Reiseberichte


Australien
 
Australien November 2010 (Weltreise Tagebuch 120) nächstes Tagebuch
Freitag, 12.11. - Adelaide
Es regnet. Wir packen. Langsam, denn wir haben nicht so recht Lust aufs Nasswerden. Sitzen dann lange mit Chris am Frühstückstisch und philosophieren drauflos. Irgendwann finde ich eine Mail der Lady vom AAA, die uns aus unserem Getrödel aufschreckt: wenn wir nun schnell sind, können wir unsere Carnetverlägerung vielleicht doch heute noch abschließen und brauchen nicht übers Wochenende in Adelaide auf irgendeinem Campingplatz abhängen! Also kommt nun etwas Schwung in unseren Aufbruch: eine halbe Stunde später sind wir fertig zum Abmarsch und verabschieden uns von Chris. Der Regen hat aufgehört, fein! Eine Dreiviertelstunde später finden wir in der City das Gebäude, in dem der südaustralischen Automobilclub residiert. Die freundlichen Ladies dort streichen das alte Datum in den Carnets aus, stempeln die neuen Angaben ab und lassen sich für diese Leistung pro Motorrad mit schnellverdienten 100 Dollar entlohnen. Knirsch! Was genau kostet hier nun soviel Geld? Nützt nix, wir brauchen diese Papiere, also zahlen wir. Fahren dann weiter durch die Stadt zum Hafen, wo wir uns einen weiteren, kostenlosen, Stempel beim Zoll abholen sollen, um den Vorgang abzuschließen. Auch dort geht es reibungslos über die Bühne und wir sind nun frei, mit den Bikes bis April im Land zu bleiben. Das feiern wir mit einem Stück Bienenstich und einer Rumkugel bei einem deutschen Bäckerladen, der uns auf dem Weg aufgefallen ist. Als wir weiterfahren wollen, steht der italienischstämmige Barbier aus dem Nachbarlädchen neugierig bei den Moppeds. Im Laufe eines kurzen Chats lädt er uns zu einem Espresso in seinen Barbershop ein. Während er dem nächsten Kunden, der ebenfalls viele Fragen stellt, die Haare schneidet, schlürfen wir unseren Espresso und finden es Klasse, was für unerwartete Situationen uns immer wieder überraschen. Doch es kommt noch besser: nachdem wir uns von Guiseppe verabschiedet haben und weiterfahren, um die gestern bestellten Reifen bei einem Motorradhändler abzuholen, fahren wir aus Versehen ein paar Meter an der richtigen Adresse vorbei und stoppen am Straßenrand. Da hält neben uns ein Biker auf einer KTM, zieht den Helm vom Kopf und fragt: "Na, wo kommt ihr denn her?" Auf deutsch. Hans aus Hamburg lebt seit etlichen Jahren hier und er freut sich, deutsche Nummernschilder zu sehen. Mit seinem Telefon findet er heraus, dass der gesuchte Händler schon Feierabend hat. Dann fragt er, ob wir schon einen Platz zum Übernachten hätten und schleppt uns, nach kurzer telefonischer Rücksprache mit seiner australischen Frau, einfach mit nach Hause. Wir grinsen von einem Ohr bis zum anderen: als Nächstes hätten wir uns nun einen doofen, teuren Campingplatz in der Stadt gesucht... Mal wieder haben wir im genau richtigen Moment genau den richtigen Menschen getroffen! Es ist einfach phantastisch! Wir fahren Hans hinterher, quer durch den Feierabendverkehr, raus aus der Stadt und in die umgebenden Hügel hinein. Dort lebt er mit seiner Frau Alison und der 6-monatigen Annabelle in einem urigen Haus mit dreieckigen und runden Fenstern unter großen Bäumen. Ali kommt mit dem Baby zur Begrüßung heraus, heißt uns willkommen und auch die Kleine schenkt uns ein vorsichtiges Lächeln. Schnell werden wir im Haus eingecheckt, Ali bereitet die Zutaten für vegetarische Tacos vor und dann sitzen wir den ganzen Abend zusammen. Hans und Ali fragen, wir erzählen, fragen unsererseits die beiden über ihr Leben aus, trinken ein Glas deutschen "Jägermeister", den sich Hans ab und zu aus der alten Heimat mitbringen lässt und freuen uns darüber, dass wir uns gefunden haben.
Sonnabend, 13.11. - Adelaide
Wieder Regen. Wir sitzen im Trockenen im schönen Haus, wo ein Kaminofen behagliche Wärme produziert und frühstücken zusammen in aller Ruhe, bis die Zeit drängt: der Reifenfritze macht um 12 Uhr zu! Hans bietet freundlicherweise an, uns mit dem Auto hinzufahren, das spart uns die Navigation durch die regennasse Stadt. Wieder zurück müssen wir uns leider bald von Ali und dem Baby verabschieden, weil die Beiden nach Canberra fliegen, wo Ali neuerdings jede zweite Woche arbeitet. Ihre Eltern wohnen ebenfalls in Canberra und hüten Annabelle, bringen sie jeden Mittag zum Stillen zur Mutterbrust. Gut, wenn es eine Oma gibt, die für solche Hilfe zur Verfügung steht! Ich kann mich auch noch an solche Zeiten erinnern... Danke dafür, meine liebe Mutter!!! Wir bleiben also für eine Weile allein, während Hans seine Frau zum Flugplatz bringt. Thomas montiert draußen seine neuen Reifen, ich schreibe, wie man sieht, am Tagebuch. Dann helfen wir Hans ein wenig über sein leeres Haus hinweg, kochen zusammen und verbringen einen weiteren interessanten Abend am Kaminofen.
