Reiseberichte


Neuseeland
 
voriges Tagebuch Neuseeland März 2010 (Weltreise Tagebuch 92) nächstes Tagebuch
Dienstag, 02.03. - Hunts Beach
Wir sind wieder auf der Straße! Nach sechs schönen Tagen in Wanaka holte uns heute vormittag der BMW-Mike aus Kalifornien bei Andi ab. Außer uns Vieren pellte sich auch Andi in seine Montur, wir statteten Ellen in ihrem Büro einen kurzen Verabschiedungs-Besuch ab und fuhren in großer Kolonne ab. Erfreulicherweise ließ sich die Sonne blicken, da hatten wir alle richtig Lust zum Losfahren. Andi hatte sich von seinem Boss, der er selbst ist, einen halben Tag frei genommen, um uns auf seiner DR 650 bis nach Haast zu begleiten. Wir hatten schon viel von der Strecke über den Haast-Pass zur Westküste gehört, aber dort selbst entlangzufahren, ist doch etwas ganz anderes. Nach den ersten ca 70km durch relativ trockenes Bergland fängt schon kurz vor dem Pass der temperierte Regenwald an und wird, je weiter man kommt, immer üppiger. Viele Wasserfälle, nach dem Regen der letzten Tage gut gefüllt, rauschen beidseits der Straße, um sich im Tal zum gurgelnden Haast-Riverzu vereinen. Am Straßenrand wachsen überall große Farne, am Boden und auf bis zu 6 Meter hohen kräftigen Stämmen, darüber ragen riesige Bäume, mit allerhand Epiphyten und dicken Moosschichten bewachsen. Schlinggewächse überwuchern große Büsche, leuchtend rote Blüten ziehen die Augen auf sich. Über allem ein bewegter blau-weiß-grauer Himmel, aus dem immer mal ein paar Tropfen fallen, die aber nicht weiter stören. Die Straßenränder sind gerade frisch gemäht worden, was dem Ganzen einen gepflegten parkartigen Charakter verleiht. Ich fühle mich wie in einem riesigen botanischen Garten, in dem jeder Farn und jeder Busch sorgfältig geplant und arrangiert wurde. Thomas und ich setzen uns etwas nach hinten ab - die anderen haben es eiliger und brausen davon, ich möchte lieber Zeit haben zum Schauen. An den einschlägigen Aussichtspunkten trifft man sich wieder. Nach 150km erreichen wir den kleinen Ort Haast, kurz vor der Küste gelegen, eigentlich nur ein paar wenige Häuser und zwei einfache Touristen-Abfütterungsanlagen. Auch wir sind inzwischen hungrig und stoppen an einem der kleinen Fish-and-Chips-Restaurants. Unsere sechs Bikes vor dem Laden erhalten die ihnen gebührende Aufmerksamkeit und werden bestaunt, wir bestellen uns was zu essen und sitzen draußen. Die Temperatur ist angenehm, kein Regen in Sicht. Als wir weiterfahren, müssen wir uns von Andi verabschieden, der jetzt wieder zurückfährt. Auch von den drei schnelleren Fahrer verabschieden wir uns schon mal, denn wir wollen uns nicht beeilen. Zu schön ist die Landschaft, um sie nur so vorbeirauschen zu lassen. Der Regenwald reicht bis ans Meer heran, die Bäume sind durch den Seewind stark zur Seite gebogen. Immer wieder ändert sich das Bild, es wird nie langweilig. Wir sind froh, für uns zu sein, nach so vielen Tagen in netter Gesellschaft ist es auch mal wieder angenehm, einfach unserem eingespielten Rhythmus folgen zu könen. Und darum schlagen wir uns auch bald in die Büsche. Ein schmaler Schotterweg lockt uns an und am Ende desselben gibt es einen ruhigen Dschungelzeltplatz für uns. Nun steht unser Schlafzimmer unter Farnbäumen und riesigen Urwaldbäumen, deren Stämme über und über mit Ranken und Moosen bewachsen sind. In der Nähe rauscht ein kleiner Bach und wenn man einen Holperweg bergauf steigt, hat man durch die Bäume einen schönen Blick aufs Meer.

