Südamerika Reiseberichte

Peru
 
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Montag, 08.09. - Tingo Maria
Die ganze Nacht über hat es geregnet. Während wir beim Frühstück sitzen, fängt es schon wieder an - wir bleiben heute noch hier. Da wir auf der nun folgenden Strecke nicht frei campen werden (sie führt durch Drogenanbaugebiet und soll nachts nicht unbedingt ungefährlich sein für Touristen), wollen wir die Zelte im nassen Zustand nicht für mehrere Tage verpacken.
Gute Ausrede, heute nicht durch den Regen fahren zu müssen, nebenbei.
Um dieser Begründung für morgen früh gleich den Boden zu entziehen, haben wir die Zelte nun unter das Dach verholt, wo sie dann garantiert trocken verpackt werden können. Die Zeit läuft und das Wetter wird in den nächsten Tagen, nach Wetterbericht und persönlicher Erfahrung der Locals, eh nicht trockener werden. So lesen wir heute noch die paar deutschsprachigen Bücher der hiesigen Leseecke zu Ende und sammeln Energie für die nächsten Tage auf hoffentlich nicht zu matschiger Piste. Ich musste heute feststellen, dass die ca. 1cm großen Ameisen, die hier überall ge-schäftig herumwuseln, ziemlich zubeißen können: eine krabbelte auf meiner Socke herum und ich wollte sie vorsichtig abstreifen. Das wurde von ihr als Angriff gewertet und sie biss sich in meinem Finger so fest, dass ich sie nicht abschütteln konnte. Es tat richtig weh und als ich sie endlich an einem Stück Holz in ihre Einzelteile zerlegt hatte, blutete mein Finger. Beeindruckend! Vereinzelt gibt es hier Exemplare, die ca. 4 cm lang und richtig groß sind - wenn die zubeißen, ist wahrscheinlich der Finger ab!

Dienstag, 09.09. - von Tingo Maria nach Tocache
Wir haben unser Frühstück für 8 Uhr bestellt, damit wir zeitig loskommen und ein or-dentliches Stück Strecke schaffen können. Der Tag beginnt mit Sonnenschein und Regenbogen, so kann man doch gut weiterfahren.
Etwa fünf Stunden und 175km später sind wir in Tocache, einem kleinen Städtchen, wo Carola gleich alles Mögliche an Drogen angeboten bekam, was hier in der Gegend angebaut wird. Die Piste läuft entlang des Rio Huallaga durch ein breites Tal am Rand der Berge. Sehr grün und fruchtbar ist es hier, Dattel- und Kokospalmen, Bananenplantagen, bunte Blumen säumen die Straße - tropische Vegetation und bunte Schmetterlinge allenthalben. Da die Piste teilweise sehr anstrengend zu fahren ist, buckelig und steinig mit riesigen Löchern, zum Teil gefüllt mit braunem Wasser, das uns bis über die Fußrasten schwappte, konnten wir oft nur im zweiten Gang da-hinhoppeln und brauchten darum sehr lange. Staubig und verschwitzt suchten wir uns ein Hotel, wo wir die Moppeds auf einen abgeschlossenen Hof fahren konnten und läuteten bei der unvermeidlichen Portion Huhn mit Reis den Feierabend ein.

