Südamerika Reiseberichte

Chile
 
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Montag, 07.01. - Motorradwartung
Es gibt in Punta Arenas eine zollfreie Handelszone, wo man günstig Elektronik, Autos und andere Luxusgüter kaufen kann. Dorthin fuhren wir morgens, um für Jolly einen neuen Vorderreifen zu suchen. Als wir bei einigen Händlern erfolglos angefragt hatten, fanden wir schließlich per Zufall doch einen groben Stollenreifen in der richtigen Größe. Er sollte ca 18000 chilenische Pesos kosten, was ca 27 Euro sind. Da musste ich nicht lange überlegen und schnallte den Reifen hinten aufs Mopped, um eine Werkstatt für die Montage zu suchen.
Die Werkstatt hatte geschlossen, darum beschlossen wir, den ebenfalls geplanten Ölwechsel beim Hostal selbst zu machen und später noch einmal zur Werkstatt zu fahren. Unsere Pension hatten wir schon verlassen, so zogen wir nun um ins Hostal Magellanes, wo die anderen Biker hausen und man für kleines Geld im Garten zelten kann. Dort konnten wir auch das Öl wechseln. Ich fragte den Hostalbetreiber nach einem Gefäß zum ölablassen, worauf er mir einen eingetrockneten Lackeimer überließ. Den könnte ich dann mit dem Altöl an die Straße zum anderen Müll stellen oder das Öl in die Kanalisation kippen. Er sah mein Entsetzen und fragte, wie wir es denn zuhause halten würden mit dem Altöl... Hier macht sich scheinbar noch niemand viele Gedanken um Sondermüll...
Später konnte ich den Reifen noch aufziehen lassen, nun ist alles wieder klar für die nächsten Etappen, wo viel Schotter zu fahren sein wird.
Den Abend verbrachten wir mit einigen Freunden in dem Hexenhäuschen beim Aussichtspunkt. Wir hatten gesehen, dass man dort auch warmes Essen serviert und wollten gern nochmal dorthin. Die Speisekarte enthielt nicht viele Gerichte außer Pizza und Sandwiches, aber es stand Fisch drauf und wir fragten danach. Es schien, als sei es sehr ungewöhnlich, dass Leute dort warm essen wollen, aber der nette Mann gab sich alle erdenkliche Mühe, uns zufriedenzustellen. Es dauerte lange, bis der Fisch zubereitet war, aber das Warten hatte sich gelohnt: das Essen war sehr lecker. Dazu das nette Ambiente, ein gelungener Abend! Antonio, unser Bikerfreund aus Portugal, war richtig euphorisch darüber, wie schön das Reiseleben ist. Er ist eigentlich ein sehr ruhiger Mensch und wirkte in Viedma, wo wir ihn auch schon getroffen hatten, eher schüchtern. Inzwischen ist er aber aufgetaut und erzählt mehr von sich in seinem etwas schwer verständlichen Englisch. Er lebte in Portugal mit seiner Mutter zusammen und arbeitete bis zur Rente in einer Bank (so alt sieht er noch gar nicht aus...). Nun reist er mit der Sicherheit seines monatlichen Saldos unbegrenzt mit seiner Transalp durch die Gegend und lebt richtig auf. Er hat es nicht eilig, freut sich über die Möglichkeit, seinen eigenen Rhythmus zu finden und über alle interessanten Menschen, die er trifft. Er wird uns sicher noch öfter begegnen, denn er will auch "erst einmal nach Alaska".

Dienstag, 08.01. - Schietwetter in Punta Arenas
Wir haben uns heute vor der Weiterfahrt gedrückt, weil es so kalt und windig war und ich keine Lust hatte... Stattdessen waren wir intensiv am Rechner und haben gmütlich im warmen Haus gesessen. Morgen soll es besseres Wetter geben,dann gehts nch Puerto Natales.