Mittwoch, 03.02. - Gillespie Beach
Im Moment fangen unsere Tage meistens damit an, dass Thomas irgend einen Versuch unternimmt, seinem kränkelnden Motorrad auf die Sprünge zu helfen. So hatte er auch heute morgen wieder eine Idee und bastelte ein Weilchen, während ich mich umschauen konnte und den Urwald genoss. Weite Strecken machen wir so nicht! Aber brauchen wir ja auch nicht. Heute wollen wir uns den Fox-Glacier anschauen, der sich nur knappe 40km von unserem Schlafplatz entfernt als ein Arm des riesigen Tasman-Gletschers aus dem Hochgebirge bis hinab in die Dschungelregion zieht. Wir fuhren in die erste ausgeschielderte Zufahrt zum Gletscher hinein. Eine schmale kurvige Naturpiste brachte uns durch einen Tunnel aus Urwald bis zu einem kleinen Parkplatz. Von dort aus kann man wandern. Entweder stundenlang bis zum Gletscher selbst oder nur ein Stück bis zu einem Ausguck, von dem aus man die lange Zunge aus sich vorwärts schiebendem Eis von ferne bewundern kann. Ich war dran mit Losmarschieren, schnappte mir eine Kamera und verschwand in der märchenhaften Welt des Regenwaldes. Der Hauptweg war mir langweilig, darum bog ich auf einen als Wanderweg markierten Trampelpfad ab, auf dem ich ganz allein unterwegs war. Erst nur zögernd, dann immer neugieriger folgte ich den vielen Windungen des Weges, kletterte über bemooste Felsen und umgekippte Bäume, sprang über kleine Bäche, die leise durch Unterholz plätscherten und bewunderte die unzähligen unterschiedlichen Moose und Farne, die auf jeder nur erdenklichen freien Fläche Fuß gefasst haben. Wenn nicht mein Weg durch einen breiteren Gletscherfluss gekreuzt worden wäre, den zu überqueren eine etwas größere Herausforderung bedeutet hätte, ich wäre sicher stundenlang verzaubert weitergelaufen und Thomas hätte lange warten müssen. So drehte ich am Fluss wieder um und ging zurück. Gerade rechtzeitig, denn es fing an zu nieseln. Den Gletscher hatte ich fast vergessen, doch konnte ich ihn vom Weg aus entfernt im Tal erkennen. Um etwas dichter an ihm heran zu kommen, fuhren wir nun die zweiten Gletscher-Zufahrt entlang. Dort ist mehr los, viele Tourenbusse, Campervans und PKW standen auf einem großen Parkplatz, große Gruppen wanderten Richtung Gletscher. Nun war Thomas as der Reihe und ich wartete bei den Motorrädern. Es war kühl geworden und ab und zu tröpfelte es. Ich saß warm in meinen Regenanzug verpackt auf einem großen Stein, bis Thomas von seinem Ausflug zurück kam. Im Ort Fox Glacier, Start und Landepunkt für den Gletscher-Tourismus, ließen wir uns für eine Kaffeepause nieder und kauften zu Apothekenpreisen etwas Milch, Käse und Obst ein. Den Käseblock zerschnitt ich mit meinem Taschenmesser, um ihn in die dafür vorgesehene Dose zu stecken... Weiter fuhren wir Richtung Westen, wo uns in ca 20km Entfernung ein schöner Strand empfohlen worden war, zu dem sich eine herrliche ungeteerte Strecke durch den Urwald der Küstenberge schlängelt. Am Meer dann ein nett angelegter Parkplatz mit einer Wiese für Zelte, einem Dach mit Tisch drunter und ein einfaches Klo. Kostet nix, das ist ja mal was! Wir blieben, liefen am Strand entlang und unterhielten uns nett mit einem Schweizer Pärchen, die von Neuseeland aus demnächst nach Südamerika weiterfahren wollen, ohne festen Zeitplan.

