Reiseberichte


Thailand
 
Thailand April/Mai 2011 (Weltreise Tagebuch 136) nächstes Tagebuch
Freitag, 29.04. - Chiang Mai
Auf den Spaziergängen, die uns durch die Stadt führen, entdecken wir so einiges an Besonderheiten. Gestern fanden wir z.B. das chinesische Marktviertel, das sich außerhalb des Innenstadtquadrates durch ein Gewirr von kleinen Gassen und überdachte Hallen ausgebreitet hat. Hier bekommt man alles, was der Chinese so braucht. Als Erstes fallen rot-goldene Plastiktempelnachbildungen und Heiligenschreine ins Auge, die entlang einer Straßenzeile verkauft werden. Dann taucht man ein in die schmalen Gänge der Markthallen, lässt den lauten, stinkenden Autoverkehr hinter sich und kommt in den Bereich der Lebensmittel. Hier darf man allerdings auch keine zu empfindliche Nase mitbringen, denn es wird jede Menge getrockneter Fisch und andere olfaktorisch intensive Ware organischen Ursprungs angeboten. Zwischendurch ein Kräuterladen, aus dem es angenehm nach Süßholz, Ingwer oder Minze duftet. Dann stehen wir zwischen den Korbwaren, wo man auch aus Stroh geflochtene Chinesenhüte bekommen kann, kaufen uns gegen den aufkommenden Hunger ein Tütchen mit getrockneten Bananenscheiben und schlendern weiter. Nun geht es an großen Stoffläden vorbei, in denen dicht an dicht gewaltige Stoffballen senkrecht auf dem Boden stehen. Geschäftige Menschen drängen sich mit konzentriert suchendem Blick durch die farbenfrohen Rollen, wir brauchen gerade keinen Stoff und ziehen weiter. Aha, hier sind dann also die Schneider, die den gekauften Stoff zu Kleidung verarbeiten: im Halbdunkel offener Läden stehen in Reihen altertümliche Nähmaschinen, über die sich schmale Männerrücken beugen und deren emsiges Rattern von Produktivität erzählt. An einem Stand ersteht Thomas eine kleine Tasche mit vielen Reißverschlussfächern - seine Waschzeugtasche gibt nach langer Reisezeit allmählich auf. 99 Baht steht drauf und da verhandelt er nicht mehr, denn irgendwas soll der junge Mann, der den Stand führt, ja auch verdienen. Hier, zwischen den geschäftigen Locals sehen wir zum ersten Mal einige alte, zahnlose Bettler, die sich mit zusammengelegten Händen tief verbeugen. Sie bekommen sicher keine Rente und brauchen wirklich Unterstützung, sie nehmen unser Kleingeld dankbar an. Satt an Eindrücken und müde vom Laufen drehen wir irgendwann bei, orientieren uns nach dem Stadtplan und treten den Heimweg an. Unterwegs beobachten wir eine vielköpfige Rattenfamilie, die offenbar in und um die draußen stehenden Waschmaschinen einer Wäscherei herum wohnt. Ohne sich sonderlich an uns zu stören, wuseln sie zwischen den Geräten herum, verschwinden dann in einem Müllhaufen. Wieviele ihrer Art hier wohl von den Menschen profitieren und meist ungesehen in der offenen Kanalisation hausen? An den Flanken jeder Straße und jedes Gässchens laufen Abwasserkanäle entlang, die mit Betonplatten abgedeckt sind. Zwischen den Platten ist immer genug Platz für die Ratten zum Durchschlüpfen... So nutzen sie sicher die „U-Bahn“ für ihre Wege, das Erdgeschoss ist den Menschen, Katzen und Hunden vorbehalten, während