Mittelamerika Reiseberichte


Mexiko
 
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Di, 03.02.09 irgendwo im Busch
Abends goss es wie aus Eimern, wir saßen bei Rudi und Regina einem Schweizer Paar, unterwegs im großen Ami-Wohnbus und erzählten uns was. Die beiden sind schon lange in der Welt unterwegs, haben in Paraguay und Madagaskar gewohnt und sind nun gemütlich mit rollendem Heim in Mexiko. Währernd es draussen blitzte und knallte, tranken wir drinnen ein Bierchen und lernten dazu, z.B. über das Prozedere des amerikanischen Visums oder über amerikanische Wohnmobilpreise. Also, Rudi und Regina, es war richtig nett und gemütlich bei euch und wir treffen uns sicher irgendwo wieder! Am Morgen war der Regen abgezogen, das Zelt konnte wieder trocknen und wir fuhren zum Zoll. Dort bekamen wir tatsächlich unsere " importacion temporal" für ca 30 Euro pro Motorrad ausgestellt. Es dauerte mal wieder endlos lange und wir brauchten auch mal wieder Kopien, die man irgendwo anders machen lassen musste, aber gegen 14 Uhr hatten wir alles hinter uns und sind nun frei, durch ganz Mexiko zu fahren.
Noch einmal die gute Versorgungslage der Touristenstadt Cancun ausgenutzt und di Vorräte aufgefüllt. dann beeilten wir uns, aus der Stadt hinauszukommen. Die halbe Strecke nach Valladolid mussten wir nun noch einmal fahren, dann bogen wir ab nach Norden auf eine kleine Straße mit wenig Verkehr. Gleich fingen wir dort an, nach einem Schlafplatz Ausschau zu halten, was sich als ziemlich schwierig erwies. Es gingen zwar eine Menge kleiner Wege von der Straße ab, aber alle wurden nur immer schmaler, waren kaum befahrbar und boten auch keinen Platz zum Zelten. Erst im letzten Tageslicht wurden wir fündig: ein kleiner Weg endete mitten im Busch, dort war genug Platz für unser Zelt. Sehr schön ruhig ist es hier, nur Grillen und Frösche sind zu hören, die nächste Straße ist ausser Hörweite.

Mi, 04.02. an der Küste, nahe Dzilam el Bravo
In der Nacht war es ungewohnt kühl - ich fror in meinem Fleecesack, trotz zusätzlicher Wolldecke. Also doch lieber den warmen Schlafsack mit ins Zelt nehmen...
Ein alter Mann mit einem Dreirad-Fahrrad entdeckte uns morgens, als wir beim Frühstück saßen. Er wollte sein Gefährt auf unserem Zeltplatz abstellen und guckte etwas irritiert, als er unser Lager sah. Dann stellte er sein Fahrrad weiter vorn ins Gebüsch und ging seiner Arbeit nach.
Wir machten uns bald davon und fuhren im Sonnenschein nach Tizimin, der nächsten Stadt, die etwa 80km entfernt war. Angenehmes Fahren auf fast leerer kleiner Teerstraße, die wenigen Menschen, die wir unterwegs trafen, grüßten freundlich. Ein frischer Wind blies den ganzen Tag über, so richtig warm wurde es darum nicht. In Tizimin setzten wir uns ein Weilchen auf eine kleine Plaza und schauten dem kleinstädtischen Treiben zu, wurden andererseits auch neugierig beguckt, aber nicht angesprochen. Man ist hier etwas zurückhaltender...
Weiter Richtung Merida wurde die Straße breiter, es fuhr sich gut, etwas langweilig auf die Dauer, aber so lange dauerte es nicht, bis wir an die Abzweigung kamen, von der aus wieder eine schmale Straße nach Norden an die Küste führt. Buctzotz heisst der Ort, bei dem wir abbiegen wollten - komische Namen haben sie hier!