Donnerstag, 04.02. - Okarito
Das Donnern der Wellen diente nachts als Untermalung für unsere Traumwelten, morgens bot sich unseren verschlafenen Augen ein spektakulärer Anblick: die kompletten Südalpengipfel inclusive des majestätischen Mt Cook, den wir ja von der anderen Seite aus schon kennen, waren im Osten vor dem blauen Himmel zu sehen! Der leichte Regen der Nacht war weitergezogen, die Sonne schien warm, was für ein Glück wir mit dem Wetter haben! Nach weiteren ungezählten Fotos von dem schönen wilden Strand (wobei mich die Sandflies vowärts jagten) und einem gemeinsamen Frühstück mit zwei netten deutschen Mädels im "work and travel-Modus" machten wir uns gutgelaunt auf. Die kurvige Naturpiste über die Küstenberge machte Spaß und dann sahen wir den Fox-Glacier noch einmal richtig schön in der Sonne liegen, wie er sich da so das Tal hinabschiebt. Nebenbei schauten wir unterwegs nach meinem Messer aus, das ich dummerweise gestern nach dem Zerschneiden des frisch gekauften Käses auf der Packtasche liegen gelassen hatte. Wir fanden es nicht. Hoffentlich hat es jemand gefunden, der es brauchen kann.. Der nächste Gletscher, 1858 (?) nach dem österreich-ungarischen Kaiser Franz Josef benannt, liegt nur eine halbe Stunde entfernt Richtung Norden. Den gucken wir uns nun auch noch an! Ein voller Parkplatz, viele Touristen mit mehr oder weniger Lust zum Wandern, für jede Wanderlust ein entsprechender Weg. Mein Weg führte auf einen kleinen Berg, von wo aus man einen recht schönen Blick auf die lange Gletscherzunge hat, auf der die winzigen Menschlein herumkrabbeln. Am Fuß des Gletschers ein großes blaues Maul: der Schmelzwassertunnel. Mit Führung darf man wohl auch hinein. Relativ beeindruckt kehre ich um und löse Thomas an den Motorrädern ab. Er macht einen anderen kurzen Walk. Hinterher sind wir uns einig: die Gletscher hier sind schön, aber wenn man den argentinischen Perito-Moreno-Gletscher gesehen hat, kann einen diesbezüglich kaum noch etwas vom Hocker hauen. Vor dem Weiterfahren stoppen wir kurz beim Supermarkt des Ortes, der als Absteige und Startpunkt für alle Adventure-Touren rund um den Gletscher gebaut wurde. Dort treffen wir, mittlerweile zum vierten Mal, eine deutsche Familie mit zwei Kindern, die drei Monate Elternzeit hier verbringen. Ist immer nett, wenn wir uns mal wieder zufällig über den Weg laufen und inzwischen haben wir uns auch mit Namen vorgestellt. Für Leute mit Kids ist es doch etwas schwieriger, einen guten Platz zum Übernachten zu finden. Die Kinder sind den Sandflies mehr ausgeliefert, denn die Eltern wollen sie nicht ständig mit dem Insektenmittel einreiben. So gesund ist das wohl auch nicht... nach kurzem Schnack sagen wir: bis zum nächsten Mal und fahren weiter nach Okarito, einem weiteren Abstecher an die Küste. Dort hat es eine schöne Lagune, haben wir erfahren und darum fahren wir die 13km lange Teerstraße bis zum Ende durch. Der kleine Ort Okarito scheint eher ein Geheimtipp zu sein, so viel ist nicht los. Auf dem Campingplatz halten wir für eine Müslipause, sitzen in der warmen Sonne und bleiben dann gleich dort. Ein angenehmer Platz mit schönem Windschatten, warmer Dusche und kurzem Weg zum Strand. Während ich mir die Kamera schnappe und zum Strand gehe, bastelt Thomas notgedrungen wieder an Foster herum, der einfach nicht vernünftig laufen will und neuerdings viel zu viel Sprit verbraucht. In den letzten Tagen hat er schon verschiedene Fehler ausgeschlossen, hat sowohl die Zündkerzen als auch die CDIs (Zündboxen) getauscht, alles ohne echten Erfolg. Nun will er sich die Vergaser mal anschauen - an irgend etwas muss es doch liegen!

