Afrika 2002


Afrikanische Union
 
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Sonntag, 21.7. - ca. 30km vor Besancon
Gestern war ein Slowmotiontag angesagt nach den beiden arbeitsreichen Fahrtagen. Ganze 100km sind wir von Freiburg weg, wo wir aber auch erst nach 15 Uhr loskamen. Mit Einkaufen, Tanken etc ging die Zeit 'rum und wir waren froh, etwas abseits der Straße einen netten Campingplatz an der Doube zu finden. Abends trafen wir dort zwei AfricaTwin- Fahrer auf dem Weg nach Barcelona. Den ganzen Tag war's warm und sonnig.
Heute morgen Wolken, erste Nacht im Zelt gut geschlafen. Mal schau'n, warum PJ gestern so geklappert hat, konnte bisher nix finden. Außerdem muß er heute Öl bekommen, er hat auf der Autobahn doch ziemlich verbraucht.

Montag, 22.7. - Campingplatz La Roche-de-Glun (südl.Tournon)
Diesmal sind wir auf einem richtig französischen Campingplatz gelandet: voll, laut, einfach, aber nett und relativ billig. Am Tage haben wir gut Strecke geschafft, 320km durch schöne Landschaften (Rhonetal) bei gutem Wetter, PJ hat sein Öl bekommen und 'ne gespannte Kette, Moppeds laufen brav. Den ersten sanften Geländeeinsatz hatten wir am Rhoneseitenkanal, wo wir am Ufer Pause machen wollten und dazu einen, mit Kies bedeckten, Hügel hochfahren mußten. Für mich (noch) aufregend, aber nicht schwierig.
Der heutige Tag verspricht gutes Wetter, wir wollen heute versuchen, bis nach Spanien zu fahren, ca 400km...
Gegen Mittag sind wir in Aubernas, ein schöne Städtchen an der Ardeche, zu dem uns eine Serpentinenstraße über die letzten 40km gebracht hat (der französischen Fahrweise zum Trotz erstaunlicherweise lebend ). Es ist heiß und windig, die kurvenreichen Straßen nehmen viel Zeit.

Dienstag, 23.7. - Campingplatz Frontignan bei Montpellier
Spanien war doch etwas zu weit, abends um halb sieben haben wir uns hier eingefunden, das Sitzfleisch und die Nerven forderten Feierabend und ein Bad im Mittelmeer. Herrlich! Wir sind hier in einem Ferienhighlight der Franzosen gelandet, dementsprechend hoch die Campinggebühren, alles weitere, wie Souvenirläden, Bars und Getümmel kann man sich vorstellen. Am Strand spielte eine Karibikpercussionband, bis spät abends hörte man laute Musik etc., morgens wurden wir vom Straßenlärm geweckt... Aber zum Glück hatten wir das Zelt so aufgebaut, daß es morgens im Schatten lag, so trieb uns jedenfalls nicht die Hitze aus dem Bett. Der Himmel ist ununterbrochen blau, kein noch so kleines Wölkchen läßt sich blicken. Heute werden wir noch am Meer entlang fahren, dann können wir später noch'mal reinhüpfen. Die Temperaturen sind doch etwas gewöhnungsbedürftig...

Mittwoch, 24.7. - Mollo(spanische Pyrenäen)
Heute mal im Hotel, feudal mit Dinner und Badewanne, hoch in den Bergen. Abends war das Wetter nicht so toll, es gewitterte und goß in Strömen, da war es sehr angenehm, mal im Haus zu sein. Im Zwinger nebenan leidet ein junger Leonberger an Einsamkeit.
Wir haben gestern die geplante Badepause am kilometerlangen Strand von Sete genossen, der Sand war so heiß, daß man nur im Laufschritt zum Wasser kommen konnte (oder mit Latschen natürlich). Herrlich erfrischendes Wasser, nach ein paar Minuten war die Haut wieder trocken, gleich nochmal rein! Die zu bewältigende Strecke bis Spanien legten wir dann auf der Autobahn zurück, was wegen des starken, böigen Seitenwindes sehr anstrengend war. Viel Verkehr und dann beim Lasterüberholen der Kampf mit den Böen, während man links auch noch überholt wurde, nicht sehr witzig. Die Tour durch die Berge entschädigte uns aber schnell wieder für die Strapazen der Autobahn. Langsam werden die Straßen leerer, die Autofahrer friedlicher...

