Reiseberichte


Thailand
 
Thailand April 2011 (Weltreise Tagebuch 135) nächstes Tagebuch
Freitag, 22.04. - Kanchanburi
Um den 8 Uhr-Bus von Erawan-Market nach Kanchanburi zu erwischen, standen wir um 6 Uhr auf, aßen, gemeinsam mit Markus und Friederike, ein letztes Frühstück bei Wanpen und wurden dann von ihrem Mann, "Mister" Hay, auf seinem Pickup die 12 km zum Bus gefahren.
Pünktlich um 7:55 waren wir da, der uralte, klapperige Bus stand schon am Marktplatz. Wir stiegen ein, setzen uns auf die abgenutzte Kunststoffpolsterung der einfachen Holzsitzbänke - und es passierte erstmal nichts, außer dass der Fahrer in Ruhe seine Zeitung las. Nach einer Dreiviertelstunde bekamen wir heraus, dass die Abfahrtzeit 9:00 sei, nicht 8:00...
Doch dann setzte sich das Gefährt ächzend in vorsichtige Bewegung. Jeder Schaltvorgang klang nach heftigem Metallabrieb, jede Umdrehung der Hinterachse war ebenfalls akustisch wahrnehmbar und versetzte uns außerdem in einen regelmäßigen Wipprhythmus. Mit einer geschätzten Durchschnittsgeschwindigkeit von 30 km/h ging es voran. Bei jedem Haus am Straßenrand betätigte der Fahrer das am besten funktionierende Teil des Busses, die Hupe, um eventuellen Interessenten an dieser Blümchenpflücktour sein Kommen anzukündigen.
Wir schauten in die schöne Gebirgslandschaft, sogen die Düfte blühender Bäume und reifer Früchte ein und ließen uns den warmen Wind um die Nase wehen.
Für die etwa 60 km zur Stadt hatten wir über zwei Stunden Fahrgenuss, bis wir am belebten Busterminal von Kanchanburi wieder ausstiegen.
Markus und Friederike wussten von einem Guesthouse, das im Lonely Planet als sauber und preiswert empfohlen worden war und wir fuhren mit einem Pickup-Taxi dorthin. Sauber ja, preiswert eher nicht, stellte sich heraus. Aber heute beginnt das Wochenende und wir waren erstmal froh, dass sie noch zwei Zimmer frei hatten. Das langgestreckte Kanchanburi am River Kwai ist ein beliebter Wochenendausflugsort für Touristen und Einheimische aus Bangkok, die sich gerne des Abends auf großen Partybooten vergnügen, die von kleinen, lauten Motorschleppern den Fluss hinauf gezogen werden. Darum täte man auch gut daran, sich keins der vielen Guesthouses direkt am Fluss zu nehmen, denn da bekäme man die ganze Nacht keine Ruhe, hieß es im Reiseführer. Das "Apple's", in dem wir nun alle Vier für 690 Baht pro Doppelzimmer (..immerhin mit Air Condition!) eingecheckt haben, ist weit genug vom Fluss entfernt und hat einen ruhigen und gepflegten Garten abseits der Straße, von dem die Zimmer ausgehen. Und das mit der Klimaanlage ist vielleicht gar nicht so eine schlechte Idee, denn in "Kanchan" ist es ein gutes Stück heißer als auf der Shanti-Farm in den Bergen... Ein erster Spaziergang in der größten Mittagshitze machte uns diesen Unterschied deutlich. In einem der vielen, auf Touristen eingestellten, Straßenrestaurants stärkten wir uns mit einer guten Tofumahlzeit.
Dann wanderten wir, möglichst im Schatten, weiter durch die Straßen, die fast ausschließlich mit Touranbietern, Bars, Restaurants, Massagesalons ( eine Stunde Thaimassage = 150 Bht), Mopedverleihern und Internetläden gepflastert sind.