Sonntag, 14.11. - am Murray River
Der Regen ist weitergezogen, erste blaue Stellen zeigen sich am Himmel. Auf geht's. Hans begleitet uns auf seiner KTM die ersten Kilometer durch die Hügel bis nach Hahndorf, einem sehr touristisch vermarkteten "deutschen" Dorf. wo man typisch deutschen Kuchen essen und Wein von deutschstämmigen Winzern trinken kann und sich, heute am Sonntag, mit Horden asiatischer und anderer Besucher die "deutsche Kultur" anschauen kann. Naja... aber egal - Hans lädt uns hier zu einem recht leckeren Stück "deutschen" Käsekuchen mit Kirschen ein, wir sitzen vor einem Straßencafe und schauen dem internationalen Touri -Treiben zu. Dann gibt es eine kurze, herzliche Verabschiedung und wir fahren in entgegengesetzte Richtungen davon. Tschüß, Hans! Und danke! Unser Weg führt nun auf kleinen Straßen zum Murray River, einem recht breiten Fluss, der sich östlich von Adelaide einen kleinen Canyon gegraben hat. Die Ufer sind stellenweise dicht mit Shacks (Ferienhäusern) bebaut, große Kolonien von Hausbooten liegen vertäut, warten auf Nutzung. Hier verbringen viele Adelaider ihre Freizeit. Zur Zeit sind die weitläufigen Flussauen noch überschwemmt vom vielen Regen der letzten Wochen, das sieht besonders schön und üppig aus. Große Weiden stehen an den Ufern, die Zweige hängen bis ins Wasser, breite Schilfgürtel und grüne Wiesen bilden einen Kontrast zu den gelben Feldern der Umgebung. Die Straße verläuft meistens oberhalb des sich schlängelnden Flusses, so kann man viele schöne Ausblicke genießen. Als wir uns schon fast damit abgefunden haben, dass die gesamten Uferflächen jemandem gehören und für uns nicht zugänglich sind, findet Thomas doch einen kleinen Schotterweg hinab zu einer frei nutzbaren Fläche, die offensichtlich zum Campen geeignet ist. Unter großen Bäumen, mit Zugang zum Wasser und einem Lagerfeuer, das in der Tiefe noch heiß ist und mit ein paar frischen Zweigen sofort wieder aufflammt. Perfekt! Gegenüber schöne Häuser, deren automatische Rasen-Bewässerungspumpen abwechselnd zu uns herüberschallen. Ein großes Hausboot gleitet vorbei, aus allen Fenstern dringt elektronische Musik. Dann ist alles still. Heute muss ich früh zu Bett: gestern hatte ich aus lauter Gesellschaft drei Tassen Kaffee in mich hineingeschüttet und konnte daher die halbe Nacht nicht schlafen. Entsprechend müde bin ich heute.
Montag, 15.11. - Lake Cullulleraine
Weiter folgen wir den Windungen des Flusses bis nach Morgan, setzen dort mit einer kleinen Fähre über und setzen die Fahrt auf der Nordseite des Flusses fort, Richtung Renmark, wo wir am Nachmittag unsere Obstvorräte auffüllen. Den ganzen Tag schon hängen dicke, dunkle Wolken am Himmel, die jedoch dichthalten, jedenfalls in unserer Nähe... Von Renmark weiter, über die Grenze nach Victoria (wie dumm, nun haben wir so viel Obst dabei, das dürfen wir sicher gar nicht mit hinein nehmen!) und Richtung Mildura. Und richtig, an der Straße stehen lauter Schilder, die uns darauf aufmerksam machen, dass auch hier die Verbreitung der gemeinen Fruchtfliege verhindert werden soll und man daher keine Früchte befördern darf. Vorläufig gibt es aber noch keine Kontrolle... Bis wir nach Cullulleraine kommen. Zum Glück finden wir eine kleine Straße, die kurz vor der Straßensperre zum kleinen See führt. Am hinteren Ufer des Sees kann man zelten, dort bleiben wir. Und essen zum Abendbrot Obst satt.