wir über unseren Köpfen auf den in etwa 4 Metern Höhe zu Dutzenden verlaufenden Stromkabeln schon häufiger geschäftige Eichhörnchen haben laufen sehen. Kein Transportweg bleibt ungenutzt in dieser Stadt. Abends sind wir noch einmal mit Chuck zum Dinner verabredet. Er verreist in ein paar Tagen und möchte sich gerne verabschieden. In einem der vielen vegetarischen Restaurants in der Touristenwelt der Stadt verfuttern wir mehr Geld, als ein durchschnittlicher Thai am Tag verdient - für uns ist es nur der Gegenwert von etwa einer Viertelstunde Arbeit in Deutschland. Wir sprechen über seine neue Familie mit Frau und Kind. Ein wirklich spannendes "Projekt". Er sagt, er geht davon aus, hier in Thailand irgendwann zu sterben und will sich mit seiner Freundin ernsthaft ein Zuhause aufbauen. In den USA fühlt er sich nach langem Reisen nicht mehr wohl. Die Ignoranz und Verleugnung globaler Bedrohungen, wie z.B. des Klimawandels, seiner Landsleute gehen ihm auf die Nerven, wie er sagt. Aber so eine interkulturelle Beziehung ist natürlich nicht einfach und er spricht darüber, wie schwer vorstellbar es für ihn z.B. ist, dass seine Freundin so gar keine Pläne oder Träume für ihr Leben hat und an 28 von 30 Tagen im Monat bis spät in der Nacht im Restaurant ihrer Eltern arbeitet. Sie käme gar nicht auf die Idee, es könnte anders sein und reagiert auf seine Fragen, ob sie Lust hätte, auch mal mit ihm kleine Reisen zu unternehmen, eher mit scheuem Unverständnis. Wir wünschen den Dreien viel Glück und Geduld miteinander! Als Chuck winkend mit dem Roller in der Dunkelheit verschwindet, bleiben wir nachdenklich zurück.
Sonnabend. 30.04. - Chiang Mai
Irgendwie brauchen wir heute einen zurückgezogeneren Tag und bleiben viel „zuhause“. Die vielen Eindrücke müssen wohl erstmal verarbeitet werden. Auch okay.
Sonntag, 01.05. - Chiang Mai
Der Tag der Arbeit beginnt in unserer Nachbarschaft mit Regen und einem lärmenden Bagger, der ein altes Haus abreißt. Wir werden langsam unruhig und fangen an, unsere letzten 10 Tage Thailand zu planen. Bis nachmittags haben wir uns entschlossen, mit dem Bus nach Süden zu fahren und auf der Insel Ko Chang, die in der Nähe der kambodschanischen Grenze im thailändischen Golf liegt und die zweitgrößte Insel des Landes ist, vor unserem Abflug nach Istanbul noch ein paar Tage Strandleben zu genießen. Unsere Zimmerwirtin vermittelt ein Komplettangebot, bei dem wir uns hier direkt vor der Haustür abholen lassen können, über Nacht mit dem sogenannten VIP-Bus (der so heißt, weil, laut Reiseführer, im ganzen Bus nur 24 Leute untergebracht werden, man also viel Platz hat) nach Bangkok fahren, dort in einen anderen Bus verfrachtet werden, der uns bis zum Fähranleger bringt, von wo uns ein Schiff (ebenfalls im Preis enthalten) zur Insel bringen soll. Das Ganze für 750 Baht pro Person. Billiger können wir es selbst nicht organisieren, hat unsere Recherche ergeben. Und zum Abschluss unseres Aufenthaltes in Chiang Mai gehen wir heute auf den „Walking Street Market“, der jeden Sonntagnachmittag bis -abend in der Altstadt stattfindet und wo man