Reiseberichte


Neuseeland
 
voriges Tagebuch Neuseeland Februar 2010 (Weltreise Tagebuch 91) nächstes Tagebuch
Nachtrag zu Sonntag... Abends stellte ich fest, dass mein Reisebecher, der Einzige seiner Art für mich, in der Lodge geblieben ist. So ein Mist! Morgen also nochmal über den Schotter, 30km hin, 30km zurück...
Montag, 22.02. - bei Toddy
Das Wochenende war scheinbar recht anstrengend: wir waren morgens nicht motiviert, im wechselhaften Wetter nach Milford Sound zu fahren und blieben da. Mir stand die überflüssige Tour zur Heimholung meines Bechers bevor, darum machte ich mich mittags bei kräftigem Wind auf den Weg, besorgte mir bei den Besitzern der Lodge den Schlüssel und fand mein geliebtes Becherchen friedlich in der Küche am Haken hängend wieder. Thomas war inzwischen nach Te Anau zum Supermarkt gefahren, wir trafen uns in unserem Hüttchen wieder. Für morgen ist wieder wechselhaftes Wetter für Milford Sound angesagt, aber da wir definitiv am Mittwoch weiterfahren wollen, werden wir uns morgen eben mit Regensachen auf den Weg machen.
Dienstag, 23.02. - Ausflug nach Milford Sound
Tief hingen die Wolken zwischen den fernen Bergen, als wir morgens aus dem Fenster schauten. Macht nix, wir fahren trotzdem! Um 10 waren wir "schon" auf der Straße, tankten in Te Anau die Moppeds auf und gingen auf die 120km lange Strecke zum Fjord. Erstaunlicherweise verzog sich das schwere Gewölk Stück für Stück und es kam doch tatsächlich die Sonne zum Vorschein! Erst 30km am See entlang, dann allmählich in weit geschwungenen Kurven bergauf geht das Teerband, auf dem wir leider nicht ganz allein waren. Tourbusse und Privatautos schlängelten sich mit uns Richtung Westen, naja, so schlimm war es nicht. Bald kamen wir an weiteren Seen vorbei, der Wald wurde höher und dichter, die Bäume voller Moos und Aufsitzerpflanzen, richtig Regenwald, den wir so mögen! Sogar auf der (vielbefahrenen!) Straße zeugen dünne Mooslagen zwischen den Fahrspuren von den hohen Niederschlagsmengen. Weiter bergauf, die Straße wurde kurviger, die Abhänge steiler. Imposante Bergpanoramen boten sich hinter den Kurven, von den steilen Felsen herab fiel in hohen schmalen Wasserfällen das abschmelzende Gletscherwasser, um sich im hellblauen Fluss im Tal zu sammeln. Manche Touristen waren so fasziniert von diesen Ausblicken, dass sie mit ihren Campern mitten auf der Straße zum Fotografieren stehenblieben und den gesamten Verkehr blockierten. Dann ein kleines Brückchen, nach neuseeländischer Art einspurig gebaut. Auf der Bergseite ein wunderschöner glasklarer Wasserfall, alles blieb stehen, nix ging mehr. Rund um die Kaskaden ein Paradies aus Farnen und Moosen, kleine Regenbögen im Sonnenlicht... Weiter stieg das Tal an, bis wir auf eine steile Wand zufuhren, durch die ein ca 1,5km langer Tunnel gebohrt wurde, der abwechselnd in beide Richtungen zu befahren ist. Recht dunkel war es da drin... Als wir auf der anderen Seite herausfuhren, waren wir überwältigt von dem Ausblick auf steil aufragende bewaldete Felsen, die sich zum Meer hin auseinanderzogen. In den langen Serpentinen bergab boten sich immer wieder neue Perspektiven, es wurde wärmer und dann waren wir in dem touristischen Magnet Milford Sound angekommen. Der Ort besteht eigentlich nur aus einem Schiffsterminal, von dem aus stündlich verschieden Anbieter verschieden große Schiffe auf die Fjordrundfahrt schicken, einem Restaurant (recht teuer natürlich), einem Hotelbetrieb mit Campingplatz und einem kleinen Flugplatz für die obligatorischen "Scenic Flights". Wir fuhren bis zum Hafen und ich besorgte mir für 60 "Kiwi" ein