Spanien/Portugal 2005


Portugal
 
voriges Fahrtenbuch Spanien / Portugal Juni 2005 (1 von 3) nächstes Fahrtenbuch
So fühlt sich also Sommer an, hatte ich fast vergessen!
Gestern abend um halb elf trudelten wir nach ca elf Stunden Tagestour und insgesamt 1950km in zwei Tagen, hier in Las Clauzes ein. Zelt aufbauen, Glas Rotwein, ab zu Bett: herrlich, mal wieder unterwegs zu sein!!
Vorgestern mittag im Regen von Rehbergholz gestartet,in einem Rutsch bis Freiburg. Vorm Losfahren kamen wir auf die gute Idee, mal die Hängerbeleuchtung zu checken und mußten feststellen,daß der linke Blinker und das Bremslicht nicht funktionierten. Ließ sich auch mit kleiner Aktion im strömenden Regen nicht einfach beheben. Da es mal wieder eh schon zu spät war, fuhren wir trotzdem los und klemmten uns auf der Autobahn hinter den nächstbesten LKW. Anstrengend, aber ohne besondere Vorkommnisse. In Freiburg ein herzlicher Empfang, etwas Melone mit Käse, danach Komaschlaf bis morgens. Unsere Rechnung ging auf: morgens war schönes Wetter und Thomas konnte in aller Ruhe den Elektrowurm suchen und verscheuchen. Die anschließende Tour durch Frankreich verlief erstmal recht langweilig: leere Autobahn im Regen, beide etwas müde vom letzten Tag... Hinter Lyon wurde das Wetter allmählich besser, die Sonne kam durch und langsam kam bei uns das Urlaubsfeeling auf. Mitten in diese Euphorie hinein platzte ein Heizschlauch des guten alten Autos und bescherte uns eine kleine Reparaturpause. Glück im Unglück: zufälligerweise war ein Rastplatz da, wo wir Wasser holen konnten, die Sonne schien und die Vögel zwitscherten. Der Heizkreislauf wurde kurzerhand lahmgelegt und weiter ging es mit nassem Fußraum. Zum Glück hatten wir schnell gemerkt, daß es aus den Lüftungsschlitzen dampfte und scheinbar hat der Motor noch keine Überhitzungsschäden davongetragen. Weitere kleine Unpäßlichkeiten wie ein jaulendes Ausrücklager und ein lauter werdender Auspuff sollen uns erstmal nicht belasten...
Nun geht's erstmal los in die Pyrenäen. Die Moppeds scharren mit den Rädern und ich hätte mich eben beim Losfahren vom Zeltplatz fast abgelegt, weil ich mich erstmal wieder an das höhere Gewicht des bepackten Reiseesels gewöhnen muß.
Die erste Pause findet uns in Couiza. In diesem Straßencafe saßen wir vor zwei Jahren auch schon mal. Richtig heimelig fühle ich mich und begeistert von der schönen Landschaft im Juni. Überall blüht der Ginster, der schwere süße Duft mischt sich in der warmen Luft mit dem harzigen Geruch der Pinien und wir kurven durch die Corbières mit ihren gemütlichen Dörfern. Unbeschreiblich! Eiskalte Cola, hier schmeckt sie mir wieder.
Bis abends haben wir 246km auf der Uhr und befinden uns auf dem Weg nach Sort. Auf der französischen Seite der Berge war es zum Teil recht kühl und windig, das nachmittägliche Müsli wurde darum mit Jacke an gegessen. Eine halbe Stunde später war es dann wieder richtig schön warm. Nun steht unser Zelt auf einer Blumenwiese mit Ausblick auf gegenüberliegende Berge mit aufziehenden Wolken, die Grillen lärmen, weiter weg ein paar Pferde mit Glocken am Hals, ist es nicht wieder idyllisch? PJ läuft brav, allerdings etwas lauter, will mir scheinen. Hat er etwa ein Loch im Auspuff? Morgen müssen wir die aktuellen spanischen Benzinpreise testen, die Tanks sind bald leer.
