Südamerika Reiseberichte

Argentinien
 
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Dienstag, 27.11 - Meine liebe Mama hat Geburtstag, wir gratulieren!!
Doch noch gestern nachmittag haben wir den Campingplatz gegen den freien Platz in Punta Pardelas getauscht, wo wir die Münchner wieder trafen. Diesmal stehen wir alle direkt unten am Meer, das Zelt in einer windgeschützten Mulde, sehr gemütlich. Spät abends standen wir wieder andächtig am Strand und hörten den Walen zu - was ist es, was uns alle so berührt? Weit hinten in der Bucht liegt ein etwa 8 Meter langer toter Jungwal am Strand, den haben wir heute im Zuge eines Spazierganges entlang der Küste aufgesucht. Da der Wind günstig stand, konnten wir ihn uns genau anschauen, ohne den Gestank in die Nase zu bekommen. Jemand hat ein großes Stück herausgeschnitten, ansonsten ist er noch ziemlich komplett und man kann z.B. die Barten noch sehr gut erkennen. Armer "Kleiner", ist hier wohl gestrandet. Sehr interessant ist die Gezeitenzone unterhalb der Steilküste: große Platten aus verpresstem feinem Sand liegen bei Ebbe trocken und geben allmählich riesige Muschelschalen aus früheren Zeiten frei. Auch die Steilküste selbst besteht zu großen Teilen aus diesen Muscheln, besonders im oberen Bereich, der jetzt 20m über den Meer liegt. Muss alles mal unter Wasser gewesen sein. Von der Brandung wurden verschieden große Töpfe aus den Platten ausgespült, die auch bei Ebbe voll Wasser sind und Kolonien von kleinen Miesmuscheln und viele Wasserpflanzen enthalten. Das sieht sehr schön aus. Wir haben festgestellt, dass der Tidenhub hier normalerweise ca 3m beträgt. So verändert sich der Strand ständig und die bunten Kieselsteine werden täglich hin und hergerollt.

Mittwoch, 28.11.
Da wir uns in unserer Zeitplanung doch glatt um eine Woche verrechnet haben, haben wir bis zum Motorradtreffen in Viedma noch über eine Woche Zeit. Also verabschieden wir die Münchner, deren Vorräte zuende sind und die darum weiterfahren mussten und bleiben hier. Thomas liest, ich sammele Muscheln und bunte Steine am Strand und spiele damit herum...Ferien... Bis abends hatten sich dunkle Wolken von Westen soweit verdichtet, dass ein kräftiges Gewitter mit einem Regenschauer fällig war. Eine große flache Wolke schob sich schnell über die ganze Gegend wie ein blitzendes Brett, sehr eindrucksvoll! Vorsichtshalber hatte ich an der höchsten Stelle unserer Düne einen Blitzableiter aufgestellt, und wenn nur zur Beruhigung meiner gewitteranfälligen Nerven... Später war der Himmel wie gefegt, das nun blaugrüne Meer schäumte vom heftigen Wind, die untergehende Sonne zauberte einen Regenbogen in die Dünen, es wurde sehr kühl nach dem heißen Tag. Wir kochten unser Abendessen im Vorzelt.

