Südamerika Reiseberichte

Argentinien
 
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Sonntag, 24.02. - El Bolsón
Seit zwei Tagen machen wir nun Urlaub vom Reisen und genießen die schöne Umgebung und das warme Wetter. Der Tag vergeht mit ausgiebigem Frühstück, Beschäftigung mit der Ausrüstung, Spielen mit den beiden Mädels von Klaus und Claudia, Baden im kalten Fluss und anderen netten Dingen. Morgen früh fahren wir die 110km nach Bariloche, um unsere Pakete aus Deutschland beim dortigen Zoll abzuholen und uns ein wenig in der Stadt umzuschauen.

Montag, 25.02. - El Bolsón
Als wir heute morgen um 7 Uhr aufstanden, war es noch stockdunkel. Nützte aber nichts, das Zollbüro der Post in Bariloche hat nur von 9-11 geöffnet und die Fahrt dauert eineinhalb Stunden. Die Strecke dorthin in der Morgensonne war sehr schön: auf guter Straße mit wenig Verkehr zwischen hohen Bergen hindurch - ich saß mit auf Foster und konnte mir die Landschaft anschauen. Nur kalt war es noch...
Den halben Tag verbrachten wir in der recht großen Stadt, die sehr touristisch ausgerichtet ist. Im Stadtzentrum viele teure Geschäfte und Hotels etc. Bariloche ist bekannt für seine Schokoladenherstellung, viele Schokolaterien verkaufen -zig verschiedene Sorten zu recht hohem Preis. Wir kehrten darum in ein solches Geschäft ein, aßen ein Stück Kuchen und kauften etwas Schokolade, die uns allerdings auf dem Rückweg zusammenschmolz...
Um die Mittagszeit trafen wir uns mit Uschi, einer deutschen Bikerin, die wir auch schon seit Viedma kennen und die gerade einen Sprachkurs in Bariloche macht, fuhren dann bei inzwischen ca 30°C die schöne Strecke zurück und freuten uns schon auf das anschließende Bad im Fluss.

Dienstag, 26.02. - El Bolsón
Ein weiterer schöner Urlaubstag. Mittags fuhren wir mit beiden Moppeds, Jolly fast nackig mit schon freigelegtem Heck, in den Ort, um einen Schweisser zu suchen. Als ich alle Gewichte abgenommen hatte, war Jolly allerdings plötzlich so hoch ausgefedert, dass ich nur noch ohne Sitzbank fahren konnte, also blieb diese auch gleich beim Zelt. Der von Klaus empfohlene Schweisser war nicht da und außerdem so ausgebucht, dass er sowieso keine Zeit gehabt hätte, wie mir seine Schwiegermutter erzählte. So fragte ich mich zu einer Motorradwerkstatt durch: im Garten und anschließendem Schuppen hinter einem Wohnhaus fanden sich größere Mengen halb auseinandergebauter Moppeds und ein freundlicher langhaariger Juan, der sich bedächtig mein beschädigtes Teil beäugte. Er könne es reparieren, sagte er und war auch offen für unsere Vorschläge zur Verstärkung des Rahmens. Wir ließen Jolly also vertrauensvoll bei ihm stehen und warten nun gespannt auf das Ergebnis.
Im Posteingang meines Mailkontos fand ich eine Nachricht von Erwin und Isabell, zwei Freunden aus der Schweiz, unterwegs im Mitsubishi-Geländewagen: sie seien gerade in El Bolsón und wollten wissen, wo wir sind. Das passte ja gut, ich schlug ihnen ein Treffen bei Klaus und Claudia vor.
Durchgeschwitzt kamen wir zurück zum erfrischenden Fluss. Die 9-jährige Anna, Klaus' ältere Tochter, kam gleich angelaufen und wir plantschten lange und lustig im kalten Wasser herum. Inzwischen haben wir schon eine lange Staumauer halb über den Fluss gebaut, Wege zum durchs Wasser Gehen von Steinen befreit und trockene Äste weggeräumt, die an der Badestelle übers Wasser hingen. Am Ufer gibt es jetzt tiefere Becken zum Kühlen von Getränken oder zum Wasserschöpfen: wir richten den Fluss häuslich ein. Es macht Spaß, ein paar Tage einfach so zu verspielen und ich fühle mich dabei, als wäre ich wieder 10 Jahre jung.
Als wir davon genug hatten, ging Anna "Film gucken" und ich wandern. Das Tal wird im Norden durch einen Hügelzug abgegrenzt, dort wollte ich mal über den Kamm gucken. Wie üblich war der Weg wesentlich weiter, als ich vorher gedacht hatte, dafür war der Ausblick von ober auch sehr schön. In alle Richtungen verzweigen sich die Berge, viele schmale, meist bewaldete Täler sind zu sehen. Weit entfernt konnte ich die R.40 als schmales Teerband mit Spielzeugautos erkennen, sonst nur einige kleine Wege. So viel unerschlossene Natur gibt es sogar hier im Urlaubsgebiet noch!
Auf dem Rückweg ging ich bei den beiden Pferden vorbei, die eine schöne große Weide mit fließend Wasser und großen Schattenbäumen bewohnen. Wie häufig wollten die beiden Mädels unbedingt Pferde haben und finden diese jetzt, nach 2 Monaten, schon nicht mehr so spannend. Es sind recht hübsche mittelgroße Tiere: eine braune, sanfte, aber kitzelige Stute und ein Schimmelwallach, der schwer einzufangen ist, aber sonst freundlich. Ich werde sie beide in den nächsten Tagen mal probereiten, da die ganze Familie noch wenig Erfahrung hat.
Abends saßen Thomas und ich noch lange am Lagerfeuer. Die Luft war immer noch sehr mild, der südliche Glitzerhimmel über uns. Ja, so lässt es sich aushalten!

