Sonntag, 21.7. - ca. 30km vor Besancon
Gestern war ein Slowmotiontag angesagt nach den beiden arbeitsreichen
Fahrtagen. Ganze 100km sind wir von Freiburg weg, wo wir aber auch erst
nach 15 Uhr loskamen. Mit Einkaufen, Tanken etc ging die Zeit 'rum und
wir waren froh, etwas abseits der Straße einen netten
Campingplatz an der Doube zu finden. Abends trafen wir dort zwei
AfricaTwin- Fahrer auf dem Weg nach Barcelona. Den ganzen Tag war's
warm und sonnig.
Heute morgen Wolken, erste Nacht im Zelt gut geschlafen. Mal schau'n,
warum PJ gestern so geklappert hat, konnte bisher nix finden.
Außerdem muß er heute Öl bekommen, er hat auf der
Autobahn doch ziemlich verbraucht.
Montag, 22.7. - Campingplatz La Roche-de-Glun (südl.Tournon)
Diesmal sind wir auf einem richtig französischen Campingplatz
gelandet: voll, laut, einfach, aber nett und relativ billig. Am Tage
haben wir gut Strecke geschafft, 320km durch schöne Landschaften
(Rhonetal) bei gutem Wetter, PJ hat sein Öl bekommen und 'ne
gespannte Kette, Moppeds laufen brav. Den ersten sanften
Geländeeinsatz hatten wir am Rhoneseitenkanal, wo wir am Ufer
Pause machen wollten und dazu einen, mit Kies bedeckten, Hügel
hochfahren mußten. Für mich (noch) aufregend, aber nicht
schwierig.
Der heutige Tag verspricht gutes Wetter, wir wollen heute versuchen, bis nach Spanien zu fahren, ca 400km...
Gegen Mittag sind wir in Aubernas, ein schöne Städtchen an
der Ardeche, zu dem uns eine Serpentinenstraße über die
letzten 40km gebracht hat (der französischen Fahrweise zum Trotz
erstaunlicherweise lebend ). Es ist heiß und windig, die
kurvenreichen Straßen nehmen viel Zeit.
Dienstag, 23.7. - Campingplatz Frontignan bei Montpellier
Spanien war doch etwas zu weit, abends um halb sieben haben wir uns
hier eingefunden, das Sitzfleisch und die Nerven forderten Feierabend
und ein Bad im Mittelmeer. Herrlich! Wir sind hier in einem
Ferienhighlight der Franzosen gelandet, dementsprechend hoch die
Campinggebühren, alles weitere, wie Souvenirläden, Bars und
Getümmel kann man sich vorstellen. Am Strand spielte eine
Karibikpercussionband, bis spät abends hörte man laute Musik
etc., morgens wurden wir vom Straßenlärm geweckt... Aber zum
Glück hatten wir das Zelt so aufgebaut, daß es morgens im
Schatten lag, so trieb uns jedenfalls nicht die Hitze aus dem Bett. Der
Himmel ist ununterbrochen blau, kein noch so kleines Wölkchen
läßt sich blicken. Heute werden wir noch am Meer entlang
fahren, dann können wir später noch'mal reinhüpfen. Die
Temperaturen sind doch etwas gewöhnungsbedürftig...
Mittwoch, 24.7. - Mollo(spanische Pyrenäen)
Heute mal im Hotel, feudal mit Dinner und Badewanne, hoch in den
Bergen. Abends war das Wetter nicht so toll, es gewitterte und
goß in Strömen, da war es sehr angenehm, mal im Haus zu
sein. Im Zwinger nebenan leidet ein junger Leonberger an Einsamkeit.
Wir haben gestern die geplante Badepause am kilometerlangen Strand von
Sete genossen, der Sand war so heiß, daß man nur im
Laufschritt zum Wasser kommen konnte (oder mit Latschen
natürlich). Herrlich erfrischendes Wasser, nach ein paar Minuten
war die Haut wieder trocken, gleich nochmal rein! Die zu
bewältigende Strecke bis Spanien legten wir dann auf der Autobahn
zurück, was wegen des starken, böigen Seitenwindes sehr
anstrengend war. Viel Verkehr und dann beim Lasterüberholen der
Kampf mit den Böen, während man links auch noch überholt
wurde, nicht sehr witzig. Die Tour durch die Berge entschädigte
uns aber schnell wieder für die Strapazen der Autobahn. Langsam
werden die Straßen leerer, die Autofahrer friedlicher...