Und bald sahen wir auch schon das weite Meer, dass hier allerdings nicht klar und türkisblau ist. Die Karibik haben wir leider hinter uns. Hier sind die Strände auch schön, wie es scheint, aber das Wasser ist aufgewühlter und erinnert mehr an die Ostsee. Der kühle Wind verstärkt diesen Eindruck noch. Von dem Fischerdorf Dzilam el Bravo führt eine kleine Küstenstraße bis nach Puerto Progreso, von dort werden wir der Hauptstraße nach Merida folgen. Morgen. Heute fanden wir ein paar Kilometer hinter dem Fischerdorf einen Sandweg zum Strand. Und am Strand wollen wir übernachten, versteckten uns mit unserem Zelt zwischen den Büschen an einer kleinen Lagune. Der Weg dorthin war etwas schwierig, Foster blieb einmal im Weichsand stecken, aber der ruhige schöne Platz entschädigt uns für die Mühe.
Bei einem kleinen Strandspaziergang fand ich riesige Schneckenhäuser und einige Panzer von Pfeilschwanzkrebsen, diesen Überbleibseln der Urzeit. Wir waren überrascht darüber, wie dünn und zerbrechlich die Hülle ist.
Ein herrlich feuriger Sonnenuntergang, der einen hellen Abendhimmel mit hochstehendem Halbmond und einer riesigen Venus hinterließ, für den Magen Pellkartoffeln mit Tzaziki, die Musik wird von den Grillen geliefert, der Wind wird allmählich etwas sanfter - so gefällt es uns!
Etwas besorgt bin ich im Moment über mein Motorrad: Jolly verliert etwas Öl aus dem Zylinderkopf, nachdem Thomas neulich die Ventile geprüft hat, ausserdem macht er unangenehme Geräusche in den ersten Minuten nach dem Starten. Scheinbar kommt der Öldruck irgendwo nicht sofort ausreichend an. Das muss untersucht werden, sehr bald...
Do.05.02.Merida
Am nächsten Morgen sah das Meer ganz anders aus: es war Ebbe und hinter der Gezeitenzone war das Wasser plötzlich ganz blau und klar. Ich spazierte durch den Schlick und fand dort schöne Schneckenhäuser. Am Strand lag ein noch kompletter Pfeilschwanzkrebs auf dem Rücken. Als ich ihn anhob, bewegte sich eins seiner vielen Beine, ganz langsam zwar, aber er war scheinbar doch noch am Leben. Ich brachte ihn ins flache Wasser, wo er allmählich wieder zu sich kam. Ich lief zu Thomas zurück, um ihn und die Kamera zu holen, doch in den drei Minuten, die wir brauchten, um wieder zurück zu kommen, war die Flut schon so gestiegen, dass wir das Kerlchen leider nicht mehr wieder fanden.
Vor dem Losfahren wollten wir schon mal testen, ob Thomas vielleicht neulich versehentlich den Ölfilter verkehrt herum eingebaut haben könnte. Dazu legten wir Jolly auf die linke Seite und öffneten das Ölfiltergehäuse. Da war alles okay, wieder zu und los ging es. Foster grub sich auf dem Weg zur Straße im Sand ein, wir mussten ihn ausbuddeln und dann mit vereinten Kräften auf festeren Boden bringen. Das hohe Gewicht ist doch manchmal hinderlich, Jolly hat da weniger Probleme.
