Reiseberichte


Australien
 
Australien Mai 2010 (Weltreise Tagebuch 102) nächstes Tagebuch
Sonntag, 23.05. - Sydney
Morgens wieder Nieselregen, meine Joggingrunde fiel aus. Doch gegen Mittag klarte es etwas auf und wir rafften uns zu einem Spaziergang auf. Mick hatte erzählt, dass es eine schöne Strecke von hier, quer durch verschiedene Parks bis zum Middle Harbour, gäbe und die wollten wir heute mal erkunden. Den ersten Teil des Weges kannten wir schon: einen der gut gepflegten Parks der Stadt. Doch dann erreichten wir unbekanntes Gelände. Am Flat Rock Creek, einem nicht sehr sauberen, aber ansonsten erstaunlich naturbelassenen kleinen Flusslauf, entlang war ein Wanderweg ausgeschildert, auf dem wir uns nach Kurzem mitten in einem dichten Regenwaldgebiet wiederfanden. Die Geräusche der Stadt drangen nur noch sehr gedämpft an unsere Ohren, die Vogelstimmen war hier eindeutig lauter als der Lärm der Straßen! Wir waren überrascht, so eine Wildnis mitten in dieser Riesenstadt zu finden und folgten dem kleinen felsigen Pfad bergauf und bergab. Der Wald dampfte noch vom morgendlichen Regen, hier und dort rauschten kleine Wasserfälle die Sandsteinfelsen hinab, auf denen wir, hoch über uns, Stadthäuser erkennen konnten. Hier kann man tatsächlich gleichzeitig in der Stadt und am Rande des Dschungels wohnen! Wir kamen an eine Stelle, wo der Weg den Bach überquert. Normalerweise führt wohl der Bach so wenig Wasser, dass man trockenen Fußes hinüber gehen kann, doch heute war der Wasserstand dafür deutlich zu hoch und die Steine zu glitschig. Etwas weiter flussabwärts fanden wir eine einfachere Überquerungsmöglichkeit und hüpften dort von Stein zu Stein. Das kleine Stadtabenteuer für fast entwöhnte Reisende... Am Ende des Dschungels standen wir auf einer großen Grünfläche, die von sonntäglichen Hundespaziergängern bevölkert war. Eine fröhliche Gruppe freilaufender Hunde verschiedener Rassen durfte sich hier austoben, während die dazugehörenden Menschen einzeln oder gemeinsam herumschlenderten. Eine große alte Brücke (Long Gully Bridge genannt, etwa110m lang und ca 55m hoch), teilt den Himmel über dem Park in zwei Teile, den Bach hat man hier unter die Erde verbannt. Für eine Weile kam nun die Nachmittagssonne hervor, wir setzten uns auf eine Bank am Ufer des Middle Harbour, der direkt an diese Grünfläche angrenzt und schauten zu, wie Vater und Großvater einem etwa 12-jährigen Jungen die Geheimnisse des Angelns beibrachten. In der Abenddämmerung waren wir wieder zuhause: wir hätten nicht gedacht, dass es noch so unberührte Gegenden in Sydney gibt!
Montag, 24.05.
Ich erfreue mich an meinen kleinen gefiederten Freunden, die sich immer unbekümmerter zu den Mahlzeiten einfinden. Ich kann inzwischen "mein" Stammpärchen von den anderen Paaren unterscheiden. Diese beiden erwarten mich immer schon an der Balkontür und äugen duch die Scheibe hindurch. Wenn sie mich im Wohnzimmer nicht sehen, kommen sie auch schon mal ans Küchenfenster und halten dort nach mir Ausschau. Da ich ihrem leisen Gezwitscher nur schwer widerstehen kann, brauchen sie meist nicht lange zu warten, bis ich mit einem Stückchen Apfel in der Hand auf den Balkon komme. Dann flattern sie sofort auf meine Hand und knabbern zufrieden, doch immer aufmerksam auf eventuelle Konkurrenz achtend, die mit lauten Geschrei und Drohgebärden verscheucht werden muss, an dem mitgebrachten Futter herum.
Ein kleiner grauer Noisy Miner sitzt bei der Fütterung häufig zu meinen Füßen und kümmert sich um die Krümel, in den Bäumen rundherum warten Magpies und andere darauf, dass ich wieder im Haus verschwinde und sie untersuchen können, ob für sie etwas Brauchbares dabei war. Ich kann Stunden damit verbringen, das Verhalten der verschiedenen Vogelarten und das Sozialverhalten der Lorikeets untereinander zu beobachten!
Seit gestern ist auch der einäugige Kookaburra wieder da. Er sitzt für Stunden auf dem Balkongeländer und wartet. Mick meinte, er würde sicher auch aus der Hand fressen... Also bot ich ihm vom Hühnerfleisch aus dem Kühlschrank etwas an. Leider kann er ja nicht so gut sehen, konnte wohl meine Hand nicht von dem Futter unterscheiden und biss mir kräftig in den Finger. Autsch! Dieser Riesenschnabel kann ja richtig wehtun! Okay, das mache ich nicht wieder. Beim späteren Wegfliegen prallte der arme Einäugige gegen das Küchenfenster.. er hat es sicher nicht leicht in seinem Leben!