Donnerstag, 25.7.
Gestern hatte ich keine Energie mehr zum Schreiben, der lange Tag war für mich sehr anstrengend. Nach dem Aufbruch au dem Hotel, das uns leider mit Essen doch schlappe 100 Euro gekostet hat, eine wunderschöne Frühstückspause an einem kleinen Bergbach mit vielen kleinen und größeren Fischen. Kaltes, klares Wasser, liebliche Gegend mit viel Grün und Eidechsen. Beim Losfahren dann die erste Kerbe für'n Tank: beim Einlenken auf die Straße zurück Gleichgewicht verloren und ab ging's, nicht mehr zu halten die Fuhre. Das Wiederaufrichten ging zu zweit erstaunlich gut...
Den Tag verbrachten wir hauptsächlich mit Serpentinenkurbeln, bis mir schon ganz schwindelig war. Immer weiter ging es rauf, über Pässe, wo es auf beiden Seiten nur nach unten ging, und das richtig! Die Moppeds bekamen bei 1300-1400 m leichte Atembeschwerden, zogen nicht mehr so doll, aber sie ließen uns nicht im Stich. Dafür verlor ich gegen Abend irgendwo auf der Höhe beim Einbiegen in eine noch kleinere Straße den Mut und kam nicht mehr weiter, total breakdown... Das bescherte uns eine Nacht " on top of the world", fast ganz oben auf'm Berg mit herrlichem Weitblick ins Land, einfach super! Die Nacht verlief etwas unruhig, es war recht windig, das Zelt flatterte laut und es war schwer zur Ruhe zu kommen.
Am anderen Morgen war alles nicht mehr so schlimm, den Rückweg zur Straße über Stock und Stein konnte ich nach genauer Peilung der Strecke selbst bewältigen (stolz)und auch die schmale Straße konnte mich nicht mehr schrecken...bis sie auf einmal in einen Feldweg voller Steine bergauf und bergab überging (schluck). Die ersten 16km Afrika, danach war ich schweißgebadet, aber auch ein Stückchen weniger davon überzeugt, daß ich den Anforderungen der Tour nicht gewachsen sein werde. Der weitere Tagesverlauf brachte schöne Strecken an großen Stauseen entlang, zur Abwechslung gut ausgebaute Straßen, abends ein akzeptabler Campingplatz mit einem netten ehemaligen Twin- nun Quadfahrer als Besitzer, der uns beide sein Quad zum Testen gegeben hat (fährt sich ja komisch...).Der Pool wurde gern genutzt, angenehm warmes Wasser unter Palmen mit Blick auf Berge in der Abendsonne...
Warm auch die Nacht, hier kühlt es nachts kaum ab, dementsprechend durchgeschwitzt wachten wir morgens auf.

Freitag, 26.7. - irgendwo südl. von Caspe,
240km weiter haben wir heute ein nettes Plätzchen in einem Tal mit einem kleinen Bach gefunden. Nach einigen anstrengenden Arbeitsstunden auf dem Bock bei 35°C sitzen wir jetzt, immer noch schwitzend, im Zelt. Als Obstklauer haben wir uns heute mit Äpfeln und superleckeren Pfirsichen, direkt vom Baum, versorgt. Ansonsten nichts Besonderes, keine Heldentaten heute, nur heiß...

Samstag, 27.7. - Cafe, Teruel
Früh aufstehen lohnt sich, es ermöglicht Aktion vor Einbruch der Hitze. So waren wir schon kurz nach zehn auf der Straße, angenehmes Fahren auf guter Straße durch trockene, bergige Landschaft mit sehr bunter Erde. Von gelb über alle möglichen Rottöne bis blaugrau und weiß, Farbflash! Unterwegs eine Reparaturpause: Foster zieht nicht, es zeigt sich, daß der modifizierte Ansaugstutzen zu wenig Durchlaß hat. Nach Entfernung des KG Rohres läuft er wieder gut. So haben wir uns eine Kaffeepause in der Stadt verdient. Inzwischen ist es auch wieder ordentlich heiß, im Schatten sitzt es sich gut. Wochenendeinkauf läßt sich hier auch erledigen, dann kann es gleich weiter gehen, 140km haben wir heute schon auf der Uhr.
Ca 100km weiter (tolle bewaldete Berge, super Straße, kaum Verkehr) landen wir auf einem schönen Platz an einem Flüßchen mit Schatten, klarem, angenehm kühlen Wasser, in dem kleine Welse 'rumschwimmen. Sie haben gar keine Angst vor dem komischen großen Fisch, der sie besuchen kommt. Zeit für eine Mahlzeit und eine Visitation der Luftfilterverhältnisse bei PJ, der auch an den Bergen etwas schlapp macht.

