Reiseberichte


Australien
 
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Mittwoch 18.08. - Darwin
Dank unserer netten Gastgeber und ihrer Geduld mit uns sind wir noch immer hier. Das gibt uns die Möglichkeit, uns in der Stadt etwas weiter umzuschauen. Gestern haben wir den Nachmittag im Zentrum verbracht, schlenderten durch die, mit Bäumen, Spielplatz für Kleinkinder und vielen Sitzgelegenheiten bestückte Fußgängerzone, fuhren dann die Esplanade entlang, wo die teuren Hotels stehen und man über einen breiten Grünstreifen hinweg aufs Meer schauen kann und landeten schließlich am Mindil Beach, dem bekanntesten der Strände Darwins. Auch hier ist das Baden mit dem Risiko verbunden, mit den hochgiftigen „Box Jellyfish“ Quallen in schmerzhaften bis tödlichen Kontakt zu kommen, aber man kann im Sand liegen, sehen und gesehen werden und das ist ja auch nicht unwichtig. Viel war allerdings dort nicht los. Wir fuhren weiter am Wasser entlang und fanden einen Segelclub mit eigenem Restaurant, wo wir kalte Spezi schlürfend über das sonnenbeschienene Wasser schauen und uns des Lebens freuen konnten. Als wir zurückkamen, waren Adrian und Karen gerade auf dem Weg zu ihrem wöchentlichen Treffen des Ulysses-Motorradclubs und sie schleppten uns kurzerhand mit. In einem Vereinsheim saßen etwa 15 ältere Biker zu ein paar Drinks zusammen, wir wurden offiziell vom „Vorsitzenden“ begrüßt und von allen freundlich beklatscht, nach einer Stunde verabschiedeten sich die meisten der Leute und auch wir fuhren wieder heim. Adrian und Karen gehen nach ihren Erzählungen jede Woche 2-3mal zum Dinner ins Szenerestaurant um die Ecke. Da sie beide ganztags arbeiten, haben sie oft keine Lust zum Kochen und gehen dann lieber aus zum Essen. Das wollten sie heute auch tun und sie luden uns dorthin ein. Eine nette Kneipe mit Live-Musik (etwas zu LAUT, um sich zu unterhalten... sorry, what did you say?) und leckerem Essen. Als Tagesgericht gab es Chicken Pie, Hühnerfleisch mit Erbsen und Soße in einem Blätterteigmantel, typisch australisch, diese Pies mit verschiedenen Füllungen. Viel zu viel, wir nahmen die Reste mit nach Hause. Heute dann besuchten wir zwei Beide das Flugzeugmuseum am Flugplatz. In einem großen Hangar steht allerhand an kleineren und größeren Flugmaschinen um einen riesigen B52-Bomber, dem zentralen Ausstellungsstück, herum. Ein Film erzählt von den japanischen Luftangriffen auf Darwin am 19. Februar 1942, viele Bruchstücke abgeschossener Flieger sind zu bestaunen, samt der Lebens- und Sterbensgeschichte der Piloten... es ist mir immer wieder unbegreiflich, wie viel Energie und Ingenieurskunst in der menschlichen Welt dafür verwendet wird, sich gegenseitig um die Ecke zu bringen. Um wieder auf den Boden der heutigen Realität zu kommen, kauften wir auf dem Heimweg Zutaten für ein gutes Essen ein, das ich für unsere Gastgeber heute kochen wollte. Als Revanche für all die Freundlichkeit, die sie uns angedeihen lassen. Sozusagen. Es gab also, nachdem ich fertig in der Küche gewirbelt hatte, eine vegetarische Currysoße mit roten Paprika, Porree, Champignons und Sahne, dazu Basmatireis, mit Garam Masala gekocht. Als Beilagen knackige Zuckerschoten, in Butter angebratenen Rosenkohl und auf dem Gasgrill gebratenes Hühnerfleisch, Tofu und Garnelen. Na, klingt das gut? Wir saßen noch mit viel zu vollen Bäuchen am Tisch, als zwei Brüder, Freunde unserer Gastgeber, zum abendlichen Plausch vorbeikamen. So saßen wir zu sechst in der warmen Abendluft auf der Terrasse im tropischen Gärtchen und erzählten uns was. Richtig nett...