Freitag, 05.03. - Hokitika
Foster zickt weiter rum, Thomas weiß immer noch nicht, woran es liegt. Ganz schön frustrierend! Beim Zusammenpacken morgens erwischt uns ein heftiger Regenschauer. Wir warten, bis das Zelt halbwegs wieder trocken ist und fahren erst sehr spät weiter. Mit 60-70km/h zuckeln wir weiter - schneller mag Foster im Moment nicht laufen, besonders bergauf tut er sich schwer. Trotzdem legen wir über 100km zurück bis Hokitika, dem nächsten etwas größeren Ort. Dort beratschlagen wir bei einem Kaffee, wie es weiter gehen kann und suchen uns dann einen Campingplatz im Ort. Der raubeinige Camphost schaut interessiert auf unsere abenteuerlichen Bikes und macht uns dann einen Sonderpreis fürs Zelten. Sehr nett! Das Städtchen gefällt uns recht gut und es gibt allerhand zu sehen: mehrere Werkstätten der Jadeverarbeitung mit Schmuckverkauf und Informationen erzählen von den schönen grünen Steinen, die sich hier in der Gegend besonders häufig finden lassen. Das verarbeitende Handwerk gehört den Maori, die ihre Kunst nur untereinander weitergeben, sogar vom Gesetz unterstützt. Herrliche Formen entstehen dabei, meistens pflanzliche Strukturen, der heimischen Natur nachempfunden, wie z.B. die spiralförmige Entrollung eines Farnwedels. Touristen schlendern durch die wenigen Sträßchen, aber nicht in großen Horden, kleine Lädchen haben für jeden etwas zu bieten. Gebrauchte Bücher, Klamotten, Souvenirs, Schuhe, was man halt so braucht. Sogar ein kleiner Hardwareshop ist hier, wo ich Ersatz für mein verlorenes Taschenmesser finde! Thomas schraubt, ich gehe spazieren und einkaufen, koche uns dann in der Gemeinschaftsküche des Campingplatzes ein leckeres Abendessen, was wir in netter Gesellschaft einer alleinreisenden jungen Deutschen auffuttern.