Donnerstag, 29.11. - Puerto Lobos
Schweren Herzens rissen wir uns heute los von der Halbinsel! Nach fälligem Einkauf ging es auf die 80km lange Straße zum Festland. Es tat gut, mal wieder auf der Straße zu sein, aber irgendwie macht dieser Ort süchtig: alle, die wir getroffen haben, bleiben länger, als beabsichtigt war.... Auf dem Weg nach Norden bogen wir 50km vor Sierra Grande auf eine gute Piste nach Puerto Lobos ab. Dort, 22km von der R.3 entfernt, stand am Strand einsam und verlassen die Ruine eines ehemaligen Hotels aus der Zeit, als die R.3 noch nicht gebaut war und der gesamte Verkehr nach Süden über diese Piste ging - schwer vorstellbar! Damals muss hier viel losgewesen sein, nach dem immer noch überall herumliegenden Müll zu urteilen. Ein Mann kam auf einem Quad vorbeigefahren, stellte sich vor als der zuständige Inspektor des Fischfangs und sagte, wir könnten gern im Hotel unser Zelt aufschlagen. Wenn wir sonst irgendetwas bräuchten, könnten wir uns gerne an ihn wenden, er wohne dort drüben in dem einzigen Haus weit und breit. Dann griff er in den Korb an seinem Lenker und schenkte mir zwei Fische, einen Bequerell und einen Robalo (?) die er gerade gefangen hatte: die wären sehr lecker vom Grill! Dann brauste er wieder zum Wasser und angelte weiter. Wir suchten uns in der dachlosen Hotelruine das beste Zimmer aus und stellten das Zelt hinein. Die Fische schmeckten auch aus der Pfanne ( in Ermangelung eines Grillrostes ) sehr lecker und entlasteten unsere spärlichen Vorräte. Einer von beiden hatte eine leuchtend türkise Mittelgräte. Abends gingen wir noch einmal zum Strand, der hier sehr steil ist. Da gerade Ebbe war, konnten wir den Tidenhub abschätzen: hier beträgt er fast 7m! Die Brandung war so heftig, dass das Baden hier lebensgefährlich ist. Auf dem Rückweg vom Strand sah ich eine ca 1,5m lange hellgelbe Schlange die gerade den Weg kreuzte. Wir erschraken uns beide voreinander und die Schlange verschwand schnell im Gestrüpp. Beim Einschlafen hörten wir die Wellen an den Strand donnern.

Freitag, 30.11. - Sierra Grande
Es regnet leise vor sich hin, wir sitzen frisch geduscht ( war auch mal wieder nötig! ) in einem Hotelzimmer an der Durchfahrtstraße von Sierra Grande. Nach den letzten Tagen an den verschiedenen Stränden waren wir ziemlich verwildert. Nun ist mal wieder Waschtag für uns und unsere Klamotten. Am Nachmittag suchten wir also die einzige Wäscherei des Ortes auf und spazierten dann ein Stück in die Berge hinauf. Eine kleine Pferdeherde kletterte dort herum. Ein Gaucho kam auf einem sehr schönen dunklen Grauschimmel angeritten und trieb die Herde am Berg zusammen und nach Hause - keine leichte Aufgabe in diesem Gelände. Immer wieder teilte sich die Herde und einige Pferde liefen davon, aber zum Schluss hatte er sie doch alle eingesammelt und auf dem richtigen Weg. Wir stiegen weiter hoch und konnten bald bis zum Meer gucken, das hier ca 30km entfernt ist. Wieder soviel Horizont zu sehen, dass die Erdkrümmung sichtbar ist...

Sonnabend, 1.12. - Playas Doradas
Das klingt nach mehr, als es ist... Eine für mich schreckliche Wellblechpiste von knapp 30km Länge führt von Sierra Grande zu diesem Ferienort am Meer, der heute fast wie ausgestorben wirkt, obwohl doch Sonnabend ist und die Argentinier sonst am Wochenende alle ausschwärmen. Wir sind allein auf dem örtlichen Campingplatz, außer einen teuren kleinen Supermarkt scheint alles geschlossen zu haben. Lauter halbfertige Ferienhäuser, manche stehen offensichtlich schon länger so herum und werden scheinbar nicht weitergebaut. Sonnig, aber kühl ist es heute nachmittag, nachdem es gegen Mittag wieder ein paar Tropfen geregnet hat. Für morgen sagt der Wetterbericht mehr Wärme und Sonne an, also werden wir den Sonntag hier verbringen und am Montag weiter Richtung Viedma fahren. Auf einem Spaziergang den Strand entlang ging ich wie üblich den Flutsaum entlang auf der Suche nach schönen Muscheln etc., als ich ein paar frische Möwenspuren fand. Ich ging ihnen nach und sah in einer kleinen Mulde im Sand ein frisch gelegtes Ei liegen. Kein Vogel in der Nähe, nur das Ei so ungeschützt am Strand... Die Spuren führten auf der anderen Seite der Mulde weiter durch den Sand, als ob die Möwe nur so im Vorbeigehen dort das Ei abgelegt hätte. Erstaunlich! Ich widerstand der Versuchung, es für's Abendbrot mitzunehmen.

