich warm genug zum Baden und das wollte ich nun endlich auch tun! Die Wellen waren sanft und die Temperatur angenehm, schön!! In den Küstenhügeln fanden wir eine kleine Straße mit Versteck für Mister Hobs und das Zelt zum Bleiben.
Sonntag, 28.03. - Maratoto
Der Ort, an dem wir morgens erwachten, war in der Nacht wunderbar ruhig gewesen. Keine Autos oder sonstige Zivilisationsgeräusche, nur brüllende Kühe auf entfernten Weiden und ein fleißig rufendes Eulenpaar in der Nähe. Dabei ließ es sich gut schlafen! Morgens saß ein großer Eisvogel auf dem Dach von Mister Hobs und ging von dort auf Insektenfang. Aus dem Zelt heraus konnten wir ihn gut beobachten. Der Tag fing prima an! Richtig warm ist es hier im Norden! Schon morgens konnten wir im T-shirt beim Frühstück sitzen, der Morgentau auf dem Zelt trocknete schnell ab. Der Schmetterlingsflieder neben dem Zelt hatte zahlreichen Besuch von kleinen weißen Faltern, Bienen summten, Vögel zwitscherten. Sonntag! Heute war Thomas dran mit Autofahren. Tauranga, die nächste größere Stadt, war über die Küstenstraße bald erreicht. Dort wollten wir einen zweiten Internetversuch starten, nachdem ich gestern den Newsletter nicht hatte absetzen können. Nach einigem Suchen fanden wir tatsächlich eine am Sonntag geöffnete Bücherei, doch wieder war der Weg zur Verschickung meiner Post mit technischen Schwierigkeiten gepflastert. Mit Thomas´ Hilfe konnten sie gemeistert werden und wir konnten uns wieder anderen Dingen zuwenden, wie z.B. einer Tasse Cappuccino an der hormongeschwängerten Flaniermeile des Innenstadthafens. Wir saßen draußen unter einem Sonnenschirm und schauten den tiefergelegten, hochglanzpolierten Aufmerksamkeitssammelobjekten zu, die neben uns mit offenen Seitenscheiben und vibrierenden Basslautsprechern vorsichtig über die Speedbumbs rollten. Immer wieder erbaulich! Unser Telefon war die ganze Zeit dabei, denn wir erwarteten einen Anruf von Fred, einem deutschen Motorradreisenden, mit dem wir seit längerer Zeit im Mailkontakt stehen und der sich gerade hier in der Nähe aufhält. Wir wollen uns gern mit ihm treffen, schauen wir mal, ob es klappt. Raus aus Tauranga und über eine kleine Nebenstraße weiter Richtung Coromandel-Peninsula, unserem nächsten Ziel. Soll sehr schön sein! Eine besondere Attraktion ist der "Hot Water Beach". Was es damit aus sich hat, davon später.. Bis abends hatten wir noch keine Meldung von Fred. Dann bogen wir irgendwann ab in die (handynetzfreien) Küstenberge. Dort im Coromandel Forest Park wollten wir die Nacht verbringen. Die kleine Teerstraße, die zu einem Ort namens Maratoto führen sollte, ging, wie es hier so üblich ist, in Gravel über. Dann ging es allmählich bergauf in den Wald, der Weg, neben einem malerischen kleinen Bergbach, wurde immer schmaler und holpriger und endete schließlich an einem Wendehammer. Doch dort gab es noch eine kleine Brücke, die zu einer verlassenen Lodge führte. Keine Verbotsschilder, aber ein sorgfältig gemähter Rasen, die Glut in der Feuerstelle war noch heiß, also war hier wohl gestern eine Party. Darauf ließ auch ein Müllsack, gefüllt mit leeren Bierflaschen, schließen. Und auch das abgenagte Possum, das offensichtlich über dem Feuer gebraten und verspeist worden war und dessen Gerippe nun in einer Astgabel neben der Feuerstelle hing. Sie sollen ja gut schmecken... Na gut, heute ist Sonntag, da feiert keiner, denn morgen müssen ja alle wieder arbeiten. Wir