Wir fuhren nun weiter auf der kleinen Küstenstraße, kamen dabei an vielen kleinen salzigen Lagunen vorbei, auf denen weiße und graue Pelikane zu sehen waren, schwarze Kormorane und weiße Reiher und viele verschiedene kleinere Seevögel. Flamingos sahen wir dort nicht, die halten sich wohl meist in großen Gruppen in bestimmten anderen Lagunen auf. Manchmal konnten wir das heute so schön blaue Meer sehen, dem der Wind kleine weiße Schaumkronen aufsetzte. Wir freuten uns über die Landschaft und die vielen Vögel, nur leider ärgerte Jolly mich mit immer heftigerem Geklapper aus dem Motor. Ich mochte nicht schneller als 60km/h fahren, aus Angst, ihn ganz kaputt zu machen. Das trübte den Spaß beträchtlich, aber erstmal konnten wir nichts tun, ausser vorsichtig weiter zu fahren. In einem der kleinen Orte stoppten wir bei einem Fischrestaurant - ich hatte mich schon seit gestern auf frischen Fisch gefreut. Ein mit Knoblauch gebratenes Filet, sehr lecker, dazu lauwarmer Reis, naja, gebratene Zwiebel und Paprika, auch lecker, ein bisschen Salat und Tortillas - insgesamt eine gute Mahlzeit für dreieinhalb Euro. Die Frage nach vegetarischem Essen lockte erst nur ein irritiertes Kopfschütteln aus, aber dann gab es doch immerhin Rührei mit Papas Fritas und Frijoles.
Als wir Merida erreichten, war es fast vier Uhr nachmittags. Es gibt in der Stadt nur einen Platz, wo man zelten kann, eigentlich ist es auch hier mehr für amerikanische Wohnmobile ausgelegt, was sich an den Dimensionen zeigt. Im Moment ist allerdings auf dem großen offenen Platz im industriellen Vorort der Stadt nichts los: nur ein Wohnmobil steht ausser uns hier und das gehört scheinbar Dauercampern, die hier ständig hausen.
Das stelle ich mir ja nicht so toll vor: es ist hier ziemlich laut von all den Straßen rundherum und der Platz ist recht offen, so kuschelig ist es nicht. Aber immerhin gibt es Duschen, elektrischen Strom, Bäume und Gras.
Bei der Anmeldung bekam die Lady, die den Platz verwaltet, nicht mit, dass wir zwei Motorräder haben, so bezahlten wir „nur“ 150 Pesos, morgen soll es dann noch 100 Pesos mehr kosten für das zweite Motorrad. Was für ein Quatsch! Der ganze riesige Platz ist leer und da sollen wir dafür, dass ein zweites Motorrad hier nur steht, kein warmes Wasser und keinen Strom verbraucht und auch ansonsten keinerlei Kosten verursacht, so viel Geld extra zahlen?
Für heute aber bleiben wir erstmal hier. Wir nutzten das Tageslicht noch zur Untersuchung meiner „Scheppermöhre“ und fanden glücklicherweise nach einiger Zeit des ratlosen Herumsuchens heraus, dass es sich wohl um ein Problem des Steuerkettenspanners handelt. Also nicht ganz so schlimm. Damit kann man wohl jedenfalls vorsichtig fahren.

Fr.06.02.Merida
Dem teuren Campingplatz kehrten wir heute mittag die Rücklichter zu und machten uns auf die Suche nach einer Lösung unseres Problems, die nicht lange auf sich warten ließ: wir fanden tatsächlich eine echte Suzuki-Werkstatt in Merida! Zwar hatten sie dort erstmal kein Handbuch für die DRZ, aber grundsätzlich können sie mir wohl bei der Teilebeschaffung helfen. Wir werden uns mit dem Gedanken anfreunden müssen, ein paar Tage länger hier zu bleiben. Ist nicht der schlechteste Ort dafür, einmal wegen der in Lateinamerika äusserst selten vorkommenden Möglichkeit einer Markenwerkstatt in der Nähe und auch wegen der interessanten Stadt, in der ich vor drei Jahren mit meinen großen Kindern im Zuge unserer Mexikorundreise schon herumgelaufen bin. Das Wetter ist fast perfekt und, falls wir Wartezeiten überbrücken müssen, können wir mit Foster Ausflüge in die Umgebung unternehmen. Lohnende Ziele gibt es hier genug. Also, was soll's, Pläne sind zum Ändern da und nun sind wir erstmal hier.
Wir fanden im Zentrum der Stadt ein relativ günstiges Hostal, wo wir zwar die Motorräder nicht mit rein nehmen konnten, aber sie stehen nun direkt vor dem Fenster, wo der/die Wachhabende sitzt. Die Packtaschen haben wir mit im Zimmer, nun hoffen wir, dass damit der Sicherheit Genüge getan ist.