Sonnabend, 06.03. - Hokitika
Kein Schraubererfolg, es ist einfach kein echter Fehler zu finden! Trotzdem ist es schon Nachmittag, als Foster wieder fahrbereit ist und darum bleiben wir noch eine Nacht. Das Wetter ist richtig sommerlich heiß heute, kaum ein Wölkchen steht am blanken blauen Himmel, der kräftige Seewind wurde von der Wetterverwaltung gegen ein leises Lüftchen ausgetauscht. Siehe gestern: Thomas schraubt, ich gehe spazieren... An der Fensterscheibe eines Ladens hängt ein Zeitungsartikel über das Gift "1080" aus. Der gleiche Name stand auch auf einigen Schildern an der Landstraße, verbunden mit Protestaufrufen, wie wir beim Vorbeifahren so ungefähr erkennen konnten. Dadurch neugierig geworden, nahm ich mir nun die Zeit, las den Artikel durch und sprach hinterher noch mit der Ladeninhaberin hinter der Fensterscheibe, an der der Artikel ausgehängt war.. Was ich verstanden habe, ist folgendes: 1080 ist ein Gift, das in der Landschaft verteilt wird, um die überhand nehmenden Opossums zu bekämpfen. Es wird in Form kleiner Pellets großflächig aus der Luft abgeworfen und wird dann natürlich nicht nur von Opossums gefressen. Es tötet also schon einmal nicht nur die gewünschte Art. Dazu kommt, dass es auch in den Kadavern noch wirkt, also auch alle Aasfresser was abkriegen. Man befürchtet nun verständlicherweise, dass es sich durch die gesamte Nahrungskette verteilt, darum auch gewünschte, heimische Arten an dem Gift sterben und das ganze Gefüge des Waldes daran kaputt geht. Bisher scheint das Department of Conservation (DOC) davon nicht überzeugt zu sein. Auch Neuseeland hat seine Kontroversen... Später wollen wir der Empfehlung unserer gestrigen Bekanntschaft folgen und gehen in das kleine Programmkino, das in einem historischen Bankgebäude wohnt und aus einem kleinen Saal mit drei Reihen unterschiedlicher Ledersofas besteht. Ein Film namens : „The Land of the Long White Cloud“ lässt eine Dokumentation über Neuseeland vermuten, doch hätten wir lieber die Ankündigung lesen sollen: der Film handelt von einem fünftägigen Angelwettbewerb am 90-Mile-Beach auf der Nordinsel! Das Langweiligste auf der Welt ist also nicht das Angeln selbst, nicht mal das Zugucken beim Angeln, sondern nun wurde auch das noch getoppt: wir schauen Leuten zu, die anderen beim Angeln zuschauen! Thomas hat nach der Hälfte des Filmes die Nase voll von Leuten, die über ihre Fangerfolge in Sachen Snapper-Fischen erzählen. Als dann vor laufender Kamera einem gefangenen Fisch das Herz aus dem Leib gerissen wird, und dieses noch schlagenderweise in Großaufnahme gezeigt wird, geht er lieber raus. Kann ich verstehen! Ich bleibe, vielleicht kommt ja noch was Interessanteres? Aber nein, am Ende des Angelwettbewerbes ist auch der Film zuende und ich gehe enttäuscht nach Hause. Der eigentliche Clou des Filmes, die Befragung der Angler zu verschiedenen Themen des Lebens, geht sowieso an uns vorbei, denn Kiwi-Slang durch Wellen- und Windgeräusche am Strand gefiltert ist für uns absolut nicht verwertbar. Hätten wir doch lieber im anderen Kino des Ortes (zum vierten Mal...) „Avatar“ gucken sollen...

Sonntag, 07.03. - Hokitika
Morgen früh wollen wir in das ca 40km entfernte Greymouth fahren. Dort gibt es eine Hondawerkstatt, der Thomas sein nicht kooperatives Bike vorstellen will (wenn er zu solchen Maßnahmen greift, ist es wirklich ernst!). Es machte darum keinen Sinn, heute weiterzufahren und wir ließen das Zelt noch einen Tag stehen. Am Strand mit nackten Füßen durch den warmen Sand gehen, in der Sonne frühstücken, durch den Ort stromern... lauter so wichtige Dinge nahmen wir uns darum für heute vor. Und wegen der filmtechnischen Enttäuschung von gestern gingen wir noch einmal ins Kino. Diesmal in das Mainstream-Theater, wo die neue 3D-Verfilmung von Alice im Wunderland lief. Der Projektor war nicht besonders lichtstark, wir verstanden vom Text nur die Hälfte, aber ansonsten waren wir sehr angetan. In ein paar Jahren wird sich bestimmt niemand mehr von einem 2D-Film hinter dem Ofen hervorlocken lassen... Es ist kühler als gestern, aber mit Fleecejacke ist es jetzt, gegen Abend, noch auszuhalten. Mein lieber Vater hat heute Geburtstag. Eine lustige Vorstellung, dass ich schon seit heute morgen seinen Geburtstag feiern kann, während er noch gar nichts davon weiß. Nun ist es halb acht Uhr abends und er steht bestimmt gerade auf.. Meine guten Wünsche schicke ich durch den Mittelpunkt der Erde nach Norddeutschland.