Fortsetzung 27.7.
Da es hier so schön ist, haben wir beschlossen, die Nacht hier zu verbringen, wenn man uns läßt. Interessante Tiere gibt es hier en masse, wir haben schon drei Schlangen gesehen, zwei im Wasser und eine auf dem Hügel in der Nähe. Sie sind ca. einen halben Meter lang und hellgrau mit dreieckigem Kopf (giftig?). Über dem Wasser kreisen kleine Libellen mit dunkelblauen Flügeln... Am Zelt kroch vorhin eine monstermäßige Spinne zwischen dem Außen- u. Innenzelt entlang, ohne Übertreibung war sie ca. sechs Zentimeter groß, also genau das Richtige für manche Leute...
Der besagte Hügel sieht aus wie ein Steingarten mit Rosmarinbüschen bewachsen, ca. 20 Meter hoch, von oben hat man einen schönen Blick auf die umliegenden Berge.

Sonntag, 28.7. - Manzanares, am Wasserspiel
Sonntag ist ja sonst eigentlich eher ein Ruhetag, bei uns heute ein echter Arbeitstag : Kilometerfressen durch heiße, langweilige Ebenen. Das Thermometer sagt 39°C ! Der Fahrtwind erinnert an einen Haarfön, beim Überholen der leider recht zahlreich vertretenen LKW läuft der Fön auf Stufe zwei. Kein Schatten weit und breit außer an den Tankstellen, Straße schnurgerade durch abgeerntetes, trocken-staubiges Land... Nach stundenlanger Fahrt finden wir in Manzanera ein Wasserspiel mit Bänken im Schatten, erst'mal Siesta halten und etwas erholen. Etwas erholen wollte sich wohl auch die Wespe, die auf meinem Kopf saß, als ich in mir in die Haare faßte und die sich dann gegen meine Annäherung wehren mußte, autsch! Nun steht's eins zu eins, Thomas bekam gestern einen Stich in die Nase, als ihm während der Fahrt ein unbekanntes Insekt hineinflog. Noch ca 50km dieser Tortur, dann wird's wieder bergiger, sagt die Karte.

Montag, 29.7. - Camp-areal, Luciana
Eigentlich wollten wir uns nach dem anstrengenden Tag gestern noch ein erfrischendes Bad im Fluß gönnen, aber daraus wurde nichts, weil der Guadiana, einer der Hauptflüsse Spaniens, hier fast ausgetrocknet ist. Bis auf ein paar grünliche Pfützen von ca. einem Meter Tiefe und warm wie Badewannenwasser ist nichts übrig. Große Enttäuschung! Dafür konnten wir jedenfalls am Kiosk kaltes Trinkwasser kaufen zum Kühlen von innen. Abends um 9 hatten wir noch 35°C und keinen Wind. Wir brauchen die Schlafsäcke eigentlich gar nicht mehr, erst gegen Morgen wird es etwas kühler. Viel wärmer kann es in Afrika doch auch nicht mehr sein, oder?? Heute nacht habe ich von Zuhause geträumt und von meinen Kindern... ihr fehlt mir doch sehr..
Mit Aufräumen und Frühstück ist es schon wieder viel zu spät geworden, es ist jetzt halb zwölf und die Temperaturen klettern schon wieder weit über 30°C, wir machen uns gleich mal wieder auf die Socken. Wenn man erst fährt, ist es auszuhalten, nur die Zeit des Anziehens will gut getimed sein, sonst ertrinkt man in der eigenen Suppe...
Drei Uhr nachmittags in Herrero, Kaffeepause und tanken. Straßen mit Palmen, Hitze brauche ich wohl nicht gesondert zu erwähnen... Meine Stimmung hat sich wieder gebessert, nachdem ich gestern abend und heute morgen eine kleine Heimweh- und Angst-vor-Afrika-Attacke hatte. Es tut nicht gut, viel über die zu erwartenden Schwierigkeiten nachzugrübeln, es endet nur in Heulen und Zähneklappern, also erstmal weg mit der Marokkokarte, auf der so gräßlich viele sandige Pisten zu sehen sind und den Tag genießen.
Am Abend finden wir uns in einer Mondlandschaft unter einer großen Brücke ein. Die Suche nach einem schönen Schlafplatz gestaltet sich manchmal recht schwierig. Diese Gegend besteht aus baumlosen Hügeln mit dazwischenliegenden, halb ausgetrockneten Stauseen, an denen man natürlich nicht zelten darf. Also bauen wir uns lieber nicht so auffällig in die Landschaft und wohnen heute nacht zwischen, schätzungsweise 20 Meter hohen, Betonstengeln in Gesellschaft vieler Schwalben, die unter der Fahrbahn nisten. Etwas unangenehm ist uns eine andere Gesellchaft: im verbliebenen, ansonsten sauber wirkenden Wasser schwimmt eine Schildkröte 'rum, die scheinbar schon länger zu den Gewesten gehört (vielleicht pieft sie auch nur ne Runde...frei nach Monty Python...). Naja, man kann nicht alles haben. Leichte bis mittelschwere Sorgen machen uns die Geräusche, die Foster immer deutlicher von sich gibt, Zuerst nur im fünften Gang, jetzt auch schon in den anderen Gängen. Wenn wir in Portugal angekommen sind, heißt es also erstmal: Motor aufmachen und nachschauen, wer da für den Sound verantwortlich zeichnet.

