Südamerika Reiseberichte

Argentinien
 
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Dienstag, 04.03. - Bariloche
Nach einer sehr schön ruhigen Nacht schauten wir heute morgen aus dem Zelt: über dem Fluss hingen noch die Nebelschwaden, alles war nass vom Tau, die Sonne war noch hinter den Bergen. Beim Waschen bemerkten wir, wie warm dieser Fluss selbst am frühen Morgen ist - deutlich wärmer als die Luft! Wir beeilten uns mit dem Packen, um vormittags in Bariloche noch ein paar Besorgungen zu schaffen und fuhren die schöne Kurvenstrecke wieder hinauf. Oben angekommen ein Blick vom Mirador (Aussichtspunkt) über den tief unten liegenden See und die angrenzenden Täler: es ist schon schön hier!
Auf der Teerstraße waren die 70km nach Bariloche schnell abgespult und wir kamen jedenfalls zur Post noch rechtzeitig.
Und nun vertrödeln wir mal wieder einen Tag wegen der argentinischen Siesta. Trotz des frühen Aufstehens waren wir beim Dreher erst um kurz nach 12 Uhr, da war er schon weg. Bis vier oder fünf, sagt seine Nachbarin... Was macht man da? Man geht ins Internet, welches hier sogar richtig flott funktioniert und macht mal wieder etwas Ordnung im Mailpostfach etc. Wir haben ja keine Eile....
Später suchten wir den Dreher nochmal auf und unsere Spezialmutter kostete 30P!! Das ist wohl ein Touristenpreis, mal wieder nicht vorher gefragt...
Nach allen Erledigungen flüchteten wir aus der Stadt. Foster hatte Probleme mit der CDI, die also unterwegs getauscht werden musste und dann suchten wir einen Campingplatz im Nationalpark Nahuel Huapi am gleichnamigen See. In den Nationalparks ist das Freicampen verboten und wir halten uns meistens dran. Neben der Straße lag ein abgerissener LKW-Auflieger auf der Seite, der Zugwagen stand total verbeult auf der anderen Seite, einige Männer saßen scheinbar ratlos dabei. Ob da wohl jemand zu schnell um die Kurven wollte? Gut, dass wir nicht in dem Moment an diesem Ort waren...
Bald waren wir am Campingplatz. Unter hohen Bäumen mit Aussicht auf den großen See, mit eigenem Tisch und Feuerstelle, dafür allerdings für argentinische Verhältnisse recht teuer (12P/Pers.+ 3P fürs Zelt). Naja, eine heisse Dusche am Morgen ist auch was Feines.
Abends, nachdem unser Lagerfeuer erloschen war, standen wir am Strand unter dem fantastischen Sternenhimmel, an dem die Milchstraße so deutlich und differenziert wie selten zu sehen war und viele Sternschnuppen uns alle Wünsche erfüllen wollten und wurden ganz still angesichts der Schönheit dieser Welt.