Mittwoch, 10.09. - von Tocache nach "Km33"
Bei der Ausfahrt aus Tocache wurden wir, zum X-ten Mal auf dieser Strecke, von der Polizei angehalten. Die bisher immer korrekten Beamten wiesen uns darauf hin, dass wir hier möglichst nicht nachts fahren sollten wegen der Überfallgefahr. Diesmal be-kamen wir mit auf den Weg, dass es nach Juanjuy, unserem avisierten Ziel für heute, ca. sechs Stunden Fahrt seien. Da wir schon um halb zehn auf den Bikes saßen, sollte das eigentlich zu schaffen sein.
Die Strecke war uns als "schlimmer als die gestrige" beschrieben worden und das war nicht übertrieben! Nach den ersten 30km waren schon fast eineinhalb Stunden vergangen und wir waren schon ziemlich angestrengt. Eine weitere halbe Stunde später war Fosters Hinterreifen platt (endlich mal nicht mein Reifen, der kaputt ging!). Obwohl wir in rekordverdächtig kurzer Zeit mit der Reparatur fertig waren, wurde uns allmählich klar, dass wir die Strecke heute nicht mehr schaffen würden. Als wir Caro-la, die auf der Piste meistens schneller ist als wir, wieder eingefangen hatten, be-schlossen wir gemeinsam, im nächsten Dorf nach Unterkunft zu fragen.
Das nächste Dorf, nach einer Tagesleistung von gewaltigen 100km, hieß San Juan Km33, bestand aus einigen kleinen hölzernen Häusern mit insgesamt 40 Einwohnern und lag malerisch schön an einem kleinen Flüsschen zwischen den Hügeln, die leider teilweise brandgerodet sind. Im Obergeschoss des Holzhüttchens, welches als Restaurant fungiert, konnten wir zwei abenteuerliche Verschläge, nach oben hin und zu den Seiten nur durch einige lose Hölzer abgetrennt, für 10 Soles zum Übernachten mieten. Die Motorräder schoben wir mit Hilfe eines Brettes die Stufen ins Restaurant hinunter, wo sie zwischen den Tischen stehen durften. Das Bett mit zwei flachen durchge...- was auch immer Matten und einem löcherigen und zu kleinen Stück Stoff sah nicht so einladend aus, darum richteten wir uns darauf selbst ein: als wanzensichere Unterlage legten wir unser Tarp mehrlagig hinein, darauf die Innenschlafsäcke, als Schutz von oben hängten wir das Moskitonetz. Schon war es beinahe gemütlich in unserem 5qm-Kabuff ohne Strom und mit einigen leeren Bierdosen als einzigem Zimmerschmuck.
Die Leute waren alle sehr freundlich und neugierig; etwas zu Essen (es gibt Reis, Baby!) bekamen wir auch, während die Hühnerküken sich für die Nacht auf dem Nebentisch gemütlich einrichteten. Abendliche laute Musik aus dem gegenüberliegen-den Kiosk war ebenfalls inklusive. Leider reichte der Sprit im Stromgenerator bis spät in die Nacht, ebenso lange erfreuten sich die jungen Erwachsenen des Dorfes der immer gleichen Schmachtfetzen auf ihren Musikvideos und wir lagen ein paar Meter entfernt hinter einer Lage Bretter in unserem zu schmalen Bett und konnten nicht schlafen.