Montag, 3.12. - Sierra Grande, auf der Durchfahrt
Den Sonntag haben wir bei kräftigem Wind von See hauptsächlich im Zelt verbracht. Ich hatte einen Anfall von allgemeiner Lustlosigkeit und vertrieb mir die Zeit mit Sudokus und Löcher-in-die-Luft-gucken, Thomas raffte sich irgendwann zu einem Spaziergang auf, kurz: es passierte nichts, was zu Erzählen sich lohnen würde. Heute ist es ebenso windig und wir fahren ein Stück weiter Richtung Viedma. Im Augenblick sitze ich bei den Moppeds an der Straße, während Thomas einkauft. Eben kam ein Van angefahren, striff im Vorbeifahren beinahe die Moppeds, der Fahrer setzte sein Auto direkt vor Jollys Vorderrad, stieg bei laufendem Motor aus und ging davon. Sein Auto tuckert nun die ganze Zeit vor sich hin und verpestet die Luft mit dem wertvollen Treibstoff... das ist typisch für Argentinien: es wird nicht darüber nachgedacht, was das eigene Handeln für Konsequenzen hat, die über den Moment hinausgehen ( das sagen selbst Leute von hier! ). Nach 140km sind wir mal wieder in Las Grutas angekommen und haben nach einer merkwürdigen Begebenheit auf einem der vielen Campingplätze in der Ortschaft wieder den bewährten Platz ausserhalb, El Oasis, bezogen, wo wir uns an den funktionsfähigen und sehr sauberen Sanitäranlagen erfreuen. Auch der freundliche Hund ist wieder bei uns und geht mit, wenn ich spazierengehe. Dieser andere Platz war uns bei der Ankunft in den Ort als relativ ansprechend aufgefallen . Als wir an der Pforte standen, kam eine Frau auf uns zu, die selbst dort campte. Sie meinte, der Besitzer sei gerade nicht da, aber würde wohl bald wiederkommen. Also warteten wir auf dem Platz und aßen derweil unser Mittagsmüsli. Nach einem Viertelstündchen kam der Besitzer auf uns zu und wir erfuhren, dass wiir für eine Übernachtung insgesamt 54 Pesos bezahlen sollten. Da uns das viel zu teuer war (normal ist 7-10 Pesos pro Kopf), sagte ich, dass wir doch lieber wieder fahren würden. Da meinte der Typ doch tatsächlich, er bekomme dann von uns 10 Pesos für den Eintritt auf seinen Platz! Wo wir nur auf ihn gewartet hatten, um den Preis abzuklären! Ich dachte, ich höre nicht richtig und versuchte, ihm deutlich zu machen, dass er dafür, dass wir ihn nicht eher fragen konnten, nicht auch noch Geld kassieren könne. Er bestand darauf, dass wir dann an der Pforte hätten warten müssen. Ich diskutierte so lange mit ihm herum, bis es ihm zu anstrengend wurde und er, ohne Geld, genervt abzog. Vor einigen Wochen noch hätte ich wohl gezahlt, aber inzwischen haben wir ja ausreichend Erfahrung mit argentinischen Campingplätzen und diese Nummer ist hier so nicht üblich. Wahrscheinlich sind die Preise in diesem Sommerferienort wohl generell höher als normal, aber hier, nur ca 5km ausserhalb, sind wir mit 10 P/Kopf doch besser dran und haben noch heiße Duschen, die es dort nicht gab. Dinge gibt's, die gibt's garnicht..

Hier möchte ich mal ganz ausdrücklich um euer Feedback zu unseren Berichten bitten. Anregungen und auch konstruktive Kritik werden gerne angenommen. Lasst es uns bitte wissen, wenn ihr Lob oder Verbesserungsvorschläge für uns habt.
Die Globusbiker danken!

Leider hat es beim letzten Mal mit den angekündigten Fotos aus mir unbekannten Gründen nicht funktioniert, aber wir hoffen, dass unser freundlicher Homepagever-Walter in Satrup demnächst die ersten Bilder in die Seite einbauen wird und es dann dort was zu sehen gibt.

Es grüßen euch Katharina und Thomas aus Patagonien

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