Südamerika Reiseberichte

Peru
 
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Immer noch aus Cusco, wo es uns richtig gut geht, kommt unser neuer Bericht.
Eine Anmerkung zum letzten Newsletter: scheinbar ist bei meiner Schilderung der letzten Fahrstrecken die Anstrengung stärker zum Ausdruck gekommen als das Vergnügen, das wir in der schönen Landschaft hatten.
Unbedingt muss dieses hier nochmal gerade gerückt werden: es war wirklich anstrengend auf der Bergroute, aber wir hatten so viel Freude an der Landschaft und den Begegnungen mit den Menschen unterwegs, dass der Pendelausschlag eindeutig im Plus landete.
Ich möchte bei der Gelegenheit auch mal wieder dazu ermuntern, mir Rückmeldung zu geben, wenn ich missverständlich schreibe oder euch sonst etwas an meinem Text auffällt, was zu klären wäre.
Nun aber zu unserer letzten Woche in Cusco und Machu Picchu:

Freitag, 25.07. - Cusco
Und wieder kam alles noch anders in unserer Paketgeschichte: alle unsere Ideen scheiterten an der Engstirnigkeit der peruanischen Behörden. Was am Ende herauskam, war ein zurückgeschicktes Paket, in dem einige Dinge durch das sehr inoffizielle Angebot einer Postangestellten ausgetauscht werden konnten. So haben wir jedenfalls einige der Dinge nun bei uns, während der Rest als "wegen nicht vorhandener finanzieller Mittel nicht angenommen" wieder auf die Reise um die halbe Welt geht. Von dort aus wird es dann wieder neu versendet, diesmal in kleineren Portionen nach Ecuador.
Die "hilfsbereite" Postangestellte wollte für ihre Hilfe im Nachhinein ordentlich Trinkgeld haben und dann noch einmal, weil sie angeblich von einer Kollegin beim Austauschen der Dinge gesehen worden sei und diese nun Schweigegeld haben müsse. Ganz schön dreist! Wir sind bedient von dieser ganzen Aktion!
Heute sind wir dann losgegangen und haben eine Kette für mein Mopped gekauft (eine neue ist in dem Paket und ich kann nicht dran!), Öl für den fälligen Wechsel beider Motorräder und genügend Futter für uns, um die nächsten Tage zu überstehen. An diesem Wochenende wird in Peru die Fiesta de la Patria gefeiert und darum ist in den nächsten Tagen alles zu.
Und da wir ja in Cusco sind und von hier aus obligatorisch der Besuch in Machu Picchu unternommen werden muss, zogen Cecilia, die gestern hier eintraf, und ich zum Bahnhof und besorgten uns die Zugtickets (ca. 50USD eine Strecke) dorthin. Am Dienstag Morgen geht es los.
In den letzten Jahren sind die Preise für dieses Muss jeder Perureise stark gestiegen und man munkelt schon seit geraumer Zeit, dass die Touristenzahlen, die pro Tag zugelassen werden, stark reduziert werden sollen, um die Schäden an der alten Inkastadt zu mindern. Dann wird man irgendwann monatelang im Voraus buchen müssen und mit spontanen Besuchen ist es dann vorbei. Auch jetzt muss man schon einige Tage warten, um das Zugticket zu bekommen, aber dann wird es richtig schlimm.

Sonnabend, 26.07. - Cusco
Moppedwartungstag. Bei gemischtem Wetter wird Öl gewechselt, die alte Kette, die sich kaum noch biegen lässt, abgenommen und das fast neue Ritzel, was gerade mal 1500 km hinter sich hat, geprüft. Oh Schreck, die alte Kette hat das Ritzel schon sehr zugerichtet! Und darauf muss nun die neue Kette bis Ecuador laufen...
Abends nutzen wir Cecilias elektronischen Begleiter und machen mit ihrem Laptop einen schönen Kinoabend. Wie angenehm, dass es hier in Quintalala einen beheizbaren Gemeinschaftsraum gibt: draußen ist es abends viel zu kalt.

Sonntag, 27.07. - Cusco
Weiter geht es mit der Motorradwartung, wir freuen uns, dass wir nach den Tagen des Herumrennens das Grundstück gar nicht verlassen müssen. Und endlich komme ich dazu, meine stinkenden Fahrklamotten zu waschen!
Nachmittags kommt Zuwachs: Rupert aus UK, getroffen im November in Viedma und unterwegs auf Yamaha XT 600 Teneré, war schon länger hier und hat gerade einen Ausflug nach Bolivien gemacht, um das Visum für sein Motorrad zu verlängern. Ein nettes Wiedersehen! Morgen kommt wohl auch Carola noch, dann sind wir mal wieder eine richtige Moppedclique.