Donnerstag, 11.09. - von Km33 nach Juanjuy
Erstaunlicherweise waren sie alle beim Morgengrauen schon wieder auf und weckten uns mit ihren Aktivitäten aus der ersten Tiefschlafphase. Beim Plantschen Im Flüsschen wurde ich richtig wach und erfreute mich an bunten Schmetterlingen und der schönen Vegetation um mich herum. Der Frühstückskaffee war heiß, aber hatte mit Kaffee ansonsten kaum was zu tun. Eigentlich komisch, wo das Zeug hier doch überall angebaut wird. Behalten die Leute denn nichts davon für sich selbst?
Die heutige Strecke sollte dann, den neuesten Angaben gemäß, etwas besser sein als die Schwerarbeit gestern. Drei Stunden bis Juanjuy...?
Auf den ersten 15km ging es weiter wie gehabt: straßenbreite tiefe Wasserlöcher, Matsch, zwischendurch mal 50m normale Piste, dann die nächste Badewanne. Ab und zu von vorne große Trucks, die sich im Schritttempo durch die Löcher schaukelten, sonst sehr wenig Verkehr. Dann wurde der Zustand der Strecke tatsächlich etwas besser und es waren sogar die Reste einer alten Teerstraße erkennbar zwischen den Löchern. Es wurde ziemlich heiß inzwischen und so waren wir froh, zeitweise mal 40 km/h fahren zu können, für etwas Fahrtwind zur Kühlung.
Tatsächlich erreichten wir die Stadt Juanjuy nach 3 Stunden Fahrtzeit. Am Ortseingang wieder eine Polizeikontrolle. Zum ersten Mal mussten wir tatsächlich die Koffer öffnen, we-gen der Gefahr des Drogenschmuggels. Die erst sehr förmlichen Polizisten tauten während der Durchsuchung allmählich auf und schickten uns schließlich sogar mit einem Lächeln weiter. In der 50000 Einwohner-Stadt fanden wir ein angenehmes Hostal etwas abseits des Zentrums. Dort gibt es sogar einen Touristen-durch-die-Stadt-fahr-Service: als wir losspazieren wollten, um uns etwas umzuschauen, bot man uns diesen an. Ein freundlicher älterer Mann fuhr uns kreuz und quer durch die Stadt, zeigte uns den Fluss und die Plaza, setzte uns am Schluss im Zentrum ab, wo wir uns ein Restaurant und ein Internetcafe suchen wollten. Nach dem guten und reichhaltigen Essen baten wir um die Rechnung, der Kellner reagierte nicht. Wir fragten noch mal nach, er nickte freundlich und stellte sich erst mal ein Weilchen vor die Tür und schaute sich ein wenig um. Beim dritten Anlauf meinte er, es hätte doch keine Eile, wir könnten ruhig noch etwas sitzen bleiben und uns entspannen. Hmm, das haben wir auch noch nicht erlebt, dass ein Kellner fast gezwungen werden muss, unser Geld entgegenzunehmen! Thomas entzog sich der Situation ins Internetcafe, Carola und ich beschlossen irgendwann, es reiche nun mit der Entspannung und stellten den Kellner hinter seinem Tresen. Gnädig teilte er uns den Preis für unseren Verzehr mit und wir konnten uns freikaufen.

Freitag, 12.09. - von Juanjuy nach Moyobamba
Ein kleines Frühstück war inklusive in unserem netten Hostal (Hostal La Merced, sehr zu empfehlen, Taxifahrer kennen es und zeigen den Weg), ebenfalls ein Guide im Auto, der uns aus der Stadt hinaus und auf den richtigen Weg nach Tarapoto führte.
De ersten 30km bis Bellavista waren noch sehr holprig, führten aber sehr schön am Rio Huallaga entlang bergauf und bergab mit wirklich spektakulärer Aussicht (Belle Vista heißt Schöne Aussicht) über die grüne Flusslandschaft.
Auf den nächsten 30km waren nervige Baustellen mit viel Verkehr und dicken Staubwolken, sehr unterschiedlichem Untergrund und noch einmal ein paar Wasser-durchfahrten auf grobem Kies. Doch dann hatten wir es geschafft und durften mal wieder die Freuden einer asphaltierten Straße genießen.
Als wir uns zu einer Kaffeepause niederließen, wurden wir von einem Mann, der mit einigen anderen am Nachbartisch saß, auf Deutsch angesprochen. Wie sich im Verlauf des Gespräches herausstellte, lebt er schon seit 25 Jahren hier und arbeitet an einem staatlichen Forschungsprojekt für alternative Treibstoffe. Sie haben schon einige stark ölhaltige Pflanzen entdeckt, die sich gut für diesen Zweck eignen und hier endemisch sind, also auch an das Klima angepasst sind. So zum Beispiel ein Baum (Atropha), der ölhaltige Samen produziert und mit den kargen Böden gut zurechtkommt (pro Pflanze und Jahr 1l Öl!) oder auch der hier überall wild wachsende Rizinus, den man durchaus auch zu anderen Zwecken als nur als Abführmittel brauchen kann.
Kurz hinter Tarapoto war Fosters Hinterreifen wieder platt. Die Ursachenforschung ergab ein undichtes Ventil und eine Scheuerstelle am selben Ort, wo vorgestern der Nagel im Reifen gesteckt hat. Wahrscheinlich hat durch das defekte Ventil der Reifen allmählich soviel Druck verloren, dass der Schlauch am Mantel entlang scheuern konnte. Wie gut, dass Thomas in Juanjuy schon den anderen Schlauch hat flicken lassen! Etwas unangenehm war der Schwerlastverkehr, der während der Reparatur am Straßenrand sehr dicht an uns vorbeirauschte. Die ständigen freundlich gemeinten Hupkonzerte strapazieren auf die Dauer die Nerven!
Bald saßen wir wieder auf den Moppeds, um 25km später das gleiche Spiel zu spielen: der Reifen war schon wieder platt! Diesmal lag es daran, dass der Riss unter dem neuen vulkanisierten Flicken unter Druck weiter aufgerissen ist. Ein weiterer Ersatzschlauch wurde mal wieder Opfer der Montiereisen und nahm beim Pumpen schon gleich keinen Druck auf, also gab es nun nur noch Carolas Ersatzschlauch. Dabei handelt es sich um einen Jahre alten, mehrfach geflickten dünnen Schlauch, den sie selbst bei entsprechender Gelegenheit von unserem gemeinsamen alten Freund Antonio aus Portugal (getroffen in Viedma und später noch etliche Male) geschenkt bekam. Antonio hat diesen Schlauch bei vielen Reisen als Reserve dabei gehabt und hat ihn nie gebraucht. Bei Carola bekam er dann in drei Tagen drei Flicken und nun muss er uns aus der Misere retten. Eingebaut war er schnell, ließ sich auch aufblasen und wir konnten weiter. Inzwischen wurde es dunkel. Noch 50km bis Moyobamba. Die Fahrt wurde nun recht spannend, weil auf der Straße viel unbeleuchtetes Leben herrschte. Fahrräder und Mototaxis ohne Licht, jede Menge Fußgänger und Tiere, man musste schon sehr aufpassen! Mal wieder freute ich mich über meinen Zusatzscheinwerfer, der die Sicht sehr verbessert. Eine Stunde später kamen wir in Moyobamba an, wo wir gleich ein kleines Hotel fanden. Die Motorräder stehen jetzt im Wohnzimmer der Hoteleigner und wir gehen erstmal was essen!