Montag, 08.03. - Christchurch
In "Hoki" war es morgens kühl, die dicken Wolken hielten aber dicht und wir waren bald auf der Straße Richtung Greymouth, wo der Honda-Werkstattleiter nur ein zweifelhaftes Kopfschütteln für uns übrig hatte: er habe selbst frühestens morgen Zeit und auch dann nicht sehr viel... wir sollten doch lieber nach Nelson oder Christchurch fahren, riet er. Okay, also Christchurch *seufz*, von Greymouth über ca 240km Teer zu erreichen. Immerhin wurde das Wetter besser, wir fuhren in warmem Sonnenschein über den schönen Arthur´s Pass, eine der Hauptverbindungsstrecken zwischen der Westküste und dem Rest des Landes (dafür mit relativ wenig Verkehr, fanden wir). Auf der Ostseite der Berge war sehr schnell Schluss mit dem dichten Wald und es wurde fast wüstenhaft trocken. Die kahlen und teilweise farbigen Berge erinnerten an die südlichen Anden auf argentinischer Seite, warmer Wind kam auf, der uns bis an die Ostküste begleitete. Die letzten 60km kannten wir schon: eher langweiliges, plattes Land, landwirtschaftlich genutzt und recht bevölkert. Zur Abendbrotzeit erreichten wir Christchurch, fanden problemlos unser schon bekanntes Quartier am Meer wieder und "überfielen" dort unsere Freunde Monique und Daniel, die meine Mail-Vorwarnung noch nicht gelesen hatten und sehr überrascht waren. Zu unserem Glück war "unser" Raum gerade frei und wir konnten uns dort vorübergehend wieder ausbreiten.

Dienstag, 09.03. - Christchurch
Mit beiden Moppeds in die Stadt, Foster bei der Hondawerkstatt in hoffentlich gute Hände gegeben, zu zweit auf Jolly wieder zurück. Der Kleine ging ganz ordentlich in die Knie, als Thomas hinter mir auf die Sitzbank stieg... Jetzt warten wir auf einen Anruf der Werkstatt und hoffen, dass sie dort 1. einen Fehler finden und 2. die Behebung desselben schnell und kostengünstig erledigen können... Um den schönen Sommertag nicht nur mit Notwendigkeiten zu verschwenden, ließ ich Schuhe und Strümpfe zuhause und entschwand für einen Spaziergang über die Straße zum Strand. Der warme Sand unter den Füßen, der Geruch des Meeres, das versetzt mich seit jeher prompt in den Ferienmodus! Seit den ersten Familienreisen an die Ostsee, als ich noch klein war, war diese Kombination immer mein Inbegriff von Sommerferien. Herrlich! So bummelte ich am Spülsaum entlang, sammelte diese Muschel auf, befühlte jenen Stein, schaute einer Möwenfamilie zu, die ebenfalls in den Hinterlassenschaften der letzten Flut nach Verwertbarem suchte und vergaß alles andere. Wieder Kind sein für eine Weile, das tut mir immer sehr gut. Mit all meinen Fundstücken fand ich mich wieder bei Thomas ein, der am Rechner den eher nüchternen Dingen nachging und unsere Konten checkte. Es fanden sich zwei unerklärliche Abbuchungen von einigen hundert Euro! Hat sich da jemand bei uns bedient? Nachdem gerade erst unsere Homepage "verseucht" wurde, missbraucht nun jemand unsere Kreditkarte?? Das muss nun erstmal geklärt werden!
voriges Tagebuch Neuseeland März 2010 (Weltreise Tagebuch 92) nächstes Tagebuch
copyright Globusbiker