Reiseberichte


Australien
 
Australien Dezember 2010 (Weltreise Tagebuch 122) nächstes Tagebuch
Dienstag 28.12. - Allora
Am späten Nachmittag ds gestrigen Tages ließ der Regen nach. Isa und Linda setzten sich ins Auto, um nach Brisbane zurückzufahren. Nach einer Stunde waren sie wieder da: kein Durchkommen. Alle Straßen rund um Allora waren überflutet und unpassierbar. Um uns eine Vorstellung von dem Ausmaß der Überschwemmungen zu geben, fuhr Isa mit allen Interessierten im Auto so weit, wie man eben kam. Erst Richtung Allora. Dort bot sich den Augen und Kameras ein Bild, wie wir es bisher nur aus dem Fernsehen kannten: braune, schlammige Fluten gurgelten mit heftiger Strömung über die Straße, rissen Zäune, Bäume und sogar große Teerplatten von der Fahrbahn mit sich. In einiger Entfernung waren zwei Autos von der Straße gerissen worden und bildeten nun, gestrandet, ein Hindernis für die Wassermassen, die sich schäumend drumherum ihren Weg suchten. Die ganze Talebene war eine einzige Wasserfläche, wo sonst Wiesen und Felder sind. Wir stiegen wieder ins Auto und fuhren Richtung Warwick, wo sich nach wenigen Kilometern Fahrt ein ähnliches Bild bot. Das Wasser floss auch hier von den höherliegenden Flächen in breiten Strömen ab, stand in der Ebene mehr als hüfthoch. Auf einer Länge von etwa einem Kilometer war auch hier die Straße untergegangen, kein Durchkommen! Nun blieben nur noch die kleinen Nebenstraßen, aber hier sah es noch schlimmer aus, weil dort die Teerschicht noch dünner ist als auf den Hauptstraßen und vielfach komplett davon geschwommen war. Der Regen hatte nun ganz aufgehört, aber trotzdem stieg im Tal die Flut weiter an, bis all das Wasser aus den Hügeln abgeflossen war. Im Fernsehen überschlugen sich die Katastrophenmeldungen: Allora von der Welt abgeschnitten, Evakuierungen in vielen Orten, die Feuerwehr im Dauereinsatz, um Menschen mit Booten oder Hubschraubern aus ihren im Wasser stehenden Häusern zu holen oder Leichtsinnige, die mit ihren Autos in den Fluten in Lebensgefahr geraten waren, aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Wer nun noch, entgegen der offiziellen Anweisungen, aus eigener Schuld in Gefahr käme und die Hilfe der Lebensretter in Anspruch nähme, würde dafür hinterher zur Kasse gebeten, hieß es in den Nachrichten. Als die, am späten Nachmittag tatsächlich hinter den Wolken hervor schauende, Sonne unterging, schien sie auf die weite, stille Oberfläche des neuen Sees, der von Hülyas Haus aus sehr schön aussah.
Mittwoch 29.12. - Allora
Morgens war der See schon fast komplett verschwunden! Die Sonne schien aufs Land, als sei nichts gewesen. Isa und Linda versuchten zum zweiten Mal, nach Hause zu fahren und diesmal kamen sie nicht zurück: die Straßen waren wieder frei. Wie schnell das ging! Und nun wurde es richtig warm. In der feuchten Luft fühlten sich die Fliegen wieder besonders wohl, ohne Fliegennetz mochten wir überhaupt nicht aus dem Haus treten. Dem Gras konnte man nun buchstäblich beim Wachsen zuschauen. Hülya stöhnte, denn sie muss nun wieder ihr großes Grundstück mähen. Das Rasenmähen hat in Australien einen anderen Stellenwert als in Deutschland, weil sich im hohen Gras die giftigen Schlangen gut verstecken können. Darum findet man in diesem Land um die Häuser herum meist sehr gut gestutzte Rasenflächen...