Do, 16.6. Sort
Auch hier sind wir schon gewesen vor zwei Jahren, schlabbern nun unseren Morgenkaffee in diesem touristischen Ort (Ski, Rafting etc). Die Nacht war ruhig, zeitweise sehr windig, morgens gemischt bewölkt und frisch, um nicht zu sagen: kalt. Ist auch kein Wunder, immerhin befanden wir uns in knapp 1700m Höhe. Das Frühstück fiel deshalb recht kurz und bündig aus. Über dem gegenüberliegenden Berg kreisten ca 40 Geier in den Aufwinden. Auf den 25km nach Sort wurde es beim Abwärtsfahren Stück für Stück wärmer, jetzt sitzen wir schon wieder kurzärmelig beim Kaffee. Auf unserer Karte suchen wir nun eine schöne Strecke für den heutigen Tag. Eine, die wir noch nicht kennen. So allmählich füllt sich die Karte mit Kugelschreiberstrichen, die von den Touren der letzten Jahre erzählen. Erstmal geht es nun Richtung Tremp, dann schauen wir mal weiter.
Kurz vor vier landen wir in Campo. Auf kleiner Kurbelstraße fast ohne Autos, sehr schöner, abwechslungsreicher Landschaft und herrlich warmer Sommerluft genießen wir das Leben. Zwischendurch eine Müslipause mit kleiner Klettertour für den weiten Blick. Eine sehr spezielle Filmaufnahme gelingt dort: zwei Eidechsen in enger Umschlingung lassen mich ihr Liebesspiel beobachten. Nun die kalte Cola auf einer romantischen alten Dorfplaza, aus dem scheppernden Lautsprecher klingt latinoartige Musik. Eine kleine Kirche bittet um Spenden, um den deutlich sichtbaren Verfall zu stoppen. Von außen sieht sie sehr gut aus, innen bröckelt der Putz von den Rundbögen. Über dem Ort trohnt ein großer Berg mit 2116m Höhe.
Da es ja heute so schön warm ist, suchen wir einen Stausee zur Abkühlung. Gar nicht so einfach, stellt sich heraus, die erten Versuche enden aufm Bauernhof. Schließlich haben wir aber doch noch Glück: immerhin ein klarer, kalter, hellblauer Fluß zeigt sich. Nur ein Bruchteil des Flußbettes ist gefüllt, aber das ist auch ziemlich breit. In Hochwasserzeiten ist der Fluß ca 50 Meter breit, im Moment sind ca 8-10 Meter übrig. Die Karte sagt, es handelt sich um die Verbindung zwischen dem Embalse de Mediano und dem Embalse de Grado I, beides gehört zum Rio Cinca.
Ein schönes, verstecktes Schlafplätzchen unter Pinien gibt es hier auch für uns, leider verließ mich beim Hochfahren zu dem Platz der Mut und PJ legte sich müde auf die Seite. Zum Glück durfte ich mal wieder auf meinen Copiloten zurückgreifen, der mir half, das Pferd auf den richtigen Platz zu führen. Tja, manchmal geht's einfach noch nicht...
Die Anstrengung hat sich auf jeden Fall gelohnt, das Plätzchen ist super. Gerade verschwindet die Sonne hinter dem Berg auf der anderen Seite des Flusses. Oben auf dem Berg steht ein altes Kirchlein. Wie man da wohl hochkommt?
Als Thomas sich in der Hängematte gemütlich einrichtet, schnappe ich mir die Kamera und stromere ein Weilchen durch die Gegend. Ich finde einen schmalen Wanderweg, der oberhalb des Flusses durch die Berge führt, immer schön am Abgrund entlang. Unter mir rauscht das hellblaue Wasser, der Blick geht weit über den nun sichtbaren Stausee. Schöner Spaziergang!
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit hören wir dann ein ständiges Rufen aus dem Berg gegenüber. Ich natürlich gleich in Sorge, ob dort jemand verunglückt ist und in Not um Hilfe ruft. Wir suchen mit dem Fernglas die Berg ab und entdecken drei schwarzweiße Ziegen, die dort durch die senkrechte Wand klettern und dabei blöken. Enorm, wie selbstverständlich sie da herumlaufen. Wir hören sie noch lange und ich bin froh, daß wir die Urheber des Geräusches ausgemacht haben, denn sonst hätte ich wohl unruhig geschlafen.