Mittwoch, 09.01. - Puerto Natales
Wie bestellt war heute morgen Windstille und Sonnenschein. Wir konnten draußen in der Sonne frühstücken und dann unsere Sachen packen. Gegen Mittag fuhren wir ab, 250km sind es nach Puerto Natales. Nach 100km typisch patagonischer Flachlandschaft fanden wir an der Straße eine kleine Ortschaft namens Villa Tehuelches, Zeit für eine Pause. In dem kleinen Restaurant gab es für mich eine Hühnersuppe mit viel Gemüse drin, für Thomas ein Stück leckeren Himbeerkuchen (den sie hier sogar "Kuchen" nennen!). Eine deutsche Radfahrerin schneite herein, während wir uns noch der Wärme des Hauses erfreuten, allein unterwegs nach Süden. Sie erzählte uns von ihrer Reise, die in Santiago begonnen hat. Einmal hatte sie so mit dem Wind zu kämpfen, dass sie stundenlang schieben musste..
Wir quatschten ein Weilchen, dann zog ich meinen Regenkombi an und wir starteten wieder, mitten in eine dicke graue Wolke hinein. Noch drei weitere tapfere Radfahrer begegneten un auf dieser Strecke, ich beneide sie überhaupt nicht!
Unter der Regenwolke wurde es bald nass, dafür war es dort total windstill. Der sanfte Regen fiel leise und senkrecht vom Himmel. Später wurde er zu Hagel, dann war es wieder trocken, die Sonne schien zwischen den Wolken, der Wind frischte wieder auf. Da es aber nur ein "normaler" starker Wind und kein Sturm war, machte das Fahren trotzdem Spaß. Die Temperatur war bei 6°C angekommen - wir haben Hochsommer! Dank meiner Heizgriffe fror ich nicht.
Allmählich wurde es hügeliger, in der Ferne konnten wir die Berge sehen - noch 50km bis Puerto Natales. Nachmittags um 4 sahen wir unter uns die Bucht, an der die 17000 Einwohner zählende Stadt liegt. Grünblaues Wasser, im Hafen lag ein großes Schiff: es war die 'Nordnorge', die wir in Buenos Aires schonmal gesehen haben. Dort lag sie direkt neben unserem Container.
Die Stadt ist recht übersichtlich und wir fanden bald das Hostal, das uns Axel und Renée empfohlen hatten. Zwei lustige Brüder leiten es und auch hier bauen wir unser Zelt im Garten auf zur Kostenbegrenzung. In Euro bezahlen wir hier zusammen ca 9 Euro, das ist mehr, als wir in Argentinien jemals bezahlt haben, aber noch vertretbar. Es begrüßten uns Chuck und Antonio, wir fühlten uns gleich heimisch. Abends machte ich für uns alle zusammen eine große Portion Bratkartoffeln mit Gemüse, wir sind doch inzwischen wie eine Familie...

Donnerstag, 10.01. - Lago Porteño
Morgens waren wir beide irgendwie müde und das kalte, ungemütliche Wetter verstärkte unsere Unlust, uns aufs Motorrad zu setzen. Wir trödelten in der warmen Küche herum, setzten uns dann über eine Stunde lang ins Internetcafe, fuhren dann aber doch los. Auf der Piste Richtung Torres del Paine war es böeig und nieselig, was mir so ziemlich den Rest gab: ich musste so aufpassen, meine Fahrspur zu halten, dass ich die schöne Berglandschaft, die an uns vorbeizog, kaum genießen konnte. Meine Stimmung ging rapide bergab, darum beschlossen wir anlässlich einer Essenspause am See, das Zelt hier aufzuschlagen und die Weiterfahrt auf morgen zu verschieben. Kaum hatten wir diesen Entschluss gefasst, hörte der Nieselregen auf und auch der Wind nahm spürbar ab. Hier einen guten Zeltplatz zwischen den vom Wind gekrümmten Bäumen zu finden, ist nicht schwer und kaum stand das Zelt, fielen wir beide erschöpft in einen mehrstündigen Mittagsschlaf. Dieses Klima kostet scheinbar eine Menge Energie! Später besuchte uns eine interessierte Herde Kühe, angeführt von einem kräftigen schwarzen Stier. Sicherheitshalber legten wir ein paar Querhölzer zwischen die Bäume um das Zelt herum.
Da hier in den Wäldern sehr viel Totholz herumliegt, ist es nicht schwierig, Lagerfeuerholz zu finden. Zum Anfeuern eignen sich die Flechten sehr gut, sie brennen wie Zunder. So verbrachten wir den fast windstillen Abend gemütlich am Feuer. Als wir schlafen gehen wollten, legten wir die heißen Steine der Feuerstelle ins Vorzelt und hatten es so auch im Zelt beinahe kuschelig. In der Nacht war es herrlich ruhig, nur eine Eule war zu hören und das Rauschen des Wassers.

