Spanien/Portugal 2005


Portugal
 
voriges Tagebuch Spanien / Portugal Juni / Juli 2005 (2 von 3) nächstes Tagebuch
Mo, 27.6. Zwischen Navamorcuende u. Real de San Vicente
Jetzt sind wr da, wo ich eigentlich gestern abend schon sein wollte: auf dem freien Campplatz in den Bergen. Ein großer, wie üblich leicht mülliger, Platz unter großen Eichen neben einem Jugendlager mit Fußballplatz und Schwimmbad. Da es im Augenblick eher kühl und bedeckt ist, verlangt es uns nicht so sehr nach dem Schwimmbad, wir hängen stattdessen etwas auf den vorhandenen Bänken ab. Es tröpfelt ein wenig.
Zwei Stunden später sitzen wir in Torrejon de la Calzada beim Kaffee und verdauen den Streß der vollen Landstraße. Ist doch anstrengender als gemütlich durch die Berge zu gondeln! Aber an Madrid müssen wir irgndwie vorbei, hilft nichts. Es ist heiß und windig bei zeitweise schweren Wolken, aus denen ab und zu zwei bis drei Tropfen fallen. Das Wetter schlägt etwas auf den Kopf, wir haben beide einen leichten Druck. Die Landschaft ist flach und trocken, die Menschen wirken leicht gestreßt, alle Häuser haben hier Klimaanlagen. Die Orte erinnern etwas an marokkanische Verhältnisse, einige Häuser reicher Leute haben einen leicht maurischen Charakter, die Wohnblocks sind einfallslos eckig wie anderswo auch. Es stinkt nach Abgasen. Der Spritpreis liegt hier bei 0,98für Normalbenzin, heute morgen sah ich eine Tanke mit 1,06Normal! Kiddys laufen rum mit Digitalkamera und USB-Stick, Skaterhose in den Kniekehlen..
Der Tag endet in Villarejo im Hostal Carmelo. Nach vielen heißen Kilometern auf stinkender Straße haben wir uns das gegönnt. Der Himmel sah schon den ganzen Tag so nach Regen aus, bis abends hatten sich die Wolken sehr verdüstert und ich hatte keine Lust auf eine feuchte Nacht im, leider inzwischen nicht mehr dichten, Zelt. Um ein Hostal zu finden, mußten wir ein paar km zurückfahren und dann einige Leute fragen, deren Beschreibungen ich nur teilweise verstehen konnte. Entsprechend unsicher war ich am Suchen, aber schließlich hatten wir Erolg und landeten in einem sauberen kleinen Zimmer mit allem, was man von einem Hostalzimmer erwarten kann, für schlappe 35Spanien ist ganz schön teuer geworden in den letzten Jahren! Aber was soll das schlechte Leben nützen! So konnten wir abends mal zusammen spazieren gehen, in einem netten Ort mit einem Festungsturm aus dem 15. Jh, saßen im Trubel auf der Plaza und gingen gepflegt essen. Auch mal ganz schön! Und nun satt und müde ins etwas durchgelegene, aber saubere Bett.
Di, 28.6. unter einer Brücke nahe Cuenca
Wir warten auf das Ende des Gewitters, das sich in der Nähe abladen will. Wie praktisch, daß hier gerade die Autobahn verläuft in sechs Spuren, unter denen wir uns verkriechen können, Erst tröpfelte es wieder nur etwas, nun schüttet es richtig. Wir haben Zeit...
Die Nacht im Hostalbett war angenehm, wir schliefen bis halb zehn. Duschen, Packen und los, gefrühstückt wurde unterwegs, an einem schnellfließenden Kanal mit klarem Wasser, an das man nur über eine Leiter herankommt. Wehe, wenn da was reinfällt, das bekommt man nicht wieder. Bei der Gelegenheit habe ich meine Kette, die heute morgen ordentlich geklappert hat, gespannt und gefettet. Ich böse Moppedquälerin...
Der weitere Weg führte uns durch ein wunderschönes weites Tal eines fast trockenen Flusses, die Berghänge nur mit kleinen Büschen und Oliven bewachsen und von den vielfältigen Erdfarben geprägt, die mich in diesem Land immer wieder so begeistern. Kaum Verkehr auf der kleinen Straße, viel Zeit zum Gucken.