Fr, 17.6. zwischen Jaca und Punta la Reina
Kurbeltag heute! Nachmittags um 6 haben wir erst ca 170km gefahren, davon das meiste in Serpentinen auf kleinen Straßen Richtung Nordwest. Ich fahre heute hinterher und weiß daher nicht immer so genau, wo wir sind. Die Landschaft verändert sich, vom Hochgebirge fahren wir in eine Mittelgebirgslandschaft mit Getreidefeldern und kleinen Bauerndörfern, zwischendurch Steingärten mit gelbblühenden Polstern über ganze Berghänge ausgebreitet. Wenn ich doch alles einpacken könnte, um es zuhause zeigen zu können! Die Fotos sind viel zu nichtssagend! Auf dem Weg kommen wir an zwei Klöstern vorbei, einem großen, das gerade komplett restauriert wird und einem sehr alten kleineren, das sich unter einen Felsüberhang duckt. Es wurde richtig in den Berg hineingearbeitet, sehr eindrucksvoll. Dort treffen wir einen Pulk deutscher Biker. Schnell ein paar Aufnahmen und weiter. Zuviele Touris!
Die Temperatur bewegt sich heute um die 35°C, genau richtig zum Fahren also! Beim Anhalten fliegt daher auch sofort die Jacke weg, dann erst der Helm. Bei längeren Stopps müssen auch die Fahrhose und die Stiefel aus, T-shirt und Strümpfe trocknen in 10 Minuten im warmen Wind, ja, so gefällt es mir!
Heute abend werde ich mir mal anschauen, warum PJ mit Öl kleckert. Scheinbar ist die Ablaßschraube undicht. Ich hoffe, das Problem läßt sich durch etwas festeres Anziehen beheben...
Sa, 18.6. Ansó
Das war mal wieder nichts mit Moppedpflege! Das sehr schöne Schlafplätzchen am Rio Aragon Subordan voller Blumen und Singvögel war leider auch von vielen Insekten bewohnt, die uns belagerten, sobald wir die Zelttür öffneten. So verbrachten wir den Feierabend, nach einem herrlich erfrischenden Geplantsche im Fluß, hauptsächlich im Zelt. Es wurde abends recht schwül und eigentlich rechneten wir mit einem nächtlichen Gewitter, in den Bergen grummelte es ab und zu, aber scheinbar passierte es dann doch woanders: heute morgen, nach einer wunderbar ruhigen Nacht, war die Luft wieder frisch und der Himmel wieder blau. Hummelgroße Fliegen mit grünen Augen schwirrten um das Zelt, das wohl sehr interessant auf sie wirkte, und weckten uns um kurz vor halb zehn(!). Baden, packen und frühstücken dauern immer so ca zwei Stunden, so sitzen wir gegen 12 Uhr auf den Böcken: auf zu neuen Ufern!
Ein netter und gepflegter kleiner Ort taucht nach einer holperigen Kurvenstrecke auf und lädt uns zur Kaffeepause ein. Nach dem Frühstückskaffee, der mit angesäuerter Sojamilch nicht ganz so lecker war, kommt das sehr gut. Nebenan ein kleiner Einkaufsladen zum Auffüllen der geschrumpften Lebensmittelvorräte, das paßt ja prima.
Frisch gestärkt geht's dann weiter. Was auf der Karte nur schmale grüne Striche sind, entpuppt sich zu immer neuen Gebirgswelten. Die Straßen, meist guter Qualität, schrauben sich die Berge rauf und runter und schlängeln sich durch Flußtäler. Nur wenige Autos stören unser Idyll, dafür nimmt eine kleine Kuhherde für einige Zeit die gesamte Sraße in Anspruch, die Tiere staunen über unser Outfit. Ein paar Kilometer weiter steht eine einzelne Kuh in einem unbeleuchteten Tunnel und genießt die Kühle dort. Wir hoffen, daß sie von allen Autofahrern rechtzeitig gesehen wird! Noch eine tierische Begegnung: in einer engen Kurve flüchtet ein erschreckter Rehbock vor uns den Berg hinauf, bleibt in einiger Entfernung aber wieder stehen und läßt sich einen Moment betrachten. Und Greife sehen wir überall: Gänsegeier, Steinadler, Rot- und Schwarzmilane, manche kann ich nicht zuordnen, wie sie so über uns im blauen Himmel schweben. von da oben würde ich mir die Landschaft auch gerne anschauen...
Um 15 Uhr eine Müslipause in einem kleinen Platanenpark am rauschenden Bach; die Bäume wurden alle an den großen Ästen miteinander verbunden und sie sind dort zusammengewachsen. Aus vierzig Bäumen wurde ein Baum. Wenn sie etwas älter sind, sitzt man hier unter einem durchgehenden Blätterdach.