Donnerstag, 25.7.
Gestern hatte ich keine Energie mehr zum Schreiben, der lange Tag war
für mich sehr anstrengend. Nach dem Aufbruch au dem Hotel, das uns
leider mit Essen doch schlappe 100 Euro gekostet hat, eine
wunderschöne Frühstückspause an einem kleinen Bergbach
mit vielen kleinen und größeren Fischen. Kaltes, klares
Wasser, liebliche Gegend mit viel Grün und Eidechsen. Beim
Losfahren dann die erste Kerbe für'n Tank: beim Einlenken auf die
Straße zurück Gleichgewicht verloren und ab ging's, nicht
mehr zu halten die Fuhre. Das Wiederaufrichten ging zu zweit
erstaunlich gut...
Den Tag verbrachten wir hauptsächlich mit Serpentinenkurbeln, bis
mir schon ganz schwindelig war. Immer weiter ging es rauf, über
Pässe, wo es auf beiden Seiten nur nach unten ging, und das
richtig! Die Moppeds bekamen bei 1300-1400 m leichte Atembeschwerden,
zogen nicht mehr so doll, aber sie ließen uns nicht im Stich.
Dafür verlor ich gegen Abend irgendwo auf der Höhe beim
Einbiegen in eine noch kleinere Straße den Mut und kam nicht mehr
weiter, total breakdown... Das bescherte uns eine Nacht " on top of the
world", fast ganz oben auf'm Berg mit herrlichem Weitblick ins Land,
einfach super! Die Nacht verlief etwas unruhig, es war recht windig,
das Zelt flatterte laut und es war schwer zur Ruhe zu kommen.
Am anderen Morgen war alles nicht mehr so schlimm, den Rückweg zur
Straße über Stock und Stein konnte ich nach genauer Peilung
der Strecke selbst bewältigen (stolz)und auch die schmale
Straße konnte mich nicht mehr schrecken...bis sie auf einmal in
einen Feldweg voller Steine bergauf und bergab überging (schluck).
Die ersten 16km Afrika, danach war ich schweißgebadet, aber auch
ein Stückchen weniger davon überzeugt, daß ich den
Anforderungen der Tour nicht gewachsen sein werde. Der weitere
Tagesverlauf brachte schöne Strecken an großen Stauseen
entlang, zur Abwechslung gut ausgebaute Straßen, abends ein
akzeptabler Campingplatz mit einem netten ehemaligen Twin- nun
Quadfahrer als Besitzer, der uns beide sein Quad zum Testen gegeben hat
(fährt sich ja komisch...).Der Pool wurde gern genutzt, angenehm
warmes Wasser unter Palmen mit Blick auf Berge in der Abendsonne...
Warm auch die Nacht, hier kühlt es nachts kaum ab, dementsprechend durchgeschwitzt wachten wir morgens auf.
Freitag, 26.7. - irgendwo südl. von Caspe,
240km weiter haben wir heute ein nettes Plätzchen in einem Tal mit
einem kleinen Bach gefunden. Nach einigen anstrengenden Arbeitsstunden
auf dem Bock bei 35°C sitzen wir jetzt, immer noch schwitzend, im
Zelt. Als Obstklauer haben wir uns heute mit Äpfeln und
superleckeren Pfirsichen, direkt vom Baum, versorgt. Ansonsten nichts
Besonderes, keine Heldentaten heute, nur heiß...
Samstag, 27.7. - Cafe, Teruel
Früh aufstehen lohnt sich, es ermöglicht Aktion vor Einbruch
der Hitze. So waren wir schon kurz nach zehn auf der Straße,
angenehmes Fahren auf guter Straße durch trockene, bergige
Landschaft mit sehr bunter Erde. Von gelb über alle möglichen
Rottöne bis blaugrau und weiß, Farbflash! Unterwegs eine
Reparaturpause: Foster zieht nicht, es zeigt sich, daß der
modifizierte Ansaugstutzen zu wenig Durchlaß hat. Nach Entfernung
des KG Rohres läuft er wieder gut. So haben wir uns eine
Kaffeepause in der Stadt verdient. Inzwischen ist es auch wieder
ordentlich heiß, im Schatten sitzt es sich gut. Wochenendeinkauf
läßt sich hier auch erledigen, dann kann es gleich weiter
gehen, 140km haben wir heute schon auf der Uhr.