sehr schöne kunsthandwerkliche Souvenirs, zweitens bunte Klamotten und drittens viel kitschigen Ramsch kaufen kann. Und natürlich warten auch viele thailändische Leckereien am Straßenrand auf hungrige Mäuler. Es duftet nach Bananenpfannkuchen, gegrilltem Fleisch und Fisch und besonders nach den landesüblichen Gewürzen. Die Verführung lauert überall. Der Markt erstreckt sich fast durch die gesamte Altstadt und man braucht Stunden, bis man einmal überall gewesen ist. Nicht nur Touristen schlendern mit uns durch die, heute für den Autoverkehr gesperrten Straßen, sondern auch für viele Thais scheint der Markt eine willkommene Abwechslung zu sein. Besonders begeistern können wir uns unter all den angebotenen Dingen für bunte Drachen aus geflochtenem Juteseil, die mit kunstvoll abgespreizten Rückenstacheln und offenem Rachen auf einem Tisch aufgebaut sind. Da sie ein biegsames Drahtskelett haben, kann man sie beliebig positionieren. Viele solch schöne Dinge werden zu Spottpreisen angeboten und da soll man noch handeln, um den „wahren“ Preis herauszufinden?! Wo bleibt denn da der Verdienst für die Händler? Später treffen wir Markus und Friederike, die nach einem Abstecher in die alte Hauptstadt des Landes, Sukhothai, nun auch in Chiang Mai eingetroffen sind und tauschen beim gemeinsamen Abendessen unsere Erlebnisse aus. In der Nacht gibt es ein kräftiges Gewitter, der monsunartige Regen prasselt ohrenbetäubend auf das Blechdach über unseren Köpfen.
Montag, 02.05. - unterwegs nach Ko Chang
Pünktlich um 18 Uhr stand unser Abholdienst vor der Tür unseres Hostels. Schwupp, Rucksäcke aufs Dach des Pritschentaxis, wir auf die schmalen Bänke des Selbigen und los ging es. Weitere Touristen wurden an einem anderen Hostel eingesammelt und dann warf man uns an einer Tankstelle wieder ab, wo schon ein „VIP“-Bus stand. Über diese Busse hatte ich gelesen, dass sie sehr viel Platz pro Person hätten und das klang ziemlich gut für eine Übernachtfahrt, aber dieses Vehikel, in das wir nun einstiegen, war so ziemlich der schrottigste Reisebus, den ich je gesehen habe! Die, wirklich mit viel Beinfreiheit ausgestatteten, Sitze waren komplett durchgesessen und schmuddelig, das ganze Gefährt klapperte und quietschte, als es sich schließlich in Bewegung setzte. Darum also war die Tour so billig angeboten worden... Um uns herum fläzte sich eine Gruppe langbeiniger blonder Schwedenjungs, weiter vorne plapperten einige englischsprachige Mädels, ganz vorne hing ein einzelner Fernsehschirm von der Decke, Der Sound des Ballerfilmes, der dort gezeigt wurde, quoll auch aus einem Lautsprecher in unserer Nähe. Wir verstöpselten uns die Ohren mit alternativen Klängen aus unseren mp3-Playern und hofften, die Nacht irgendwie zu überstehen. Der Motor unseres Busses war ebenso altersschwach wie der Rest: in den Bergen krochen wir im Schritttempo bergauf, dafür waren wir bergab umso schneller. Aus der Bordtoilette stank es bestialisch, jedesmal, wenn die Tür geöffnet wurde. Wir stellten für die Dauer der Fahrt unsere Flüssigkeitszufuhr komplett ein, um bloß nicht auf dieses Klo zu müssen!