Dienstag, 16.11. - Pine Creek, 50km vor Broken Hill
Um unser restliches Obst nicht zu gefährden, nutzten wir morgens einen Schleichweg, den die Karte uns versprach. Ganz so, wie auf der Karte, gab es ihn allerdings nicht, doch fanden wir irgendwie aus dem, teilweise überfluteten, Gewirr der Sandwege wieder hinaus und zur Teerstraße zurück. Auf dem Granulat, das man hier benutzt, um die Wege abzuschottern, fährt es sich wie auf einem Teller roher Erbsen! Man kann überhaupt nicht geradeaus fahren. Ich dachte schon, ich hätte einen platten Reifen und hielt an, um nachzuschauen. Nein, alles okay... WIr fuhren durch grünes, fruchtbares, flaches Land mit vielen Mandelfeldern, Weinanbau und Obstbäumen. Der nächste Ort in dieser Gegend, Merbein, war gut für eine Kaffeepause, dann wurde vollgetankt und wir machten uns auf die lange Strecke nach Broken Hill, immer nordwärts. Man hatte uns erzählt, es seien Schwärme großer Heuschrecken unterwegs, aber niemand wusste, wo. In so einen Schwarm zu geraten, stellten wir uns unangenehm vor... Es blieb dann unterwegs bei einigen kleinen Grüppchen der Tierchen, größere Ansammlungen blieben heute aus. Knallt ordentlich, wenn so ein Flieger auf den Helm trifft! Die Strecke nach Broken Hill ist dann wieder ziemlich öde: mal Bäume, mal niedriger Busch, flach wie ein schlechter Witz. Interessanter über dem weiten Horizont der bewegte Himmel mit dicken schwarzen und leichteren weißen Wolkenbändern. Bei den dunklen Wolken bin ich fast geneigt, den Kopf einzuziehen, so schwer hängen sie über uns. Es bleibt aber trocken, wir haben wieder Glück. Ein paar Emus rennen vor uns davon, parallel zur Straße. Manchmal bin ich mir nicht so sicher, ob sie überhaupt vor uns weglaufen oder ob sie es bloß nicht vertragen, wenn jemand schneller ist als sie? So viel Grips scheinen sie in ihren kleinen Köpfen, die ja auch fast nur aus Schnabel und Augen bestehen, nicht spazieren zu tragen.. Aber dafür sind sie wirklich ziemlich schnell! Bei 60km/h auf meinem Tacho halten sie noch ganz gut mit! Die letzten 100km vor Broken Hill sind fast so leer wie die Nullarbor - hier einen Schlafplatz zu finden, erweist sich als schwierig. Doch ein kleiner Fluss, den wir schließlich auf einer Brücke überqueren, hat genug Ufervegetation zum Campen. 300km Strecke sind genug für heute. Thomas geht los, Wasser holen. Auf dem roten Schlamm, der von dem Regen der letzten Zeit übrig ist, legt er sich einseitig lang und kommt völlig verschlammt zurück. Außer matschigen Klamotten und schmutzigem Kameraobjektiv ist aber zum Glück nichts passiert!
Mittwoch, 17.11 - Broken Hill
Thomas hatte lange damit zu tun, seine Lederhose und die Stiefel von dem steinharten, angetrockneten roten Lehm zu befreien. Erst das Dicke mit dem Messer abkratzen, dann mit Wasser und Bürste den Rest abschrubben...Dann war er wieder gesellschaftsfähig - wo er doch heute in Broken Hill auf einen Zahnarzttermin hoffte, um die vor ein paar Tagen beim Essen herausgefallene Krone wieder eingeklebt zu bekommen. Das graue Gewölk hatte sich verzogen, mit neuer Motivation bereiteten wir uns auf den Tag vor. Und da waren sie mal wieder: unzählige kleine fiese Kletten hatten sich an unser gesamtes Equipment geheftet. Und an uns selbst natürlich auch. Sie sind nur wenige Millimeter klein, aber dafür mit unglaublich spitzen Stacheln, die sich selbst an glatter Haut festhalten können. Und es piekt ziemlich schmerzhaft, wenn man dann irgendwo gegen stößt! Oder vorsichtig mit den Fingern versucht, die kleinen Fieslinge abzuziehen. Unsere ohnehin schon durchlöcherte Zeltbodenschutzfolie war ebenfalls gespickt und musste mühsam befreit werden. Das alles verzögerte den Aufbruch ein wenig. In Broken Hill, einer recht hübschen alten Minenstadt (Silber, Zink, Blei) mit großen Abraumhalden im Umland, angekommen, fragte Thomas sich nach einem Zahnarzt durch, der ihm evtl einen kleinen Moment seiner kostbaren Zeit widmen würde. Der dritte Versuch war erfolgreich: nur wenig später saß die Krone wieder, wo sie hingehört und der nette Onkel Zahndoktor kassierte für 10 Minuten Schwerarbeit 230 australische Penunsen. Uff! Zum Glück haben wir für solche Fälle eine Reisekrankenversicherung, die uns das Geld hoffentlich in Kürze zurück erstattet, aber erstmal musste es natürlich bezahlt werden. Greg, der verständlicherweise gut