Dienstag, 25.05.
Morgens erwachte ich von der Türklingel, ein eher seltenes Ereignis in Micks Wohnung. Als ich verschlafen aus unserem Zimmer schaute, war Thomas schon an der Tür. Mick, der heute frei hat, schaute ebenfalls mit kleinen Schlafaugen aus seiner Schlafzimmertür - und dann kam Thomas freudig strahlend auf mich zu, ein unscheinbares Päckchen in der Hand, das den Freibrief für unsere Weiterreise enthielt: die Ersatzteile waren angekommen!! Juhu!! Schlagartig waren alle richtig wach.
Gleich nach dem Frühstück verschwand Thomas mit den neuen Kipphebeln und der neuen Nockenwelle in der Garage und machte sich an den Zusammenbau. Als Mick später das Zeichen zum Aufbruch gab (wir wollten gemeinsam einige unserer und seiner Notwendigkeiten erledigen), war Foster schon so weit komplett, dass Thomas einen Versuch starten konnte. Er drückte auf den Anlasserknopf, es dauerte ein paar Umdrehungen, bis sich die Vergaser mit genug Benzin gefüllt hatten und dann erwachte der dicke blaue Foster wieder zum Leben! Nachdem der Motor sich einen Moment lang sortiert hatte, lief er gleichmäßig mit dem gewohnten ruhigen Transalpblubbern und ohne das böse Klappern, das uns in der letzten Zeit so viele Sorgen gemacht hat. Musik in unseren Ohren! Bevor wir uns so richtig darauf verlassen können, dass nun alles gut ist, muss Thomas natürlich erstmal eine richtige Probefahrt machen, aber das muss bis morgen warten!
Denn nun war erstmal unsere Erledingungen dran, wie z.B. die Abholung unseres Problemkindes Nummer zwei: der Videokamera. Hatte ich erzählt, dass sie mal wieder schwächelt und ich sie neulich in die hiesige Sonywerkstatt gegeben hatte? Und dass man uns dort für 650 Dollar ein neues Objektiv einbauen wollte? Naja, nun haben wir sie also abgeholt und werden sie mal wieder auf die Reise nach Deutschland schicken, denn da haben wir noch eine Werkstattgarantie auf die letzte Reparatur und müssen nur die Portokosten tragen... Thema ohne Ende...
Unterwegs beschloss Mick, für unser vielleicht letztes gemeinsames Dinner (die nächsten Tage wird er wohl abends nicht zuhause sein) und nach dem missglückten Rinderbraten von gestern einen zweiten Versuch zu starten mit einem Stück Kuh nach seiner Wahl. Wir aßen wieder zu viel... aber lecker...
Den Abend verbrachten wir gemeinsam mit der schon lange geplanten Reisebildershow. Und während wir zusammen auf Micks riesigem Fernseher unsere Fotos der letzten nun bald drei Jahre unserer Reise anschauten, kam so allmählich wieder das Gefühl des Unterwegsseins in mir hoch.
Mittwoch, 26.05.
Keine Probefahrt heute: es gießt wie aus Eimern und wir sind froh, ein Dach über dem Kopf zu haben. Mick lernt für sein Studium, ich schreibe an einem seiner Laptops, Thomas an unserem: es herrscht eine konzentrierte Arbeitsatmosphäre. Für morgen ist besseres Wetter angesagt, so lange können wir nun auch noch warten...
Sonnabend, 29.05. - Aufbruch!!
Die Probefahrten der letzten Tage haben ergeben, dass Foster zwar immer noch nicht ganz in Top-Form ist, aber wir fahren nun einfach los. Genug rumgesessen!! Das wollten wir euch doch mitteilen! Der nächste Newsletter wird dann endlich wieder ein richtiger Reisebericht :-)
Australien Mai 2010 (Weltreise Tagebuch 102) nächstes Tagebuch
copyright Globusbiker