Freitag, 11.01. - Torres del Paine
Das Warten auf besseres Wetter hat sich mal wieder gelohnt: heute morgen war zwar der Himmel bedeckt, aber es war windstill und trocken. Über den See hinweg konnten wir zum ersten Mal die Torres sehen. Dunkel und imposant zerklüftet schauten sie über die kleineren Berge in der Nähe.
Am Frühstücksfeuer schmeckte der Kaffee so gut, dass wir erst gegen halb zwölf losfuhren.
Die Schotterstraße wand sich durch die seenreiche Berglandschaft, in den Kurven unangenehmes Wellblech, sonst gute Strecke. Als wir näher zum Nationalpark kamen, wurde der Verkehr etwas dichter und wir mussten, wie alle anderen Touristen, ständig anhalten, weil es immer neue überwältigende Aussicht auf die Türme gab. Was für eine schöne Landschaft! Nachdem wir unseren Eintritt in den Park bezahlt hatten (15000 CLP pro Person...), kamen wir aber erst in die besonders schöne Gegend. Über große helltürkis leuchtende Gletscherseen hinweg schaut man dort auf die gewaltigen Felsentürme, einfach gigantisch! Durch den Park hindurch führt die staubige Schotterstraße, erst von Süden auf die Berge zu, dann östlich um sie herum - jeder Kilometer ist ein Erlebnis! Wir folgten der Straße bis zum Campingplatz bei der Hosteria de las Torres. Von dort aus kann man Eintages- und Mehrtageswanderungen auf die Türme oder um sie herum unternehmen. Das Wandern ist hier nicht ganz ungefährlich wegen des so wechselhaften Wetters. Es kann in Minutenschnelle von Sonnenschein zu Hagelschauern oder auch Schneefall wechseln. Viele Wanderer sind hier schon verschollen, erst letzte Woche wurden die Überreste eines jungen Iren gefunden, der seit November vermisst worden war... Wir werden den großen Rundweg nicht unternehmen, weil wir dafür nicht ausgerüstet sind, aber ein paar Tagesausflüge wollen wir schon machen.
Auch hier sind wir nicht allein in der Fremde: Antonios Zelt steht schon hier und die vertrauten VW-Busse von Klaus und Peter sind auch in der Nähe.

Sonnabend, 12.01. - Camping Las Torres
Mit weichen Beinen sitzen wir am späten Nachmittag nach einer fünfstündigen Bergwanderung wieder "zuhause" im Zelt, es regnet mal wieder ein bisschen. Über Mittag war das Wetter recht angenehm und so nutzten wir die Gelegenheit zum Wandern. Der Weg führte eineinhalb Stunden lang recht steil bergan bis zu einem Pass, wo der Wind uns fast von dem schmalen Pfad am Berg pustete. Die Höhenangst klopfte leise bei mir an, aber ich hörte einfach nicht hin. Danach ging es am Hang eines kleinen Tals, auf dessen Grund ein Schmelzwasserfluss rauschte, entlang, durch Geröllfelder und kleine Wäldchen, bis zu einer Schutzhütte, wo man auch campen oder für ca 2 Euro eine Tasse Kaffee mit Milchpulver trinken kann. Man hat von diesem Tal aus bei gutem Wetter einen guten Blick auf die Türme. Kaum waren wir dort angekommen, fing es an zu regnen - gutes Timing! Wir schauten dem Regen also von drinnen zu und verdrückten dabei unsere mitgebrachten Kekse. Dieses Haus wurde wohl Stück für Stück auf Pferden hergeschafft, denn einen anderen Zugang gibt es nicht. Man kann von dort aus weiter in das Tal hineingehen und kommt dann nach weiteren 5,5km zu einem kostenfreien Campplatz, der als Startpunkt für weitere Wanderungen dienen kann. Da wir kein kleines Zelt dabei haben, kam das für uns nicht in Frage, aber genau genommen hatten wir auch erstmal genug für heute. Nach einer Stunde Pause machten wir uns darum wieder auf den Rückweg, diesmal hatten wir Rückenwind, der uns in der Klamm bergauf half. Der Ausblick nach dem Pass über die hellgrünen Seen und die kahlen Berge um die Torres herum war fantastisch, in der südwestlichen Ferne weitere Schneeberge.