Dienstag, 29.07. - nach Machu Picchu
Um fünf Uhr morgens klingelten sämtliche Wecker, pünktlich um 10 vor sechs stand das Taxi vor dem Tor, um uns zum Zug zu bringen. Nach einer vierstündigen Eisenbahnfahrt in ungeheiztem Zug durch immer enger und grüner werdende Flusstäler erreichten wir Machu Picchu Pueblo, wegen der dortigen Therme auch Aguas Calientes genannt. Ein kleiner touristischer Ort am Talgrund hoher Berge, 8km entfernt von der berühmten Inkastadt. Durch schmale Gassen voller Souvenirs, vorbei an vielen Restaurants und Hostals führte unser Weg. Wir fanden ein Zimmer in einem kleinen Hostal, luden unsere Rucksäcke ab, besorgten für morgen die Eintrittskarten im Kulturhaus des Ortes (122 Soles entspr. ca. 30 Euro) und machten uns auf den Weg auf den Berg Putucusi.
Im Reiseführer hatte ich von dieser Möglichkeit gelesen, einen ersten Blick auf die Ruinen zu werfen. In 2 Stunden sollte der Gipfel dieses Berges zu erreichen sein, der zwischen Aguas Calientes und Machu Picchu liegt. Der schmale Pfad beginnt gleich vor dem Dorf und führt über viele steile Treppen und an den Felsen über ca. 50m lange Holzleitern senkrecht nach oben. Insgesamt kletterten wir in sagenhaften eineinhalb Stunden 530 Höhenmeter bergauf (die angesagte Dauer des Aufstieges siehe oben). Mit weichen Knien erreichten wir den Gipfel und waren überwältigt von dem Blick, der sich uns dort bot: direkt gegenüber lag die Inkastadt, die jeder schon auf vielen Fotos gesehen hat, im nachmittäglichen Sonnenlicht vor uns ausgebreitet. Die vielen Menschen, die jeden Tag dort herumlaufen, waren von unserem Logenplatz kaum zu sehen, es war atemberaubend! Wir setzten uns auf einen Felsen, futterten ein paar Kekse und staunten. Die Mühe des Aufstieges hatte sich zweifelsfrei gelohnt.
Lange saßen wir dort, bis sich der Platz langsam mit nachfolgenden Besuchern füllte. Eine Stunde später waren wir über all die Treppenstufen und Leitern wieder abgestiegen und suchten für 10 Soles pro Person die Thermen auf, denen der Ort seinen Namen verdankt und die im oberen Tal am Ende des Dorfes liegen. Eine schöne Anlage mit etlichen Becken und einer gemütlichen Kneipe erwartete uns. Leider sehr überlaufen und mit unsauberem Wasser. Man kann sich vom Wasserbecken aus Getränke bestellen, was auch fleißig genutzt wurde. Allerdings sah ich niemanden das Becken verlassen, um all das Bier auf legitimem Weg wieder zu entsorgen. Das erklärte die olfaktorische Note des Wassers.
Wir blieben daher nicht sehr lange dort und gingen lieber bald Abendessen in einem vegetarischen Restaurant mit dem wohlklingenden Namen Govinda. Ein kleines Mädchen bediente uns dort und verbeugte sich mit zusammengelegten Händen jedes Mal, wenn sie von unserem Tisch zurücktrat.
Recht früh am Abend gingen wir schlafen, denn man muss früh aufstehen, wenn man den Sonnenaufgang in Machu Picchu erleben will.

