Südamerika Reiseberichte

Chile
 
voriges Tagebuch Chile-Argentinien Februar 2008 (Weltreise Tagebuch 20) nächstes Tagebuch
Sonnabend,16.02. - Coyhaique
Der heutige Tag war nicht sehr erfolgreich. Mittags gingen wir zur Werkstatt ( 12 Blocks hin...), dort lag unsere Kamera ausgeweidet auf dem Arbeitstisch zwischen all den ebenfalls zu reparierenden Fernbedienungen etc.,der Mechaniker bat sich noch mehr Zeit aus, hatte noch keinen Fehler gefunden. Wir verabredeten seinen Anruf im Hostal um 16 Uhr und gingen die 12 Blocks wieder zurück. Also erstmal den Einkauf...
Im großen Supermarkt fanden wir so ziemlich alles zur Wiederbefüllung des leeren Küchenkoffers, mit der Verpackung ins Motorrad verging einige Zeit und dann warteten wir auf den Anruf, der nicht kam.
Wir fuhren mit den Moppeds zur Werkstatt, da lag die Kamera zusammengebaut und genauso kaputt wie vorher, der Mechaniker war nicht da. Sein Kollege wusste nix und konnte ihn nicht anrufen, kein Geld auf dem Handy. Völlig entnervt zahlten wir die geringen Kosten für die Revision der Kamera und nahmen das Gerät wieder mit. Hoffentlich hat er jedenfalls nicht noch mehr kaputt gemacht.
Auf der Straße trafen wir Peter und Uli mit ihrem VW-Bus, die eben den kleinen Campingplatz der Stadt suchten. Wir taten uns spontan zusammen und verbrachten einen angenehmen und feuchtfröhlichen Abend beim Asado zum Trost für den Kamerastress.

Sonntag, 17.02. - Coyhaique
Noch versuchen wir, die Infrastruktur der Stadt für die Sicherung unserer Fotos auf DVD zu nutzen, nachdem alle Versuche, auf Hartmuts Rechner zu brennen (auch er und Tessy bevölkerten den Campingplatz) gescheitert sind. Thomas ist seit Stunden unterwegs, während ich in der Sonne sitze und aufs Zelt aufpasse. Alle Bekannten sind schon los, wir fahren später...

Montag, 18.02. - Piedra de Gato
Nach diesem Namen braucht ihr wohl nicht auf der Karte zu suchen - es ist der Name eines kleinen Flusses, der tief unter uns durchs Tal rauscht.
Unser Zelt steht ein paar Meter vom Abgrund entfernt auf einem still gelegten Stück Straße sicher 100m über dem Wasser. Ist schon genial, so ein Ausblick aus dem Schlafzimmer...
Gestern sind wir am späteren Nachmittag nach Puerto Aisën gefahren, immer noch Teer und ein grandioses Tal mit dichtem grünen Wald bis zu den Bergspitzen hinauf. Sehr schöne Tour!
Am Abzweiger nach Norden, 20km vor Aisén, war gerade ein Rodeo zu Ende, als wir vorbeifuhren. Schade, das hätte ich mir gern mal live angeschaut!
Puerto Aisén ist eine kleine Stadt mit ca 20000 Einwohnern, also für hiesige Verhältnisse schon recht groß. Früher ein wichtigerer Hafen, heute fahren die größeren Schiffe aus dem 16km entfernten Puerto Chacabuco, da der Hafen von Aisén verlandet ist.
Ausser dem Hafen haben beide Orte nicht viel zu bieten, die Infrastruktur ist allerdings recht gut ( schnelles Internet, großer Supermarkt..).
Gestern fuhren wir nur hindurch und fanden dann einen Freicampplatz nahe des Naturreservates Aisén Sur am Lago Riesco. Schön ruhig war es dort, viele Mücken.
Heute erledigten wir in Aisén, was anlag und wendeten die Motorräder wieder nach Norden. Die ersten 100km durften wir noch die gute Straße genießen, nun hoppeln wir wieder über dicke Schottersteine. Noch ca 250km bis Futaleufu, wo wir mal wieder die Grenze passieren werden, um nach El Bolsón zu kommen.