gelaunte Zahnarzt, kam mich nach vollendeter Tat draußen vor der Tür bei den Moppeds besuchen und beriet mich zum Thema Broken Hill: was sollte man sich hier anschauen? Seinem Rat folgend fuhren wir also die 25km nach Silverton, einer quasi Geisterstadt, in der viele (ich glaube, es war von 140 die Rede) Kinofilme gedreht wurden. Einer der bekanntesten ist "Mad Max", ein Museum wurde den Dreharbeiten dieses Endzeit -Kultfilmes gewidmet. Außerdem steht eine Replika des schwarzen Mad Max - Autos zur Besichtigung frei. Die Landschaft um Silverton herum ist normalerweise sehr gut für solche düsteren Epen geeignet: karge und trockene kleine Hügel, fast ohne Vegetation. "Leider" hat es in den letzten Jahren hier allerdings mehr geregnet als üblich. Die Folge davon: alles grünt und blüht und die längst geplanten Folgen 3 und 4 der Mad Max - Reihe warten noch auf ihre Verwirklichung, bis es hier mal wieder richtig schön trocken und öde ist. Diese Informationen bekamen wir von Fritz, einem ausgewanderten Schweizer, hier in Begleitung eines Schweizer Paares, das wir schon im Süden Westaustraliens bei den großen Bäumen getroffen hatten. Fritz wohnt hier, leitete zu der Zeit der Dreharbeiten ein kleines Hotel und erzählte, nicht ohne einen gewissen Stolz, dass der damals noch unbekannte Mel Gibson in seinem Hotel gewohnt hat! Wir schauten uns in der Geisterstadt um, ich wagte einen Blick in den Souvenirshop, wo es Opale zu kaufen gibt. Selbst die kleinsten, unscheinbarsten Steinchen sollten um die 50 Dollar kosten - schade, aber nee, das lassen wir mal lieber sein. Die Straße führt noch etwas weiter, wir folgten ihr, erst zu einem Aussichtspunkt, von dem man weit über das pfannkuchenplatte Land Richtung Westen schauen kann, dann zu einem Wasserreservoir, in dem der Trinkwasservorrat für die Stadt Broken Hill und die umliegenden Minen gelagert wird. Jetzt gerade war das Reservoir gut gefüllt, aber wie mag es aussehen, wenn das Wetter "normal" trocken ist? Zurück in Broken Hill fanden wir einen Schlafplatz außerhalb der Stadt an einem fast trockenen Flüsschen, im Ufersand zwischen ausladenden Stauden der blauen Blumen. Beim genaueren Hinschauen fand sich noch eine kleine wasserführende Stelle im Fluss, aus der wir uns etwas sauberes Waschwasser schöpfen konnten. Da es heute mal wieder warm war, eine willkommene Erfrischung. Man stelle sich in die kleine Faltschüssel, seife sich ein und spüle sich mithilfe eines Bechers wieder ab. Das geht gut und braucht nur wenig Wasser (wir wollen ja den Wildtieren nicht ihr ganzes Trinkwasser wegnehmen).
Donnerstag, 18.11. - Wilkannia (Barrier Highway)
Broken Hill hat noch einige Schätze mehr zu bieten, als da sind: ein Skulpturengarten in der Wüste, das größte, auf Leinwand gemalte Bild der Welt (das wird jednfalls behauptet), einige Silberskulpturen und ansonsten noch etliche Galerien und Museen. Wir sind im Moment nicht so aufnahmefähig und fahren lieber weiter. Vielleicht ein andermal... Nach Wilkannia, dem nächsten Punkt auf unserer Landkarte, sind es etwa 200km, die wollen wir heute hinter uns bringen. Bei endlich wieder typisch australischem, blauen Himmel und einem frischen Wind folgen wir dem Highway, der angenehm leer ist. So kann man gut fahren, seinen Gedanken nachhängen, Musik hören und in die Gegend gucken. Als ich, was selten vorkommt, einen PKW überhole, fordere ich offenbar mal wieder einen Emu zum Wettrennen heraus. Erst steht er ruhig neben der Straße, doch dann rennt er los, kommt auf die Fahrbahn, peest zu meinem Glück hinter mir über die Straße und zwingt damit Thomas, der ebenfalls zum Überholen angesetzt hat, und auch das Auto, in die Bremsen. Beim Vorbeilaufen schaut er mich mit seinen Riesenaugen eindeutig vorwurfsvoll an: "Pass doch auf!" Vor Wilkannia finden wir im Busch keinen Schlafplatz, denn die Straße ist komplett abgezäunt. Wir spielen schon mit dem Gedanken, im Ort beim Caravanpark zu nächtigen, aber der Eintritt von 15 Dollar pro Person schreckt uns ab. Stattdessen finden wir am Ende des Ortes einen kleinen Weg, der zum Darling River hinunter führt. Man sieht deutlich, dass der ganze Bereich noch vor Kurzem unter Wasser gestanden hat, aber nun ist der Weg ausreichend abgetrocknet, so dass er befahrbar ist. Etwas abseits kann man gut ein Zelt aufstellen, weit genug weg vom Ort scheint es auch zu sein.