Eintauchen ins pralle Stadtleben. Kaffeezeit in Cuenca an einer Hauptstraße. Dann Einkauf bei "Plus": lauter deutsche Waren in de Regalen, wie langweilig! Und auf geht's in die Sierra de Cuenca. Eine sehr touristisch aufbereitete, aber auch wirklich sehr gewaltige Gegend mit tiefen Schluchten und hohen Felsen. Wir bauen am frühen Abend das Zelt am Embalse de Toba auf. Während wir noch beim Abendessen sind, verdunkelt sich der Himmel, es gewittert kräftig ab. Ein Donner geht in den anderen über, ich versuche, mich mit Lesen abzulenken. Danach ist die Luft schön frisch und ruhig, es tropft von den Bäumen, die Amseln flöten. Ein ferner Vogel (?) piept die ganze Nacht eintönig vor sich hin, ein Kauz ruft. Ich kann nicht gut schlafen nach dem Gerumse, komme irgendwie nicht zur Ruhe.
Morgens scheint die Sonne.Ein paar Wolken hängen dicht über uns, lösen sich in der Sonne schnell auf, Wind frischt auf und läßt das morgendliche Bad im lauwarmen See zur Mutprobe werden. Frühstück im Pullover, Geländeeinsatz hoch zur Straße klappt gut.
Mi,29.6.Campamento am Rio Toja
Hier haben wir ja mal ein schönes Plätzchen erwischt! Am glasklaren Fluß voller junger Forellen, übers Wasser schwirren die blauflügeligen Libellen, es gibt Steintische und -bänke unter hohen Bäumen, jetzt gerade setzen ein paar laute Frösche zum Konzert an. Die Sonne scheint heute vom wolkenlosen Himmel, nach den letzten beiden Tagen umso schöner! Wir sind heute ganz gemütlich in der Serrania de Cuenca rumgekurvt, haben alle grünen Strecken ausgenutzt und tolle Landschaften erlebt: von windig-kargem Hochland über tiefe Schluchten mit majestätischen Felsentoren bis zu kleingliedriger Hügelgegend mit extensiver Landwirtschaft und kleinen Dörfern war alles dabei. Ausgiebige Mittagspause an einer kleinen Quelle, wo zwei junge Frauen ihr Auto wuschen.... Unterwegs trafen wir einen Radler mit französischem Akzent im netterweise angewendeten Deutsch, der traurig war, daß er die schöne Strecke durch eine Schlucht nicht fahren konnte wegen 14% Steigung. Wir konnten - und waren begeistert von der Gegend, aber da kann man wirklich nicht mit dem Rad hoch: über mehrere Kilometer nur steil berghoch, da hat man keine Chance! Vielleicht hätten wir ihn hochschleppen sollen...
Insgesamt waren es heute dann doch ca 200km, erstaunlich!
Und nun dieser schöne Platz, vielleicht gibt es morgen hier einen Ruhetag...
Do, 30.6. noch da
Nach ruhiger Nacht ließen wir es heute morgen langsam angehen, genossen unser Frühstück bei herrlichem Wetter am Tisch und haben es auch jetzt noch nicht eilig, weiterzukommen. Allerdings hat sich nun gerade eine geräuschvolle spanische Familie in der Nachbarschaft eingerichtet, dann wird es wohl doch langsam Zeit, weiterzuziehen.
Fr, 1.7. schon? Olite b. Pamplona
Kaffeepäuschen nach anstrengendem Ritt auf windiger Schnellstraße mit hohem LKW-Aufkommen...