Ca 100km weiter (tolle bewaldete Berge, super Straße, kaum
Verkehr) landen wir auf einem schönen Platz an einem
Flüßchen mit Schatten, klarem, angenehm kühlen Wasser,
in dem kleine Welse 'rumschwimmen. Sie haben gar keine Angst vor dem
komischen großen Fisch, der sie besuchen kommt. Zeit für
eine Mahlzeit und eine Visitation der Luftfilterverhältnisse bei
PJ, der auch an den Bergen etwas schlapp macht.
Fortsetzung 27.7.
Da es hier so schön ist, haben wir beschlossen, die Nacht hier zu
verbringen, wenn man uns läßt. Interessante Tiere gibt es
hier en masse, wir haben schon drei Schlangen gesehen, zwei im Wasser
und eine auf dem Hügel in der Nähe. Sie sind ca. einen halben
Meter lang und hellgrau mit dreieckigem Kopf (giftig?). Über dem
Wasser kreisen kleine Libellen mit dunkelblauen Flügeln... Am Zelt
kroch vorhin eine monstermäßige Spinne zwischen dem
Außen- u. Innenzelt entlang, ohne Übertreibung war sie ca.
sechs Zentimeter groß, also genau das Richtige für manche
Leute...
Der besagte Hügel sieht aus wie ein Steingarten mit
Rosmarinbüschen bewachsen, ca. 20 Meter hoch, von oben hat man
einen schönen Blick auf die umliegenden Berge.
Sonntag, 28.7. - Manzanares, am Wasserspiel
Sonntag ist ja sonst eigentlich eher ein Ruhetag, bei uns heute ein
echter Arbeitstag : Kilometerfressen durch heiße, langweilige
Ebenen. Das Thermometer sagt 39°C ! Der Fahrtwind erinnert an einen
Haarfön, beim Überholen der leider recht zahlreich
vertretenen LKW läuft der Fön auf Stufe zwei. Kein Schatten
weit und breit außer an den Tankstellen, Straße
schnurgerade durch abgeerntetes, trocken-staubiges Land... Nach
stundenlanger Fahrt finden wir in Manzanera ein Wasserspiel mit
Bänken im Schatten, erst'mal Siesta halten und etwas erholen.
Etwas erholen wollte sich wohl auch die Wespe, die auf meinem Kopf
saß, als ich in mir in die Haare faßte und die sich dann
gegen meine Annäherung wehren mußte, autsch! Nun steht's
eins zu eins, Thomas bekam gestern einen Stich in die Nase, als ihm
während der Fahrt ein unbekanntes Insekt hineinflog. Noch ca 50km
dieser Tortur, dann wird's wieder bergiger, sagt die Karte.
Montag, 29.7. - Camp-areal, Luciana
Eigentlich wollten wir uns nach dem anstrengenden Tag gestern noch ein
erfrischendes Bad im Fluß gönnen, aber daraus wurde nichts,
weil der Guadiana, einer der Hauptflüsse Spaniens, hier fast
ausgetrocknet ist. Bis auf ein paar grünliche Pfützen von ca.
einem Meter Tiefe und warm wie Badewannenwasser ist nichts übrig.
Große Enttäuschung! Dafür konnten wir jedenfalls am
Kiosk kaltes Trinkwasser kaufen zum Kühlen von innen. Abends um 9
hatten wir noch 35°C und keinen Wind. Wir brauchen die
Schlafsäcke eigentlich gar nicht mehr, erst gegen Morgen wird es
etwas kühler. Viel wärmer kann es in Afrika doch auch nicht
mehr sein, oder?? Heute nacht habe ich von Zuhause geträumt und
von meinen Kindern... ihr fehlt mir doch sehr..
Mit Aufräumen und Frühstück ist es schon wieder viel zu
spät geworden, es ist jetzt halb zwölf und die Temperaturen
klettern schon wieder weit über 30°C, wir machen uns gleich
mal wieder auf die Socken. Wenn man erst fährt, ist es
auszuhalten, nur die Zeit des Anziehens will gut getimed sein, sonst
ertrinkt man in der eigenen Suppe...
Drei Uhr nachmittags in Herrero, Kaffeepause und tanken. Straßen
mit Palmen, Hitze brauche ich wohl nicht gesondert zu erwähnen...
Meine Stimmung hat sich wieder gebessert, nachdem ich gestern abend und
heute morgen eine kleine Heimweh- und Angst-vor-Afrika-Attacke hatte.