bauten uns in der Nähe des Flusses, etwas abseits der Lodge, auf und hatten unsere Ruhe. Unser Zeltplatz roch intensiv nach Pfefferminze, die in Fllussnähe überall zwischen dem Gras wuchs. Hmm! Vor Einbruch der Dunkelheit gingen wir noch auf eine kleine Entdeckungstour: ein Wanderweg war ausgeschildert zu einer alten Mine. Der Weg war recht abenteuerlich, ging durch den Bach, durch stachelige Stechginsterbüsche und über steile Hänge, schließlich durch einen tiefgründigen Sumpf, in dem alte Verladungsanlagen vor sich hinrosteten. Eine Schmalspurschienenlinie verlor sich im Urwald, dahinter musste irgendwo die Mine sein. Leider waren wir nicht entsprechend ausgerüstet, außerdem wurde es allmählich dunkel, darum brachen wir die Erforschung hier ab und gingen den schmalen Pfad wieder zurück. Die schönen Riesengräser, die so typisch sind für Neuseeland, wucherten beidseits des Weges und ihre meterlangen Blätter haben scharfe Sägekanten. Also Vorsicht beim Wandern! Als ich später meine matschigen Strümpfe im Fluss ausspülte, hatte ich plötzlich nur noch einen in der Hand: der andere war davongeschwommen und in der Dämmerung nicht mehr aufzufinden. Schade...
Montag, 29.03.
Meine Strümpfe sind wieder vereint! Beim morgendlichen Bad im Fluss fand ich den verlorenen Sohn ein Stück weiter flussabwärts im Geäst verfangen wieder. Zuhause, mit 20 Paar Socken im Schrank, würde man einem verlorenen Strumpf nicht so viel Beachtung schenken, aber ich habe nur zwei Paar dünne Socken und hätte mir sonst ein neues Paar kaufen müssen. Auf dem Weg zurück zur Straße sahen wir etwas Buntes fliegen, das mir gestern abend auch schon aufgefallen war: ein Rosella-Sittich! Der erste seiner Art, den ich in freier Natur sehe! Vor vielen Jahren hatte ich mal einen dieser vielfarbigen Vögel in einer Voliere.. Als ich bedauernd äußerte, dass er zu schnell fort war für ein Foto, meinte Thomas, ich solle mal bis Australien warten, da gäbe es noch genug Sittiche und Papageien zum Fotografieren. Mittags hatten wir die Stadt Coromandel erreicht, den zentralen Tourismus-Punkt für die gleichnamige Halbinsel. Hier war ganz schön was los: das kleine Zentrum war voll mit Campervans und Mietautos. Eine Müslipause im Park, dann fuhren wir weiter. Es gibt eine "Scenic-Road", die fast ganz um die Spitze der Halbinsel herum führt. Die Strecke ist größtenteils geschottert und wird zur Zeit bearbeitet. Nach Durchquerung der Baustelle hatte Mister Hobs ein neues Outfit: anstatt einem weißen hatten wir jetzt ein erdbraunes Auto - zumindest bis auf halbe Höhe. Die Landschaft der Coromandel-Peninsula besteht aus mittelgroßen Hügeln, die teils mit bewirtschaftetem Kiefernwald bestanden, andernteils abgeholzt und nun Weideland sind. Sie ist so schmal, dass man von einem der erhabenen Punkte beide Küsten sehen kann. Alle Wege sind dementsprechend kurvig, führen inlands durch die Hügel, dann hat man wieder grandiose Ausblicke auf herrliche Buchten mit weißen Stränden. Dummerweise ist hier soviel Ferienverkehr, dass jeder Quadratmeter irgendwie kontrolliert genutzt wird. Hier einen freien Platz zum Übernachten zu finden, erwies sich abends als fast unmöglich. Ein Campingplatz, bei dem wir anklopften, wollte 17NZD pro Person haben, das war uns zu teuer. Ich war genervt von dem erfolglosen Herumsuchen. Der letzte Versuch führte auf eine kleine Halbinsel. Man musste erst über einen schönen großen Felsen, um den herum die steile