Gestern abend war es schon fast dunkel, als wir Feierabend machten, daher gibt es nun einiges nachzutragen (nein, ich bin nicht nachtragend..). Da wir erst um halb drei losgefahren waren, kamen wir gegen fünf nach Calatayud, wo wir unsere Einkäufe in einem groooßen Hipermercado erledigen konnten. Klimatisiert und mit allen Segnungen der Neuzeit versehen. Schwupp, ist der Einkaufswagen voll und dann taucht das Problem auf: wohin mit den ganzen guten Sachen? Auf den Moppeds läßt sich nur eine kleinere Menge an Tomaten, rohen Eiern oder Pfirsichen schadlos transportieren. Da muß man schon gut packen, sonst ist am Abend alles Matsch. Und dann weiter, auf der Karte hatten wir eine "Zona Acampada" in ca 80km Entfernung entdeckt, die wollten wir aufsuchen. Eine unscheinbare weiße Doppellinie auf der Karte erwies sich als Einstieg in eine andere Welt: erst kurvten wir auf sehr schmaler Straße durch enge felsige Täler, gemeinsam mit einer Bahnlinie, die wir kreuzten, unterfuhren und wieder kreuzten. Kaum Autos, dafür viele Aprikosenbäume, die ihre Früchte über die Fahrbahn streckten, ein Bächlein sorgte für saftiges Grün auf der ganzen Fahrt. So ging es bis Embid de la Rivera, dann über Illueca, Tierga, Calcena die ganze Zeit durch das Tal des Isuelaflusses: eine absolut traumhafte Strecke ohne jeglichen Gegenverkehr, unter uns der kleine Fluß mit grünen Gärten und Pappeln, über uns mal waldig, mal felsig, aber immer wieder andersartig. Ungefähr alle zehn Kilometer ein kleiner Ort, über der Straße gelegen, manche sahen völlig ausgestorben und unbefahrbar aus. Leicht verfallene Sandsteingebäude, denen man nicht ansieht, ob sie als Wohnhaus oder Stall gebaut wurden, ein altes Kirchlein immer an oberster Stelle, ein Blickfang für jede Touristenkamera. Manchmal entsteht der Eindruck, als ob die Straße in den Dörfern versandet, aber dann geht es doch weiter durch die Berge. Leider stand die Sonne schon sehr tief und blendete, es wurde kühl und pustig. Trotzdem guckten wir uns, als wir irgendwann mal anhielten, nur völlig sprachlos an. Und diese Strecke ist nicht grün angezeigt in der Karte, ein echter Geheimtip also. Schließlich kamen wir bei knapp über 1000m über einen Paß, auch dort ein fast verlassenes Dorf im starken Wind, auf allen Bergkämmen jetzt Windräder zu sehen. Über die Berge kriechen Wolkenschwaden in hoher Gechwindigkeit, ein gewaltiger Anblick! Aber leider fanden wir den schon erwähnten Campplatz nicht und standen am späten Abend auf der stürmischen Hochebene etwas dumm herum, entschlossen uns dann für ein Eichenwäldchen in der Nähe, das einen ziemlichen guten Windschutz bietet. Da gab es einen guten Platz fürs Zelt und wir aßen im letzten Tageslicht, bevor wir auf die Matte kippten. In der Nacht ließ der Wind auch etwas nach, sodass das Zelt nur wenig flatterte und wir gut schlafen konnten. Morgens war das Thermometer auf 12°C (!) gesunken, aber die Sonne schien und ohne Wind war es gut auszuhalten bis wir mit allem fertig waren und auf den Moppeds saßen.
Unnd nun sind es hier wieder freundliche 32°C und wir pausieren ausgiebig, bevor wir demnächst wieder in die Pyrenäen einfallen wollen. Mal schauen, welche noch unbekannten Straßen auf uns warten!
Relativ früher Feierabend nach anstrengender Tour durch den starken Seitenwind. Erst die ersten Pyrenäenberge haben damit ein Ende gemacht. In der Nähe des E. de Yesa haben wir einen Seitenweg zum Zelten aufgesucht. Hundert Meter weiter fließt die Esca vorbei, ein kleiner Fluß mit wenig, aber klarem Wasser im steinigen Bett. Das Bergpanorama der Pyrenäen ist doch immer wieder atemberaubend! Die schneebedeckten Dreitausender in der Ferne, davor die bewaldeten niedrigeren Berge, tiefe Schluchten - ich fürchte, ich wiederhole mich....
