Südamerika Reiseberichte

Argentinien
 
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Dienstag, 25.12. - 1. Weihnachtstag
In der Nacht nach einem schönen Weihnachtsabend mit erwartungsgemäß reichhaltigem Essen und guter Stimmung brauste der Wind kräftig durch die Bäume über unseren Zelten, am Morgen war es kalt. Unser Kumpel Chuck bereitete ein Frühstück mit Bratkartoffeln, Rührei, Bratwurst etc. zu. Das Futtern nimmt kein Ende, bald passe ich in meine Hose nicht mehr rein! Wir verabschiedeten Michael aus Österreich, der hier seine Alaska-Feuerland-Tour beendet und morgen seine Freundin vom Flieger abholen will und machten uns mit einigen Leuten bei Sonnenschein auf den Weg in den Nationalpark . Nach 20km staubiger, aber einfacher Piste erreichten wir das "End of the Road"-Schild, wo auch wir die obligatorischen Fotos schießen mussten. Sehr schönes Panorama mit Seen und kleinen Wasserläufen vor den Schneebergen bot sich dort.Von einer Plattform am Ende eines hölzernen Steges kann man über eine Bucht zum Beaglekanal schauen, sehr schöne Aussicht! Leider alles etwas überlaufen heute, aber warum fahren wir auch am Feiertag hin?

Mittwoch, 26.12. 2007
Auf dem Camping geht das Kommen und Gehen weiter - wir bleiben noch ein Weilchen... Heute erfuhr ich von Sergio, dem Juniorchef hier, dass er eigentlich ein augebildeter Sänger ist. Er hat einige Jahre in BsAs Unterricht gehabt und hatte ein Angebot eines international arbeitenden Sängers, ihn weiter auszubilden. Dieses hat er nicht angenommen, weil er nicht auf Dauer von zuhause weg sein möchte und ist lieber wieder nach Ushuaia zurück gegangen. Hier leitet er nun mit seinen Eltern den Platz und singt ab und zu im hiesigen Chor (wobei er sich sehr zurückhalten muss, denn er hat eine richtig große und schöne Stimme, die er mir in der Küche vorgeführt hat). Dieses Beispiel zeigt sehr deutlich, wie wichtig hierzulande die Familie ist. wenn sogar eine Gesangskarriere nicht aus ihrem Schoß heraus locken kann... Um nicht völlig einzurosten, machten wir am Nachmittag einen Spaziergang zum anderen Camping. Diesmal liefen wir durch den Wald oberhalb der Stadt. Die Wälder werden hier nie durchforstet, was morsch ist, fällt um und verrottet. Darum sehen sie sehr ursprünglich und verwunschen aus. Fast alle Bäume sind mit einem Pilz befallen, der bewirkt, dass sie an den Ästen und am Stamm große Knollen ausbilden. Zur Zeit haben diese Pilze Fruchtkörper: bis zu golfballgroße hellorangefarbene Bälle hängen an diesen Knollen und liegen überall auf dem Waldboden herum. Wenn sie reifer werden,platzt ihre Oberfläche an vielen Stellen auf, dort werden wohl die Sporen austreten. Dann sehen sie wirklich fast wie Golfbälle aus. Man sagte mir, sie seien essbar, so probierten wir vorsichtig: sie erwiesen sich als nahezu geschmacksfrei. Auf dem Rückweg gab es noch eine seltsame Begegnung. Auf einer Lichtung am Waldrand sahen wir ein Zelt stehen und ein älterer Mann sprach uns an. Er fragte, obwir evtl 10-15 Minuten Zeit hätten,auf das Zelt aufzupassen, während er mit seiner Frau etwas holen ginge. Naja, warum nicht? Danach wollte er uns dort zum Essen einladen,was wir allerdings dankend ablehnten, da wir schon mit unseren Freunden ein Abendessen vereinbart hatten. So gingen sie davon und wir warteten. Und warteten. Nach 20 Minuten noch niemand zu sehen. Nach 30 Minuten beschlossen wir, nicht länger zu warten, um nicht unser Abendbrot zu verpassen, schrieben einen erklärenden Zettel und machten uns wieder auf den Weg. Ich hoffe, sie waren nicht allzu enttäuscht, dass wir ihre Interpretation einer Viertelstunde nicht teilen mochten und fanden ihre Habseligkeiten vollständig wieder (es war absolut niemand in der Nähe gewesen, solange wir dort saßen). Ist schon komisch, dass sie uns wildfremden Touris mehr Vertrauen schenkten, als den Leuten der eigenen Stadt. Sie hatten mir gesagt, dass sie in Ushuaia wohnen...