Sonntag, 13.01. - Ruhetag
Die Sonne scheint heute so schön, dass wir uns einen Tag Pause am Berg genehmigen. Nicht geplant, aber irgendwie haben wir so lange herumgetrödelt, dass es sich nun nicht mehr lohnt, weiterzufahren. Chuck ist nun auch hier angekommen, wir wollen nachher, wie gewohnt, zusammen essen.
Das Wetter ist bemerkenswert: es sieht in den Bergen beinahe ständig so aus, als würde es gleich anfangen, zu regnen, während über dem Campingplatz die Sonne scheint. Die Wolken ziehen auf un zu, aber kommen nicht an. Sie scheinen sich unterweg aufzulösen. Nur ab und zu kommen ein paar vereinzelte Tropfen unten an. Der Wind ist zeitweise in Böen recht stark, aber dann wieder überhaupt nicht vorhanden, so dass es in der Sonne richtig warm wird und wir unsere Jacken abwerfen.
Abends sitzen wir, nach dem Genuss eines Gemüseeintopfes, zu dritt am Lagerfeuer ( Brennholz ist im Salär fürs Campen enthalten ) und Chuck erzählt ein wenig aus seinem Leben. Er kommt aus Seattle und hat als Softwareentwickler gearbeitet und recht gut damit verdient. Irgendwann hatte er das Gefühl, die Arbeit täte ihm nicht mehr gut und es strengte ihn mit 57 Jahren zu sehr an, sich auf dem Laufenden zu halten mit neuen Techniken und Computersprachen und so hängte er seinen Job an den berühmten Nagel. Stattdessen kaufte er sich ein neues Motorrad und fuhr los. Erst durch USA und Kanada, dann weiter nach Lateinamerika. Inzwischen sind 21 Monate vergangen und er überlegt nun, wie es weitergehen soll. Sein Equipment muss demnächst erneuert werden und er braucht ein neues Ziel.Von seinem Ruhegeld kann er auf Reisen gut leben, Familie hat er nicht, so kann er frei für sich entscheiden.