Mittwoch, 30.07. - Machu Picchu
Noch früher als gestern piepste Cecilias Armbanduhr, zehn Minuten später hatten wir unsere Sachen zusammen und gingen zur Bushaltestelle, wo schon um 5 Uhr ca. 200 Leute anstanden, um möglichst mit dem ersten Bus auf den Berg fahren zu können. Um 5:30 Uhr fährt er los, dann folgen weitere Busse (Kosten z.Zt. 10 Soles) in kurzen Abständen. Ein paar geschäftstüchtige Frauen gingen an den Reihen der Wartenden entlang und verkauften heißen Kaffee und belegte Brötchen.
Schneller als erwartet saßen auch wir in einem Bus und fuhren die 8km hinauf zum Eingang, wo wir bald im beginnenden Nieselregen (was soll das? Für heute war Sonne angesagt!) wieder in einer Warteschlange standen. Es ging recht flott voran und wir durften bald in das Heiligtum eintreten. Es wurde allmählich heller, während wir unsere Schritte über die alten Steinterrassen lenkten. Der Regen wurde etwas stärker, wir suchten den Schutz eines der Häuser auf, um dort auf den Sonnenaufgang zu warten.
Der Sonnenaufgang fiel ins Wasser, stattdessen zogen mehr Wolken auf und hüllten zeitweise die gesamte Anlage in Watte. Wir hatten glücklicherweise Regencape und Schirm dabei und spazierten los auf Erkundungstour. Während immer mehr Busse voller Touristen ankamen, wurde es langsam heller. Die alten Gebäude traten deutlicher aus dem Dunst, es sah sehr mystisch aus. Es ist doch was anderes, ob man sich Fotos anschaut oder selbst zwischen den alten Gemäuern herumläuft. Wir standen immer wieder still und schauten uns sehr beeindruckt um. Der Regen hörte bald auf, die Wolken zogen weiter in erstaunlicher Geschwindigkeit aus dem Tal herauf und über den Berg. In Minutenschnelle wechselte die Szenerie und bot viele interessante Fotomotive (siehe Bilder auf der Webbox, den Link dorthin findet ihr wieder am Ende des Newsletters). Wir stromerten stundenlang kreuz und quer durch die alte Stadt, stiegen mit von gestern noch leicht weichen Beinen ungezählte Treppenstufen hinauf und hinab und verschossen ebenso ungezählte Fotos. Das Schwierigste dabei war, die Mauern und Plätze ohne allzu viele Menschen aufs Foto zu bekommen, es war Geduld gefragt. Über die Geschichte und vermutete Bedeutung der Anlage schreibe ich hier nichts weiter- es ist schon sehr viel darüber veröffentlicht worden und man findet im Internet einiges an Informationen darüber (z.B. bei wikipedia)
Da wir erst abends um sechs wieder am Bahnhof sein mussten, hatten wir Zeit genug, um uns jedes Gebäude, jeden rituellen Stein und immer wieder die ganze Anlage aus einer neuen Perspektive anschauen zu können.
Als wir am Nachmittag endlich aufbrachen, um den Fußweg den Berg hinab zu suchen, waren wir gesättigt und erfüllt von all den Eindrücken des Tages, aber hungrig vom vielen Herumlaufen. Ein empfohlenes Restaurant ( El Indio Feliz, französischer Koch!) in Aguas Calientes servierte uns ein sehr leckeres Abendessen, nach dem wir uns zufrieden in den Zug nach "Hause" fallen ließen.
Um 22 Uhr erreichten wir den Campingplatz, wo Thomas, Erwin, Isa, Engelbert, Adrienne und Carola auf uns warteten. Sofort wurde eine erste Sichtung der erjagten Bilder vorgenommen und es gab natürlich auch viel zu erzählen.

Donnerstag, 31.07. - Cusco
Nach den vielen Eindrücken der letzten zwei Tage waren wir heute recht faul und genossen die warme Sonne auf dem schönen grünen Campingplatz. Jeden Tag besucht uns eine Herde Lamas und Alpakas, die zwischen den Zelten grasen. Sehr putzig sind die kleinen wuscheligen Alpakas mit ihren riesigen Augen in dem dichten Fell. Ricco, der Hund von Erwin und Isa, findet sie sehr spannend und würde am liebsten mal in den dichten Pelz hineinbeißen...
Etwas Arbeit an den Moppeds ist noch übrig, ansonsten findet heute nicht viel statt.