Freitag, 19.11. - zwischen Cobar und Bourke (Kidman Way)
Die Nacht war ruhig und mondhell, trotzdem war ich unnötigerweise unruhig. Hatte von Sturzregen geträumt, der uns hier wegspülen wollte... Der Morgen erwartete uns strahlend blau, gute Voraussetzung für einen weiteren Tag auf der Straße: 270km bis Cobar. Keine Orte zwischendrin, nur ein kleines Roadhouse und, etwa alle 50km, ein Rastplatz. Allmählich wurde die Landschaft wieder interessanter, kleine Hügel, viele Bäume, Blumen, blühende Gräser. Anlässlich einer Pause begegneten wir einem Paar aus Brisbane, die gerade aus Alice Springs zurückkehrten. Der Mann war sehr an den Motorrädern interessiert, so kamen wir ins Gespräch. Er sagte, so grün habe er diese Gegend noch nie gesehen. Normalerweise sei es die reinste Wüste hier! Ich stellte mir vor, wie langweilig die Fahrt wäre ohne all die bunten Blumen und konnte unser Glück mit dem Wetter beim Weiterfahren besonders würdigen. Im hohen Gras am Straßenrand sahen wir hin und wieder ein paar Ziegen stehen, die uns beim Vorbeifahren aus ihren geschlitzten Ziegenaugen anschauten, während sie mit vollen Backen kauten und am hinteren Ende die Fliegen weg wedelten. So gut haben die es wohl auch nicht oft. Mit schmerzendem Hinterteil erreichten wir Cobar. Eine hübsche kleine Stadt voller blühender Jacarandabäume und dazu kontrastierender tiefrot leuchtender Oleanderbüsche, wie Broken Hill mit Minengeschichte - Kupfer wurde hier gefunden. Die Temperatur steigt nun Tag für Tag etwas an, seit gestern fahre ich wieder mit Shorts unter der Motorradhose und die Fleeceklamotten haben seit ein paar Tagen Urlaub. Schön! Wir tuckerten einmal durch's Städtchen, füllten die Tanks und bogen dann nach Norden ab auf die kleine Straße Richtung Bourke. Auf der Hälfte der 160km dorthin hatten wir genug für heute und nahmen die Einladung eines roten Sandweges an, der in den Wald führte. Etwas schwierig war es, dort einen Zeltplatz zu finden, der nicht direkt auf einer Ameisenstraße lag: eigentlich krabbelte es auf dem gesamten Boden! Wir bauten unser Häuschen an einer möglichst wenig belaufenen Ecke auf und hofften, dass es sich bei den kleinen Ameisen nicht um solche handelte, die sich durch Zeltböden knabbern, wie wir es in Kolumbien einmal erlebt haben. Damals waren wir mitten in der Nacht aufgewacht, weil es um uns herum zu Hunderten wimmelte und mussten einen wahren Genozid in unserem Schlafzimmer veranstalten, nach dem das ganze Zelt nach Ameisensäure gestunken hatte Das war nicht schön.
Sonnabend, 20.11. - zwischen Bourke und Walgett (Kamilaroi-Highway)
Das Kilometerfressen macht keinen Spaß, aber anderes gibt es hier nicht zu tun. Wir freuen uns auf die Ankunft in Allora bei Hülya und Ossi, unserem nächsten Ziel, und dann auf ein paar Tage absolut NICHTS tun, was nicht für die reine Lebenserhaltung notwendig ist. Nach der ersten Stunde Fahrt am Morgen kommen wir nach Bourke, wo gerade, es ist ja Samstag, alle Läden die Türen schließen. Außer dem Supermarkt, der hat sieben Tage die Woche bis abends geöffnet. Aber alles andere sieht wie ausgestorben aus. Die Sonne brennt auf die leeren Straßen, auf denen nur ein paar kleine braune Kinder herumtollen. Eine Horde kleiner Jungs kommt angelaufen und fragt, wo wir herkommen und ob wir auf den Motorrädern ganz von Deutschland hierher gekommen seien. Wie häufig ist die Neugierde der meisten der Kids dann befriedigt, nur einer bleibt noch da und möchte gerne mehr erfahren. Ich zeige ihm auf unserer Weltkarte an Fosters Topcase, wo wir überall gewesen sind. Am meisten beeindruckt ihn die Schiffsreise der Bikes von Kalifornien nach Neuseeland, weil die Linie am linken Bildrand aufhört und am rechten unteren Rand weitergeht: "...dann seid ihr ja sozusagen um das Topcase herum gefahren?" freut er sich. Dann flitzt er seinen Freunden hinterher. Ein paar schöne Fassaden, z.B. die alte Post mit blumenbehängtem Rundum-Balkon im Obergeschoss und filigranen Schnitzereien am Balkongeländer, sind gut für ein paar Fotos. Etwas frisches Obst einkaufen, dann verlassen wir diesen Ort und hangeln uns am Teer entlang, vorbei an grüner, flacher Landschaft, bis zum nächsten, ebenso öden Dorf, Brewarrina. Hier treffen wir auf einen breiten, lehmfarbenen Fluss, den Barwon River. Wir hoffen, im weiteren Verlauf der Strecke einen Zeltplatz am Wasser zu finden, damit wir uns wieder mal waschen können. Der Highway verläuft nun immer ein Stück nördlich des Flusses, da sollte es doch irgendwo einen Zugang geben. Nach etwa 60km dann eine Erdstraße, die zum Fluss und, über ein kleines Brücklein, darüber hinaus führt. Hinter der Brücke ein schmaler Weg, der uns zu großen Bäumen am Flussufer bringt. Fein, das ist genau richtig für uns. Kein Mensch in der Nähe, jede Menge Platz für unser Zelt und beliebig viel Wasser für unser geplantes Duschbad. Schnell fließt der, durch die vielen Regenfälle stark angeschwollene, Fluss durch die Niederung, viele dicke Bäume stehen mit den Füßen im hellbraunen Nass. Wir schöpfen unsere Schüssel voll und plantschen genüsslich, bevor wir vor den Fliegen ins Zelt flüchten und auf unseren vier Quadratmetern den Feierabend einläuten. Schreiben, lesen, Abendbrot essen, den Tag Revue passieren lassen, so verbringen wir die Zeit.