Mittwoch, 27.02. - El Bolsón
Blauer Himmel, laues Lüftchen, spätes Frühstück im Schatten unter Beobachtung einer kleinen Eidechse, die ihr morgendliches Sonnenbad nimmt. Ein "martin pescador", so heissen die hiesigen großen Eisvögel, fliegt ab und zu vorbei und macht dabei ein große Geschrei.
Gegen Mittag kamen Erwin und Isabell zu uns, nachdem sie sich lange durchgefragt und viele Km umsonst gefahren waren. Sie bleiben erstmal hier, es gab eine Menge zu erzählen. Zur Feier des Tages gibt es ein Asado.
Das Motorrad ist noch nicht fertig, aber morgen ganz bestimmt!

Donnerstag, 28.02. - El Bolsón
Heute mittag konnte ich Jolly für 250 Pesos wieder abholen. Die Arbeit sah soweit gut aus, doch mussten wir später leider feststellen, dass der Rahmen durch die Doppelbelastung nun auf der anderen Seite auch noch einen Bruch hat, den der gute Mann zwar auf einer Seite des Vierkantrohres zugeschweisst hat, aber auf den anderen zwei gebrochenen Flächen nicht. Gesagt hatte er darüber gar nichts, ich sah den Schaden nur durch Zufall! So ein Ärger, nun müssen wir doch selbst nochmal versuchen, es stabil zu bekommen. Auch die eingesetzten Knotenbleche können ihren Zweck nicht so recht erfüllen, weil sie nicht über die meistbelasteten Stellen hinwegreichen. Statik und Hebelgesetze sind leider nicht jedem geläufig...
Klaus hat angeboten, uns mit seinem Schweissgerät zu helfen, also morgen wieder Basteltag.
Um ihm auch etwas zu helfen, hatten wir angeboten, ihm beim Baumstämme Transportieren zu helfen. Es waren einige große schwere Stämme auf einen Hänger zu laden, um sie zum Sägewerk zu bringen. Mit fünf Leuten war es zu schaffen, allerdings nicht ganz ohne Risiko. Die Dinger waren ganz schön schwer und widerspenstig!

Freitag, 29.02. - Regentag in El Bolsón
Der angekündigte Regen begann am Vormittag, während wir beim Sägewerk das Holz wieder abluden. Anna, Klaus' ältere Tochter, freute sich sehr über das Wetter. Am liebsten sei es ihr, wenn es nun die ganze Woche regnen würde, sagte sie. Ungewöhnlicher Wunsch für uns, aber dieser Sommer war hier wohl sehr trocken.
Wir schoben Jolly in Klaus' Werkstatt und versuchen nun, Nägel mit Köpfen zu machen. Kann es ruhig regnen, bis wir damit fertig sind.
Erwin und Isa brachten von ihrer Einkaufstour in den Ort die Münchener Klaus und Petra, mit: es belebt sich allmählich. Wie gut, dass wir noch hier sind. Wäre die Reparatur schneller gelaufen, wären wir wohl schon weiter gefahren...