Ticket für eine Fjordrundfahrt. Thomas verzichtete großzügig auf die Mitfahrt (er wird schnell seekrank, wie der aufmerksame Mitleser aus früheren Berichten weiß) und wollte lieber an Land bleiben. Da die Schiffstour unter zwei Stunden dauert, no big deal. Um 14:50 stand ich, mit allen Kameras, Fernglas, Sonnenbrille und Käppi in voller Moppedmontur (ohne Helm natürlich) am Kai und wurde mit ca 30 weiteren Touris an Bord des Katamarans "Lady of the Sounds" gelassen. Alles strömte direkt aufs Oberdeck, die Sonne schien, es ging los über das klare dunkle Wasser. Der Kapitän begrüßte über Lautsprecher seine Gäste an Bord, entschuldigte sich dabei für das untypische Wetter: normalerweise würde es regnen, aber wir müßten heute halt mit Sonne vorlieb nehmen. Tatsächlich ist Milford Sound mit etwa 56 Metern Regen pro Jahr einer der nassesten Flecken auf der Erde. Wir an Bord fanden uns damit ab, auf diese Zugabe des Ortes zu verzichten. Bald schon freute ich mich jedoch über meine warme und winddichte Kleidung: denn etliche Mitfahrer mussten bald dem kräftigen Wind nach unten in die Kabine entweichen. Ich konnte dank meiner Ausrüstung die ganze Zeit oben bleiben und verpasste nicht einen Meter der fantastischen Szenerie. Das Boot fuhr am südlichen Ufer des Fjords dicht an den senkrechten Felswänden entlang. Erstaunlicherweise sind die Wände fast bis zur Wasserlinie mit Bäumen und Sträuchern bewachsen - wie können die sich bloß an dem soliden Fels halten? An verschiedenen Stellen fällt in größeren oder kleineren Mengen Wasser aus den Bergen in den Fjord hinunter, sehr dekorativ! Wir folgten allen Ausbuchtungen des Fjords und begegneten hinter einer Kurve auf einem großen Felsen einer Horde Pelzrobben, die dort die nachmittägliche Sonne genossen und sich nicht im Geringsten von unserem Schiff stören ließen. Der Kapitän stoppte das Boot rückwärts bis auf einige Meter an den Felsen heran, alle dreißig Kameras an Bord schossen auf die wehrlosen Tiere, die sich höchstenfalls dazu herabließen, sich mit der Schwanzflosse am Hinterkopf zu kratzen. Große Aufregung an Bord! Etwa eine halbe Stunde später erreichten wir den Anfang des Fjords, wo wir über die offene Tasman-Sea schauen konten und Wellen und Wind deutlich an Stärke zunahmen. Jetzt kam das Schiff ziemlich ins Schaukeln, man musste sich gut festhalten! Nur ein Stück fuhren wir aufs Meer hinaus, dann drehte das Schiff bei und fuhr wieder in den ruhigeren Fjord hinein, diesmal am anderen Ufer entlang. Wieder ganz andere Ansichten boten sich dort: wir hatten erzählt bekommen, in Neuseeland gäbe es Wasserfälle, die der Schwerkraft widerstehen könnten. Hier sah ich sie nun! Vom Wind getrieben hatte das Wasser keine Chance, an der Felswand hinab zu fließen. Stattdessen zerstob es nach oben hin, es sah aus, als qualme ein Feuer. Erstaunlich! Als wir in den Hafen einliefen, war es fast 17 Uhr, die Sonne verschwand allmählich von den zurückliegenden Felsen. Thomas stand am Kai und erwartete mich, ich lief ihm entgegen, mit einem Kopf und zwei Kameras voller schöner Eindrücke. Die 150km Heimfahrt hätte ruhig etwas kürzer sein können, doch auch in diese Richtung war die Landschaft sehr schön anzuschauen. In Te Anau hielten wir kurz an und holten unser Abschiedsgeschenk für Toddy vom Fotoladen ab: ein kleines Poster mit einem Eindruck des vergangenen Wochenendes, das wir vormittags in Auftrag gegeben hatten. Er freute sich auf die ihm eigene ruhige Art über die Aufmerksamkeit. Wir tranken abends noch ein letztes Glas Wein zusammen, dann schlief er vor dem Fernseher ein und wir gingen ins Hüttchen.