Dienstag, 03.05. - Ko Chang
In jeder Nacht findet in Thailand die große Touristenumsortierung zwischen den beliebten Reisezielen statt: Bangkok - Chiang Mai - Chiang Rai - und natürlich die große Anzahl der Inseln im Süden werden mit neuem „Material“ versorgt. Die Abfertigung dieses Transportgutes passiert gut organisiert und funktionell ohne viel Schnickschnack, die einzelnen Gepäckstücke, sprich Menschen, werden zügig und ohne übertriebene Höflichkeit an ihren Bestimmungsort geschafft. Armeen von Bussen sind fast die einzigen Verkehrsteilnehmer auf den vierspurigen, holperigen Autobahnen, die die wichtigsten Locations des Landes verbinden. Von allen Bussen, die uns unterwegs überholten und die um ein Uhr nachts an einer Raststätte neben unserem parkten, war unserer mit Abstand der gammeligste! Andere Reisende kuschelten sich in bereitgestellte, saubere Kissen und Decken und lasen im Schein ihrer Leselampen, wir versuchten, es uns zwischen den herausstehenden Sprungfedern unserer Sitze gemütlich zu machen und bei dem Geschaukel war an lesen sowieso nicht zu denken. Da machte es auch nichts, dass die Leselampen komplett nicht funktionierten. An Schlaf war kaum zu denken, aber auch die längste Nacht geht irgendwann zuende und so konnte ich feststellen, dass es auf den gesamten 700 km zwischen Chiang Mai und Bangkok kaum jemals richtig dunkel wurde neben der Straße. Überall waren kleine Ansiedlungen oder sonst ein Grund für eine Straßenbeleuchtung. Apropos Beleuchtung: in den ersten Stunden der Reise sorgte ein fantastisches Wetterleuchten am westlichen Himmel dafür, dass uns nicht langweilig wurde. Um vier Uhr morgens passierten wir die ersten größeren Städte, die dann buchstäblich nahtlos in die Vororte Bangkoks übergingen. Pünktlich um sechs Uhr, wir waren also schon geschlagene zwei Stunden durch Stadtgebiet gefahren, erreichte unser Schedderbus die Khaosan Road, wo wir, vor einem großen Hostel, alle rausgeschmissen wurden. Übernächtigt wuchteten wir unsere Rucksäcke in das dortige Café und bestellte uns eine Tasse Wachmacher. Zwei Stunden Aufenthalt hatten wir dort, dann sollte uns der nächste Bus einsammeln und nach Kho Chang weiterbefördern. Groggy, wie wir waren, blieben wir einfach sitzen, bis ein hektisch mit den Armen wedelnder Thai „Ko Chang“ rief und uns aus unserem Halbschlaf weckte. Er schwang sich auf sein Moped, rief uns ein “Follow me!“ zu und brauste davon. Wir hechteten ihm bepackt hinterher. 200 m weiter wartete erneben der morgendlich überfüllten Straße in einer kleinen Grünanlage, zeigte auf den Boden vor sich und sagte: „You wait here. 10 minutes!“ Während wir warteten, wurden weitere Fahrgäste in Tuk Tuks herangekarrt, dann kam der Bus. Diesmal hatten wir mehr Glück, der Bus sah relativ gut aus. Wir konnten eine Sitzbank im unteren Stockwerk des Doppeldeckers ergattern, wo es nicht so schaukelt und ließen uns für die nächsten fünfeinhalb Stunden Fahrt aufs Polster sinken. Bis auf die bedauerliche Tatsache, dass wir uns damit die Gerüche aus der Bordtoilette, deren Tür direkt in unserer Nähe war, als ganz besonderes Exklusiverlebnis eingehandelt hatten, ging es uns dort recht gut. Nun konnten wir uns in aller Ruhe die Kontraste dieser Großstadt zwischen Buddhismus und Kapitalismus aus der Perspektive der Autobahn anschauen und hatten sie bald hinter uns gelassen. Es wurde grün neben der Strecke, erste bewaldete Berge erschienen in unserem Blickfeld, Bananenplantagen, Kokospalmen, kleine Dörfer. Eine Mittagpause an einem Pastplatz, wo wir ein einfaches Mittagessen kaufen konnten, sorgte