Sonntag, 21.11. - zwischen Moree und Warialda (Gwydir-Highway)
In der Nacht zogen dicke Wolken auf, die beim frühmorgendlichen Wettercheck-Blick aus dem Zelt deutlich mit Inkontinenz drohten. Der gesamte nördliche Himmel war dunkel grau von einer aufziehenden Regenfront, die sich auf uns zu bewegte. Da wir zurück zum Teer etwa drei Kilometer "Dry weather road" zu fahren hatten, die von den letzten Regengüssen eben abgetrocknet war, aber davon noch tiefe Spuren zeigte, wollte ich so schnell wie möglich losfahren, bevor der Weg aufmatschen würde und wir eine Zwangspause einlegen müssten. So drängte ich Thomas, der morgens gerne mindestens eine Stunde zum Wachwerden und eine weitere für's Frühstück braucht, zum schnellen Aufbruch. Um 7 Uhr (!) waren wir im Sattel und fuhren los, just bevor die dunkle Regenfront ihre Schleusen öffnete. An der Einmündung zum Highway, es fing eben an zu tröpfeln, trafen wir einen Truckfahrer, der 40km in die Erdstraße hineinfahren sollte, aber Angst hatte, bei dem zu erwartenden Regen dort steckenzubleiben. Er wollte von uns wissen, wie der Zustand der Strecke sei. Viel konnten wir ihm nicht weiterhelfen, aber ich verstand seine Sorge sehr gut! Mit solch einem Monstrum steckenbleiben und tagelang nicht weiterfahren zu können, ist bestimmt kein Spaß! Wir fuhren also ungefrühstückt am Südrand des Regengebietes entlang, bekamen nur ein paar kleine Schauer ab und erreichten nach einer Stunde die kleine Stadt Walgett. Etwas heruntergekommen sah sie aus, mit ungepflegten Häusern und ebensolchen Bewohnern (was wir davon am Sonntagmorgen um acht sehen konnten). In einem grünen Park holten wir an einem überdachten Picknicktisch das Frühstück in gewohnter Ruhe nach. Dann weiter Richtung Moree, etwa 200km weiter östlich. Auf halber Strecke durch eintönige flache Agrarlandsschaft ein weiterer kleiner Ort, Collarenebri. Zeit für eine Kaffeepause. Ein kleines Cafe in einer Nebenstraße hatte Stühle vor der Tür, das war unser Signal, wir stoppten. Während wir in der milden Luft unseren Cappucchino schlürften, schauten wir uns in der Straße um: die Häuser und ihre Umgebung waren auch hier etwas verwahrlost. Eine Menge Müll, alte Autos, schrottige Wohnwagen auf verwilderten Grundstücken, abblätternde Farbe an den Fassaden. Kein Anzeichen der Bewohner zu sehen. Die saßen wohl hinter heruntergelassenen Jalousien und guckten fern? Neben dem Cafe ein langer, hoher Wellblechzaun, daran ein altes Schild "Liberty - Open Air Theater", am Ende des Zaunes ein Haus mit vernagelten Türen, das vielleicht mal ein Kino gewesen sein könnte? Wir wurden neugierig. Da kam der Cafe-Besitzer heraus und fragte, ob wir mit dem Cappucchino zufrieden seien und wir konnten ihm alle Fragen stellen, die uns gerade in den Sinn gekommen waren. Peter (ich weiß in Wirklichkeit nicht, wie er heißt, aber ich nenne ihn mal so, weil der Name irgendwie zu ihm passt) und seine Partnerin haben das ganze Anwesen, Cafe, Open Air-Theater und Kino (wir haben richtig geraten) vor einem halben Jahr gekauft, haben vorher in Victoria gewohnt. Peter ist erst vor vier Jahren aus Yorckshire in England nach Australien gekommen. Sie wurden hier gleich von den älteren Bewohnern ( etwa 600 Menschen, davon 40% Aboriginals, 60 % Weiße leben hier), die das 1950 erbaute, aber nun schon lange stillgelegte, Kino noch im Betrieb erlebt haben, gefragt, ob sie es nun wieder eröffnen würden und das wollen sie tatsächlich gerne. Peter öffnete uns die Pforte zum Freilufttheater und auch in den alten Kinosaal durften wir einen Blick werfen. Da warten eine Menge Arbeit und Ausgaben auf die Beiden, bevor hier wieder Filme gezeigt werden können! Die Sitzreihen sind zwar noch vorhanden, aber die staubige Polsterung der Stühle hängt teilweise in Fetzen, an der Decke des hohen Blechschuppens fehlen etliche Verkleidungsplatten, die Leinwand fehlt ganz und auch die gesamte Technik muss neu gekauft und installiert werden. Im rasenbewachsenen Freiluft-Part hinter dem hohen Zaun sahen wir in einer Ecke noch das Blechdach der ehemaligen Bühne, ein handgemaltes Schild sprach von den Eintrittspreisen der damaligen Glanzzeit: 2,50 AUS für Erwachsene, 2 AUS für große Kinder, kleinere Kinder zahlten nur 60 Cent. Diese Zeiten sind eindeutig