Und nun steht unser mobiles Heim auf einem offiziellen Campingplatz, ein paar Kilometer nördlich von Pamplona. Hier in der Gegend sind diese Plätze scheinbar rar gesät. Wir hatten erst an einem kleinen Stausee nach einem Platz Ausschau gehalten (ein spiegelglatter dunkler See mit bewaldeten Ufern, sehr schön), aber da in der Nähe gab es nur ein Hostal mit einem Doppelzimmer für schlappe 60nee danke.
Ein freundlicher Compañero wies uns dann den Weg zu diesem Platz, der sogar einen Pool hat (der allerdings abends um 8 geschlossen wurde, als wir gerade die abendliche Abkühlung dort suchen wollten...schadepech). Jetzt sind wir beide ziemlich groggy und die geplante Moppedpflege muß wohl doch bis morgen früh warten. In der Nähe unseres Zeltes steht ein Bungalow, den ein paar junge Leute bewohnen. Sie sind eben weggefahren und haben einen verzweifelt quietschenden Pinscher dagelassen. Hoffentlich kommen sie wieder, bevor wir schlafen gehen!
So, 19.6. Kaffeepause Murgia
Dank Oropax hatte ich eine ruhige Nacht trotz Campingplatzgeräuschkulisse (27 Buchstaben!). Heute morgen nach dem Frühstück endlich den Motorschutz abgebaut, um nach der Ölablaßschraube zu schauen. Leider haben wir uns werkzeugtechnisch etwas mangelhaft abgesprochen und so haben wir zwar zwei 24er und drei 17er Schlüssel dabei, aber keinen 19er... Also versuchte ich es mit der Wasserpumpenzange und stellte fest, daß sich die Schraube nicht fester anziehen läßt. Ob der Kupferring fehlt oder nur nicht dichtet, läßt sich ohne Ölablassen nicht feststellen. Also heißt es nur regelmäßig Ölstand kontrollieren und weiter kleckern bis auf Weiteres.
Inzwischen fahren wir durchs Baskenland, auf kleinen Straßen mit sonntäglichem Ausflüglerverkehr. Hügelige grüne Landschaft, kleine Dörfer mit schönen alten Feldsteinkirchen, die meisten Schilder zweisprachig.
Mo, 20.6. Arija am Embalse del Ebro
Nach 270 gefahrenen km kamen wir an diesem Stausee an, in dem scheinbar der Ursprung des großen Ebroflusses steckt. Eigentlich war unser Plan, am nördlichen Ufer nach einem Wildcamp zu suchen. Als wir dann an den See kamen, quoll von Norden ein dicker Nebel über die Berge und über das Wasser, es wurde stürmisch und schlagartig 10°C kälter. Eigenartig! Wir machten alsoo auf dem Absatz kehrt und fanden dann am Südufer diesen offiziellen Campingplatz. Auf Experimente hatte ich nach dem langen Tag keine Lust mehr, also blieben wir hier. Der See hat wohl einen sehr hohen Waserstand zur Zeit, jedenfalls stehen einige Meter vom Ufer entfernt viele Bäume mit den Füssen im spiegelglatten Wasser. Während wir hier in der warmen Sonne sitzen, sehen wir auf der anderen Seite den Nebel über die Berge kriechen. Sehr interessanter Ort!
Gestern abend gingen wir noch ein Stück spazieren. Neben dem Platz befindet sich etwas wie eine vom See abgetrennte Lagune mit sehr klarem und warmen Wasser, da kann man bestimmt gut plantschen. Der Wasserspiegel dort ist einige cm höher als im See, an einer Stelle fließt es ab.
In den südlichen Bergen blitzte es, leises Gegrummel folgte, aber zu uns wollte das Gewitter scheinbar nicht. In der Nacht gab es etwas Regen, aber morgens war alles wieder trocken, der Himmel blau.
Was, schon halb vier? Der traditionelle Kaffee, heute in Herrera, nach einer wunderschönen Badepause am Embalse de Aguilar. Eigentlich wollten wir im Ort Aguilar schon Kaffee trinken, aber da gab es keinen angenehmen Platz für uns und wir fuhren weiter. So fanden wir diese schöne Badestelle mit Sandstrand, fast menschenleer, für normale Menschen ist ja heute Montag, und mit fantastischem Panorama auf schneebedeckte Berge. In der Mitte des Stausees eine felsige Insel, klares Wasser, ca 28-30°C warm, einfach perfekt! Im Wasser eine schwimmende Badeplattform mit Rutsche, auf der wir rumtoben und in der Sonne liegen konnten. Was für ein Leben!!