Ein erster Spaziergang zur sieben Blocks entfernten Plaza und zu unserem damaligen Lieblingsrestaurant weckte fast heimatliche Gefühle bei mir, eine schöne Stadt, wenn auch deutlich wuseliger als Valladolid. Dafür aber auch mit mehr Kultur bestückt: morgen abend gibt es in der Altstadt, wie jeden Samstag, die "Noche Mexicana". Dann werden in den Straßen kleine Bühnen aufgebaut, auf denen Salsagruppen zum allgemeinen Tanz aufspielen. Und das ist nicht nur für Touristen, nein, die einheimische Bevölkerung überwiegt hier bei Weitem. Alles schwoft und freut sich. Das Vergnügen so einer Tanzparty auf offener Straße hatten wir "damals" schon miterlebt und es hatte in mir den Wunsch geweckt, auch Salsa tanzen zu lernen. Nach unserer Rückkehr hatte ich Thomas dann dazu "verdonnert", mit mir einen Einführungskurs im Salsa zu absolvieren, der uns beiden auch viel Spaß machte. Nun können wir morgen vielleicht mal ausprobieren, was davon hängengeblieben ist.

Sa.07.02. Merida
Bei der heutigen Schraubaktion kam irgendwie nichts Befriedigendes heraus im Sinne von: wir verstehen nun, was da los war. Aber trotzdem funktioniert erstmal alles wieder, warum auch immer. Der Steuerkettenspanner lärmt nicht mehr, obwohl wir keinen Fehler daran finden konnten, der Vergaser läuft nicht mehr über, obwohl am Schwimmernadelventil kein Verschleiss zu sehen war und wir daher auch nichts verändern konnten und auch der in den letzten Tagen häufig im Freilauf drehende Anlasser greift wieder normal zu, auch da fanden wir keinen Fehler... Vielleicht wollte Jolly nur etwas mehr Aufmerksamkeit?
Egal, wir brauchen nun hier keine Teile zu bestellen und es kann weiter gehen durchs schöne Mexiko.
Für den Abend hatten wir uns nun die Salsaparty vorgenommen. Nach einer langen Internetsitzung überwunden wir darum nochmal den inneren Schweinehund, der am liebsten schon zu Bett gehen wollte und trabten wieder die sieben Blocks ins Zentrum. Doch leider war die heutige Party mehr als dürftig! Wahrscheinlich wegen der abendlichen Kühle, die auch wirklich nicht so recht die Stimmung für tropische Tänze aufkommen lassen wollte, war wenig los auf den Straßen. Leute schlenderten durch die abgesperrten Straßen, saßen auch in den Kneipen, aber es spielte draussen keine Salsaband auf und es wurde auch nicht getanzt. Was für eine Enttäuschung! Wir setzten uns für ein Weilchen auf eine Parkbank und lauschten den recht spanischen Klängen eines Gitarrentrios, das von einem recht noblen Restaurant angeheuert war. Zuhören kostete nichts.
Zurück im Hotel war unser Zimmer ziemlich vermückt, was wir erst bemerkten, als das Licht aus war. Da hatten wir keine Lust mehr, das Mückennetz auszupacken, was uns eine unruhige Nacht bescherte. Selber schuld!

So, 08.02. Santa Elena bei Uxmal
Sonntags kommt man immer gut aus den Städten wieder raus, weil der Berufsverkehr nicht rollt. So auch heute. Da wir nur ca 80km zu fahren vor uns hatten, ließen wir uns Zeit und fuhren recht spät los.
Die Strecke zwischen Merida und Uxmal gehört zu den Hauptrouten des Tourismus und ist daher gut ausgebaut und beschildert: ein echter easy-going Sonntagnachmittagspaziergang.