für das leibliche Wohl, nach 30 Minuten fuhr der Bus weiter (hoffentlich saß nicht noch jemand auf dem Klo der Raststätte). Um drei Uhr nachmittags stoppte der Bus am Fähranleger und wir sahen die urwaldigen Berge der Insel Kho Chang hinter einem etwa 2 km schmalen Streifen Meerwasser aufragen. Wir stiegen aus in die stehende Luft der feuchten Mittagshitze und nahmen unsere Rucksäcke aus dem Bauch des Busses entgegen. Die recht große, etwas rostige Autofähre wartete schon, jeder bekam sein Fährticket und ging an Bord. Zehn Minuten später waren wir am Ziel und wurden von einer Horde der üblichen Pritschentaxis eingeladen. Der Fährhafen befindet sich nahe der nördlichen Spitze der Insel, alle Strände und somit auch alle Hotels liegen an der Westküste. So braucht jeder Ankömmling erstmal ein Taxi. Dieser Umstand wirkt sich auf die Preise aus, die thailanduntypisch hoch sind. Wir hatten noch kein Hotel, wollten aber zum südlichen Teil der Westküste, wo die Natur der Insel, laut Reiseführer, noch nicht so ausverkauft sein sollte. Für die 23 km lange Fahrt zahlten wir jeder 100 Baht. Klaglos, denn wir hatten ja sowieso keine Wahl. Mit zehn Touristen auf der Pritsche und dem entsprechenden Gepäck auf dem Dach darüber tat sich der Wagen recht schwer, die wirklich steilen Berge der Küstenstraße hinaufzukommen, tiefe Rillen und viele schwarze Streifen von durchdrehenden Reifen auf dem Teer zeugten von der Schwerarbeit für die überladenen Autos am Berg. Die ersten Passagiere wurden in „White Sand Beach“, dem Hauptferienort von Ko Chang, abgeworfen, der mit zahllosen Hotels und zugehörender Infrastruktur für uns nicht attraktiv wirkte, mag der Strand auch nocht so weiß und puderig sein. Wir gehörten zu den letzten Mitfahrern und stiegen in „Lonely Beach“ aus. Der Name des Ortes ist etwas irreführend, denn „lonely“ ist auch diese Stück Küste schon längst nicht mehr! An der Straße reihen sich auch hier kleine Läden, Touranbieter, Restaurants und Bungalow-Vermietungen aneinander. Aber hier gibt es neben teuren Resortzimmern noch viele kleine Holz- oder Bambushüttchen für das kleinere Portemonnaie zu mieten und wir hatten zehn Minuten später eins von diesen in Beschlag genommen, das im Schatten der Bäume etwas oberhalb des, hier steinigen, Strandes neben seinesgleichen steht. Erst, nachdem wir unser Gepäck hineingewuchtet hatten, bemerkten wir, dass der Baum, unter dem wir nun wohnen, gerade reife Früchte trägt und diese freigiebig fallen lässt. Mit anderen Worten: im Minutenabstand plumpsen die haselnussgroßen, harten Früchte mit lautem Knall auf unser Dach... Für heute war es uns egal, zu erschöpft waren wir von der langen Reise. Wir sind sicher müde genug, um trotzdem schlafen zu können. Morgen schauen wir dann mal weiter. Rechtzeitig zum Sonnenuntergang kamen wir auf einem ersten Rundgang zur Sunsetbar, die auf hölzernen Füßen über das stille, hellblaue Wasser hinausragt, erstanden einen eisgekühlten Kokosmilchshake und genossen die Früchte unseres anstrengenden Reisetages. Ja, so lässt es sich aushalten! Während die Sonne hinter einigen Wolken am Horizont verschwand und der Himmel in feurigen Farben erstrahlte, schauten wir einigen hölzernen Fischerbooten zu, die in der Entfernung zwischen den kleineren Inselchen über das Wasser glitten. Bald nachdem das letzte Licht vom westlichen Horizont erloschen war, verkrochen wir uns unter das löcherige Moskitonetz in unserem Häuschen, flickten die größten Löcher mit Nadel und Faden, stellten den Ventilator auf mittlere Geschwindigkeit und schliefen fast sofort ein.