Und nun müssen wir sehen, daß wir einen Supermarkt finden. Die Milch ist alle und auch sonst fehlt einiges im Küchenkoffer.
Kurz unterhalb von León steht unser Zelt in einem der beliebten Pappelwäldchen am Río Esla. Nach 250km sind wir. wie es so heißt. rechtschaffen müde und hängen im Zelt herum. Ein gutes Stück des Weges haben wir auf der angenehm leeren Autobahn zurückgelegt, so daß wir für morgen abend unser Etappenziel Paradela anpeilen können. Timo ist vorgewarnt und will uns in Vilar de Barrio abholen. Hier in der Ebene ist es ziemlich heiß, wir schwitzen sogar schon beim Sitzen...
Di, 21.6. La Bañeza
Viertel nach elf, und wir sind schon 42km gefahren! Eine ruhige Nacht ohne besondere Vorkommnisse ließ uns morgens schon um acht ausgeschlafen sein. Das übliche Ritual: Waschen im Fluß, Frühstück bereiten, Zelt abbauen dauerte bis zehn Uhr. So war es auf den ersten Kilometern noch recht frisch, doch nun, im schattenlosen Café, knallt die Sonne schon wieder ziemlich heftig auf die Birne.
Abends um 6 haben wir Vilar de Barrio erreicht, warten jetzt im Schatten einiger Platanen auf unsere Abholung. Es war wieder ein langer Arbeitstag. Gleich nach unserer ersten Kaffeepause war die Straße gesperrt, die wir hätten fahren sollen und wir brauchten lange, um wieder auf den rechten Weg zu kommen. Einige Schlenker, u.a. einige Kilometer Piste, kosteten 'ne Menge Zeit, bis wir in Atzorga wieder richtig orientiert waren. Auf der Landstraße nach Ponferrada mußten wir an den Gabelungen häufig raten, welche Straße die gewünschte war.
Die Schilder erzählten nur von der nächsten Ortschaft, nicht von der Generalrichtung. Kurz vor der Stadt ging es dann auf einmal gar nicht mehr weiter, so mußten wir doch noch auf die Autobahn. Zur Entschädigung war dann unsere Richtung in der Stadt überhaupt nicht ausgeschildert und wir fanden die richtige Straße nur nach Gefühl und Sonnenstand. Aber dann wurde die Landschaft wieder richtig schön: es ging an Stauseen und Schieferbrüchen vorbei auf einer sehr guten und kaum befahrenen Strecke Richtung Ourense. Müslipause an einer Trinkwasserquelle, die aus dem Berg sprudelte und weiter, das letzte Stück der 350km des Tages abspulen.
Mi, 22.6. Bei Timo in Veredo
Chronologisch gehts weiter: Timo kam uns abholen, wir tranken einen Kennenlernkaffee zusammen in Vilar de Barrio und fuhren danach gemeinsam in sein Reich am Berg. Ein ca 500-600 Jahre altes Dorf aus vier Häusern, mitten im Wald auf ca 850m Höhe gelegen und nur über 350 Schritte Fußweg zu erreichen. Hier lebt Timo mit drei Hunden, einer jungen Katze, einem Pony, einigen Bienenstöcken und ein paar, bisher noch nicht vom Fuchs geholten, Hühnern. Außer ihm wohnen hier noch drei andere Leute, die aber im Moment alle nicht in ihren Häusern sind. Man baut und lebt so ungestört vor sich hin, je nach Lust und Finanzlage. Viel Geld braucht man so nicht zum Leben: das Land gibt Gemüse, die Bienen produzieren einen hervorragenden Honig, eine eigene Trinkwasserquelle spendet leckeres, kaltes Wasser, Miete, Strom- und Heizkosten fallen aus, wenn man das Brennholz für den Winter aus dem eigenen Wald holt und den Strom von der Sonne geschenkt bekommt. Der kurze Winter verbraucht nur wenig Holz, es gibt hier nur ein paar Wochen im Jahr richtig Winter mit Schnee (und hungrigen Wölfen, wegen derer man auch große Hunde braucht...) und im Frühjahr und Herbst viel Regen, dafür aber vier Monate richtigen Sommer, der nur von kurzen Abkühlungsschauern unterbrochen wird. Kann ich mir schon vorstellen, so zu leben...