Es tut nicht gut, viel über die zu erwartenden Schwierigkeiten
nachzugrübeln, es endet nur in Heulen und Zähneklappern, also
erstmal weg mit der Marokkokarte, auf der so gräßlich viele
sandige Pisten zu sehen sind und den Tag genießen.
Am Abend finden wir uns in einer Mondlandschaft unter einer
großen Brücke ein. Die Suche nach einem schönen
Schlafplatz gestaltet sich manchmal recht schwierig. Diese Gegend
besteht aus baumlosen Hügeln mit dazwischenliegenden, halb
ausgetrockneten Stauseen, an denen man natürlich nicht zelten
darf. Also bauen wir uns lieber nicht so auffällig in die
Landschaft und wohnen heute nacht zwischen, schätzungsweise 20
Meter hohen, Betonstengeln in Gesellschaft vieler Schwalben, die unter
der Fahrbahn nisten. Etwas unangenehm ist uns eine andere Gesellchaft:
im verbliebenen, ansonsten sauber wirkenden Wasser schwimmt eine
Schildkröte 'rum, die scheinbar schon länger zu den Gewesten
gehört (vielleicht pieft sie auch nur ne Runde...frei nach Monty
Python...). Naja, man kann nicht alles haben. Leichte bis mittelschwere
Sorgen machen uns die Geräusche, die Foster immer deutlicher von
sich gibt, Zuerst nur im fünften Gang, jetzt auch schon in den
anderen Gängen. Wenn wir in Portugal angekommen sind, heißt
es also erstmal: Motor aufmachen und nachschauen, wer da für den
Sound verantwortlich zeichnet.
Dienstag, 30.7. - vorm Supermarkt, einige km weiter
Die Nacht war unruhig, um uns herum spielten irgendwelche Viecher
(Ratten?) mit dem Müll, den die wohlmeinenden Mitbürger hier
abgeladen haben und das störte mich beim Einschlafen. Ist schon
komisch, was die Phantasie so mit einem macht... Heute morgen dann,
nach dem Frühstück, die nächste Geländeübung für mich: ein langer, holpriger Bergaufweg, den ich mit viel
Herzklopfen und weichen Knien unfallfrei in mehreren Etappen
hochgefahren bin (mit mentaler Unterstützung meines lieben
Begleiters). Abends drücke ich mich noch gerne, aber morgens kann
ich mich vor mir selbst nicht 'rausreden...
Abends, Rosal de la Frontera. ich liege frisch geduscht mit gewaschenen
Haaren (kam da eine Brühe raus!) auf dem Bett im Hostal, das wir
uns heute genehmigt haben. Morgen geht's nach Portugal rein und auf dem
schnellsten Weg zum Reguengo, wo wir Fosters Motor aufmachen
müssen, er knirscht bedenklich. In Zafra trafen wir einen
freundlichen Motorradmechaniker auf der Straße, mit dem wir das
Problem erörtert haben. Er tippte auf zu viel Spiel zwischen den
Zahnkränzen auf einer Getriebewelle und den darauf laufenden
Zahnrädern, während wir der Meinung waren, daß es sich
eher um einen Lagerschaden handelt. Kommunikation mit Händen und
Füßen, aber klappt.
Mittwoch, 31.7. - noch im Hostal (vorm Ventilator)
Gut ausgeschlafen und ausgiebig geduscht geht es nun gleich weiter.
Laut und warm war's in der Nacht, aber trotzdem, so ein Bett hat ja
was... Gestern abend haben wir den Luxus eines Spaziergangs zu zweit
genossen und haben uns den Ort angeguckt, auf der Plaza was getrunken
und den Menschen zugeschaut. Herrlich, diese warmen Abende,wo man auch
um elf noch keine Jacke braucht beim Wandeln unter Limonenbäumen.
Spatzen zetern in den Palmen und alle Menschen, von denen man hier am
Tage kaum was sieht, sind auf der Straße.
Die obligatorische Pause im Straßencafé, diesmal in
Almodóvar (Portugal). PJ hoppelt über die schlechten
Straßen, mit gefüllten Benzinkanistern hat er nun doch ganz
gut zu schleppen, bei größeren Bodenwellen schlägt er
fast durch. Ich werde heute abend (oder morgen...) mal das Federbein
wieder etwas höher drehen. Die Dörfer, durch die wir fahren,
sind sehr gut gepflegt, man hat den Eindruck, ganz Portugal sei frisch
gestrichen. Alle Häuser sind weiß mit roten
Ziegeldächern, sieht sehr gemütlich und ansprechend aus.