Durchs flache grüne Land ging es weiter, nicht besonders interessant, aber mit schön warmem Sonnenschein und wenig Straßenverkehr, meistens geradeaus auf gutem Teer. Als wir in die Nähe von Uxmal kamen, änderte sich die Landschaft etwas, es wurde leicht hügelig und kurviger. Viele elstergroße Starenvögel mit leuchtendblauem Deckgefieder, auf Maya Chel genannt (auf Englisch "Yucatan Jay") fielen in den Büschen am Straßenrand auf. Sehr schöne Vögel!
In verschiedenen Reiseführern war uns, 15km südlich der Ruinen, ein Campingplatz mit Bungalowvermietung angepriesen worden, dort fuhren wir hin. Leider sind die Reiseführer nicht up to date und wussten nicht, dass die netten Leute, eine Französin und ihr mexikanischer Mann, schon seit 5 Jahren kein Camping mehr anbieten. Schade. Aber einen Bungalow konnten wir mieten für eine Nacht, Kostenpunkt 250 Pesos, was zur Zeit ca 14 Euro bedeutet.
Sehr schönes Ambiente, ein gepflegtes, wenn auch einfaches Zimmer in liebevoll bepflanztem Gelände, wo alle Pflanzen ein Schild mit der botanischen Bezeichnung und den Nutzungsmöglichkeiten tragen. Es ist ruhig hier, wir hören nach zwei Tagen und drei Nächten in der Stadt wieder die Grillen zirpen, während wir auf der kleinen Terrasse sitzen. Die fiesen kleinen Blackflies, die uns umschwärmen, erwähne ich jetzt mal gar nicht, um das idyllische Bild nicht zu stören - ausserdem gibts dagegen chemische Helferlein.
Die Light-and-Sound-Show, die wir uns heute abend in Uxmal obertouristisch "reinziehen" wollten, fällt zur Zeit wegen technischer Probleme aus, darum bleiben wir hier und fahren nicht nochmal los. Thomas kocht uns Kartoffeln, morgen gehen wir uns dann eben tagsüber die Ruinen anschauen.

Mo, 09.02. irgendwo im Busch nahe Uxmal
Ein schöner Tag bei den Maya. Wir ließen Jolly und das meiste Gepäck bei den Leuten der Bungalowvermietung stehen und fuhren am späten Vormittag nur mit dem leicht bepackten Foster die 15km zu den Ruinen.
Ich saß hinten drauf und freute mich über den warmen Wind an den nackten Armen (um nachher unbeschwert herumlaufen zu können, hatten wir zwar die Helme auf, waren aber ansonsten, entgegen der Regel, ohne Schutzkleidung unterwegs).
Wir bezahlten 20 Pesos für den Parkplatz und dann jeder 110P. Eintritt. Mit Reiseführer in der Hand stromerten wir bei heissem Sonnenwetter über die weitläufige Anlage und staunten über die interessant verzierten monumentalen Bauten. Überall wuselten große Echsen herum, saßen in der Sonne, jagten sich gegenseitig und beobachteten die Touristen, die ihrerseits die Echsen betrachteten und fotografierten.
Besonderes Interesse weckte ein Tier, das sich damit abmühte, eine kleine Fledermaus, die es wohl gefunden hatte, zu fressen. Nicht nur, dass die Fledermaus zu groß für sein Maul war und es sich vergeblich bemühte, Teile davon an einem Stein abzustreifen! Es wurde dabei auch noch ausgelacht und vielfach fotografisch festgehalten. Zu allem Elend entdeckte ihn dann noch ein Kollege, der sofort versuchte, ihm die Fledermaus abzujagen. Man hat es schon nicht leicht als Echse!
Über die Stätte selbst weiss man heute immer noch sehr wenig. Sie wurde ab 400 nach Chr. gebaut und erlebte ihre Blütezeit, während derer ca 20000 Menschen in dem Stadtstaat lebten, zwischen 800-1200 n.Chr. Die Bewohner unterhielten Beziehungen zu den anderen Mayastätten, die man heute ebenfalls besichtigen kann, wie z.B. Chichen Itza. Als die Tolteken um 1200 n.Chr. die Halbinsel Yucatan eroberten, verließen die Maya ihre Stadt. Seit den 1930er Jahren wurde an der Ausgrabung und Rekonstruktion der Stadt gearbeitet, die bis heute nicht abgeschlossen ist. Während wir heute auf dem Gelände herumgingen, wurde an der größten Pyramide fleissig gemauert.