Sa, 2.6 Aísa
Nach ruhiger Nacht ein erfrischendes Bad im Flüßchen (wer hat schon ein Badezimmer mit Blick auf die Berge?) und ein ungestörtes Frühstück. Seitdem gondeln wir nun hier durch die kleinen Schlängelstraßen, Päuschen hier, Kaffee da, schöne Ausblicke in den Fotokasten einfangen, ab und zu den Kopf in einen Bach halten zum Abkühlen....ja! So ist es auszuhalten! Zuletzt erwischten wir einen "Camino forestal", ein schmales löcheriges Teerband mit vielen steilen und schlaglochübersäten Spitzkehren. Vor jeder solchen hieß es nur, ein Stoßgebet gen weiß-nicht-wo zu schicken, auf dass kein Gegenverkehr kommen möge, und das Mopped im Stehen im ersten Gang hindurch drücken. So ging es auf der einen Seite rauf und auf der anderen wieder runter. Beim Runterfahren plötzlich der Blick auf einen Schneegipfel - anhalten - Foto - weiter. Im Tal ein Dorf mit Schwimmbad und Café, Hostal und Kirchlein. In den engen Gassen wurden wir von einigen Autofahrern fast von der Straße geschubst, Schreck laß nach!
Abends: die Mühe hat sich gelohnt! Wir sitzen im Zelt auf 1200m Höhe auf einer gemütlichen Wiese und schauen auf das oberaffenschweinegeilste Panorama, das man sich denken kann! Ein Berggipfel hinter dem anderen, der höchste sogar mit Schneefeldern, darüber der blaue Himmel, die Sonne ist gerade untergegangen...einfach unbeschreiblich schön!! Vor uns ein Geröllfeld mit kleinen Büschen und gelbblühenden Polstern, wie ein angelegter Steingarten sieht es aus...
Um hier anzukommen, haben wir allerdings auch ganz schön geschwitzt! Wir hatten uns eine der kleinen "weißen" Straßen ausgesucht, die normalerweise eigentlich ein sicherer Tip für "nix los" sind. Doch diese war heute, am Samstag, sehr stark befahren von freizeitwütigen Menschen in stinkenden Autos, die uns immer wieder in Gefahr brachten, von der Straße in den tiefen, tiefen Abgrund zu stürzen. Die tiefstehende Sonne sorgte dafür, daß wir oft erst im letzten Augenblick gesehen wurden. Zudem war die Strecke von hierzulande schon unüblich schlechter Qualität, wir mußten also auch sehr vorsichtig um tiefe Schlaglöcher herumfahren und in den Spitzkehren aufpassen, daß wir auf dem losen Schotter nicht ins Rutschen kamen. Alles in allem sehr anstrengend, wir waren etwas angepestet, weil wir so die schöne Gegend nicht richtig genießen konnten. Naja, das können wir jetzt nachholen. Hier ist es,abgesehen von einer fernen Amsel und einigen Grillen, absolut still, man hört sein eigenes Blut in den Ohren rauschen.
So,3.7. kurz nach sieben
Heute nacht hab ich nicht viel geschlafen, aber dafür gibt es als Entschädigung die ersten Sonnenstrahlen auf den Bergspitzen direkt aus dem Zelt zu beobachten. Die Vögel zwitschern, ein Hase kommt vorbeigehoppelt. Der Himmel ist wieder blau, ein paar zarte Nebelschleier hängen zwischen den Bergen. Der erste Wanderer des nahe verlaufenden Pfades stapfte schon vor einer Stunde an unserem Zelt vorbei und beendete damit meine gerade gefundene Nachtruhe...
In der Nacht guckten wir irgendwann mal aus dem Zelt und sahen einen wunderbaren Sternenhimmel: der große Wagen war zum Greifen nah.
Endstation Campingplatz (für heute) am kleinen Stausee bei Graus. Der Tag heute ging völlig an mir vorbei, so müde war ich. Und gerade heute ist es sehr heiß, ich stand total neben mir! Die gefahrene Strecke lief an mir vorbei wie im Traum, das war mir zu gefährlich und auch schade um die schöne Landschaft. Darum verbrachten wir den Nachmittag am See und machten Pause mit Baden, Schlafen, Löcher in die Luft gucken. Leider war an unserem Badeplatz Campen verboten, so machten wir uns zur Abendbrotzeit auf den Weg, unss einen bequem zu erreichenden Schlafplatz zu suchen. Der erste Campingplatz sollte 24€ (!!) kosten, der Wahnsinn! Der zweite war dann schon billiger: nur noch 17immer noch teuer, aber dafür mit dem vielversprechenden Namen Bellavista. Die schöne Aussicht gibt es auch, man schaut über den Stausee, in der dunstigen Ferne sieht man die hohen Berge. Leider ist dazwischen die Straße...