Sonnabend, 01.03. - El Bolsón
Mit dem Münchner Klaus als Verstärkung fuhren wir vormittags in den hauseigenen Kiefernwald und holten weitere Stämme fürs Sägewerk. Mit viel Schweiss und Spaß getränkt kamen wir zurück, wo die Mädchen schon darauf warteten, dass wir zusammen die Pferde von der Weide holen und satteln würden.
Vor dem gemeinsamen Asado, das Klaus und Claudia als Dankeschön für die Hilfe ausgeben wollten, wurden also die Pferde noch eingefangen, gesattelt und ein bisschen probegeritten. Die Mädchen sind meiner Meinung nach noch zu klein und zu sprunghaft in ihren Wünschen für eigene Pferde. Sie haben schon jetzt, nach 2 Monaten, keine Lust, sich jeden Tag mit ihnen zu beschäftigen. So können sich die Pferde schlecht an sie gewöhnen und bleiben immer etwas fremd und beängstigend für ihre kleinen Besitzerinnen. Ich hoffe, sie lernen sich bald besser kennen!

Sonntag, 02.03. - El Bolsón
Nach dem Frühstück machten wir einen schönen Sonntagsspaziergang zusammen. Anna führte uns zu einer Schlucht, durch die der Fluss gegurgelt kommt. Um dorthin zu kommen, mussten wir ihn an einer recht breiten und stark strömenden Stelle durchwaten - das Wasser war so früh am Tag sehr kalt!
Dafür war die Schlucht wirklich sehr schön. Das Wasser hat sich in vielen Jahrtausenden durch die Felsen gegraben und kommt schäumend zwischen den ausgewaschenen Steinen ins Tal gestürzt. Wir setzten uns auf einen großen sonnenbeschienenen Felsen und schauten im tieferen Wasser den Forellen zu, knabberten Kekse und genossen den schönen Ort.
Der Nachmittag verging mit dem Zusammenbau meines Moppeds und gemütlichem Herumsitzen im Schatten mit gegenseitigem Haare schneiden. Thomas versuchte sich doch noch einmal selbst an der Reparatur unserer Kamera, fand auch den Fehler, aber ohne Schaltplan und Messgeräten ist sie nicht zu heilen. Ein Thema ohne Ende...
Der letzte Abend in El Bolsón am Lagerfeuer, morgen geht es für uns weiter. Wieder mal aufbrechen und sich von neuen und nicht mehr ganz so neuen Freunden verabschieden - mir fällt es immer etwas schwer. Thomas hat es damit leichter: bei ihm überwiegt nach einigen Tagen Pause immer die Neugierde auf neue Landschaften.

Montag, 03.03. - weiter geht's!
Einmal noch zum Sägewerk und Holz abliefern, dann packten wir unsere Siebensachen, die nach den 10 Tagen Aufenthalt hier sehr aus ihrer normalen Ordnung geraten waren, wieder in unsere Koffer und Packsäcke. Entsprechend lange dauerte es, bis wir abfahrbereit waren. Erst am späteren Nachmittag verabschiedeten wir uns von allen lieben Leuten und fuhren ab.
Und da es für die Dinge, die wir in Bariloche zu erledigen haben, schon zu spät war, bogen wir nach 50km schon wieder ab, um uns am Lago Steffen einen Übernachtungsplatz zu suchen.
10km ging es von der Hauptstraße in vielen Serpentinen auf einer holperigen Piste mit tiefen Kuhlen und mehreren kleinen Wasserdurchfahrten bergab. Dann erreichten wir einen leeren Campground am Rio Manso, sehr schön sonnig am Fluss. Hier haben wir heute unsere Ruhe und versuchen, uns wieder ans zu zweit Unterwegssein zu gewöhnen. Morgen dann nochmal in die Stadt, um unsere speziell gedrehte Schraubenmutter für den neuen Brenner unseres Kochers abzuholen ( wie kann man so ein Teil ohne diese Mutter ausliefern, die es von der Stange nicht gibt?) und dann geht es weiter nach Norden.



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