Die Verzierungen der Gebäude, von denen man im Einzelnen nicht weiss, wozu sie genutzt wurden, stammen größtenteils aus der Mayamythologie bzw aus dem täglichen Leben der damaligen Zeit.
Dank unseres Reiseführers erfuhren wir jedenfalls etwas über die Gemäuer, zwischen denen wir uns bewegten, denn einen Führer anzuheuern war uns mit 550 Pesos entschieden zu teuer.
Am Nachmittag waren wir irgendwann satt mit Geschichte und alten Mauern und fuhren zurück nach Santa Elena. Dort holten wir Jolly und das Gepäck ab und fuhren ein Stückchen weiter auf der kleinen Straße. Keine Autos, der warme Fahrtwind blies in die offenen Jacken, bunte Vögel flogen hin und her, so macht das Fahren Spaß! Nach nur 16km hielten wir schon wieder an, da wir eine kleine Einfahrt zu einer scheinbar ungenutzten Kieskuhle gefunden hatten. Dort, in einem unauffälligen Winkel, bauten wir das Zelt auf und hatten Feierabend.
Di.10.02. bei "Hopelchen"
Der Ort heisst wirklich so! Ein kleines unauffälliges Städtchen auf dem Weg nach Campeche, in dessen Nähe wir eben unser Zelt auf einen Feldrain neben vertrocknete Maispflanzen gestellt haben. Nun ist Zeit, den heutigen Tag Revue passieren zu lassen:
In unserer Kieskuhle war es in der Nacht und am Morgen herrlich still. Nur ein paar Grillen und morgens die Vögel unterbrachen die Ruhe. Da ich, wie meistens schon eine Stunde früher wach war als Thomas, hatte ich genügend Zeit, im Reiseführer zu lesen und war über unser heutiges Tagesevent, die Höhle von Loltun, bestens informiert, als wir uns gemütlich auf den Weg machten. Nur 30km Strecke lag zwischen uns und der Höhle, mittags gegen 12 Uhr waren wir dort. Die Moppeds konnten wir gegen Zahlung einer Parkgebühr von 20 Pesos in Aufsicht zweier freundlicher Wächter stehenlassen, um 12:30 startete die Führung.
Es hatte sich eine überwiegend englischsprachige Gruppe versammelt, ca 12-15 Leute. Ein recht gut englisch sprechender Führer spazierte vor uns her und zeigte uns auf dem Weg zum Höhleneingang einen schönen Python, der dort in der Sonne lag und gar nicht begeistert davon war, mit einem Stock herumbugsiert zu werden. Beleidigt verschwand er im Wurzelwerk eines Baumes. Eine Amerikanerin mittleren Alters, die schon beim Anblick eines kleinen Leguans laut aufgeschrien hatte, war so geschockt vom Anblick der Schlange in einigen Metern Entfernung, dass sie schnurstracks umkehrte und auf das Höhlenabenteuer ganz verzichtete.
Ich hatte mich vorher schon gefragt, wozu sie ein Sudokubuch unter dem Arm hatte, nun brauchte sie es tatsächlich, während wir anderen uns unter der Erde umschauten.