Mittwoch, 05.03. - San Martin de los Andes
Morgens durften wir noch bis Villa la Angostura, einem touristischen, scheinbar sehr reichen Ort, auf der Teerstraße fahren, dann bogen wir ab auf Schotter zur Durchquerung des Gebietes der "Siete Lagos", der sieben Seen bis nach San Martin. Die ersten 20km wurden gerade umgebaut und waren entsprechend schwierig zu fahren, danach wurde es angenehmer und wir hatten mehr Zeit, uns die Gegend anzuschauen: Berge, Wald, kleine Seen, Berge, Wald, mehr Seen - einer schöner als der andere. Ein amerikanischer Biker aus Utah auf einer kleinen Honda Falcon kam uns entgegen und konnte uns ein paar gute Tipps zum Reisen in Tibet und auch in seinem Land geben.
San Martin, auch sehr touristisch und mit allem Luxus ausgestattet, war für uns hauptsächlich als Internet- und Einkaufsmöglichkeit interessant. Nach der Erledigung dieser Dinge verließen wir mit Kopfschmerzen das abgasgeschwängerte Gewimmel wieder und nahmen die erste kleine Piste Richtung Norden.
Am Lago Lolog, wo scheinbar die High-Society der Stadt ihre Feriendomizile aufgebaut hat, war erst alles zugebaut und mit "Betreten verboten" Schildern gepflastert. Erst einige Km abseits fanden wir einen vielbesuchten und entsprechend vollgesch... Zeltplatz am See. Nachdem ich den herumliegenden Müll eingesammelt und in den einladend an der Straße aufgestellten Behälter entsorgt hatte, war es eigentlich sehr schön dort. Das Zelt stand geschützt gegen den recht heftigen Wind unter Bäumen und Büschen und die wenig befahrene Straße war weit genug entfernt.
Mit Schrecken musste ich feststellen, dass sich unser Abendessen davongemacht hatte: ich hatte einzuweichende Linsen in einer Plastikflasche hinten an der Packtasche befestigt und die war auf der Piste verlorengegangen. Wie schade, ich hatte mich schon drauf gefreut! Nun gab es stattdessen ein Tütensüppchen und Brot. Satt wurden wir trotzdem, wir sind ja gut ausgerüstet.
Leider wird es jetzt immer schon recht früh dunkel, darum müssen wir uns mit den abendlichen Aktivitäten etwas beeilen oder sie im Dunkeln mit Stirnlampe tun. Der Wind schlief erst nach uns ein. Morgens um vier, als ich wegen immer noch heftiger Kopfschmerzen aufwachte, war es ganz still draußen.

Donnerstag, 06.03. - Junin de los Andes
Wir fuhren erst gegen Mittag los. Der Himmel, der morgens recht bedeckt nach Regen aussah, hatte sich inzwischen aufgelockert und die extra herausgezogene lange Hose war inzwischen wieder überflüssig geworden. 40km einspurige angenehme Piste durch schönes Hügelland, erst mehr, dann weniger bewachsen, brachte uns in diesen Ort, wo wir nun in einem Cafe bei Janis Joplins Musik unter einem Sonnenschirm im Garten sitzen.
Auf unserem Plan steht eine Fahrt zum Lago Aluminé, mal schauen, wie weit wir heute kommen. Die Antwort auf diese Frage lautet: bis an den Rio Aluminé, ca 50km nördlich von Junin. Dort sprang uns ein so schöner Zeltplatz an, dass wir nicht widerstehen konnten. Ein paar Meter unterhalb der Piste direkt am Fluss unter ein paar Weiden steht nun unser Zuhause. Um an den besten Platz dort zu gelangen, mussten wir mit den Motorrädern einen schmalen Pfad entlang und unter einem sehr tiefhängenden Ast hindurch. Mit Spiegel einklappen und Mopped etwas schieflegen kamen wir hindurch. Sowas ist mit keinem Wohnmobil möglich!
Am anderen Ufer steht ein kahler gelblicher Berg im goldenen Abendsonnenschein, an seinem Fuß ein paar hohe dunkelgrüne Pappeln, auf dem Berggrat skurril erodierte Felsen - mal wieder eine Landschaft für Wildwestfilme. Man erwartet jeden Moment eine Linie berittener Indianer in Federschmuck auf dem Berg. Hinter uns ein ähnlicher Berg mit einer kleinen Höhle, zu der man mit etwas Aufwand auch hochklettern könnte (ich war heute zu faul dafür).
Und der Fluss ist warm, ich war schon schwimmen. Herrlich! Nachdem es gestern abend am Lago Lolog so kalt war, dass ich selbst mit Moppedhose und Fleecejacke gefroren habe, sitzen wir heute abends um acht noch mit kurzer Hose beim Zelt und stöbern im Chile-Reiseführer nach Infos für die nächsten Tage.