Straße gebaut ist. Hoch über der Küste führt sie entlang, meistens ohne Leitplanke - ziemlich abenteuerlich, wie die meisten der Strecken hier auf der Coromandel. Dann ging es wieder runter zu einem menschenleeren Strand, hinter dem auch ein Campingplatz lag. Niemand da, aber eine große Wiese zum Zelten. Das Office, einen kleinen Hügel hinauf, war ein etwas heruntergekommenes Wohnhaus, an der Tür ein handgeschriebener Zettel: "will be back soon". Der freundlich wedelnde Hund hinter der Tür konnte uns nicht weiterhelfen, durchs Fenster sahen wir einen Fernseher flimmern, aber niemand erschien. Wir bauten daher unser Zelt unter einen, freundlich seine Zweige über uns breitenden, Baum und kümmerten uns nicht weiter. Die einzige Infrastruktur bestand in einem Wasserhahn und einer verbeulten Blechhütte mit einem stinkenden Plumpsklo - dafür wollen die hier 10 Dollar pro Person kassieren, wie wir einem Papier im verlassenen Office entnommen hatten? Bevor es ganz dunkel wurde, ging ich den Strand besuchen, der wirklich sehr schön war: weißer feiner Sand, gewaltige Wellen, schöne Aussicht auf schroffe Felsen beidseits der kleinen Bucht, schnell ziehende, von der untergehenden Sonne leuchtend rosa gefärbte Wolken und als besonderes Highlight der große, über der ganzen Szenerie thronende Vollmond.
Dienstag, 30.03. - nahe Miranda
Um 7 Uhr schälten wir uns aus den Schlafsäcken, warfen das Zelt ins Auto und behielten die 20 Dollar für den Campground. Noch bevor der Besitzer uns überhaupt wahrgenommen hatte, waren wir wieder weg. Das war uns wirklich das Geld nicht wert! Es war noch nicht richtig hell und es nieselte, darum verschoben wir das Frühstück etwas und fuhren bis zum Hot Water Beach, auf den ich mich schon freute, seit mir das erste Mal jemand davon erzählt hat: eine heiße Quelle am Strand, wo man sich nur eine Kuhle in den Sand graben muss und schon kann man sich im warmen Wasser suhlen! Das gibt es nicht alle Tage! Noch war es allerdings viel zu früh, denn nur in den vier Stunden rund um Niedrigwasser kann man an die Hot Spots heran. Und Niedrigwasser ist heute um zwei Uhr nachmittags, wie wir gestern in Coromandel erfahren hatten. Aber auch sonst ist der Strand sehr schön, wie alle hier. Wir kochten Kaffee und frühstückten erstmal an einem der aufgestellten Picknicktische. Ziemlich windig heute! Und ab und zu ein paar Tropfen von oben gab es auch, aber immer nur kurz. Nach dem Frühstück war es immer noch lange nicht zwölf Uhr, darum vertrieben wir uns die Zeit mit einem Ausflug. Ein paar Kilometer entfernt war auf der Karte eine "Cathedral Cove" erwähnt, da fuhren wir hin. Der dazugehörende Parkplatz war recht voll, muss wohl was Sehenswertes sein? Ein 45min-Fußweg war ausgeschildert, wir wanderten los. Der Weg lohnte sich, obwohl es recht bergig zur Sache ging: nach einer letzten langen Treppe kamen wir aus dem Regenwald hinab an einen weißen Sandstrand in einer abgeschlossenen Bucht, die das Wasser ganz erstaunlich bearbeitet hatte. Durch ein großes Felsentor gingen wir hindurch und standen vor einem, schätzungsweise 30m hohen, schmalen Felsen, der an seinem Fuß vom Wasser schon halb durchgenagt worden ist. In die oberen Anteile hat der Wind kunstvolle Formen geschnitten, ganz oben drauf wachsen Bäume. Die Brandung dröhnte um ihn herum. Wir waren schwer beeindruckt! Am anderen Ende der kleinen Bucht ebenfalls seltsam geformte Felsen und auch eine Höhle, in die man