Mittwoch, 24.02. - Weiterfahrt nach Wanaka
In unserem gewohnt gemütlichen Tempo waren wir noch da, als Toddy zur Mittagspause von seinem Job als Landmaschinenmechaniker heim kam. Wir konnten uns so doch richtig verabschieden, auch von seiner jungen Freundin, die in einer Woche nach Hause fliegt, wo ihr sechsjähriger Sohn auf sie wartet. Ob diese Beziehung eine Zukunft hat? Ivy machte auf mich keinen glücklichen Eindruck, wenn sie Tag für Tag auf Toddys Feierabend wartete. Sie kennt hier niemanden, spricht nur sehr gebrochenes Englisch und hat auch nicht die nötige Initiative, um sich hier etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Ich wünsche ihr und ihrem Kind alles Gute für die Zukunft... Wieder schließt sich ein kleines Fenster, das sich für einen kurzen Zeitraum geöffnet und uns einen Einblick in zwei Menschenleben gewährt hat. Wir fahren weiter und lassen diese lieben Leute hinter uns zurück. Durch die grünen Hügel Richtung Queenstown, Musik im Ohr, glatter Teer unter den Rädern, es macht Spaß, wieder unterwegs zu sein nach einer Woche mit festem Standquartier. Zwischendurch mal ein kurzer Schauer, dann wieder Sonne. Nach zwei Stunden erreichen wir zum dritten Mal die Tourismus-Stadt Queenstown, biegen jedoch noch vor der Stadt ab. Ein Stückchen weiter verlassen wir die Hauptstraße und schrauben uns in scharfen Serpentinenkurven einen Berghang hinauf Richtung Wanaka, wo Andi und Ellen wohnen, die uns heute abend erwarten. Oben fängt es an zu regnen, Zeit für Regensachen... Die nächsten 50km fahren wir im leichten Regen durch ein enges Tal zwischen runden grasbewachsenen Hügeln. Trotz der Feuchtigkeit macht das Fahren Spaß und bald sind wir auch schon in Wanaka, am gleichnamigen See gelegen, angekommen. Auf dem Stadtplan der Touristeninfo finden wir schnell die Adresse, die auf Andis Visitenkarte steht und suchen uns den Weg durch das 6000-Seelen-Städtchen. Als wir die Einfahrt hochbrummen, öffnet sich schon das Garagentor und Andi und Ellen begrüßen uns herzlich "zuhause". Ein Gästezimmer steht für uns in ihrem liebevoll individuell gestalteten Haus zu unserer Verfügung, wir werfen unser Gepäck ab und sitzen bald mit den Beiden am Esstisch. Es gibt eine chinesische Krebsfleischsuppe, sehr lecker! Bis spät sitzen wir zusammen, schauen Videos und Bilder an und haben.es gut.
Donnerstag, 25.02. - Wanaka
Das Haus von Andi und Ellen liegt auf einem kleinen Hügel und hat rundherum große Fenster, die allesamt ein tolles Bergpanorama zeigen. Davon war gestern nicht so viel zu sehen, weil dicke Wolken die Berge fast vollständig versteckten. Dafür war es heute morgen umso überwältigender, hinauszuschauen und den blauen See samt den dahinter trohnenden Bergen und Gletschern bewundern zu können. Bei solch einem Ausblick würde ich auch große Fenster haben wollen! Andi arbeitet als Finanzplaner im Baugewerbe von zuhaus aus, so war jemand da, um uns Tipps für die Gestaltung unseres Tages zu geben. Seinem Vorschlag folgend setzten wir uns nach dem Frühstück auf die abgepackten Motorräder und fuhren 50km westlich, ins Tal des Mt Aspiring hinein. Die Hälfte der Strecke ist geteert und führte uns im Bogen um den See herum, bot uns dabei immer wieder neue überraschende Ausblicke. Übrigens muss ich mich mal korrigieren: die großen Yucca-artigen Pflanzen, die so typisch sind für Neuseeland und so dekorativ in der Landschaft stehen, sind keine Yuccas. Sie heißen Cabbage Trees und sind wohl Verwandte der Yucca, vermute ich, aber sie haben etwas andere Blätter mit glatten Kanten. Dies nur der Vollständigkeit halber. Jedenfalls, diese Pflanzen standen auch hier in der Landschaft herum und sahen gut aus. Die zweite Hälfte der Strecke ist geschottert und teilweise sehr wellgeblecht. Das nervte mich erstmal ziemlich, bis ich