Donnerstag 19.08. - Darwin
Noch ein letzter Tag in Darwin, den wir für einen Besuch des Museums nutzten. Dort lernten wir allerhand über die Naturgeschichte und die Tierwelt Australiens. Anschaulich aufbereitet und mit kostenfreiem Eintritt. Interessant war auch die Ausstellung über die Zerstörung Darwins durch einen Jahrhundert-Cyclon im Jahr 1974. Die unvorstellbare Kraft des mit über 200km/h über die Stadt hinwegfegenden Sturms machte fast alle Bauten dem Erdboden gleich (ein Grund mehr dafür, dass Darwin so viele neue Häuser hat und so modern wirkt). Auf Fotos und Filmaufnahmen lässt sich das Ausmaß der Zerstörung erahnen. Recht eindrucksvoll wirkt ein dunkler Raum, in den über Lautsprecher die Geräuschkulisse während des Sturms eingespielt wird. Eine Warntafel weist darauf hin, dass diese Geräusche bei Menschen, die den Cyclon miterlebt haben, zu Schockzuständen führen können.. Am späteren Nachmittag fuhren wir nochmal zum Mindil Beach, wo jeden Donnerstag ein großer touristischer Kunsthandwerk- und Neppmarkt stattfindet. Viel buntes Volk, viele schöne Dinge, die niemand wirklich braucht, ein großes, überteuertes Essens-Angebot, Performances diverser Künstler wie einem Feuerkünstler oder einem Didgeridoo-Schlagzeug-Duo. Tausend schöne Fotomotive, ein nettes Vergnügen für uns. Abends saßen wir noch mit Adrian und Karen zusammen, zum letzten Mal. Schade eigentlich, die Beiden sind wirklich angenehme, freundliche Leute.
Freitag 20.08. - kurz vor Litchfield NP
Bis wir fertig gepackt hatten, ein letztes Mal in der Bücherei im Internet alle Mails verschickt hatten und im Book-Exchange zwei überteuerte Bücher gekauft hatten, war der Tag schon halb rum. Als Letztes nochmal bei Adrian in der Werkstatt vorbei, um einen Second-Hand-Hinterreifen für Foster abzuholen. Adrian hatte bedenklich auf das schon wieder schwindende Profil geschaut und gemeint, damit käme Thomas wohl nicht mehr bis nach Perth, der nächsten Möglichkeit, einen neuen Hinterreifen für seine 17`` Felge zu bekommen. Er habe noch gebrauchte Reifen liegen, davon wollte er uns einen mitgeben. Danke, Adrian!! Ein ziemlich guter Michelin Sirac wurde also noch mit auf das überladene Mopped geschnallt, eine herzliche Umarmung, dann fuhren wir aus Darwin raus und Richtung Litchfield. Eine Schotterstraße führt von Norden in den beliebten Nationalpark hinein, dort fanden wir einen schönen Übernachtungsplatz an einem stillen See. Schön, wieder in der Natur zu sein!