Die Höhle, die wir nun zu sehen bekamen, war wirklich sehr interessant. 45 m unter der Oberfläche wurden wir durch hohe und weniger hohe Tropfsteingewölbe geführt, die schon vor tausend Jahren den Ureinwohnern als Kultstätte und Rückzugsort bei Bedrohung gedient hat. Über 6km zieht sich das Höhlensystem hin, touristisch erschlossen sind allerdings nur ca 2km. Da es in dieser Gegend Yucatans keine Cenotes und auch keine Flüsse gibt, sammelten die Maya das Wasser, was von den Stalaktiten heruntertropft, für ihren Bedarf. In einer kleineren Nebenhöhle zeigte uns der Guide ein paar Säulen, die bis zum Boden reichten. Als er mit der Faust darauf schlug, entstand ein schöner voller Ton: die Säulen sind hohl und haben den Mayas als Musikinstrumente gedient. Wir durften alle mal probieren (der Guide sagte, wem der Ton mit der Faust nicht laut genug sei, könnte auch mit dem Kopf gegen die Säule schlagen...haha!), dann ging er wieder voraus zur nächsten Höhle. Hinter uns erlosch ziemlich schnell die bunte Beleuchtung, darum mussten wir alle zusammen bleiben und konnten nicht weit zurückbleiben zum Fotografieren. Es ging uns etwas zu schnell.
Wir kamen in eine weitere Höhle, in der riesige Felsbrocken verstreut am Boden lagen und erfuhren, dass diese infolge des Einschlags eines großen Meteors im Golf von Mexiko vor schlappen 65 Millionen Jahren von der Höhlendecke heruntergestürzt seien. Der (amerikanische) Entdecker dieser Höhle nannte sie "Grand Canyon" - vielleicht etwas übertrieben...
Über rutschigen Höhlenlehm kletterten wir mal aufwärts, mal abwärts und erreichten schließlich eine Grotte, deren Decke an zwei Stellen durchbrochen ist. Die Sonne schien hinein. An der Seite große, vermooste Stalagtiten, Wurzeln und Lianen hingen durch die fast runden Löcher herab. Eine fast mystische Stimmung! Nun waren wir auch bald am Ende der Höhlenwanderung angelangt. Nach einer Stunde stiegen wir die letzten Treppenstufen wieder ans Tageslicht empor und prallten nach der gut klimatisierten Höhle fast zurück, als wir in die heisse Sonne kamen. Insgesamt ein sehr lohnendes Unternehmen! Der Führer bekam nun von allen Besuchern noch ein Trinkgeld, denn das war in den 67 Pesos Eintritt nicht enthalten, wie uns gesagt wurde. Dann zerstreute sich die Gruppe, die meisten fuhren in ihren Tourbussen weiter zum nächsten Highlight. Wir blieben noch und machten uns was zu essen, bevor wir die gleiche Strecke zurück und dann weiter Richtung Campeche fuhren.
Es wurde recht windig, aber das war bei Temperaturen zwischen 30 und 34 Grad auch ganz angenehm. Die Landschaft in der Nähe der Höhlen war recht interessant. Dort fuhren wir durch ausgedehnte Obstplantagen mit richtig großen Bäumen und Kokospalmen. Am Straßenrand sammelten wir uns ein paar Orangen auf. Leider haben sie meistens eine Druckstelle vom Runterfallen, aber dafür sind sie auch umsonst. Auf kurviger Straße fuhren wir durch sanft hügelige Gegend, die uns fast ein bisschen an Angeln an einem besonders heissen Sommertag erinnerte. Vor lauter träumerischem Dahingleiten hätten wir fast ein paar große Schlaglöcher übersehen, die sich plötzlich tückisch vor unseren Rädern auftaten. Das ging grad nochmal gut!
Und dann waren wir auch schon, nach Quintana Roo und Yucatan, im dritten mexiikanischen Bundesland, Campeche, angekommen. Die erste Stadt dort, wo wir allerdings nur unsere Tanks auffüllen ließen, war nun oben erwähntes Hopelchen. Und da der Tag sich schon wieder seinem "sonnenscheintechnischen" Ende näherte, fuhren wir in den ersten besten Feldweg hinein und fanden diesen, wieder recht netten, Zeltplatz. Morgen wird wohl mal wieder ein Schlafplatz mit Wasserleitung fällig, denn wir schwitzen kräftig und es macht sich nach 2-3 Tagen ohne Dusche ein nicht zu verleugnender Geruch bemerkbar...



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