Südamerika Reiseberichte

Argentinien
 
voriges Tagebuch Argentinien Dezember 2007 (Weltreise Tagebuch 11) nächstes Tagebuch

Dienstag, 4.12 - Wildcampen bei San Antonio Oeste
Da wir heute viel Geld ausgegeben haben mit Einkauf, Tanken, Internet etc, müssen wir erst mal wieder etwas sparsamer sein und haben nach nr 50km Tagesleistung einen schönen kostenfreien Zeltplatz abseits der Straße mitten in den Dünen gefunden. Der Zugang war etwas schwierig zu fahren wegen dem weichen Sand, aber da es abwärts ging, kamen wir beide gut hindurch. Das Zelt steht unter einer kleinen Kiefer, durch die der leichte Wind weht und es gibt heute mal was richtig Feines zu essen: Kartoffeln und Möhren mit einer Paprika- Zwiebel- Tomaten- Knoblauchpfanne. Das schmeckt gut! In San Antonio trafen wir einen deutschen und einen italienischen Biker, die wir wohl am Wochenende auf dem Treffen wiedersehen werden.

Mittwoch, 5.12. - Pozo Salado
Das mit dem Weichsand hat uns heute morgen wieder eingeholt. Da es nun bergauf ging, grub Foster sich sofort bis zur Radnabe ein und musste ausgegraben werden. Zur Erleichterung der Fuhre befreiten wir ihn von allen Koffern und schoben und zerrten solange, bis er frei kam. Beim zweiten Anlauf ohne zusätzliches Gewicht schaffte er die Steigung besser und stand bald auf dem festen Schotterweg. Jolly durfte es gleich ohne Gepäck versuchen und hatte keine größeren Probleme. Da macht sich doch das leichtere Mopped mal richtig bezahlt! Durchgeschwitzt und eingesandet fuhren wir Richtung Caleta de los Loros, wohin eine unterschiedlich gut befahrbare Schotterstraße führt. Sie läuft meistens dicht am Meer entlang, später durch ein weites Dünengebiet und hat manchmal Abschnitte mit dickem Strandkieselbelag, was sich sehr "eierig" fährt. Mitten auf der Straße begegneten wir einer tellergroßen Schildkröte, die auf der Suche nach etwas Schatten gleich unters Motorrad kroch und sich dort ausruhen wollte. Den angebotenen Drink lehnte sie ab und war dann sichtlich enttäuscht, als sich ihr privater Schatten lärmend wieder entfernte. Nach 50km bogen wir in eine Stichstraße zum Meer ab, die nach 5km in einem Naturschutzgebiet mit ein paar z.Zt. oder überhaupt verlassenen Ferienhäusern und einem freien, sehr versandeten Platz, wo wir nach dem Durchfahren einer kleinen Wanderdüne (Weichsand, Prozedur s.o.) einen windgeschützten und wie für uns geschaffenen Zeltplatz belegten. Hier haben wir eine Zisterne mit Brauchwasser zur Verfügung und können nachher, wenn sich das Wasser im Wassersack aufgewärmt hat, sogar warm duschen. Auch Sanitäranlagen sind rudimentär vorhanden, aber da gehe ich doch lieber in die Dünen... Während ich hier schreibe, kommen schreiend kleine Horden von Papageien vorbeigeflogen, die sich darüber ärgern, dass sie an das Wasser in der Zisterne nicht herankommen. Der Wasserspiegel ist zu tief und sie beherrschen die Technik nicht, im Darüberfliegen zu trinken, wie es einige andere Vögel hier tun. Ein Pärchen der starengroßen braunen Vögel mit leuchtend orangerotem Bauch sind erstaunlich furchtlos, haben erst die Motorräder untersucht und dann die Zeltumgebung, tranken aus unserer Wasserschüssel, fanden ein paar Kekskrümel und ließen sich sogar filmen. Ein anderer, mit gelbem Bauch, flirtete lange mit seinem Spiegelbild am Mopped - es gibt hier viel zu gucken! Hinter dem Zelt geht es gleich durch die Dünen zum Rømø-breiten Strand, wir wechseln uns ab mit Zelthüten und Spazierengehen. Beim Zelt ist es richtig schön warm heute, am Strand ist der Wind, wie meistens, recht frisch.

Donnerstag, 6.12. - Nikolaustag...
Nach dem Frühstück haben wir heute den Luxus einer heißen Dusche unter einem Eukalyptusbaum genossen. Wir haben einen Topf Wasser heißgemacht und mit kaltem Wasser vermischt in den Duschsack gefüllt. Man glaubt es kaum, aber 3-4 Liter Wasser reichen für zwei Personen zum genüsslichen Duschen vollkommern aus! Nach langem Herumgetrödel wühlten wir uns mittags wieder durch die Wanderdüne und folgten der Piste weiter, auf der Suche nach der Papageienkolonie. Laut Karte war sie nur ca 5km entfernt. Nach 8-10 km unangenehm sandiger Piste war immer noch nichts zu sehen, also fragte ich den Fahrer des einzigen Autos weit und breit und erfuhr, dass die Papageienkolonie ganz woanders sei und wir die sandige Piste völlig umsonst bearbeitet hatten... Wir kehrten um und fuhren ca 30 km zur Hauptstraße. Von dort waren es noch 100km bis Viedma, das an der Mündung des Rio Negro liegt. Je weiter wir kamen, desto grüner wurde die Landschaft. Richtige große Bäume tauchten auf, grüne Wiesen mit gut genährtem schwarzbuntem Vieh - eine Wohltat für die Augen, die seit Wochen nur wüstenartige Steppenlandschaft und Dünen gesehen haben. Wir kurvten ein Weilchen suchend durch Viedma, bis wir vor einem Restaurant ein bepacktes Motorrad stehen sahen. Als wir anhielten, kam Chuck heraus, der eben zum Treffpunkt fahren wollte. Wie praktisch! Wir fuhren also einfach hinterher und kamen ohne weitere Umwege am richtigen Ort an.