Dienstag, 19.02. - Warten an der Baustelle
Fast hätten wir's geschafft, vor 10 Uhr unbehelligt durch die 34km lange Baustelle vor Puyuhuapi zu gelangen. Schon viele km vorher war die Vollsperrung zwischen 10 und 14 Uhr angezeigt und wir schälten uns darum heute morgen in Windeseile aus den Schlafsäcken, aber leider wurden wir, nur wenige km vor dem Ende der Bauarbeiten, wegen einer Sprengung gestoppt und müssen hier jetzt voraussichtlich noch zwei Stunden warten. Solange dauert es, bis die herausgesprengten Felsen weggeräumt sind. So ein Pech!
Inzwischen haben wir in aller Ruhe das versäumte Frühstück nachgeholt und uns ein wenig umgeschaut, aber immer noch dauert es zwei Stunden ( ich glaube, die Sprengung hat verspätet stattgefunden, wir hörten es donnern...).
Die Straße bis hier entlang am Nationalpark Queulat führt mitten durch den Urwald, der mit großen Farnen, Bambus, blühenden Fuchsienbüschen und sonnenschirmgroßen Blättern einer Rhabarberpflanze (Stängel werden gekocht und gegessen) eine sehr dekorative Kulisse bietet. In engen Serpentinen geht es bergauf und bergab. Zum Glück war hier wenig Verkehr, sonst hätte es in den holperigen Haarnadelkurven ganz schön eng werden können!
Hoch über der Straße hängt ein Gletscher (Ventisquero Colgante) zwischen zwei Bergen und sieht aus, als wolle er im nächsten Moment ins Tal stürzen. Er speist einen kräftigen Wasserfall, der viele Meter hinunterstürzt. Man kann ihn auf einer mehrstündigen Wanderung von nahe sehen, aber wir wollten ja schnell durch die Baustelle...
Ca 20km vor Puyuhuapi kommt man an einen Fjord, in dem intensiv Lachse gezüchtet werden. Es riecht sehr nach Fischmehl.
Auf einer Insel im Fjord hat ein geschäftstüchtiger Mensch ein Luxushotel gebaut. Es ist nur per Boot erreichbar und lockt mit natürlichen Thermen, die hier an vielen Orten aus der Erde sprudeln. Ist halt tektonisch aktives Gebiet...
Die Thermen kann man auch als Tagesgast besuchen, aber auch das ist natürlich nicht ganz billig. Wir verzichten auf dieses Ereignis und werden statt dessen weiter im Norden, wo es Thermen fürs einfache Volk gibt, darauf zurückkommen.
Wir sind noch etwas unentschlossen in der Frage, ob wir 150km Umweg ( eine Strecke..) in Kauf nehmen wollen, um den Park Pumalin zu besuchen. Über diesen Naturpark des amerikanischen Multimillionärs Doug Tompkins ist in den Medien schon viel berichtet worden, daher hier im Vorfeld nur soviel: es soll dort sehr schön und ursprünglich sein mit guter Infrastruktur und wilder Natur.
Wir werden wohl spontan nach dem Zustand der Piste entscheiden, wenn wir an den Abzweig nach Chaitén kommen.
Nein, Jolly entscheidet jetzt, dass wir direkt nach El Bolsón fahren: der geschweißte Rahmen ist auf einer Seite wieder gebrochen. Noch hält er zusammen, aber niemand weiß, wie lange. Also ist die Devise: nicht mehr Piste, als nötig und möglichst bald zu einem etwas sorgfältigeren Schweisser, der rund um das gefährdete Gebiet Verstärkungsbleche einschweißt.
So wird uns die Entscheidung abgenommen. Das Wetter ist nach einem herrlich blauen Himmel gestern heute grau, aber bisher trocken. Die Luft ist mild und riecht nach Urwald (wo keine Lachszucht in der Nähe ist).
Weiter ging's dann doch erst gegen 16 Uhr... Die ganze aufgestaute Energie der mit uns wartenden Autofahrer entlud sich schlagartig beim Verlassen der Baustelle. In einer großen Staubwolke rasten alle davon, sich gegenseitig halsbrecherisch überholend. Wir warteten am Straßenrand, bis der Staub sich verzogen hatte und fuhren dann gemütlich weiter.
Durch den kleinen Ort Puyuhuapi, von dem wir nichts brauchten, hindurch und auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz noch einige Zeit durch den Wald. Nirgendwo gingen Wege ab, wir suchten lange, bis wir schließlich in der Nähe einer Brücke in den Büschen verschwanden. Wieder bietet ein rauschender Fluss die Geräuschkulisse für die Nacht.
Weit sind wir heute nicht gekommen...