Soviel erstmal dazu. Wir saßen gestern noch lange zusammen zum Reden, spachtelten unsere Reisevorräte und genossen ein Mittsommernachtsfeuer bei Vollmond, als es am späten Abend kühler wurde. Als wir ins Bett krabbelten, war es schon halb zwei Uhr morgens!
Und heute ist nun Ruhetag mit gemütlichem Frühstück in Timos schön hellem Wohnzimmer mit dem leckeren Waldhonig und allen zusammengetragenen Resten. Die Hunde, zwei sehr nette, ca halbjährige Mastinowelpen und ein alter Strubbel, liegen faul im Schatten. Etwas Gartenarbeit erdet gut, neugieriges durch die Gegend stromern bleibt in der Hitze vorläufig im kleinen Rahmen, vielleicht fahren wir später mal zu Nicoles Grundstück nach Paradela de Prado, vamos a ver...
Do, 23.6. noch bei Timo
Heute nacht haben die Hunde viel gebellt, es war nur wenig Schlaf dazwischen möglich. Das erleichtert die Entscheidung, ob wir heute oder morgen weiterfahren. Hier ist es so nett, daß es ansonsten schwer fällt, sich wieder loszureißen. Am Nachmittag fuhr Timo gestern mit uns nach Paradela, wo wir einige Zeit suchen mußten, bis wir das richtige Grundstück fanden. Ein schönes, insektenreiches Tal mit einem kleinen klaren Bach, zuwachsenden Wegen und kleinen Wiesen, auf denen riesige Ginsterbüsche wachsen. Ich könnte sofort anfangen, dort den Dschungel zu gestalten und irgendetwas zu bauen...
Auf dem Weg nach Paradela hielten wir bei einer kleinen Kneipe an, wo wir von dem alten Kneipier gleich noch mehr Land angeboten bekamen, was seine Kinder nicht mehr bearbeiten wollen. Die leben irgenwo weit weg, das Land liegt brach...
Wieder zurück in Veredo gab es ein leckeres warmes Abendessen mit einer Flasche galizischem Wein und entspannter Unterhaltung, bevor wir gegen Mitternacht ins Bett plumpsten. Und dann hatten, wie oben erwähnt, die Hunde ihren Einsatz. Einer von ihnen, Melchior, liegt jetzt vor meinen Füßen und schnarcht, erschöpft von der nächtlichen Arbeit.
Nicht besonders viele Kilometer Luftlinie, aber doch zwei Stunden Arbeit weiter sitzen wir kurz hinter Laza auf einem netten Plätzchen neben der Straße. Zwei lustige Pilger haben uns hierher geschickt, die wir in Laza getroffen haben. Wie wir allerdings dahin gekommen sind, wissen wir selbst nicht so genau. Eigentlich wollten wir zum Stausee, der sich am südöstlichen Ende der Sierra befindet. dahin sollte uns eine gute Piste führen. Leider haben diese Bergpisten, hier wie auch in Rumänien, die unerfreuliche Eigenschaft, sich unbeschildert zu verzweigen. Höchstens ein paar handgemalte Pfeile finden sich noch, doch was sie anzeigen wollen, wird nicht verraten. Nach ca 20km gaben wir es auf, den richtigen Weg zu finden und kehrten leicht gefrustet um. Trotzdem eine schöne Geländestrecke, die Alps waren voll ihrem Element. Währenddessen zog sich der Himmel zu. Als wir aus den Bergen kamen, sah es ziemlich düster aus und fing auch etwas an zu tröpfeln. Scheinbar war es das aber auch, jetzt scheint wieder die Sonne, wenn auch etwas verschleiert. Schauen wir mal- wenn es regnen sollte, haben wir hier sogar ein Dach überm Zelt.
Fr, 24.6. Eiras
Oh, what a night!
Was so schön ruhig anfing, wurde doch noch recht aufregend, denn es wurde im Nachbardorf die Fiesta de San Juan gefeiert. So kamen einige Autos mit jungen Leuten hier angefahren, um hier ihre Privatparty zu machen und als wir gerade versuchten, trotzdem zu schlafen, zischte es plötzlich laut in der Nähe und knallte mehrmals so laut, daß wir senkrecht im Schlafsack standen. Wieder und wieder Zisch-Knall: ein echtes spanisches Feuerwerk, direkt in unserer Nähe gezündet, da war bei mir an Schlaf vorerst nicht mehr zu denken. Aus dem Dorf hörte ich noch lange die fröhliche Tschingderassabumm-Musik und auch später nochmal ein Feuerwerk, aber weiter weg...Naja, viel geschlafen habe ich nicht.