Sonnabend, 13.09. - von Moyobamba nach Pedro Ruiz
Thomas ging nach dem Frühstück (Spiegelei mit trockenen Brötchen, Kaffee) los, um seine kaputten Schläuche reparieren zu lassen. Nun haben wir wieder Reserven für weitere Reifenpannen, haha!
Weiter geht's Richtung Jaen.
Fosters nächste Reifenpanne passierte nach 180km... Und, oh Wunder, wir fanden eine Unterlegscheibe lose im Mantel, wo sie wohl auch schon lange gelegen hatte. Ich will jetzt nichts darüber hören!
Die heutige Strecke war durchweg geteert und führte uns durch ein schönes Tal, dann über ungezählte Kurven durch noch teilweise bewaldete Berge auf einen Pass (2300m) hinauf, auf der anderen Seite wieder hinunter. Der Himmel war bewölkt, die Temperaturen um 20 Grad, also eigentlich ideal zum Fahren. Auch hier wieder viele Streckenabschnitte, wo die nur wenige Jahre alte Straße abgebrochen und durch Erdrutsche zerstört ist. Die Straßenbauer kommen scheinbar mit Reparieren nicht nach, darum werden nur Warnschilder aufgestellt, evtl. wird etwas Schotter aufgeschüttet, über den der Verkehr dann die nächsten Jahre holpert. Und überall an der Strecke Rauchwolken von brennendem Wald. Es wird immer noch unkontrolliert abgebrannt, um Anbauflächen zu schaffen, obwohl es natürlich verboten ist und auch Schilder an den Straßen darüber erzählen, was die Folgen der Brandrodung sind. Ein leerer Magen lernt so etwas nicht gern - wahrscheinlich fehlt es an Alternativen und am nötigen Grundverständnis für die Zusammenhänge.
Da wir durch die Reparaturpause mal wieder Zeit verloren hatten, konnten wir unser geplantes Tagesziel Jaen nicht stressfrei erreichen und hielten nach Übernach-tungsmöglichkeiten Ausschau. Kurz vor Pedro Ruiz sah man eine schöne Freizeitan-lage neben der Straße. Dort hielten wir spontan an. Gleich kam der Besitzer an und hieß uns herzlich willkommen. Natürlich könnten wir bei ihm zelten, sagte er und zeigte mir gleich sein ganzes Anwesen am Flüsschen. Eine kleine Insel mit vielen Bäumen, über eine kleine Brücke zu erreichen, ein paar (heute zu kalte) Schwimmbecken und als Besonderheit viele antike und von ihm selbst hergestellte Skulpturen. Zum Beispiel ein Handwaschbecken aus Stein, mit Flusswasser durch eine steinerne Schlange gespeist. An der Vorderseite des Beckens ein geschnitztes Gesicht, dem durch feine Kanäle Tränen aus den Augen tropfen. Sehr schön und fantasievoll gemacht und eingefasst mit tropischen Pflanzen. Amberto und seine nette pummelige Frau Rosa waren sehr bemüht, uns den Aufenthalt angenehm zu machen: wir durften die Zelte unter zwei kleinen Strohdächern aufstellen, falls es regnen würde.
Amberto fuhr extra für uns zu einem nahe gelegenen Restaurant und holte uns was zum Abendessen und erwähnte immer wieder, falls wir sonst irgendwas bräuchten, sollten wir es ihm sagen. Abends versorgte er uns noch mit touristischen Informationen über die nähere Umgebung und bot sogar an, mit uns zusammen ein paar der Orte aufzusuchen. Sehr gastfreundlich, die beiden lieben Leute. Als sie später nach Hause fahren wollten, versicherten sie uns noch, es gäbe kein Sicherheitsproblem und ihre beiden halbgroßen Hunde würden in der Nacht gut auf uns aufpassen. Morgens würden sie dann frühzeitig wiederkommen und uns ein Frühstück zubereiten.