Sonnabend 21.08. - Litchfield NP
Auf den letzten Schotterkilometern überraschte mich heute morgen ein Weichsandfeld auf dem verkehrten Fuß, Jolly kam ins Schlingern und legte sich nach einigem Überlegen sanft auf die linke Seite. Da Thomas schon hinter der nächsten Kurve verschwunden war, bat ich den Fahrer eines Autos um „Aufstehhilfe“ für mein schweres Baby. Außer eines kleinen Schadens am linken Windfangblech am Tank war nichts kaputt und ich konnte weiterfahren, nun allerdings etwas langsamer, denn es tauchten immer wieder fast unsichtbare Sandfelder auf, mit denen ich nun nichts mehr zu tun haben wollte. 2km vor dem Teer kam Thomas, der von meinem Helfer Bescheid bekommen hatte über mein „bike dropping“, mir entgegen, aber zum Glück brauchte ich nun keine Hilfe mehr. Auf Teer ging es weiter durch den beliebten Nationalpark, der mit etlichen Wasserfällen und schönen Ausblicken zu den bekanntesten Nordaustraliens gehört. So durchgeschwitzt, wie ich nun war, freute ich mich sehr auf ein Bad im großen Pool der Wangi-Falls. Herrlich erfrischend war das Wasser, meine Körpertemperatur normalisierte sich wieder! Einen zweiten Wasserfall, lang und dünn, konnte man sich von einem Lookout anschauen, hier war kein Zugang zum Wasser möglich. Hinter den Hügeln ein großes Buschfeuer, die hier überall kontrolliert gezündet werden, um schlimmere Brände später im Jahr, wenn der Wind stärker weht, zu vermeiden. Der Rauch trübte die Sicht ein, wir fuhren weiter zu den Florence-Falls, wo viele junge Kerle sich einen Spaß draus machten, auf die Felsen zu klettern und z.T. aus großer Höhe ins Wasser zu springen. Hier verzichteten wir auf den langen Marsch hinunter zum Pool und fuhren stattdessen zu den „Buley Rockholes“. Dort in einem kleinen Bachbett haben die Wassermassen der Regenzeiten große runde Löcher in die Felsen gewaschen, in denen man nun plantschen kann. Zwischen den 2-3Meter tiefen Löchern fließt das Wasser über kleine Kaskaden hinab. Sehr schön und erfrischend, nur leider heute am Samstag zu bevölkert mit vergnügungswütigen jungen Leuten aus Darwin, die sich mit viel Bier in noch bessere Stimmung versetzt hatten und den Ort etwas unruhig machten. So hielten wir uns im Wasser nicht lange auf, stattdessen quatschten wir stundenlang auf dem Campingplatz mit Karl und Ulla, einem Schweizer Ehepaar, im Mercedes Sprinter-Wohnmobil seit zweieinhalb Jahren auf Weltreise . Das war sehr nett! Bis spät saßen wir im Mondlicht zusammen und die Beiden, die vor ihrer großen Reise ein ganz normales bürgerliches Leben geführt haben, bis sie irgendwann das Gefühl hatten: „Das kann doch nicht alles gewesen sein?!“, erzählten begeistert von ihren Erlebnissen in Asien. Leider war, wie gesagt, heute Samstag und die Stille der Natur wurde von den betrunkenen Deppen gestört, die spätabends mit einem großen Wagen hupend und johlend mehrfach über den Campingplatz fuhren. Scheinbar wollten sie sich dafür rächen, dass sie am früheren Abend, schon da ziemlich besoffen, von der Rangerin des Platzes verwiesen worden waren, nachdem sie mit dem Auto einen Zaun umgefahren hatten.