bei ablaufendem Wasser hineingehen kann. Sicher 10m weit hat sich dort das Wasser in den Fels gearbeitet. Daneben tröpfelte aus dem Wald über der Steilküste ein kleiner Wasserfall zum Strand hinunter. Eine Möwe trank das Süßwasser aus dem kleinen Becken. Seitdem wir an den Strand gekommen waren, schien die Sonne, es war warm und so schön, dass wir am liebsten dort geblieben wären. Aber nun war es allmählich Zeit für den Hot Water Beach, also zurück! Auch der Nieselregen kam zurück, als wir mit Handtüchern und großer Erwartung über den Strand gingen, dorthin, wo schon ca 40 Menschen zu sehen waren. In zwei Kilometern Tiefe heizt unter dem Strand eine Magmablase das Wasser und es steigt durch kleine Kanäle auf an die Oberfläche. Dort, wo es austritt, ist es kochend heiß, doch durch Vermischung mit dem Meerwasser bekommt es eine angenehme Temperatur. Einige Leute hatten mit mitgebrachten Schaufeln schon ein paar Badepools ausgehoben, in denen viele Menschen saßen. Es sah erstmal nicht besonders gemütlich aus, schon gar nicht, wo es gerade wieder windig und kühl wurde! Aber dann fing es auch noch an zu regnen und wir hatten nur noch die Wahl zwischen kalt und nass oder warm und nass. Also hinein ins Vergnügen! Wir eroberten einen Platz im Pool, schaufelten uns mit den Händen gemütliche Liegekuhlen und weichten uns richtig ein. Während immer wieder Leute dazu kamen und unentschlossen in Regenjacken herumstanden, lagen wir genüsslich im Warmen. Meerseits von unserem Pool versuchte eine Gruppe von jungen Japanern, einen weiteren Pool zu graben, aber das war nicht so leicht, denn die Wellen kamen immer wieder dazwischen und schwemmten den aufgeschütteten Wall fort. Das Gejohle war groß, wenn das warme Wasser sich schlagartig abkühlte! Wir blieben lange dort liegen, unterhielten uns mit anderen Reisenden oder lauschten dem vielsprachigen Stimmengewirr, doch als jemand den Wall "unseres" Pools durchbrach, um das Wasser in einen weiteren abzuleiten, nahmen wir das als Signal zum Aufbruch. Soweit unser Ausflug auf die Coromandel-Peninsula. Nach weiteren 60km Fahrt durch die Hügel, die hier meist noch mit "richtigem" Wald bewachsen sind, verließen wir die Halbinsel und richteten Mister Hobs nach Auckland aus. Doch so weit wollten wir heute nicht mehr. Stattdessen fuhren wir in das nächste Hügelgebiet hinein, wo allerdings wenig Aussicht auf einen freien Zeltplatz war, denn hier war alles fest in landwirtschaftlichen Händen und abgezäunt. Wir stoppten an einem kleinen Hof und ich lief den langen Hügel hinauf, um die Bauersleute nach Erlaubnis zum Zelten zu fragen. Dorothy und Peter waren sehr freundlich und hatten überhaupt nichts dagegen, wenn wir uns auf ihrem Grund ein Plätzchen suchen würden. Peter fuhr sogar, mit mir hinten drauf, auf seinem Quad mit hinunter, um uns bei der Platzsuche zu helfen. Ein kleiner Bach war in der Nähe, drei nette Pferde guckten über den Zaun ihrer sehr trockenen und abgegrasten Weide, ein junger Stier wurde weggesperrt, damit er uns in der Nacht nicht belästigen würde: unser Heim für eine Nacht war gesichert! Ich holte eine Schüssel Wasser aus dem Bach und befreite Mister Hobs von seiner Dreckschicht, damit wir wieder unsere Schlafsäcke zum Auslüften über die Autotüren hängen können. Die Pferde schauten interessiert zu und freuten sich zwischendurch über ein paar Maulvoll Heu, das ich ihnen dort sammelte, wo sie selbst nicht hinkommen konnten.