Dienstag, 30.7. - vorm Supermarkt, einige km weiter
Die Nacht war unruhig, um uns herum spielten irgendwelche Viecher (Ratten?) mit dem Müll, den die wohlmeinenden Mitbürger hier abgeladen haben und das störte mich beim Einschlafen. Ist schon komisch, was die Phantasie so mit einem macht... Heute morgen dann, nach dem Frühstück, die nächste Geländeübung für mich: ein langer, holpriger Bergaufweg, den ich mit viel Herzklopfen und weichen Knien unfallfrei in mehreren Etappen hochgefahren bin (mit mentaler Unterstützung meines lieben Begleiters). Abends drücke ich mich noch gerne, aber morgens kann ich mich vor mir selbst nicht 'rausreden...
Abends, Rosal de la Frontera. ich liege frisch geduscht mit gewaschenen Haaren (kam da eine Brühe raus!) auf dem Bett im Hostal, das wir uns heute genehmigt haben. Morgen geht's nach Portugal rein und auf dem schnellsten Weg zum Reguengo, wo wir Fosters Motor aufmachen müssen, er knirscht bedenklich. In Zafra trafen wir einen freundlichen Motorradmechaniker auf der Straße, mit dem wir das Problem erörtert haben. Er tippte auf zu viel Spiel zwischen den Zahnkränzen auf einer Getriebewelle und den darauf laufenden Zahnrädern, während wir der Meinung waren, daß es sich eher um einen Lagerschaden handelt. Kommunikation mit Händen und Füßen, aber klappt.

Mittwoch, 31.7. - noch im Hostal (vorm Ventilator)
Gut ausgeschlafen und ausgiebig geduscht geht es nun gleich weiter. Laut und warm war's in der Nacht, aber trotzdem, so ein Bett hat ja was... Gestern abend haben wir den Luxus eines Spaziergangs zu zweit genossen und haben uns den Ort angeguckt, auf der Plaza was getrunken und den Menschen zugeschaut. Herrlich, diese warmen Abende,wo man auch um elf noch keine Jacke braucht beim Wandeln unter Limonenbäumen. Spatzen zetern in den Palmen und alle Menschen, von denen man hier am Tage kaum was sieht, sind auf der Straße.
Die obligatorische Pause im Straßencafé, diesmal in Almodóvar (Portugal). PJ hoppelt über die schlechten Straßen, mit gefüllten Benzinkanistern hat er nun doch ganz gut zu schleppen, bei größeren Bodenwellen schlägt er fast durch. Ich werde heute abend (oder morgen...) mal das Federbein wieder etwas höher drehen. Die Dörfer, durch die wir fahren, sind sehr gut gepflegt, man hat den Eindruck, ganz Portugal sei frisch gestrichen. Alle Häuser sind weiß mit roten Ziegeldächern, sieht sehr gemütlich und ansprechend aus.
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