Donnerstag, 27.12. 2007
Im Internet finden sich immer wieder freundliche Weihnachtsgrüße für uns. Schön, dass wir noch nicht vergessen werden! Viel passiert heute nicht. Der Himmel ist grau, ich backe Brot, Thomas liest... Gegen Abend kommen nacheinander sieben neue Biker auf den Platz: eine alleinreisende Amerikanerin, ein österreichisches und ein deutsches Paar und zwei Engländer. Es gibt Pizza für alle, unser Starkoch Gervin aus Holland läuft zu Hochform auf und bekommt viel positives Feedback für seine Kreationen. Die beiden Deutschen sind Gaby und Martin, die für uns eine Tüte voll Speicherkarten und den langersehnten Ersatzbenzinhahn für Foster mitgebracht haben. Jetzt können wir wieder viele Fotos machen!

Freitag, 28.12. 2007
Wir mussten uns heute von Peter und Carol aus Kanada verabschieden, die eine 12-tägige Schiffstour zur Antarktis starten für lächerliche 5000 USD pro Person... Wir sehen uns spätestens in Kanada wieder! Nördlich von Ushuaia gibt es eiinen kleinen Gletscher am Berg, zu dem ein Sessellift führt. Wir hatten das Glück, dass Erwin und Isabell aus der Schweiz mit ihrem Auto auch dorthin wollten und so konnten wir mit ihnen fahren. So viel Platz war im Wagen nicht, weil die Rücksitzbank dem Hund gehört, aber der Weg ist nicht sehr weit und ich saß quer auf Thomas' Schoß auf dem Beifahrersitz. Das erlaubte uns, die Motorräder auf dem Campingplatz zu lassen. Den Sessellift nahmen wir nicht, weil er pro Person 25Pesos kosten sollte. Ebensogut konnten wir laufen: ein gewundener Weg führt abseits der im Winter zu befahrenden Skipiste bergan über 1200m bis zur Bergstation der Bahn und dann über Geröll und Moosflächen bis zum Schnee hoch. Im Rücken der großartige Ausblick über Ushuaia, die Bucht und den Durchgang zum offenen Meer zwischen den chilenischen Bergen hindurch. Ein leichter Nieselregen störte das Vergnügen nur leicht. Erst als wir wieder fast beim Auto waren, fing es stärker an zu regnen - mal wieder Glück gehabt.

Sonnabend, 29.12. 2007
Wäsche waschen, reden, essen..., so vergeht die Zeit. Zur Abwechslung eine kleine Moppedtour in die nähere Umgebung. Eine Küstenpiste mit Blick auf die Stadt, dann ein Stück entlang der R.3, bei trockenem Wetter doch viel schöner als neulich auf der Herfahrt bei Regen. Ein kleiner Wasserfall am Rand, eine gute Piste in ein Nachbartal - das Fahren macht Spaß. Dagegen werde ich wohl den Ölwechsel und die Reifensuche auf Punta Arenas verschieben. Ushuaia ist doch sehr teuer. Das kommt meiner momentanen Trägheit sehr entgegen. Beim Abendessen, wie immer sehr üppig, sind wir inzwischen ca. 20 Leute, zwei von dieser Gruppe haben heute Geburtstag! Gergen, unser Hobbykoch, hat Geburtstagskuchen gebacken und freut sich sehr über die Reaktion: Reisen stiftet auch Beziehungen. Wir dürfen einer Neugründung beiwohnen..

Sonntag, 30.12. 2007
Mit den kleinen Geschehnissen des heutigen Tages will ich euch nicht belästigen. Das einzig (für mich) Spannende war ein ausführliches Telefonat nach Hause, ansonsten plätschert der Tag so dahin. Kräftesammeln für die morgige Party? Am 2.Januar wollen wir dann endlich mal weiterfahren. Es warten schöne Landschaften auf uns.

Montag, 31.12.2007 - Silvester in Ushuaia
Für heute abend bereiten wir (mal wieder...) ein großes Asado vor. Mit ca. 25 Leuten werden wir sicher eine lustige Silvesterparty feiern. Wir wünschen allen lieben Freunden und Verwandten einen guten Rutsch ins neue Jahr und alles Gute für 2008!!!



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