von dem langsamen Gehoppel genug hatte und Gas gab. Bei 70km/h wurde es ruhiger auf dem Mopped, allerdings hat man bei dem Tempo keine Chance mehr, zu reagieren, wenn der Schotter auf der Fahrbahn zu dick wird... Das Tal, durch das wir nun fuhren, wird nur von einigen Kühen und Schafen bewohnt, die unser Vorbeifahren mit dem diesen Spezies eigenen Gleichmut betrachteten. Nach ein paar kleinen Furten auf den weiteren Kilometern kamen wir am Ende der Straße an. Dort starten mehrere Wander-Tracks in die Berge und zu den Gletschern. Mehrere Tage kann man dort unterwegs sein, wenn man will. Wir wollten nicht, knusperten stattdessen unser mitgebrachtes Möhrchen- und Apfel-Lunch am Gletscherfluss, genossen die Sonne und schauten staunend in die Gegend. Spätnachmittags waren wir wieder im Ort und besorgten auf dem Heimweg Zutaten für ein gemeinsames Dinner. Während ich bald danach mit der Vorbereitung eines Nudel-Gemüse-Auflaufes war, dachte ich noch, dass die Portion wohl etwas großzügig bemessen war, doch dann klingelte das Handy und Michael und Conny erzählten, sie seien eben nach Wanaka gekommen und auf der Suche nach einem Campingplatz. Andi sagte sofort, sie sollten doch einfach dazu kommen, es gäbe noch zwei weitere Betten im Haus. Fünf Minuten später waren sie auch schon da. Darum hatte ich also so viel Auflauf gemacht! Sie freuten sich, gleich eine warme Mahlzeit zu bekommen. Ein weiterer lustiger Abend, diesmal zu sechst, schloss sich an.
Freitag, 26.02. - Wanaka
Ungewohnt früh wachte ich auf und sah beim ersten Blick aus den großen Fenstern einen wolkenlosen Himmel, an dem gerade die Sonne aufging. Perfekt! WIr blieben in Wanaka und gingen wandern, erst auf den Hausberg, von dem aus man einen recht beachtlichen Blick hat und später noch einmal, gemeinsam mit Ellen und Andi, am Clutha-Fluss entlang, der dem Wanaka-See entspringt. Glasklares Wasser, herrliche Vegetation, ein schmaler Fußweg weit von allen Straßen entfernt, richtig schön! Und es roch dort so gut nach warmem Heu, Pappellaub, Blumen, einfach nach Sommer. Der Tag wurde komplett durch ein opulentes Barbeque, zu dem wir alle etwas beisteuerten. Bis abends war es warm genug, um in kurzen Hosen und T-shirts herumzusitzen, perfekt!
Sonnabend, 27.02. - Wanaka
Ellen schleppte mich mit zum Zumba (ein kraftvolles Training aus Elementen verschiedener lateinamerikanischer Tänze zu lauter Musik), das hier heute umsonst als Schnupperstunde angeboten wurde. Wir machten uns daher um 10 Uhr auf den Weg zur Zumbaschule und trafen dort auf weitere neugierige Mädels verschiedener Altersstufen. Die Lehrerin sah ziemlich durchtrainiert aus, sie wies uns kurz ein und ab ging die Post. Schnelle Latino-Rhythmen powerten durch die kleine Halle, sie turnte vor und wir versuchten, am Ball zu bleiben. Nach einer Stunde waren wir alle in Schweiß gebadet und komplett durchgewalkt. Ein kurzes Cool-down und ein paar Streckübungen, dann waren wir entlassen und fuhren zurück. Das hat Spaß gemacht!. Der nächste Tagesordnungspunkt wartete: eine große Kavalkade sollte mittags in der Stadt stattfinden, wir wollten alle zuschauen. Vor einer (für neuseeländische Verhältnisse) beachtlichen Menschenmenge wurden im kleinen Stadtzentrum mehrere hundert Pferde unterschiedlichster Art an uns vorbei geritten oder gefahren, der Zug angeführt von kostümierten Gruppen, die mit ihrer Kleidung an die Anfangszeiten der Besiedlung und den neuseländischen Goldrausch erinnern wollten. Sieht natürlich lustig aus, wenn dann so ein altehrwürdiges Hausmütterchen in die Rocktasche greift und ein Handy herausholt.. Als all die vielen Arbeitspferde, Vollblüter, Pintos, Appaloosas, Ponies und die diversen Kutschen vorbegezogen waren, folgten wir dem Zug, der sich dann aber bald auflöste. Zurück blieb der Geruch der