Mittwoch, 31.03. - Tikito
Es war mir sehr angenehm, an einem privaten Ort mit offizieller Genehmigung und freundlicher EInladung zu übernachten und ich schlief sehr gut. Morgens begrüßten uns die Pferde. Vor unserem Frühstück bekamen sie wieder etwas Heu über den Zaun geworfen, um das sie sich zankten. Sie finden aber auch kein Gras mehr auf ihrer abgenagten Koppel. Auch der kleine Stier bekam seine Portion. Wir wollten uns eben auf den Weg zum Wohnhaus machen, um uns zu verabschieden, da kam Peter mit seinem LKW den Berg hinunter gefahren. Wie wir erfuhren, betreibt er neben der kleinen Landwirtschaft hier noch ein kleines Unternehmen. Er mäht Gras, zieht Zäune, planiert Baugrundstücke etc. Und in der Zukunft hat er noch Pläne für einfache Ferienunterkünfte in Wohntrailern auf seinem Grund. Die Unterbringungskosten seien in Neuseeland so gestiegen, da würde er mit einfachen Unterkünften für Ferien- und Wochenendgäste sicher Erfolg haben, meinte er. Dann drückte er uns die Hände und lud uns ein, wir dürften gerne wieder vorbeikommen... oder auch unsere Freunde. Gutgelaunt machten wir uns auf den Weg. Bald kamen wir in den Einzugsbereich der einzigen "richtigen" Großstadt Neuseelands: Auckland. Es führt kein Weg daran vorbei, wenn man in den Norden will. Die Insel ist hier so schmal, dass man mitten durch das Stadtgebiet hindurchfahren muss, wenn auch auf einer mehrspurigen Autobahn. Wir hielten also einmal die Luft an und ließen uns vom dichten Verkehr mitziehen, bis er uns jenseits des Zentrums wieder ausspuckte. Sehr trocken sieht die Gegend hier aus: die Hügel sind braun und abgegrast, nur wenig Wald ist übrig, die meisten der kleinen Wohnhäuser wirken ärmlicher als anderswo. Weiter von der Stadt entfernt wurde die Landschaft wieder lebendiger, die Hügel grüner, es gab nicht viel zu sehen, wir suchten uns die kleinen Straßen, wo wir alleine unterwegs waren. Einen kleinen Stopp machten wir bei einem sehr fantasievoll gestalteten Cafe, das zu einer Schule für visionäre Gestaltung (oder so ähnlich) gehört und von dieser Stück für Stück weiter gebaut wird. Wie Gaudi´s Kirche "La Sagrada Familia" in Barcelona.. Ein kleinen Abstecher zu einem auf der Landkarte erwähnten Wasserfall erwies sich als nicht so lohnend: der Fluss führte nur wenig Wasser, weil es erstens in der letzten Zeit so trocken war und zweitens das meiste Wasser des Flusses vor dem Fall für die Stromerzeugung abgezweigt wird. Man hätte dort wohl auch zelten können, aber der Ort war mir zu öffentlich und wir fuhren weiter. Bald darauf sahen wir abseits der Straße in den Hügeln einen großen Bauernhof und bogen ab, um eine Erlaubnis zum Zelten zu erfragen. Im großen Kuhstall war nur der Manager, wie er sich bezeichnete, anwesend. Er schickte uns weiter zu einem schönen neuen Wohnhaus. Dort öffnete uns Kevin, der Bauer, die Tür. Freundlich hörte er sich unser Anliegen an und meinte dann, wir könnten ebensogut in dem Besucherzimmer im Nebengebäude übernachten. Dort hätten wir auch ein Badezimmer .. Wir konnten unser Glück kaum fassen! Es wird ja immer besser!! Nancy, seine Frau, lud uns gleich noch zum Dinner ein, das sie eben kochen wollte. Eh wir es uns versahen, saßen wir mit den netten Leuten auf ihrer Terrasse, es gab ein Glas guten Weißwein, eine interessante Unterhaltung und danach ein gutes Abendessen. Um den netten Leuten nicht den ganzen Feierabend umzukrempeln, zogen wir uns danach bald in "unser" Zimmer zurück und genossen unser Glück!