Freitag, 07.03. - Aluminé
Wenn ich morgens aufwache, bleibe ich immer noch einen Moment still liegen und lausche nach draussen, um mich zu orientieren. Wo bin ich gestern abend eingeschlafen, von welcher Seite rauscht Wasser, in welche Richtung liege ich? Da wir fast jeden Tag woanders schlafen, dauert es manchmal etwas, bis ich weiss, wo ich bin.
Die ersten 50km des heutigen Tages waren so, wie wir uns das Reisen wünschen: warmer Sonnenschein, eine glatte und feste Sandpiste mit nur wenig Wellblech immer am Fluss entlang. Das Ufer ist fast durchgängig mit frisch grünen Weiden bewachsen, ein schöner Kontrast zu den spärlich bewachsenen Bergen, die das Tal begrenzen. Einige wenige Autos begegneten uns, sonst nur wir und die schöne Gegend.
Mittagspause in dem kleinen Ort Aluminé, wo wir einen Kaffee trinken wollten. Wir setzten uns unter einen Sonnenschirm, der leider zu einem Restaurant gehörte, in dem man nicht einfach nur Kaffee trinken darf. Da wir uns nicht zum Essen zwingen lassen wollten, zogen wir weiter und fanden eine Pizzeria, die zwar keinen Kaffee ausschenkt, aber wo man uns jedenfalls erlaubt, im Schatten nur einen Spezi zu trinken.
Weitere 50km Piste sollen uns danach zum Lago Aluminé bringen, von dort aus geht es noch heute oder auch erst morgen mal wieder über die Grenze nach Chile. Überraschenderweise wurde uns die Hälfte der Pistenkilometer geschenkt, da inzwischen ein großer Teil der Strecke geteert wurde. Wie angenehm!

Sonnabend, 08.03. - Lonquimay
Gestern abend blieben wir kurz vor der Grenze in einem von Mapuche geführten touristischen Komplex, wo man auch zelten kann. Ohne Infrastruktur, aber schön unter riesigen alten Araukarien an einem kleinen Bach, Feuerstelle und genügend Brennholz inclusive. Die schon seit nachmittags aufgezogenen Wolken hielten abends noch dicht, es regnete ein wenig in der Nacht. Morgens war es sehr abgekühlt, nur noch 13°C, nach den 30° von gestern ein ziemlicher Umschwung. Der Himmel ist heute mit dicken Wolken verhangen, es bläst ein kräftiger Wind.
Ein kurzes Stück Straße bis zur argentinischen Grenze, dort die üblichen Formalitäten und weiter auf Teer bis zur tatsächlichen Grenze. Dort endet der Teer, weiter auf Schotter zum chilenischen Grenzposten, wo wir erstmal durch ein Desinfektionsmittelbad fahren durften, zur Reinhaltung des Landes....
Wir wählten für die Weiterfahrt den kürzesten Weg zum nächsten Teer und sahen beim Vorbeifahren am alternativen Grenzposten,, den wir auf Teer hätten erreichen können, dass dort zwei große Reiseposten auf Abfertigung warteten. Dort hätten wir wohl lange gestanden, während wir am kleinen Posten heute die ersten Einreisewilligen des Tages waren.
Noch eine halbe Stunde Fahrt auf der Hauptstraße, auf der wir fast allein waren, bis wir das Städtchen Lonquimay erreichten. Dort gibt es nun Kaffee und ein Stück "Kucken", wie man hier sagt. Es ist weiterhin kühl und sehr windig.
Etwas später bauen wir auf dem Zeltplatz hinter der Hosteria "La Suizandina" bei dem Dorf Malalcahuello das Zelt wieder auf. Wir hatten von dieser, von deutschsprachigen Schweizern geführten, Unterkunft im Reiseführer gelesen. Dort stand was von selbstgebackenem Brot zum Frühstück, das wollen wir mal testen. Und natürlich die Gegend um den Vulkan Lonquimay, den man von hier aus erwandern kann. Vielleicht wird das Wetter ja wieder besser, dann gehen wir morgen bergsteigen. Wenn nicht, legen wir uns alternativ zum Einweichen in die örtlichen Thermen mit 36°C warmem Wasser. Klingt gut, oder?