vorbei... Vorläufig wohnt eine freundliche, übergewichtige Hundedame im Freilufttheater. Es gibt viel zu tun! Dann allerdings hätte diese trostlose Gegend ein tolles Kulturzentrum, das sicher gut laufen würde und den Kids vielleicht andere Perspektiven für ihr Leben aufzeigen könnte. Damals seien alle Vorstellungen ausverkauft gewesen, wusste Peter zu berichten. Nun versuchen sie, Geld zusammen zu bekommen, um erstmal anfangen zu können. Zu dem Zweck konnten sie u.a. einen australischen Comedy-Hypnotiseur gewinnen, eine Benefizveranstaltung zu geben. Ein kleines Kaff mit einem Namen, den man sich höchstens für fünf Minuten merken kann, aber doch ein Universum für sich! Gerade vor einer Woche fand hier eine Schießerei statt, bei der der Schütze offensichtlich unter Drogen stand, nach der Tat versuchte, mit dem Auto vor der Polizei zu flüchten und schließlich durch einen provozierten Frontalzusammenstoß mit dem Polizeiauto noch zwei Polizisten schwer verletzte. Einer der Polizisten hat ihn dann erschossen. Natürlich muss nun untersucht werden, ob der Polizist in Notwehr gehandelt hat. Durch die Schlagzeilen ist der Name des Städtchens (wie hieß es noch?) COLLARENEBRI (ich kann mir den Namen auch nicht merken) nun wohl auf der Bekanntheitsskala der Australier um einige Punkte angestiegen. Ureinwohner und eingewanderte weiße Menschen versuchen hier, wie an vielen anderen ähnlichen Orten, miteinander auszukommen, aber aus immer denselben Gründen, über die ich schon öfter erzählt habe, ist das richtig schwierig. Vielleicht würde das neue Veranstaltungszentrum helfen, die Gemeinschaft zu stärken. Peter sagte, damals habe es im Kinosaal noch eine Trennwand zwischen Weiß und Schwarz gegeben. Bis eine mutige schwarze Frau gestreikt hat und so lange im Vorraum des Kinos stand, bis man ihr erlaubt hatte, sich in den "weißen" Bereich zu setzen. Dann sei die Trennwand gefallen, erzählte Peter. Die Frau ist später eine bekannte Vorkämpferin für die Rechte der Aboriginals geworden. Für uns ist es immer wieder sehr spannend, so einen kleinen Einblick in das kleine lokale Leben der Menschen zu bekommen. Und wunderbarerweise beantwortet mir dieses kleine Erlebnis eine Frage, die mir gerade heute durch den Kopf gegangen war. Wir hätten heute auch nach Lightning Ridge fahren können, einer der bekanntesten Opalminen Australiens und eigentlich einem Muss für alle Touristen, wo wir sicher auch viel Interessantes gesehen hätten. Aber wir sind nicht hingefahren und ich hatte mich während der Fahrt gefragt, warum wir gar nicht so scharf darauf waren? Was mir nun dazu einfällt, ist Folgendes: einerseits bedeutet touristische Attraktion auch meistens, dass man dort Geld ausgeben muss, um die Highlights zu sehen und wir haben halt nur wenig Geld. Andererseits hört man aber auch so viel über diese Orte - wir waren, wie euch vielleicht aufgefallen ist, auch immer noch nicht am Uluru (Ayers Rock) - dass es uns gar nicht so spannend erscheint, uns selbst auf den langen Weg dorthin zu machen... Viel überraschender und intimer erscheinen uns solche Erlebnisse, wie wir sie nun schon so oft machen durften, bei denen sich uns ein ganz persönliches Fenster zum wirklichen Leben der Menschen öffnet. Dafür offen zu sein, wenn jemand auf der Straße eine Geschichte zu erzählen hat, ist uns wichtig und die Dinge, die wir dabei erfahren, sind uns wertvolle Geschenke, die uns lange beschäftigen. Wir wünschten Peter und seiner Frau aus vollem Herzen alles Gute für ihr Projekt und ließen Collarenebri (jetzt hab ich's) hinter uns. In Moree, dem zentralen Ort der Gegend, tauchten wir aus unseren Gedanken wieder auf, hatten nun schon fast 300km auf der Uhr und uns eine Mittagspause "verdient". Schön, dass in australischen Orten eigentlich immer irgendwo ein Picknicktisch zu finden ist! Beim Weiterfahren waren wir uns einig, dass wir heute nicht mehr lange weiterfahren wollten. Eine halbe Stunde später fand sich eine stillgelegte Kurve eines alten Weges oberhalb des Flusses, auf dem schon lange niemand mehr gefahren war. Das hüfthohe Gras war sich da ganz sicher. Also blieben wir da. Leider war der Abhang zum Fluss hinunter so zugewachsen, dass wir nicht an das Wasser herankommen konnten. Machte nichts, wir hatten genug Wasser dabei.