Donnerstag, 01.04. - Cape Reinga
Nach dem netten Abend und der bequemen Nacht im weichen Bett fuhren wir morgens erholt weiter. Die letzten 300km bis zur Nordspitze Neuseelands wollten wir heute "schaffen". Die Hügellandschaft bot nicht viel Neues, es ging nordwärts auf kleinen Straßen und zum Hokianga-Harbour, über den wir mit einer kleinen Autofähre übersetzten. Die Wartezeit vertrieben wir uns in dem kleinen Fährdorf Rawene: ein paar Holzhäuser, ein Cafe, ein richtig verschlafenes Örtchen. Vor seinem offenen Geschäft saß Frank, ein älterer Mann mit Maori-Vorfahren und grüßte freundlich. Wir kamen ins Gespräch und er zeigte mir im Laden die wunderschönen Glasmosaikbilder, die seine Frau aus alten Glasscherben, die sie am Strand findet, herstellt. Ich war sehr angetan von den schönen Arbeiten. Er erzählte, sie habe erst vor drei Jahren angefangen, sich überhaupt künstlerisch zu betätigen und habe diese Mosaike für sich entdeckt. Ein echtes Naturtalent! Die Künstlerin selbst war leider gerade nicht da, aber Frank freute sich über unser Interesse und klönte eine ganze Weile mit mir. Als wir den Laden verließen, verabschiedeten wir uns von einem neuen Freund. Bald kam nun die Fähre, die uns eine halbe Stunde später am nördlichen Ufer des Meeresarmes absetzte. Von dort aus fährt man noch eine Stunde, bis man zum Übergang zu der ca 100km langen Landzunge kommt, die den nördlichen Zipfel der Insel bildet. Mit einem Geländewagen kann man bei Ebbe den berühmten 90-Mile-Beach fast bis zur Nordspitze hochfahren, doch alternativ gibt es auch eine Straße, die in der Mitte der Landzunge verläuft. Erstaunlich bergig war es hier immer noch! Auf der Karte sah es aus, als wäre es dort flach! Die Kilometer zogen sich ziemlich in die Länge, bis wir endlich die letzten baumlosen Hügel zum Cape Reinga hochfuhren. Dann hatten wir einen tollen freien Blick auf Australien... theoretisch, wenn die Erde nicht so rund wäre und Australien sich nicht hinter der Krümmung versteckt hätte. Die Sonne schien aufs Meer tief unter uns, der recht warme Wind pustete kräftig. Hier ist Neuseeland definitiv zuende, weiter gehts nicht mehr! Zwei staatliche Campingplätze gibt es in der Nähe des Kaps, wir landeten an der "Bay of Spirits", die ihren Namen trägt, weil in der Vorstellung der Maori hier, wo das Land nicht mehr weitergeht, die Seelen der Verstorbenen die Erde verlassen. Obwohl man 15km Schotter fahren muss, um hierher zu kommen, war der Platz überraschend gut gefüllt, als wir ankamen. Und zwar nicht von Touristen, sondern hauptsächlich von Kiwis, die zum Angeln hierher kommen. Mit Kind und Kegel kommen sie her, bauen sich große Zeltstädte auf und unterhalten sich offensichtlich gut. Auf unserem Sunset-Spaziergang sahen wir einige Angler mit ihren überdimensioniert langen Brandungsangelruten am Strand stehen und jetzt, wo wir schon im Zelt zu Bett gegangen sind, hören wir von allen Seiten fröhliche Gespräche. Erst später stellten wir fest, dass ja an diesem Wochenende Ostern ist und darum alle ihr langes Wochenende nutzen. Kann man mal sehen, wie weit wir uns vom normalen Leben entfernt haben: wir wissen nicht mal, wann Ostern ist!! Fred, den wir immer noch nicht getroffen haben, fanden wir auch hier leider nicht. Wie oft laufen wir Leuten immer wieder zufällig über den Weg, aber wenn man jemanden treffen will, klappt es auch mit etlichen Mailwechseln nicht unbedingt...