Sonntag 22.08. - Robin Falls
Morgens ganz früh war es sehr schön ruhig bei den Rockholes, die allerdings nachts von den Partymachern mit Unmengen leerer Flaschen und Dosen geschmückt worden waren. Ich sammelte den Müll zusammen und genoss dann den schönen Ort ganz für mich allein, plantschte in den tief ausgewaschenen Lunkern und schaute der Sonne zu, die allmählich wieder Besitz von der Landschaft ergriff. Wir tauschten noch ein paar Reisetipps aus mit unseren neuen Freunden und machten uns wieder auf. Ein letztes Highlight des Litchfield Parkes, das wir uns noch anschauen wollten, waren ein paar spezielle, weil in exakt der gleichen Himmelsrichtung ausgerichtete, Termitenbauten. Biologen vermuten bei dieser Termitenart eine Art magnetischen Sensor, der ihnen hilft, ihre Bauten in der idealen Weise zu bauen, um die Temperatur im Inneren zu steuern. Zu viele Touristen hier überall... Raus aus dem Park und nach Süden. Ein Stück auf dem Stuart-Highway und wieder auf die Nebenstraße, zu den Robin Falls, wo wir neulich nicht geblieben sind. Heute wollen wir dort übernachten an dem schönen kleinen Bach, im Schatten großer Bäume. Ein ruhiger Platz am Ufer war frei für uns, wir bauten auf und ließen uns ins erfrischende Wasser plumpsen - herrlich! Während Thomas die Stille und den Schatten in der Hängematte genoss, machte ich einen Spaziergang zu dem kleinen Wasserfall, der über einen mit großen Felsen übersäten Pfad zu erreichen ist. Ziemliche Kletterpartie, aber dann kam ich zu einem kleinen Pool, in den das Wasser aus etwa 5m Höhe hinabfiel. Paradiesisch! Abends Lagerfeuer und Vollmond am plätschernden Bach, schöne Vogelgesänge, dann Stille und eine schöne ungestörte Nacht.
Mittwoch 25.08. - 50km westlich von Katherine
Ich überspringe einfach mal zwei Tage, denn diese Zeit haben wir uns nochmal an den Douglas Hot Springs gegönnt und die kennt ihr ja schon von meinen Schwärmereien der letzten Woche. Von den Robin Falls waren wir in eineinhalb Stunden Fahrt dort und ließen uns faul ins warme Wasser gleiten. Neben den ausgedehnten Badesessions, bei denen wir uns beide noch einmal den Pelz von der Sonne verbrennen ließen (wie doof kann man sein?) hatten wir hier und da zu reparieren, aber auch die Hängematte wollte bewegt werden. Dabei wurde das erste der beiden Bücher, die ich mir für zu viel Geld aus Darwin mitgenommen hatte, durchgelesen.. ich glaube, ich muss nun mal etwas rationieren... Heute morgen waren wir dann aber auch beide satt vom Faulenzen und im warmen Wasser spaddeln und wollten weiter. Eine Campnachbarin schenkte mir noch ein gefrorenes Steak, das ihrem Mann zu zäh sei. Ich wickelte es vielfach ein, um es möglichst kühl zu halten bis abends. Nach knapp 200km waren wir in Katherine, der letzten richtigen Einkaufsmöglichkeit für viele hundert Kilometer. Die Küche und die Tanks aufgefüllt, Mails gecheckt und einen neuen Vorderreifen für Jolly gekauft, dann wurde es Zeit, die Stadt Richtung Westen zu verlassen und einen Übernachtungsplatz zu suchen. Der erste Platz auf der Karte war nix, nur ein vermüllter kleiner Platz ohne Wassertank, niemand da, dafür aber sehr dicht an der Straße. Wir versuchten den nächsten Platz, nur 23km weiter westlich. Dort sah es schon besser aus (Wassertank, Toiletten, Sitzgelegenheiten, Grillplätze) und wir wurden von einem freundlichen Hamburger begrüßt und mit je einer Dose Bier für den Feierabend beschenkt. Das Steak war noch gut, ich sammelte schnell etwas Holz und briet es mir auf dem Grill. So ein Luxus: fast kaltes Bier und ein leckeres Steak! Meine Stimmung war so gut, dass ich Thomas beim abendlichen Kniffelmatch locker besiegte (trotzdem steht er in der Gesamtbilanz noch weit voraus...). Nun geht es in den nächsten Tagen mal wieder richtig vorwärts: etwa zwei Tage bis zur Grenze von Westaustralien, dann zu den Bungle Bungles und weiter Richtung Westküste. Darauf freuen wir uns sehr, denn die Westküste soll sehr schön sein und im Verhältnis zur Ostküste nicht so teuer, dafür naturbelassener und mit vielen Möglichkeiten, an den Stränden zu campen. Schauen wir mal!!
Australien August 2010 (Weltreise Tagebuch 112) nächstes Tagebuch
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