Sonntag, 14.09. - von Pedro Ruiz nach Tamborapa
Etwas unruhig war die Nacht trotzdem, denn es war Vollmond, die Hunde bellten häufig und die nahe Straße war auch nachts befahren. Es gibt Schlimmeres. Morgens bekamen wir ein leckeres Frühstück aus Spiegeleiern, gebackenen Bananen und einem geformten Maisbrei mit etwas Gemüse und Hühnerfleisch drin. Das hält für den ganzen Tag vor. Amberto zeigte und erklärte mir noch viele seiner Skulpturen und seine gesammelten Antiquitäten wie steinerne Äxte und gebrannte Tongefäße. Ein wirklich sehr engagierter Mensch und Künstler, der sich bemüht, auf seinem Grund möglichst viele Bäume stehen zu lassen, der die wilden Vögel liebt, die dort wohnen und der seine drei Kinder alle hat studieren lassen, um ihnen ein gutes Leben zu ermöglichen. Er hat noch große Pläne für sein "Centro Recreativo": weitere Strohdächer will er auf dem Inselchen bauen, im Haus sollen Gästezimmer entstehen und für all seine und die gesammelten Werke möchte er ein kleines Museum bauen. Wenn wir eines Tages wiederkämen, wäre es hoffentlich fertig, schmunzelte er.
Gegen Mittag verabschiedeten wir uns, bezahlten 12 Euro für Abendessen, Über-nachtung und Frühstück und versprachen, diesen interessanten und gastfreundli-chen Ort weiterzuempfehlen, was ich hiermit gerne tue:

Centro Recreativo "Playa Azul"
Pedro Ruiz Gallo, Departamento Amazonas,
direkt an der Straße nach Moyobamba kurz hinter dem Ort - unbedingt besuchen, wenn man in der Nähe ist!!