Karfreitag, 02.04. - Kaoe
Auf dem Weg zum Klo lernte ich heute morgen ein dänisch-argentinisches Paar kennen, die sich hier in Neuseeland kennengelernt haben und in Auckland leben. Internationale Beziehungen... Unser Vormittag fand am Strand statt, wo wir uns am weißen Sand und am klaren Wasser freuten und an den kleinen Fischchen, die in den sanften Wellen spielten. Spannender war natürlich der Stachelrochen, der ebenfalls in Strandnähe zu sehen war. Er hatte eine geschätzte Spannweite von einem Meter, also schon recht ansehnlich. Wir versuchten, watend zu einem vorgelagerten Felsen zu kommen, aber der Zugang war schwierig und die Wellen dafür doch etwas zu heftig, darum gaben wir den Plan bald wieder auf und untersuchten lieber die vielen kleinen Muscheln und Schneckenhäuser, die am Strand lagen. Später trug Mister Hobs uns wieder Richtung Süden, die Landzunge hinunter und nun geht es an der Ostküste weiter. Auch hier viele schöne Strände, bewohnte und unbewohnte Buchten, grüne Hügel, Wald. Wir sind beide etwas müde aufs Autofahren und haben heute keine rechte Lust. Allmählich haben wir genug Zeit gehabt, die Vor- und Nachteile des Autoreisens gegen die des Motorradreisens abzuwägen und wir wollen nun bald lieber wieder auf die Moppeds! Das Reisen im Auto ist so indirekt! Uns fehlt der Kontakt zur Umgebung, die Gerüche und die Beschaffenheit der Luft, die Bewegung mit dem Motorrad, die jeder selbst regelt... So waren wir beide etwas am Nölen und wollten am liebsten ein Hotelzimmer mieten und richtig feist essen gehen. Da wir uns das nicht leisten können, wollten wir stattdessen einen schönen Campingplatz suchen und uns dort selbst was kochen. Schließlich landeten wir dann doch im Hinterland der Küste auf einem freien Zeltplatz, der allerdings einen königlichen Ausblick bietet. Über eine Wiese oberhalb der Schotterstraße kamen wir zu einer planierten Fläche hinauf, die offensichtlich für einen zukünftigen Hausbau gedacht ist. Dort wohnen wir nun heute, kochten uns tatsächlich was Leckeres und speisten im Angesicht des Sonnenunterganges hinter den fernen Bergen, während die Vögel uns ihr Gutenachtlied sangen. Tief unter uns sieht man die Lichter des nächsten Ortes, der Wind ist eingeschlafen, am Abendhimmel blinkt die Venus.