Mo, 4.7. Camping Bellavista
...und dort wird gebaut. Montag morgen um sieben geht's los. Aber wir wollen ja auch gar nicht so lange schlafen, nicht wahr? Zum Glück hatte ich mir abends die Ohren verstöpselt und das ist das letzte, an das ich mich erinnern kann. Danach habe ich geschlafen bis um acht Uhr morgens. Thomas erzählte mir, mit tiefen Ringen unter den glasigen Augen, daß die Nacht für ihn sehr unruhig gewesen sei. Viel Lärm auf dem Campingplatz bis spät in die Nacht, klappende Autotüren und grölende Kids - ich war nicht dabei, Komaschlaf dank Oropax.
Um 13 Uhr sind wir dann schon in Tremp und trinken auf der Plaza einen - genau! Es ist heiß und hier gibt es sogar Gummibäume, muß also ein eher subtropisches Klima vorherrschen. Als wir das letzte Mal nach Tremp kamen, kamen wir durch die hohen Berge und dieser Ort wirkte wie eine Enklave im unwirtlichen Gebirge. Diesmal kamen wir von der Westseite durch trockene Hügel herein und die Stadt wirkt plötzlich viel offener. Schön am Stausee gelegen - hier könnte es mir gefallen...
Unterwegs trafen wir ein deutsches Pärchen auf einer Guzzi. Deren Urlaub fängt gerade an...
Nach dem Kaffee ein kleiner Badeausflug an den großen Stausee, an dem entlang gerade eine neue Einflugschneise nach Andorra gebaut wird. Riesige Tunnel, große Brücken, Hauptsache groß, breit und geradeaus...
Im See stehen die Pappeln mit den Füßen im Wasser, also sehr hoher Wasserstand im Moment. Herrlich erfrischendes Baden im blauen Wasser mit Blick auf majestätische Berge. Dann noch was in den Magen und weiter Richtung Osten. Am Himmel braut sich was zusammen, wir fahren vor den Wolken davon, Richtung Isona, dann probieren wir eine neue Möglichkeit aus und biegen rechts ab in eine gemäßigte Landschaft mit Getreidefeldern und kleinen Wäldern, nicht so spektakulär wie die Alternative. Die letzten 15-20km werden dann aber doch noch sehr interessant und als wir an Oliana vorbeikommen, wird dort der fällige Einkauf getätigt. Inzwischen hängen dicke schwarze Wolken in den Bergen und ein paar Regentropfen klatschen ins Gesicht. Jetzt noch ca 15km bis Coll de Nargó, wieder auf einer Nord-Süd-Straße und auch hier der gleiche Bauwahn: alle Strecken nach Andorra werden zur Rennstrecke ausgebaut. Angekommen machen wir Pause im Café wo wir schonmal waren und schauen den Wolken zu, wie sie vorbeiziehen. Sie scheinen noch etwas unentschlossen darüber, wo sie ihren Inhalt abladen wollen... Vorläufig bleibt es trocken. Im Café frage ich nach Wasi, den wir hier vor zwei Jahren trafen. Eine Frau kennt ihn, weiß aber nicht, wo er wohnt. Wir fahren also drauflos in Richtung Tremp auf der Bergroute und finden natürlich nix, aber statt Wasi finden wir einen schönen Zeltplatz. Als die Wolken dann endlich eine Entscheidung getroffen haben und es in einiger Entfernung anfängt zu donnern, steht das Zelt und wir liegen satt und trocken in den Schlafsäcken. Es donnert lange, aber weit genug weg, ab und zu kriegen wir einen kleinen Regenschauer mit. Sehr gemütlich, so dazuliegen mit Buch vor der Nase in unserem kleinen Asyl. Nach dem Lärm auf dem Campingplatz eine wahre Wohltat!