Pferde und jede Menge guter Dünger auf der Fahrbahn. Ich träume von einem Langzeitritt durch Neuseeland... Wir nutzten nun die Gelegenheit für einen gemütlichen Bummel durchs Städtchen, schlenderten über den Farmer´s Market, kauften dort richtig gutes Brot, setzten uns mit einem Stück holländischem Apfelkuchen zum "People Watching" in die Sonne und schlenderten dann am Seestrand entlang. Später bekam Ellen spontanen Besuch von ihrer Freundin Maden, vor einiger Zeit von Wanaka nach Invercargill gezogen ist, um dort als Lehrerin an einer Schule zu arbeiten. Sie hatte etwas Zeit, bevor sie zu einer Hochzeit gehen wollte und setzte sich zu uns an denTisch, holte allerlei kosmetische Utensilien heraus und begann, während sie interessante Geschichten von ihrer Arbeit erzählte, ihre Finger- und Fußnägel hochzeitsfein zu lackieren. Sie erzählte von einigen Schülern, die zu ihrer neuen Klasse gehören. Invercargill ist, anders als das reiche Wanaka, eine Stadt mit großen sozialen Problemen und ihre Klasse besteht aus Kids, die mit großer Wahrscheinlichkeit die Schule nicht schaffen werden. Sie hat mit ihrer Förderklasse sozusagen den letzten Versuch mit ihnen und engagiert sich offensichtlich sehr, möglichst viele dieser Jugendlichen noch einmal zu motivieren, sich und ihre berufliche Zukunft nicht aufzugeben. Da gibt es z.B. ein 15-jähriges Maori-Mädchen von der Nordinsel, das in ihrer Familie nicht nur Alkoholismus erlebt hat, sondern zusätzlich mit 14 Jahren von ihrem Onkel geschwängert wurde. Als die Schwangerschaft mit einer Fehlgeburt endete, erzählte sie ihrer Mutter davon, woraufhin der Onkel sie durch eine geschlossene Glasscheibe beförderte. Durch die Verletzungen, die sie dabei erlitt, wurde das Amt aufmerksam und entfernte sie aus ihrer Familie. Nun lebt sie in Invercargill bei einer kinderlosen Frau, die in der Stadt als kriminell bekannt ist. Vom Regen in die Traufe... Dieses Mädchen hat sich fast komplett aufgegeben, lässt niemanden mehr an sich heran und wirft mit Beleidigungen und Schimpfwörtern um sich. Wie kann nun eine Lehrerin so ein armes Wesen, innerhalb einer ganzen Klasse ähnlich gelagerter Schicksale, genügend betreuen, um ihr einen neuen Hoffnungsschimmer für ihr Leben zu geben? Viele der Jugendlichen kommen bekifft oder angetrunken zur Schule und sind überhaupt nicht aufnahmefähig. Sie haben sich mit ihrer Looser-Rolle identifiziert und erwarten kein glückliches und selbstbestimmtes "Leben" mehr. Ich hatte jedoch nach den vielen Geschichten den Eindruck, dass Maden dort einen sehr guten Job macht und vielleicht mit ihrer liebevollen und ernstnehmenden Art ein paar dieser armen Würstchen erreichen und fördern kann. Mit schön lackierten Nägeln verabschiedete sie sich bald, denn die Hochzeitsfeier sollte beginnen..
Sonntag, 28.02. - Wanaka
Leider hat uns der Wetterbericht einen Strich durch unseren Plan gemacht, heute zur Westküste aufzubrechen: morgen wird eine Regenfront mit richtig viel Niederschlag auf dem Haast-Pass, über den wir fahren wollen, erwartet. Es macht keinen Sinn, dort im strömenden Regen hinaufzufahren und dann an der ebenfalls verregneten Küste entlang zu huschen. Andi und Ellen haben glaubhaft versichert, dass wir sie in ihrem Haus nicht stören, also bleiben wir noch, bis der Regen vorbeigezogen ist und beschäftigen uns hier. Wir haben ja immer genug zu tun und sind außerdem in netter Gesellschaft. Conny und Michael bleiben ebenfalls noch.
Montag, 01.03. - Wanaka
Gestern kam der Regen hier noch nicht an... Hätten wir doch lieber fahren sollen? Heute sind die Berge jedenfalls in dicke Wolken verpackt, ein kühler Wind pustet um das Haus herum. Ich könnte gut mal wieder weiter...
voriges Tagebuch Neuseeland Februar 2010 (Weltreise Tagebuch 91) nächstes Tagebuch
copyright Globusbiker