Sonnabend, 03.04. - Purini Bay
Mit Bedauern mussten wir feststellen, dass sich unsere Brotdose, die sich über lange Zeit am Motorrad bewährt hatte und auch mit auf dieser Autoreise war, uns gestern verlassen hat. Bei einem Zwischenstopp hatten wir versäumt, die Kofferraumklappe zu schließen und da die Brotdose obenauf gelegen hatte, war sie scheinbar rausgerutscht, ehe wir durch aufmerksame Passanten auf die offene Klappe hingewiesen wurden. Erst abends fiel ihr Fehlen auf. Nun haben wir kein Brot mehr, Pfeffer und Salz sowie unser Kaffee sind mit ausgestiegen, das ist schade. Alles hat seine Zeit... Überhaupt war heute nicht mein Tag, was aber eindeutig nichts mit dem Verlust der Brotdose zu tun hatte. Wahrscheinlich haben mir hormonelle Schwankungen die Laune vermiest, was wohl in den Wechseljahren vorkommen soll, wie man munkeln hört. So zog die schöne Landschaft außen an mir vorbei, ohne dass sie mich innerlich berühren konnte. Ich gab meinen turnusmäßigen Fahrerposten an Thomas ab und verkroch mich nach innen. Muss auch mal sein. Währenddessen fuhren wir bei wolkigem und etwas kühlerem Wetter durch die Bay of Islands und stoppten in Haruru zum Tanken und Einkaufen (auf dem Parkplatz des Supermarktes hörten wir plötzlich ein belustigtes: "Ach, nee!" und standen zum fünften und letzten Mal hier in Neuseeland "zufällig" Jürgen und Sigrun gegenüber, den beiden, die mit ihren zwei Kids ihre Elternzeit in Kiwiland verbracht haben und nun in zwei Tagen nach Hause fliegen! Falls ihr beiden dies hier lest: schöne Grüße und wir wünschen einen guten Start zurück in Deutschland !! ). Ebenfalls in Haruru sahen wir eine Versammlung alter Autos auf einer Wiese. Thomas mag solche alten Wagen, darum parkten wir unser Vehikel und schlenderten zwischen den perfekt zurechtgemachten "Zephyr"-Oldtimern herum. Welche Mühe sich Leute geben mit solchen alten Maschinen: perfekt lackiert und blankgeputzt, mit staub- und ölfreien Motoren, frischbezogenen Polstern und gewaschenen Reifen standen sie da und strahlten mit ihren stolzen Besitzern um die Wette. Im weiteren Verlauf des Tages schaute ich gelangweilt aus dem Fenster. Thomas kutschierte uns am Nachmittag auf einen DOC-Campground (Department of Conservation) abseits des Trubels in einer kleinen unspektakulären Bay. Dort beendeten wir den grauen Tag mit einem Becher Rotwein und ein paar Runden Kniffel, während ein heftiger Regenschauer nach dem anderen über die Bucht gezogen kam und laut auf unser Tarp pladderte.
Ostersonntag, 04.04.
Morgens war der Regen weitergezogen und mit ihm auch mein Stimmungstief. Zur Feier des Osterfestes gab es zum Frühstück ein Osterei, das wir sogar mit einem Filzstift bemalten, fast "richtig". Bei dem Gedanken an den ursprünglichen Sinn des vorchristlichen Osterfestes mit all den Frühlingssymbolen, die ja auch hier verwendet werden, fiel uns auf, dass es irgendwie verkehrte Welt ist, es so hier im Herbst zu feiern. Wie soll man das den Kids erklären? Vor dem Weiterfahren ein erfrischendes Bad im Meer, das in dieser Bay sehr ruhig, aber auch nicht ganz so klar ist, wie z.B. an der Nordspitze. Trotzdem sehr schön. Und weiter geht es nach Süden. In drei Tagen wollen wir in Wellington sein... Um dieses Ziel gut zu erreichen, machten wir heute einen etwas größeren Sprung und huschten gegen Abend wieder durch Auckland hindurch. Der Feiertagsrückreiseverkehr nervte etwas, aber war sicher weniger dicht, als an normalen Tagen. Wir kamen ganz gut durch und überraschten kurz vor der Dämmerung Peter und Dorothy in Miranda. Peter kam gleich mit dem Quad den Berg hinab und strahlte uns an: "You want your spot back?"
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