Mittwoch, 04.05. - Lonely Beach
Morgens um 9 Uhr, als wir aus unserem Komaschlaf aufwachten, war die Luft schon etwa 30 Grad warm. Kleidung braucht man hier rund um die Uhr wirklich nur zur Bedeckung der Blöße... Nach einem einfachen Frühstück ging Thomas in der Nachbarschaft auf die Suche nach einer Behausung ohne "Knalleffekt", während ich mich auf unserer "Terrasse" von der Anstrengung des etwa 150 m langen Weges erholte. Am Vormittag ist es hier überall ziemlich ruhig, denn die meisten Gäste hier sind zwischen 20 und 30 Jahre alt und hauptsächlich wegen der nächtlichen Partys hier, die in den zahlreichen Bars allabendlich steigen. Wir haben gesehen, dass sie dort überall Eimer voller Wodkamixgetränke verkaufen... Für etwa 4 Euro kann man sich damit das Hirn wegblasen, was offensichtlich das ist, was viele Leute hier wollen. Darum also ist es morgens so ruhig im Ort! Später ging ich ein Stück spazieren, etwas abseits des Hauptweges und fand dort ein verlassenes, palmwedelgedecktes Strandrestaurant, dass wohl den Ansprüchen der Gäste nicht mehr genügt hat. Heute entstehen hier überall kleine Luxushütten aus Beton, mit Klimaanlage, Fernseher und drahtlosem Internetzugang, das Zeitalter der palmgedeckten Bambushütten geht auch hier rapide dem Ende entgegen. Schade eigentlich... Der Himmel bezog sich mit dunklen Wolken, hoch über der Insel donnerte es, schließlich fiel ein warmer Regen in dicken Tropfen auf meinen vorsorglich mitgeschleppten Regenschirm, als ich zu unserem Domizil zurückkehrte. Rechtzeitig zu unserem zweiten Sonnenuntergang auf Ko Chang riss der Himmel wieder auf und bescherte uns eine weitere dramatische Lightshow über dem Meer. Bald danach warf Thomas sich auf die Matte und ich stürzte mich allein ins Nachtleben. Naja, nicht wirklich, aber immerhin ging ich auf ein Bier in eine nette Kneipe, trank ein kaltes Bier und hörte Neil Young zu, der immer noch auf der Suche nach einem goldenen Herzen war. Ich war um 22 Uhr hier die einzige... wie ist eigentlich die weibliche Form von Gast?... Gästin klingt irgendwie komisch... also, es war niemand außer mir da und so konnte ich in Ruhe sitzen und dies hier schreiben. Morgen früh ziehen wir um in eins der eine Klasse besseren Hüttchen, direkt am Wasser und damit nicht nur mit direktem Blick zum westlichen Horizont, sondern auch etwas weiter entfernt von der Partymeile. Kostet nur 4 Euro mehr als der dunkle Holzschuppen, in dem wir heute nacht noch einmal schlafen und ist nagelneu, hat ein richtiges großes Fenster, aus dem wir übers Wasser gucken können und sogar eine warme Dusche, auf die ich persönlich hier genauso gut verzichten könnte, wie auf den ebenfalls vorhandenen Fernseher. Ein echter Zuwachs an Luxus ist allerdings der große Kühlschrank, aus dem wir in den nächsten Tagen gekühlte Getränke genießen werden!