Di, 5.7. Kaffeepause in Sant LLorenc de Morunys
Im Moment ist hier nicht viel los, es scheint wohl eher ein Wintersportort zu sein, einige Schilder weisen auf Skilifte hin, einen Campingplatz gibts auch, sieht auch nicht sehr voll aus. Und schon wieder auf einem Campingplatz abgestiegen, heute in der Nähe von Camprodon, kurz vor Molló, also schon fast zuhause. Es war doch später geworden als gedacht und es fand sich ohne größere Suche kein freies Plätzchen für unser Zelt, so ergab es sich - und platsch, Feierabend! Der Tag war recht anstrengend mit viel Kurbelei und schnell um unübersichtliche Kurven brausenden Autos, ein Schreck kommt selten allein! Bis wir in Berga ankamen, wurde es drei Uhr nachmittags. Dort wußten wir einen der bekannten Schwarzbrot verkaufenden Supermärkte und wir deckten unseren Bedarf für die, viel zu kurze, noch verbleibende Zeit. Um den vorletzten Tag hier nochmal richtig zu genießen, hatten wir uns dann eine weitere kleine Straße Richtung Osten gewählt, die auch eigentlich sehr schön war, wenn da nicht diese schnellen Autofahrer gewesen wären... Die letzten 20km vor Olot waren dann richtig schön, wenig Verkehr auf breiterer Straße, man kommt aus den Bergen hinabgefahren in eine grün-saftige Ebene mit Maisfeldern und großen Bäumen. In Olot fuhren wir erst in die falsche Richtung, anstatt nach Sant Pau fuhren wir nach Santa Pau... 10km hin, 10km zurück. Auf dem Weg dorthin verfolgte mich ein Junge auf einem kleinen Zweitaktmoped, ständig klebte er an meinem Nummernschild und hatte sich scheinbar in den Kopf gesetzt, die deutschen Motorräder zu versägen. Er gab erst Ruhe, nachdem er im Ort einmal an mir vorbeisägen konnte. Dann bog er sofort ab und ward nicht mehr gesehen. Beim zweiten Mal in Olot fanden wir die richtige Ausfahrt, mußten doch durch die ganze Stadt. Aufatmen auf der kleinen Straße, an der der große Verkehrsansturm vorbeirauschte. Morgen die letzte Etappe nach Moux, dort verladen und auf die lange Rücktour...

Mi, 6.7.
Nach vielen grauen Wolken gestern gibt es heute wieder Sonnenschein. Feuchte Kühle morgens um acht, viel Vogelgezwitscher. Heiße Dusche, Frühstück am Kinderspieltisch in der wärmenden Sonne, die feuchten Handtücher dampfen sich trocken. Die Gedanken wandern schon Richtung Rehbergholz: ob sich das gute Wetter dort hält? 23:18 Bettzeit in Moux. Nach dem Motto "öfter mal was Neues" zelten wir heute hier in der Moppedgarage. Der Zeltplatz wurde vorübergehend wegen Brandgefahr aufgrund der anhaltenden Trockenheit geschlossen. Holger ist nicht da und die freundlichen Vertretungsgastgeber, Frank, z.Zt. mit seiner netten mexikanischen Frau Maribél aus München hier und Christine aus Mainz, haben mit uns diese Alternative entwickelt. Sehr gemütlich! Da wir endlich mal rechtzeitig hier ankamen, hatten wir genug Zeit, die Moppeds heute schon zu verladen und noch einen feuchtfröhlichen Abend mit den anderen Gästen zu verbringen. Einige Bierchen und viele Geschichten füllen auf ungewohnte Weise den Kopf, was sich, zusammen mit den vorbeirasenden Zügen, des nachts in den Träumen niederschlägt. Kaum zu glauben, was sich so innerhalb einer einzigen Nacht ereignen kann!

Do, 7.7. sur l'autoroute entre Montpellier et Nîmes
Die Sonne scheint, im Auto ist es warm, die Moppeds stehen aneinandergekuschelt auf dem Hänger und schauen durch die Heckscheibe zu uns rein. Frankreich huscht vorbei...
voriges Tagebuch Spanien / Portugal Juni / Juli 2005 (2 von 3) nächstes Tagebuch
copyright Globusbiker