Montag, 14.01. - Lago Roca
Nun aber weiter! Mit Chuck gemeinsam machten wir uns gegen Mittag auf den Weg nach Calafate und mussten mal wieder feststellen, dass das Leben ohne Staatsgrenzen und Behörden viel einfacher wäre. Auf der Karte hatten wir eine Straße durch die Berge gefunden, die nach ca 80km in Calafate endet. Die wollten wir fahren. Nun ist aber leider zwischendrin die Grenze zwischen Chile und Argentinien und auf dieser Strecke gibt es keinen Grenzposten. Das hätte uns eigentlich nicht weiter gestört: wir hatten uns gedacht, in Calafate zur Polizei zu gehen und uns dort wieder anzumelden. Ein Guaraparque, ein Parkwächter also, riet uns davon dringend ab, weil wir eine Menge Probleme mit den Behörden bekommen würden, wie er sagte. Ein paar Holländer hätten es so versucht und seien nach Puerto Natales ins Gefängnis verschleppt worden. Er riet uns als einzig denkbare Möglichkeit, die zusätzlichen 200km auf der offiziellen Straße zu vermeiden, an der Grenze in Cerro Castillo, also in ca 50km Entfernung, zu fragen, ob wir uns dort aus Chile auschecken könnten und dann zurückfahren könnten. Das hätte immer noch viele unnütze Km gespart, also versuchten wir das. Der Grenzer schaute mich an, als ob ich ihn gefragt hätte, ob ich seine Mutter kaufen könne. Natürlich würde das nicht gehen! Wir könnten nur entweder ausreisen und dann sofort das Land verlassen oder nicht ausreisen, andere Möglichkeiten gäbe es nicht. Na gut, wir fügten uns in Unvermeidliche und fuhren eine Stunde lang nach Osten, obwohl wir doch nach Norden wollten. Der Wind blies stärker als je zuvor, die Schotterpiste war schauerlich holperig, die Landschaft war flach und langweilig, na toll!
Die letzten 90km durften wir dann auf neuem Teerband fahren und auch die Landschaft wurde wieder interessanter: wir erreichten das breite Tal des Lago Argentino, an dessen Ende der berühmte Perito-Moreno-Gletscher auf uns wartet. Die Straße wand sich mehrere hundert Meter hinunter in das braunrote, kahle Tal, durch das sich der Rio Bote schlängelt. Hier kam der Wind nicht mehr berechenbar von links, sondern beutelte uns aus allen Richtungen durch. An der Straße stand ein LKW mit einem Motorrad drauf. Es sah aus wie die F650 von Chuck...
Wir erreichten Calafate nach ca 300 Tageskilometern un suchten den Campingplatz, um zu schuen, ob Chuck, der uns auf der Strecke hinter sich gelassen hatte, wohl angekommen sei. War er noch nicht und uns gefiel der laute und überfüllte Campingplatz überhaupt nicht. Wir standen also da und überlegten, wo wir bleiben könnten, da kam der LKW mit Chuck und seinem Motorrad angefahren. Ich hatte mich nicht getäuscht! Gemeinsam mit ein paar anderen Leuten hoben wir das Mopped von der ca 1,7 Meter hohen Ladefläche herunter und erfuhren von Chuck, dass sein Kettenschloss gebrochen sei und er darum nicht mehr weiterfahren konnte. Was für ein Glück, dass er den LKW anhalten und darauf mitfahren konnte! Und noch mehr Glück hatte er damit, dass er tatsächich in diesem Touristenkaff einen Garagenschrauber auftreiben konnte, der das passende Kettenschloss für ihn hatte! Er war sehr aufgeregt und glücklich, dass sich dieses Problem so gut löste und setzte gleich die Kette wieder drauf. Nachdem wir uns nun überzeugt hatten, dass alles gut war, fuhren wir aus dem unruhigen Ort wieder hinaus und ca 50km westlich zum Lago Roca, wo es einen freien Zeltplatz ohne Infrastruktur gibt in schöner Landschaft. Erstaunlicherweise war dort kaum was los. Nachdem in Calafate der Campingplatz so voll war, war das kaum zu erwarten. Kostet nix, alles sauber und still, die unangenehme Wellblech-Piste dorthin hat sich doch gelohnt. Es wurde bald dunkel und wir saßen geschafft und zufrieden am Lagerfeuer. Holz findet man dort leider keins, da alle vorigen Besucher es verbraucht haben, aber wir brauchten trotzdem nicht zu frieren: ich erinnerte mich an Erzählungen meiner Mutter aus der Nachkriegszeit, wo sie auf der Dorfstraße Pferdeäpfel gesammelt haben zum Heizen. Es lagen überall gut durchgetrocknete Kuhfladen herum! Sie brannten wunderbar und waren in ausreichender Menge vorhanden. Ein schöner Feierabend nach anstrengendem Tag.