Mittwoch, 20.02. - Villa Santa Lucia
Morgens zeigte der Nebelwald sein wahres Gesicht: es nieselte und weiße Wolken kuschelten um die waldigen Berge herum. Die Luft war mild und weich und viele Vögel waren zu sehen. Besonders neugierig zeigen sich die Riesenrotkehlchen, die oft bis auf Armeslänge herankommen, um uns zu inspizieren. Um dem Zelt die Gelegenheit zum Trocknen zu geben, zogen wir unter die Brücke und schauten von dort aus in die nasse Landschaft. Sehr schön!
Gegen Mittag machten wir uns auf und genossen diese grün-feuchte Berggegend auf recht angenehm festgefahrener Piste. In dem nichtssagenden kleinen Ort La Junta gab es tatsächlich einen Internetrechner, an dem wir einen kleinen Zwischenstopp einlegten und weiter ging's.
Am späten Nachmittag hatten wir eine besondere Begegnung: mitten im Urwald auf der Piste trafen wir Gerd und Nicole aus Österreich mit ihren Fahrrädern unterwegs von Alaska nach Ushuaia. Zuletzt trafen wir uns vor sechs Jahren in Marokko und nun am anderen Ende der Welt wieder. Wir standen einige Stunden dort herum und erzählten uns Reisegeschichten. Als wir uns endlich wieder auf die verschiedenen Socken machten, war es schon recht spät.
Den anvisierten, weil von Gerd und Nicole empfohlenen, Campplatz am Lago Yelcho erreichten wir so erst bei Einbruch der Dunkelheit.
Am Abzweiger Richtung Futaleufú verließen wir sang- und klanglos die Carretera Austral. Für alle Südamerikareisenden sei sie hier nochmal als absolutes Muss hervorgehoben.
Auch wenn die letzten Wochen manchmal recht anstrengend waren, die gewaltigen und so unterschiedlichen Landschaften sind die Anstrengungen allemal wert! Und ich glaube bestimmt, dass sich dort einiges verändern wird, wenn erst eine durchgehende Teerdecke liegt - wahrscheinlich nicht nur zum Besten. Die Einsamkeit und Ursprünglichkeit geht dann sicher Stück für Stück verloren zugunsten einer komfortableren Infrastruktur.
Am Lagerfeuer konnten wir uns nach den letzten 30km, die frisch "gehobelt" und darum super anstrengend zu fahren waren, wieder entspannen (die Schotterpisten werden ab und zu von einem Spezialfahrzeug mit einer flachen Schaufel abgezogen und geglättet, um Schlaglöcher und Wellblech zu bekämpfen. Dabei werden die festgefahrenen Steine aus der Erde gerissen und liegen dann obenauf. Danach ist der Schotter sehr lose und gleichmäßig auf der ganzen Fahrbahn verteilt. Für Autofahrer bei 70-80 km/h wohl recht angenehm zu fahren, für uns eine Katastrofe. Erstens hüpfen die Räder bei jedem Stein hin und her und zweitens bespritzen uns die schnellfahrenden Autos mit fliegenden Steinen).
Da ich mit Regenkombi gefahren war und vor Anstrengung sehr ins Schwitzen gekommen war, waren alle meine Sachen nasser, als sie von dem bisschen Regen hätten werden können. Hält gut dicht, der Regenkombi, außen war er trocken!