Sonntag, 09.03. - La Suizandina
Mit leckeren Schweizer Röstis im Magen trollten wir uns abends aus der gemütlichen Gaststube und nahmen uns noch aus der Bücherecke was zu Lesen mit. "Herr und Hund" von Thomas Mann ist gerade in 2 Tagen hier zu schaffen und sehr ansprechend zu lesen.
In der Nacht regnete es noch und es war sehr neblig, die Morgensonne löste den Nebel schnell auf und übrig blieb ein strahlend blauer Himmel, ideal für unsere Wanderpläne.
Nach einem grandiosen Frühstück (der Reiseführer hat nicht übertrieben!) stiegen wir zu zweit auf Foster und fuhren ein kurzes Stück über eine übel holperige Schotterstraße bergauf bis zu einem Sessellift, der allerdings nicht in Betrieb war. Es ist eindeutig Nachsaison hier, trotz Sonntag nichts los auf dem Berg. Das hatte für uns unter anderem den Vorteil, dass auch niemand da war, um die 5000 P Eintritt in den Nationalpark zu kassieren.
Schon als wir aus dem Waldbereich heraus kamen, sahen wir die riesigen Ascheberge, die der Vulkan bei seinem letzten Ausbruch am 25.12.1988 aus seinem Inneren hervorgebracht hat. Wir fuhren mehrere Kilometer durch diese Asche und stellten das Motorrad beim Lift (bei ca. 1400 Höhenmetern) ab. Ab dort geht es recht steil über Lavahalden bergauf, wir kamen bald in den Bereich, wo wir eine fantastische Aussicht auf die Gipfel der umliegenden Berge hatten, darunter einige weitere Vulkane ( Llaima, Sierra Nevada und andere, deren Namen mir nicht bekannt sind) . Tief unter uns sahen wir schließlich den bei dem besagten Ausbruch neu entstandenen Krater, der wegen seines Entstehungsdatums "Navidad" getauft wurde. Welch eine gewaltige Mondlandschaft!
Bei 2250m Höhe setzten wir uns auf einige große Lavabrocken, futterten unsere mitgebrachten Kekse und fühlten uns wie die Könige "on top of the world". Nach der Pause trennten sich unsere Wege für ein Weilchen, weil mein innerer Höhenmesser sagte, dass es für mich nun hoch genug sei, während Thomas gern noch höher hinauf wollte. Wir blieben über unsere Funkgeräte in Verbindung und fanden eine Stunde später weiter unten wieder zusammen. Die ganze Wanderung dauerte ca 4,5h, unsere Beine meldeten eine gewisse Anstrengung...
Abends saßen wir mit Rüdiger und Gisela aus Bargteheide beim Bier. Was für Zufälle es unterwegs gibt: die beiden haben, vermittelt über Klaus aus Bolsón, uns ein Päckchen aus Deutschland mitgebracht, welches wir neulich in Empfang nehmen konnten. Und nun treffen wir sie irgendwo in der chilenischen Provinz!

Montag, 10.03. - Termas de Malacahuello
Wir sitzen im Badezeug am Rand eines mit 37°C warmem Thermalwasser gefüllten Beckens in einem luxuriösen Spa und genießen den Tag. Einmal wollten wir uns doch so eine Therme gönnen, von denen es hier im tektonisch aktiven Bereich Chiles so viele gibt! Und hier bekommen wir als Gäste der Suizandina einen kleinen Rabatt, sodass uns der Besuch zusammen ca 23€ kostet. Dass muss nun mal sein und wir lassen uns in die Entspannung fallen. Nach der gestrigen Wanderung ein doppeltes Vergnügen! Im Whirlpool blubbernd schauen wir auf den Vulkan, den wir uns erarbeitet haben. Außer uns plantschen nur ein paar wenige, hauptsächlich (noch) ältere, Menschen hier herum, alle halbe Stunde gibt es Geblubber und Wasserfälle an verschiedenen Stellen des Beckens, herrlich!
Zwischendurch kann man auf der Sonnenterrasse sitzen, einigen Smaragdeidechsen zuschauen, die auf der umlaufenden Mauer ebenfalls die Sonne genießen oder mit den Augen einem hoch oben kreisenden Kondor folgen. Papageien lärmen im gut gepflegten Park, kleine Wolken überqueren das waldige Tal...
Um die Entspannung nicht durch den eigentlich für heute geplanten Aufbruch wieder zu zerstören, bleiben wir noch bis morgen bei den Suizandinas und machen uns dann auf den Weg. Die Route müssen wir noch erkunden, es gibt vielleicht eine Möglichkeit, auf der Andenseite weiter nach Norden zu fahren, aber die Machbarkeit dieser Piste ist ungewiss und muss noch in Erfahrung gebracht werden.



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