Dienstag, 15.01. - Perito-Moreno-Gletscher
Eine der touristischen Hauptattraktionen Argentiniens sind die großen Gletscher des Campo Hielo Sur, des südlichen Eisfeldes, daas das größte zusammenhängende Eis ausserhalb der Polregionen sein soll. Und der Perito Moreno ist ein besonders spektakulärer Teil davon, weil er einer der sehr wenigen noch wachsenden Gletscher der Welt ist. Er speist mit seinem Schmelzwasser den Lago Argentino, der das größte Süßwasserreservoir des Landes ist. Durch den wachsenden Gletscher wird alle paar Jahre ein Teil des Sees abgeschnitten, in dem dann allmählich der Wasserspiegel steigt. Irgendwann ist dann der Druck auf den Damm aus Eis so stark, dass er bricht und in einem gewaltigen Naturspektakel das aufgestaute Wasser entlässt. Dies passierte zuletzt im Jahr 2004. Zwischendurch brechen aus der kilometerbreiten Front des Gletschers unter ohrenbetäubendem Krachen immer wieder große Stücke ab und fallen in den See. Auf diese Ereignisse warten alle Touristen, die in Bussen und Privatfahrzeugen zu Tausenden hierher kommen. So auch wir.
Von unserem Übernachtungsplatz zum Gletscher sind es ca 60km, davon die Hälfte Schotter, dann neuer Asphalt, der in schönen Kurven am See entlangführt. Man bezahlt als Ausländer mal wieder 40 Pesos Eintritt und darf dafür dem Gletscher auf speziellen Gehsteigen gegenübertreten. Dort stehen dann alle Besucher frierend mit gezückter Kamera und warten auf einen Abbruch. Immer wieder knackt und kracht es im Gletscher, was schon an sich einen Eindruck von der Bewegung dieses riesigen Eisfeldes gibt. Einige kleinere Brocken fielen während unserer Anwesenheit herunter und platschten in das hellblaue Wasser - die Kameras klicken meistens zu spät... Nach zwei Stunden waren wir ziemlich durchgefroren und machten uns auf den Rückweg. Unterwegs fand Thomas für das abendliche Lagerfeuer einige große Holzbalken, die er sich aufs Motorrad schnallte: einer auf jeder Seite auf den Koffern, ein dritter quer auf dem Topcase - grenzwertige Belastung für Fosters Fahrwerk auf der Wellblechpiste.

Mittwoch, 16.01. - El Calafate
Als wir in der schön warmen Morgensonne frühstückten, kam Sebastian auf seiner Africatwin angefahren, uns zu besuchen. Er wusste von Antonio, wo wir zu finden seien. Das war eine Überraschung, denn er war eigentlich mit den anderen seiner temporären Gruppe schon weit voraus, musste dann aber nochmal umkehren, weil er eine Reifenlieferung aus Buenos Aires erwartet. Wir saßen gemütlich zusammen bis nach Mittag, dann packten wir zusammen und fuhren nach El Calafate zurück, um dort mit einigen Freunden meinen Geburtstag zu feiern und via Internet mit den Lieben zuhause zu quatschen. Letzteres funktionierte leider nicht, weil in diesem Touristenort scheinbar zu wenig Internetrechner stehen, die alle besetzt waren. Tut mir leid, dass ich nicht erreichbar war! Auf dem kleineren und netteren Campingplatz des Ortes trafen wir außer Sebastian auch noch Antonio wieder und Erwin und Isabella aus der Schweiz mit ihrem Geländewagen und Hund Rico, die wir auch seit der Peninsula Valdes immer wieder treffen. Zusammen organisierten wir ein Geburtstags-Asado und saßen bis spät abends zusammen.
Ich danke allen lieben Menschen, die an meinen Geburtstag gedacht und mich so zahlreich mit elektronischen Grüßen versorgt haben! Ich habe mich sehr darueber gefreut und werde mich nach Möglichkeit auch bald mal wieder einzeln bei euch melden.
Bis dahin entnehmt dem Newsletter, wo wir sind und wie es uns geht.

Liebe Grüße aus El Calafate,



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