Donnerstag 30.12. - Allora
Die Sonne bleibt uns noch erhalten, dem Wetterbericht zufolge noch bis morgen. Erik, ein deutscher Freund der Familie, zur Zeit zum wiederholten Mal auf Australienreise und ebenfalls als Weihnachts-Asylant bei Hülya zu Besuch, und wir zwei, haben beschlossen, morgen nach Brisbane zu fahren und mit Isa und Linda den Silvesterabend in der City zu verbringen. Ein letztes Mal fahren wir mit Ossis Auto alle zusammen nach Warwick zum wöchentlichen Einkauf, trödeln durch den Aldi-Markt, wo nun die aus Deutschland importierten Weihnachtskekse und Schokoladen-Nikoläuse zum Spottpreis zu erwerben sind und schauen uns unterwegs die Überreste der Flut an. Dort, wo normalerweise kleine Bäche fließen, haben die Wassermassen ihre Spuren hinterlassen: hoch in den Bäumen hängen mitgeschwemmte Grasbüschel, Plastikmüll, Zweige und was sonst noch der Flut im Wege war. Straßenarbeiter sind an vielen Stellen des Highways dabei, die Fahrbahn auszubessern oder komplett mit neuer Teerdecke zu versehen. Man muss zugeben, dass die Reparaturen zügig vonstatten gehen. Auch in Warwick sieht man noch, bis wo das Wasser vorgedrungen war: die große Brücke, über die der gesamte Durchgangsverkehr läuft, und die großen Parkanlagen am Fluss waren komplett überflutet, eine Tankstelle stand ebenfalls unter Wasser. Aber schon zwei Tage nach der Flut läuft das Leben wieder fast normal weiter. Für diese Gegend ist damit vorläufiges Aufatmen angesagt, doch weiter im Norden geht es erst richtig los: in den Nachrichten sehen wir, was der Dauerregen nun in Bundaberg und Rockhampton anrichtet. Dort stehen viele Orte komplett unter Wasser. Sie zeigen Luftaufnahmen von Häusern, die bis zum Dach in den braunen Wassermassen stehen. Tausende Menschen mussten evakuiert werden und richten sich nun erstmal in Turnhallen u.ä. ein. Weitere Regenfälle werden folgen, sagt der Wetterbericht... Um morgens rechtzeitig aufbrechen zu können, packen wir unser verstreutes Geraffel heute schon zusammen, unter den etwas bedauernden Blicken der Zurückbleibenden. Erstaunlich genug, dass unsere lieben Gastgeber nicht froh sind, uns nach diesen Wochen, in denen wir ja doch ihren Lebensbereich massiv in Anspruch genommen haben, endlich los zu werden! Am letzten Abend in Allora zeigen wir mal wieder einige Reisebilder, was wir, weil wir ja soo lange hier waren, immer wieder verschoben hatten. Es fällt uns richtig schwer, uns hier wieder loszureißen. So familiär sind wir hier aufgenommen und verwöhnt worden...
Freitag 31.12. - Brisbane
Nach einem gemeinsamen Frühstück und letzten herzlichen Umarmungen setzten wir uns auf die Motorräder und ließen uns bei Sonnenschein aus Allora davon winken. Die schöne Nebenstrecke vom letzten Besuch in Brisbane konnten wir heute nicht fahren, weil sie bedauerlicherweise wegen Erdrutschen und sonstigen Folgen der Flut noch gesperrt war. Der Weg über Toowoomba ist erstens länger und zweitens nicht so abwechslungsreich, aber war immerhin befahrbar. Es tat wieder gut, unterwegs zu sein. Umgekippte Zäune neben der Straße, entwurzelte Bäume und weitere Baustellen erinnerten uns auch hier vielfach an die Katastrofe der letzten Tage. In Brisbane angekommen fanden wir Isa bei der Zubereitung einer vegetarischen Lasagne vor, deren Duft bald verführerisch durchs Haus zog. Nach dem guten Abendessen verbrachten wir die Zeit mit Gesellschaftsspielen. Gar nicht so einfach für uns, auf Englisch unter Nichtbenutzung bestimmter Schlüsselworte unter Zeitdruck Gegenstände zu beschreiben, die ein anderer dann erraten soll! Kurz vor Mitternacht zogen wir dann los, um uns von einem kleinen Hügel in der Nähe das Feuerwerk von Brisbane anzuschauen. Leider waren wir doch etwas zu weit entfernt und sahen nur ein paar vereinzelte Feuerblumen am Himmel aufleuchten, naja... Aber auch ohne das erhoffte spektakuläre Feuerwerk am Himmel rutschten wir ins neue Jahr hinein. Nun fehlte nur noch etwas, um befriedigt zu Bett gehen zu können: im australischen Fernsehen gibt es kein „Dinner for one“! Aber auch diesem unhaltbaren Zustand hatten wir etwas entgegenzusetzen: auf youtube fanden wir eine Version des Silvesterklassikers, zwar in geringer Auflösung, aber immerhin! Isa und Linda konnten, glaube ich, die deutsche Begeisterung für dieses Ritual nicht ganz nachvollziehen, schauten aber höflich mit zu, während wir uns, wie jedes Jahr, über des Butlers ständigen Kampf mit dem Tigerkopf amüsierten. Same procedure as every year, James!
Australien Dezember 2010 (Weltreise Tagebuch 122) nächstes Tagebuch
copyright Globusbiker