Freitag, 01.08. - Cusco
Ich versuche, mir einen neuen Kettenschutz machen zu lassen. Der originale Plastikschutz ist sehr verschlissen und ist so weich, dass er schon mehrfach in die Speichen geraten ist bei heftigeren Pisten. Darum möchte ich einen neuen aus Metall haben. Eine empfohlene Firma im Industriegebiet von Cusco hat nun das Original und einen Zettel mit den Maßen und will bis morgen einen Ersatz bauen.
Und endlich haben wir etwas Zeit, uns in der schönen Altstadt umzuschauen. Mit der Fotokamera stromern wir herum, Thomas knipst, ich wimmele die vielen fliegenden Händler ab, die uns im touristischen Zentrum belagern. Ein kleiner Junge kommt und zeigt mir kleine schöne Aquarelle, die er gemalt hat, wie er sagt. Ich unterhalte mich ein wenig mit ihm und kaufe ihm zwei seiner Bildchen ab. Zu teuer, wie sich herausstellt, denn schon bald kommt ein zweiter kleiner Junge an, der ebensolche Bilder, ebenfalls von ihm selbst gemalt (Nachtigall, ick hör dir trapsen!) für weniger Geld verkaufen will. Genau genommen laufen zig kleiner Da Vincis und Picassos durch die Altstadt und erzählen ihre Geschichten.
Auf der Plaza de Armas das gleiche Spiel, dort komme ich ins Gespräch mit Alicia, die gewebte Gürtel und Tischläufer anbietet. Sie hat übermorgen Geburtstag, wird dann 17 Jahre alt und arbeitet an diesen Dingen zusammen mit ihrer Mutter und ihren jüngeren Schwestern. Sie wohnen eine Busstunde von Cusco entfernt in Chinchero und fahren zum Verkauf ihrer Waren in die Stadt. Da es auf der Plaza für fliegende Händler verboten ist, Waren anzubieten, muss sie sehr aufpassen, damit sie dabei nicht von der sehr präsenten Polizei erwischt wird. Sonst ist sie ihre Sachen los, für die die ganze Familie lange gearbeitet hat. Zurzeit hat sie Ferien und fährt jeden Tag zum Verkaufen in die Stadt, sonst geht sie zur Schule und verkauft nur am Wochenende. Ihre schönen Handarbeiten sind aus Schafwolle, die sie selbst mit allerlei Pflanzen- und Tierfarben einfärben und mit allerlei typischen Designs versehen, wie Lamas, Kokablättern etc. Wir quatschen eine ganze Weile und dann kaufe ich ihr doch einen Gürtel ab. Wie sie sagt, ist es der erste Verkauf des Tages, nachmittags um vier...
Abends gehen wir "aus": erst in einen gemütlichen irischen Pub, dann in eine kleine Kneipe, wo jeden Abend Livemusik gespielt wird. Heute Abend gibt es 70'er Jahre Rock, nicht ganz schlecht gespielt, aber wie immer zu laut, so dass man sich nicht mehr unterhalten kann. So sind wir zu relativ ziviler Zeit wieder zurück. Trotzdem eine schöne Abwechslung in unserem Alltag.

Sonnabend, 02.08. - Cusco
Schön warme Sonne, wir bereiten ein gemeinsames Abendessen mit Helmie und Gonna vor und sind damit ziemlich beschäftigt. Auf der Einkaufstour hole ich meinen neuen Kettenschutz ab, den der Mechaniker mir aus 3mm (!) Alublech gebogen hat. Mal wieder bezahle ich für hiesige Verhältnisse viel zu viel Geld, ärgerlich, wenn man sich in den lokalen Preisen nicht auskennt!
Auf dem Campingplatz sind neue Leute angekommen: ein amerikanisches Paar im Wohntruck, ehemalige Motorradreisende und sehr nett. Da wir genug Forellen gekauft haben, laden wir sie mit ein. Mit der ganzen Horde sitzen wir fröhlich schmausend und erzählend bis spät abends in dem gemütlichen Haus unserer Gastgeber.

Sonntag, 03.08. - Cusco
Früh morgens standen wir auf, um uns ungestört und ohne Eintritt zu zahlen in den nahe gelegenen Ruinen von Saqsaywaman umschauen zu können. Immer wieder beeindruckend ist die präzise Passung der riesigen Steine, aus denen hier Festungsanlagen gebaut wurden.
In der Morgensonne hatten wir von den Ruinen aus einen schönen Überblick über die Ziegeldächer der Altstadt.
Ohne Gepäck begaben wir uns später auf eine kleine Sonntagstour durch das Heilige Tal der Inkas. Mit fünf Moppeds (Rupert, Carola, Cecilia und uns zwei beiden) ging es auf kurviger Bergstraße im Sonnenschein nach Urubamba, wo wir in einem netten Gartenrestaurant mit musikalischer Begleitung durch einen Gitarren- und Panflötenspieler ein gutes Essen bekamen. Danach fuhren wir weiter durch das recht vegetationsarme Tal nach Pisac, wo es außer weiteren Ruinen auch ein Café mit gutem Käsekuchen geben sollte, wie Helmie gesagt hatte - er hatte recht! Um jedoch dorthin zu kommen, mussten wir mit den Motorrädern quer über den sonntäglichen Kunsthandwerkmarkt fahren. Die Peruaner schauten nur etwas erstaunt, als wir durch die schmalen Gässchen zwischen den Marktständen tuckerten. Ein französischsprachiges Touristenehepaar fuhr uns dagegen empört an. ob wir nicht wüssten, was sich gehört! Welches Problem hatten die wohl mit uns?
Im Abendsonnenschein beendeten wir unsere Easyride-sonntagnachmittag-runde nach ca. 115km. Schön war's!

Noch ein paar Tage haben wir in Cusco zu tun, bevor es weiter geht Richtung Nazca, von wo wahrscheinlich der nächste Newsletter kommt.



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