Heute morgen ist der Himmel bedeckt, es ist kühl. Frühstück mit langer Hose und Fleecepullover. Heute Richtung Portugal.
Unser Zelt ist nun wieder aufgebaut, auf einer abgemähten Wiese ca 30km südlich von Bragança und voll im Blick für alle vorbeifahrenden Menschen, die uns offenbar sehr interessant finden. Der Himmel wurde bald nach unserem Aufbruch morgens wieder blau und nach einer Weile verschwanden auch die wärmenden Klamotten wieder im Koffer. Die Grenze nach Portugal überquerten wir zwischen Verin und Chaves, zu merken eigentlich nur daran, daß der Kaffee billiger und der Sprit teurer wurde ( in Galizien Bleifrei 95 für 0,99in Portugal 1,13Da wir kein bestimmtes Ziel haben, cruisen wir nun ein bißchen in der Gegend rum. Wir haben uns den Naturpark von Montesinho angeschaut und die kleinen Straßen rund um Bragança. Sehr schöne Landschaft mit Oliven- und gerade in der Blüte stehenden Maronenbäumen, einige davon sehr groß und schön. Zum Teil recht holperige Straßen, die Bäche recht trocken, immer wieder verbrannte Berghänge. Einige sprießen schon wieder, die haben wohl im letzten Jahr gebrannt. Ein kleiner Fluß mit sehr interessant ausgewaschenen Felsen kreuzt unseren Weg (oder wir seinen..) und muß ausgiebig fotografiert werden. Dann, nichtsahnend, der Kulturschock schlechthin: wir kommen um eine harmlose Kurve in den Bergen gefahren und stehen plötzlich mitten in einer Trabantenstadt! Ein Hochhaus neben dem anderen: die Einfahrt nach Bragança! Wir fahren etwas benommen durch den Häuserwald, dann hellen sich die Gesichter auf: ein Lidlmarkt! Es gibt heute wieder Schwarzbrot zu essen!
Sa, 25.6. Einige Kilometer weiter...
Wir sind früh aufgestanden, weil der Bauer mit seinem Trecker auf dem benachbarten Acker gepflügt und uns damit geweckt hat. Da wir nicht wußten, wie gerne er uns auf seiner Wiese hat, packten wir zusammen und fuhren am kühlen, grauen Morgen weiter. Zwanzig km weiter fanden wir einen gemütlichen Frühstücksplatz in einem kleinen Dorf mit freundlichen Menschen: ein großer Granittisch mit Bänken, Rosen drumherum und kleine grüne, gepflegte Rasenanlagen, sogar ein funktionierender Wasserhahn war vorhanden!
Also gab es dort ein ausgiebiges Frühstück mit allem, was dazugehört. Ab und zu gingen oder fuhren nett grüßende Bewohner vorbei auf Fahrrädern oder Eselskarren, ein paar alte Frauen wuschen ihre Wäsche in der dafür vorgesehenen Waschanlage in der Nähe, schnackten dabei über dies und das und wirkten zufrieden und entspannt. Nach einer Stunde gehörten wir schon fast zum Dorfbild dazu, alle winkten freundlich, als wir weiterfuhren.
Und nun wurde es langsam Zeit für die Morgentoilette: ein kleiner Fluß bot sich zu diesem Zweck an. Hinter Büschen verborgen konnten wir uns in einem kleinen Becken ungesehen waschen. Inzwischen wird es auch richtig warm, weiter gehts!
Mogadouro, Käffchenzeit. Gemütliches Schunkeln ohne Zeitdruck durch bergiges Olivenland. Es werden hier weniger Maronenbäume, dafür tauchen am Straßenrand die ersten geschälten Korkeichen auf. Zwischendurch immer wieder kleine Weinanbaufelder, ab und zu ein Kirschbaum voller Früchte. Hübsche alte Dörfer, Häuser aus Feldsteinen, lehmverputzt, mit vielen Blumen drumherum. Wir fahren noch Richtung Süden, in der Nähe der spanischen Grenze, die wir wohl später auch wieder überqueren werden. Hätten wir noch ein paar Tage mehr Zeit, würden wir gerne mal wieder bei Christel und Dieter reinschauen, aber das wird diesmal leider nichts.