Montag, 22.11. - Coolmunda Dam
Úber Nacht haben sich die meisten Wolken wieder verzogen, die Sonne ist wieder zu sehen. Da macht das Unterwegssein gleich wieder mehr Spaß. Für heute haben wir uns nur etwa 200km vorgenommen, wollen abends an einem Stausee campen, den wir auf der Karte gesehen haben. Bald nach dem Aufbruch erreichen wir die ersten Hügel, wir nähern uns der Ostküste mit ihren Ranges. Endlich wieder mal "richtige" Landschaft! Beim ewigen Geradeausfahren gibt es kaum Überraschungen, denn man übersieht ja die nächsten15km schon - hier dagegen kann man sich wieder mal darauf freuen, welche unbekannten Ausblicke hinter der nächsten Kurve warten. Und auch hier blüht es in allen Farben, sogar große Blattkakteen, über und über mit rotgelben Blüten besteckt, stehen hier und da am Straßenrand. Bergauf, bergab fahren wir, durch kleine Dörfer, vorbei an Pferdekoppeln und Wäldern, in denen sogar dunkelgrüne Nadelbäume wachsen. Das gefällt uns! Den geplanten Stausee Coolmunda Dam in der Nähe des Ortes Ingleton, nur noch 90km von Warwick (und 115 von Allora) entfernt, erreichen wir am Nachmittag und finden dort einen weitläufigen Bereich, in dem man am Wasser zelten darf. Genug Platz für viele Camper, auch wir können eine kleine Halbinsel für uns allein beanspruchen. Sehr schöner Platz, wenn es bloß nicht so kühl und windig wäre! Trotzdem genießen wir unsere vorläufig letzte Nacht im Zelt. Beim Abendbrot schauen wir vom Zelt aus den Pelikanen zu, die auf dem bewegten Wasser schaukeln.
Dienstag, 23.11. - Allora
90km Fahrt, ein Spaziergang sozusagen, dann erreichen wir Warwick, idyllisch in den Hügeln gelegene 11000 Einwohner - Stadt. Über den Dächern der flachen Häuser leuchtend violette Jacarandas, Palmen, Oleander. Im Juni war hier alles braun und trocken, nun zeigt sich die Gegend von ihrer Schokoladenseite. Hier kaufen wir viele Lebensmittel ein, damit wir Hülya und Ossi nicht den Kühlschrank plündern müssen. Auch Motoröl muss mit, denn wir der nächste Ölwechsel ist fällig. Ogottogott, wie sollen wir das alles mitkriegen? Erstaunlich genug, mal wieder verschwindet alles nach und nach in irgendwelchen Boxen oder Taschen an den Bikes. Einiges wird noch auf die Koffer drauf geschnallt, wir müssen damit ja nicht mehr weit fahren. Irgendwie sind die Städte an der Ostküste anders als sonst wo in Australien - mehr Geschäfte, quirliger, mehr Trubel... oder kommt es uns nur so vor nach der langen Strecke durchs Nirgendwo? Wir setzen uns erstmal hin, Thomas bekommt sein täglich Käffchen und wir lassen den Trubel an uns vorbeitrubeln. Eine nette Atmosfäre hier, finden wir beide. Dann die letzte 25km Etappe, abseits des Schwerverkehrs über die Nebenstraße nach Allora, wo wir feststellen, dass es vielleicht doch besser gewesen wäre, nicht nur in einer Mail unsere baldige Ankunft anzukündigen, sondern sicherheitshalber auch mal anzurufen. So stehen wir vor dem verschlossenen Haus, in dem nur Cupid, der kleine, dicke Hund, bellend seine Anwesenheit kund gibt. Niemand sonst zuhause. Macht nichts, wir warten. Liegen im Gras herum, dösen, spazieren durch den Garten. Am späteren Nachmittag kommen Hülya und Ossi von einer Beerdigung zurück und finden uns vor ihrem Haus. Wir dürfen wieder das Gästezimmer beziehen und uns nun von den letzten Wochen mit vielen Kilometern erholen. Irgendwie haben wir es nötig...
Australien November 2010 (Weltreise Tagebuch 120) nächstes Tagebuch
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