Donnerstag, 05.05. - Lonely Beach
Morgens schleppten wir also unser Geraffel zu unserem neuen Heim, etwa 100 m entfernt und zogen ein. Ein bequemes großes Bett mit Meeresblick, das hat doch was! Die nächsten Stunden verbrachten wir damit, faul auf der Terrasse zu sitzen und aufs Wasser zu schauen. Zwischendurch wollte ich endlich schwimmen gehen und kletterte den felsigen Strand hinab zum Meer. Die erste Berührung mit dem Wasser war ein echter Schock: das Wasser war wärmer als die sicher 33-35 Grad warme Luft!! Die größte Badewanne der Welt, direkt vor unserer Haustür! Ziemlich unelegant krabbelte ich über die scharfkantigen Korallenfelsen, bis ich endlich genug Wasser unter dem Kiel hatte, um irgendwie schwimmen zu können. Erfrischend war das nicht... Vielleicht doch lieber eine Bootstour zum Schnorcheln buchen? Gemeinsam gingen wir später noch einmal los. An dem romantischen, verlassenen Gebäude vorbei und durch eine weitere Hüttensiedlung hindurch zum „richtigen“ Badestrand, suchten uns einen der wenigen schattigen Plätze zum Sitzen und gingen schwimmen, aber auch hier war mir das Wasser einfach zu warm. Thomas gefiel die Temperatur, aber seine Wärmetoleranz kennt ja auch keine Grenzen. Im Sand hätte man Brot backen können, das leichte Lüftchen brachte zumindest etwas Verdunstungskühle. Wenig Leute waren am Strand, es war einfach zu warm um in der Sonne zu liegen und wenn selbst das Baden keine Abkühlung bringt, dann bleibt man doch lieber irgendwo im Schatten, irgendwo nahe einem Ventilator sitzen und trinkt einen Ananas-Fruitshake mit viel Eis! Später sah mich ein Bungalownachbar beim Fotografieren und sprach mich an, ob ich viel Erfahrung mit dem Fotografieren hätte. Es stellte sich heraus, dass er jemand suchte, der von ihm und seiner Zukünftigen, beide aus Finnland, ein paar schöne Fotos vor dem Sonnenuntergang machen würde. Sie wollen nächste Woche in Pattaya, ebenfalls am Golf von Thailand gelegener Urlaubsort, heiraten und brauchten für ihre Hochzeitszeitung schöne Brautbilder. Als die Sonne rot wurde, erschienen die Brautleute in ihrem Hochzeitsoutfit und wir beide bemühten uns um schöne Fotos vor dem romantischen Hintergrund. Gar nicht so einfach, sie so weit beschäftigt zu halten, dass das Lächeln nicht gefror... Nach einer halben Stunde hatten wir eine Anzahl recht brauchbarer Fotos im Kasten, kopierten sie den Brautleuten auf einen USB-Stick und wünschten ihnen alles Gute.
Freitag, 06.05. - Lonely Beach
Auf unserem Fernseher empfangen wir sogar das internationale Programm der Deutschen Welle! Das hat gestern abend dazu geführt, dass wir uns mal wieder über das Weltgeschehen aktualisieren konnten und lange in die Röhre guckten. Osama bin Laden unbewaffnet exekutiert in Pakistan.... ob das friedenstiftend ist? Heute nun eine große Überraschung: zwei Hüttchen weiter ist Sabine eingezogen, die wir in Australien kennengelernt und auf dem Rennpferdegestüt besucht hatten! Sie war zuletzt in Kambodscha und wir hatten uns wohl per Email darüber unterhalten, dass wir uns evtl in Thailand noch treffen könnten, aber dass sie der Zufall oder wer auch immer so dicht in unsere Nähe geführt hat, ist doch frappierend! Sie kam aus ihrem, eben bezogenen Bungalow, als sie mich entdeckte und wir beide unseren Augen kaum glauben konnten! Sie ist nach zwei Jahren Australien nun ebenfalls Richtung Deutschland unterwegs und es gibt eine Menge Gemeinsamkeiten auszutauschen. Darum laden wir sie in der Sunsetbar zum Abendessen und zum gegenseitigen Update ein.
Sonnabend, 07.05. - Lonely Beach
Schon morgens donnert es und als ich gerade unseren Frühstückstisch auf der überdachten Terrasse aufgebaut habe, fängt es heftig an zu regnen. Der Wind treibt den Regen bis unter das Dach, wir ziehen uns hinter die Glastür zurück und lassen es regnen, während wir Ananas, Wassermelone und leckere kleine Bananen futtern und uns von der Deutschen Welle informieren lassen. Heute ist wohl kein Tag für große Unternehmungen..
Thailand April/Mai 2011 (Weltreise Tagebuch 136) nächstes Tagebuch
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