Freitag, 7.12. - Balneario El Condor bei Viedma
Seit gestern Nachmittag sind wir nun hier auf dem guten Campingplatz "Los Trentinos" (abgezäunter Platz, heiße Duschen, saubere Sanitärs, kein Müll, Windschatten und Bäume zum drunter Zelten, Tische und Holzklötze zum Sitzen, sauber gefegte Parrillas an jedem Platz, das Ganze für 10P/Pers.) direkt am Meer und läuten so allmählich das Horizons-Unlimited-Treffen ein. Ein paar Leute waren schon hier und so verging der Rest des gestrigen Tages mit Reisegeschichten auf Englisch. Nachdem ich von anderen hiesigen Bikertreffen mit 1000 und mehr Teilnehmern gehört hatte, war ich angenehm überrascht über den eher familiären Rahmen, den wir hier vorfinden. Bis jetzt sind wir ca 20 Leute hier auf dem Platz und man hat noch Chancen, mit jedem zu sprechen und sich evtl sogar die Namen einzuprägen. Die Mehrheit kommt aus Kanada, ein australisches Paar, einige Engländer, ein paar Deutsche ausser uns werden noch erwartet, sehr nette Leute mit interessanten Geschichten, die meisten so etwa in unserer Altersklasse. Während ich hier schreibe, füllt sich der Platz allmählich, aber es bleibt überschaubar. Für heute abend wird derzeti ein großes Asado organisiert. Einige Leute haben Geld gesammelt und sind nun Einkaufen gefahren, andere.schleppen die Tische zusammen oder sammeln Feuerholz.

Sonnabend, 8.12.
Nach einer fröhlichen Party bis morgens um drei mit viel gutem Essen (auch für die recht zahlreichen Vegetarier gab es hervorragendes Futter) und ausreichend Bier und Wein für alle, krabbelten heute morgen einige etwas zerknittert aus den Zelten. Der Tag ist nicht weiter verplant, man sitzt in wechselnden Grüppchen bei schönem Wetter herum und schnackt, beguckt Moppeds und Equipment, bastelt an den Bikes herum und genießt das Leben. Nachmittags haben wir es dann gewagt und sind schwimmen gegangen. An dem breiten Strand war leichte Brandung, Wasertemperatur schätzungsweise ca 18-20°C. Wenn man erstmal drinnen ist, geht's... Hinterher unter die schön heiße Dusche, herrlich! Heute abend gibt es...: Asado! Oskar, der nette Organisator des ganzen Treffens, hatte heute die Vorbereitung unter sich und wir werden wieder sehr gut verorgt. Da wir gestern abend ziemlich gefroren haben im Abendwind, sind heute alle etwas besser vorbereitet und laufen in Polarausrüstung herum. Insgesamt sind wir inzwischen ca 40 Leute hier, es gibt genug zu Reden und zu Lachen.

Sonntag, 9.12.
Auf dem Programm stand ein gemeinsamer Ausflug zu einer Seelöwenkolonie 30 km von hier. Es soll die größte von ganz Südamerika sein und besteht aus mehr als 5000 Tieren. die man von oberhalb der Steilküste beobachten kann. Es ist sehr windig heute, wir wurden auf der Straße dorthin, die ebenfalls direkt oberhalb der Steilküste verläuft, ziemlich durchgepustet, als wir mit der ganzen Horde im Konvoi unterwegs waren. Anschlussprogramm war ein gemeinsames Mittagessen im Restaurant, von dem wir uns allerdings aufgrund des relativ hohen Preises fernhielten. Wir haben in den letzten Tagen schon ziemlich gut und viel gegessen... Im Sandsturm ging es danach wieder zum Campingplatz, wo erstaunlicherweise alle Zelte noch standen. Den Rest des Tages lungerten wir alle in dem Ferienappartement herum, dass Oscar vorsichtshalber als Gemeinschaftsraum angemietet hatte. Dort wurden Mailadressen getauscht und weitere Reisepläne geschmiedet, die ersten Abreisenden kamen sich verabschieden, so langsam kommt Aufbruchstimmung auf. Keiner hat bei dem Sturm von heute so richtig Lust auf die lange Reise über die Ruta 3.

Montag, 10.12. - auf geht's..
Nach einer windigen Nacht geht es heute morgen kühl und pustig weiter, eben hat es sogar mal etwas geregnet. Wir sortieren unseren Kram und bauen ab. Als erstes geht es heute nach Viedma, zum Internetcafe und zu der Werkstatt von Luis, der uns Scheinwerferschutzscheiben bauen kann ( auf der R 40, die auf der ANdenseite gen Norden fuehrt, werden wir viel Schotter fahren und die hochfliegenden Steine der anderen Verkehrsteilnehmer koennen ziemliche Schaeden anrichten..). Dann ab nach Süden, heute erstmal bis Las Grutas, wo wir uns inzwischen fast zuhause fühlen, morgen steht dann als Ziel Puerto Madryn an. Bis zum 20. müssen wir an der chilenischen Grenze sein, da unser Touristenvisum abläuft und bis dahin haben wir 2300 km Strecke vor uns.



voriges Tagebuch Argentinien Dezember 2007 (Weltreise Tagebuch 11) nächstes Tagebuch
copyright Globusbiker