Wie vielseitig doch auch ein kleineres Land wie Portugal sein kann! Nachdem wir einige Zeit durch die liebliche, aber relativ ereignislose Gegend von Nordportugal gefahren sind, wurde es plötzlich richtig hochgebirgig: ein Flußtal mit Stausee am Fuße hoher Felsen, große Weinberge, fest eingezäunt. Ein weiterer Fluß, scheinbar die Alva, fließt dazu, ein richtig großer Fluß mit viel Wasser begleitet unseren Weg bis Barca d'Alva. Und, man glaubt es kaum: nirgends kommt man zum Baden an den Fluß heran! Der einzige Zugang befindet sich am touristischen Bootsanleger im Ort. Dort halten wir eine Müslipause im Schatten des Touristbüros, genießen das schöne Panorama und nutzen das saubere Touristenklo. Beim Weiterfahren, aus dem Flußtal heraus zeigt sich wieder eine ganz andere Landschaft: windiges Hochland mit trockenen Gräsern zwischen dicken Felsen, die überall herumliegen. Ab und zu die typischen alten, runden Mühlengebäude, kleine Orte mit alten Festungen auf den Hügeln - z.B. Castelo de Rodrigo.
Und dann plumpsen wir in Vilar Formosa wieder nach Spanien. Auf gerader Straße mit heftigem und kühlem Seitenwind geht es Richtung Ciudad Rodrigo, dort auf kleinerer, ebenso gerader und langweiliger Straße weiter entlang der Peña de Francia, einem Gebirgszug. Viele Campingplätze da in der Gegend, heute, am Samstag, natürlich voll. In Alberca viel Trubel, Souvenirläden und viele Menschen. Autos mit Moppedhängern, z.T. mit alten Gespannen..(?). Schnell hindurchgewühlt und dann geht es auf die Achterbahn! Was auf der Karte ausssah wie Gedärm, entpuppt sich als Serpentinenstrecke mit Haarnadelkurven den ganzen Berg hinab. Sicher 500m Höhenunterschied, bis wir schließlich im Tal unter den Bäumen verschwinden. Atemberaubend! Das finden allerdings noch mehr Leute... Danach verlangt es uns nach unserem, nach 285km wohlverdienten, Feierabend und wir suchen in der spätnachmittäglichen Hitze einen Schlafplatz am Fluß. Nach längerem Herumlaufen findet sich schließlich ein befahrbarer Weg durch einen Olivenhain zum Fluß. Und dort in einiger Entfernung zur Straße finden wir einen freundlichen Baum, der uns seinen Schatten zum Zeltaufbau anbietet. Ein schöner ruhiger Schlafplatz, ca50m vom Fluß entfernt.
So,26.6. Riomalo am Fluß Alagon
Nach ausgiebiger Nachtruhe wachen wir morgens in angenehm frischer Morgenluft unter knallblauem Himmel auf. Echtes Sonntagswetter!
Die übliche Prozedur in aller Ruhe, gegen Mittag geht es wieder auf die Straße. Ein Wermutstropfen: in der gestrigen Feierabendsehnsucht habe ich meine Fahrbrille verloren, schade...
Nach 218km total goieler Fahrt sind wir in einem Ort namens Casa Vieja auf einem regulären Campingplatz von den Moppeds geklettert und haben unser mobile home unter großen Pinien aufgebaut. Ich hatte die heutige Strecke nach den Gesichtspunkten: grün, d.h.landschaftlich schöne Strecke, schmal, d.h. wenig Verkehr und kurvig, d.h. bergig ausgesucht und die Rechnung ging voll auf! Mehrere Pässe bis auf fast 2000m Höhe waren dabei, tolle Aussicht übers flache Land, wo man schon meint, die Krümmung der Erde sehen zu können, und auf andere Berge. Oben windig und fast kühl, beim Runterfahren plötzlich wieder richtig schön heiß, die Täler grün mit großen Bäumen und hier jetzt auch Kakteen und Palmen. Und jeder Berg anders, jedes Tal einzigartig, jeder Ort von seinen Bewohnern gestaltet. Normalerweise fährt man nur auf der Hauptstraße durch die Orte hindurch, aber wenn man sich mal in die Nebengassen wagt, ist es fast wie in einer arabischen Medina : man findet kaum den Weg wieder hinaus. Mit den Moppeds ist das lustig, wir passen fast überall durch, mit dem Aut oder sogar mit einem Womo könnte es etwas schwierig werden...
voriges Tagebuch Spanien / Portugal Juni 2005 (1 von 3) nächstes Fahrtenbuch
copyright Globusbiker