Wir fuhren weiter nach Westen, bei bedecktem Himmel und vereinzelten Regentropfen. Durch eine tiefe Schlucht, unten in Flussnähe voller tropischer Vegetation, oben auf den steilen Hängen grün, aber karger, jeder Meter ein Foto wert! Weiterhin war die Teerstraße sehr von der unruhigen Erde geprägt: an einer Stelle war ein ganzer Berg abgerutscht, es sah aus, wie eine riesige Kieshalde, die sogar den Fluss umgeleitet hat. Ein älterer Mann ging, seinen Esel am Halfter führend, an uns vorbei, während wir über die Kraft der Elemente staunten und erzählte, dieser Erdrutsch sei im März diesen Jahres passiert und habe zum Glück keine Menschenleben gekostet.
Bis zum Nachmittag hatte sich die Gegend grundlegend verändert: wir kamen aus der Bergregion in ein weites Tal, in dem auf großen Terrassenfeldern leuchtendgrüne Reispflanzungen standen. Die Reisfelder vor vereinzelten Bananenstauden und Ko-kospalmen, dahinter die blaudunstigen Berge unter dem bedeckten Himmel, wir konnten uns gar nicht satt sehen! So schön!
Noch weiter wurde es trockener, die schräg geschichteten Berge hatten hier nur noch spärlichen, gelben Bewuchs, nur in Flussnähe war es noch grün.
In Jaen bogen wir ab nach Norden Richtung San Ignacio und zur ecuadorianischen Grenze. Um nicht wieder auf der Straße in die Dunkelheit zu kommen (man weiß ja nie, wann die nächste Reifenpanne fällig ist), fragten wir in diesem kleinen Ort nach einer Unterkunft, die wir mit unseren letzten peruanischen Kröten noch bezahlen können. Ein freundlicher Polizist zeigte uns ein einfaches "Alojamiento", wo wir zu dritt für 20 Soles unterkommen konnten. Das Zimmer liegt offen unter dem Eternitdach und hat außer Betten mit schlechten Matratzen nicht viel zu bieten, aber viel brauchen wir ja auch nicht. So reichte unser Geld sogar noch für ein warmes Abendessen und morgen Abend werden wir wohl schon in Ecuador sein. Der kleine Ort wird durch einen laut rödelnden Generator mit Strom versorgt- ich hoffe, sie schalten ihn in der Nacht ab!

Montag, 15.09. - von Tamborapa nach Ecuador
Die letzte Nacht in Peru, nun geht es in ein neues Land! In Tanborapa gibt es ein Telefon, auf dem sämtliche Anrufe für die Bewohner des Ortes ankommen. Ein Lautsprecher ruft dann die gewünschte Person öffentlich aus, so dass das ganze Dorf weiß, wer wann einen Telefonanruf bekommt. Fehlt nur noch, dass auch der Anrufer mit ausgerufen würde... Privatsphäre? Nein danke.
Die Teerstraße nach San Ignacio ging nach 40km in Schotter über, mittags um zwölf erreichten wir die kleine Stadt, rechtzeitig zum Mittagessen. Wir hatten noch knapp 30 restliche Soles, die gerade noch für eine kleine Mahlzeit und einen Kaffee reich-ten. Noch ca. 40km Piste bis zur Grenze.
Zusammenfassend möchte ich zu Peru noch sagen, dass es uns viele schöne Er-fahrungen geschenkt hat. Wir haben viele nette und gastfreundliche Menschen kennen gelernt, viele ganz unterschiedliche Landschaften von Hochgebirge über wüstenhafte Küste bis zu den wunderschönen Urwäldern des Amazonasgebietes gesehen und uns zum Teil schwer "erarbeitet". Die vielen Geschichten von korrupten Polizisten können wir aus eigener Erfahrung nicht bestätigen - uns sind alle Polizis-ten freundlich und korrekt entgegengekommen. Wir haben ganz unterschiedliche Unterkünfte gefunden, vom einfachen Holzverschlag bis zum guten Hotel mit Pool war alles dabei und meistens für uns recht kostengünstig. Die peruanische Küche bietet viele leckere Speisen, allerdings ist uns auf die Dauer der obligatorische Riesenberg lauwarmer Reis etwas über geworden. Das Land bietet sehr viel Sehenswertes, mehr, als wir im Rahmen unserer Reise anschauen können (wir wären sonst ein ganzes Jahr oder länger hier beschäftigt). Besonders geschichtsinteressierte Besucher kommen durch die vielen Ruinen voll auf ihre Kosten.
Fazit: ein schönes und interessantes Land, das sicher mehr als eine Reise füllen kann.

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