Donnerstag, 21.02. - Futaleufú, kurz vor der Grenze
Das Wetter wird wieder besser. Die Sonne scheint, es ist warm und wir sind schon ca 65km gefahren. Das Tal des Rio Azul ist sehr tief eingeschnitten und mit vielen schönen Ausblicken sehr interessant zu fahren. Da mein geschweisster Rahmen leider mehr und mehr auseinanderbricht, musste ich langsam fahren und hatte daher genügend Zeit, mich umzuschauen.
Viele kleine Campingplätze an den schäumenden blauen Wildwasserflüssen zeugen von den Raftingaktivitäten dieser Gegend. So scheint durch den Tourismus Geld hierher zu kommen: große Häuser und luxuriöse Herbergen sind abseits der Straße zu sehen.
Auch das Städtchen Futaleufú, wo wir auf der gepflegten Plaza Mittagspause halten, macht mit vielen neuen Häusern einen prosperierenden Eindruck.
Thomas schaut hier nun nach wichtigen Mails, ich sitze im Schatten und schreibe. Mit unserer defekten Kamera sind wir noch kein Stück weiter gekommen: die Werkstätten in Santiago antworten nicht auf meine Anfragen...
Am Abend haben wir die Region des ewigen Schotters verlassen und sind auf argentinischer Seite in der Nähe des Städtchens Trevelin, und damit auf Teer, angekommen.
Da uns der Eintritt in den Nationalpark Los Alerces, wo wir übernachten wollten, zu teuer erschien, zogen wir einen freien Zeltplatz in den Büschen ein paar Meter neben einer kleinen Straße vor.
Nicht nur die Beschaffenheit der Straße hat sich geändert, sondern auch das Klima und die Vegetation: es wurde im Laufe des Tages richtig warm, beim Durchqueren der letzten Berge verschwanden die letzten Wolken und mit ihnen auch der Regenwald. Nun herrschen wieder trockene Weiden, Ginsterbüsche und einzelne Pappeln vor, vorbei ist es mit sonnenschirmgroßen Nalcablättern und Riesenfarnen - schade,eigentlich...
Morgen geht's nach El Bolsón zu Klaus und Claudia und dort gibt es genug zu tun mit unserem Equipment, bevor es weitergeht.

Freitag, 22.02. - El Bolsón
Die heute gefahrenen 200km waren für uns wie ein Sonntagnachmittagspaziergang, so bequem über den Teer gerutscht bei schönem Sommerwetter. Von Trevelin nach Esquel, dort getankt und weiter nach Norden.
Durch trockene Hügel läuft das Teerband,soviel Verkehr haben wir schon seit Wochen nicht gesehen! Auf den letzten 50km wieder hohe Berge mit Wald und Weiden in den Tälern, sehr schön anzuschauen.
Und nun hat uns die Zivilisation vollends eingeholt und so sitzen wir im Schatten eines Sonnenschirms, auf dem 'Coca-Cola' steht und trinken Kaffee. Der Autoverkehr rauscht vorbei und an allen Geschäften kleben Visa- und Maestroschilder: das ist der Ferienort El Bolsón, in der "Schweiz" von Argentinien.
Bevor wir wieder aus der Stadt fahren, um Klaus und Claudia aufzusuchen, schauen wir uns hier ein bisschen um.



voriges Tagebuch Chile-Argentinien Februar 2008 (Weltreise Tagebuch 20) nächstes Tagebuch
copyright Globusbiker