Bald saßen wir im nächsten palmwedelgedeckten Schatten und schauten über den breiten Fluss, der hier eine kräftige Strömung hat. Schlanke, lärmende "Longtail-Boote", die von großen Automotoren angetrieben werden und deren Schrauben an einer mehrere Meter langen Achse hinter dem Boot ins Wasser ragen, jagten mit oder ohne Kundschaft vorbei. In unserer Nähe gingen ein paar Thais mit Tauchermaske und selbstgebauter Harpune auf Fischfang. Dabei legten sie sich, zwischen den Schilfinseln des Uferbereiches, bewegungslos auf alte, aufgeblasene Autoreifenschläuche und lauerten ihrer Beute auf. So einfach scheint sich der Erfolg bei dieser Jagdmethode allerdings nicht einzustellen, so weit wir es beobachten konnten. Eine Stunde vor Sonnenuntergang marschierten wir noch einmal los. Nun gingen wir die drei Kilometer bis zur Brücke, die man doch wohl gesehen haben muss, wenn man schon mal da ist. Je näher wir der Hauptattraktion kamen, desto voller wurde die Straße und desto mehr Schmuckläden tauchten auf. Auf der Brücke selbst ein Mordsandrang von Touristen, hauptsächlich japanischen. Wer den Film nicht kennt und sich auch sonst noch nicht mit dieser Thematik beschäftigt hat : die japanische Armee hatte im großen Pazifischen Krieg Verträge mit Thailand, die ihnen erlaubten, ihren Vormarsch nach Westen über Burma voranzutreiben. Diese über 100 Meter überspannende Brücke (1942-43 erbaut) hatte als Teil der nach diesen Verträgen zwischen Japan und Thailand begonnenen Bahnlinie, eine Schlüsselrolle. Bei den Arbeiten an der Bahnstrecke, die durch unwegsamen, malariaverseuchten Dschungel und durch Felsenberge hindurch geschlagen werden musste, starben über 100.000 Kriegsgefangene, die meisten aus den Ländern des pazifischen Raumes. Diese Verluste an Menschenleben erklären den Namen, den diese Eisenbahnstrecke heute noch hat: "The Death Railway". Nachdem die Brücke 1945 von den Alliierten zerstört worden war, um Japan am geplanten Vormarsch zu hindern, wurden Kriegsgefangene gezwungen, sie zu reparieren. Nun ist sie immer noch im Gebrauch und zieht nebenbei Tausende von Besuchern an. Zusammen mit all den anderen Besuchern spazierten wir zwischen den Gleisen über die Brücke und machten auch brav unsere Fotos. Leider versteckte sich die Sonne zu früh hinter aufziehenden Wolken und verdarb uns die Fotos im goldenen Abendlicht. Dafür gab es andere Lichtspiele: in der Dämmerung erstrahlte die Brücke im Schein von vielen bunten Lampen, die ihre Farben auch noch rhythmisch wechselten. Und als ob das nicht genug wäre, begannen nun am dunklen Himmel auch noch wilde Blitze zu zucken! Wir schlürften eine frische Kokosnuss und bewunderten das Spektakel.
Sonntag, 24.04. - Nakhon Sawan
Weiter geht's, nach Norden. Nach einem weiteren Tag in Kanchanburi, den ich hauptsächlich zum Schreiben genutzt habe. Thomas stattete derweil dem Museum für die schon erwähnte Bahnlinie einen Besuch ab. Leider waren die verfügbaren Infos offenbar nicht besonders aufschlussreich, auf jeden Fall erzählte er nicht viel, als er zurückkam.
Wieder gemeinsam mit Markus und Friederike machten wir uns nun heute Vormittag auf den Weg zum Bus Terminal. Das Gemeinschaftstaxi, das wir anhielten, war auch ohne uns Vier und unsere großen Rucksäcke schon gut gefüllt, aber was nicht passt, wird passend gemacht: zwei junge Männer räumten ihre Sitzplätze für uns und stellten sich auf die hintere Plattform des Pickups, alle anderen rückten lächelnd zusammen.
Wie wir bald bemerkten, hatte das Auto ein technisches Problem und starb jedesmal ab, sobald der Fahrer den Fuß vom Gas nahm, was in dem stockenden Verkehr recht häufig vorkam. Dann lenkte er den Wagen an die Seite, um nicht den Zorn des nachfolgenden Verkehrs auf sich zu ziehen und startete den unwilligen Diesel erneut. Mit Vollgas und schleifender Kupplung fädelte sich der Wagen bockend wieder in den Verkehrsstrom ein, um an der nächsten Ampel wieder auszugehen. Auf diese Weise dauerte die etwa 2km lange Fahrt zum Busbahnhof nur unwesentlich länger, als wir wohl zu Fuß gebraucht hätten, aber immerhin mussten wir das Gepäck nicht durch die Hitze schleppen.
Der Bus nach Suphanburi, dem ersten Etappenziel, fährt alle 20 min und stand schon abfahrbereit da. Wir hievten die Rucksäcke in den freien Raum im hinteren Teil des fast vollbesetzten Busses und setzten uns auf die noch freien Plätze auf der Rückbank. Dann ging es los, allerdings drehte der Bus noch eine lange Runde durch die Stadt, sammelte hier und dort noch weitere Fahrgäste ein, womit die erste halbe Stunde der zweistündigen Fahrt verstrich. Ein kleiner alter Mönch stieg mit ein und ich sprang von meinem Sitz auf, um ihm Platz zu machen. Ich hatte gelesen, dass die Rückbank der Busse vorzugsweise den Mönchen gehöre und wollte mich den Landessitten anpassen. Mit seinen etwas gichtknotigen Händen sortierte er die Situation: mich etwas dichter an meine Nachbarin heran, Thomas daneben und er selbst nahm am Fenster Platz. So kam er nicht in Gefahr, mich zu berühren, denn jede Art körperlicher Berührung mit dem weiblichen Geschlecht ist den Mönchen untersagt. Die Landschaft, die am Bus vorbeizog, war flach und landwirtschaftlich genutzt. Reis-, Mais-, Zuckerrohrfelder. Dörfer, Marktflecken, kleine Städte - nach der Leere des australischen Outbacks kommt mir Thailand sehr voll vor. Mag aber auch sein, dass sich nur alles an den paar Straßen sammelt und dahinter noch unberührte Natur liegt.. In Suphanburi hatten wir gerade genug Zeit für einen Teller Suppe am Busbahnhof, bevor der Anschlussbus nach Nakhon Sawan abfahren sollte. Dieser nun war schon recht voll, als wir zustiegen und wir mussten uns mit sehr wenig Platz zufriedengeben. Wieder standen die Rucksäcke im hinteren Teil des Busses, wo wir sie nicht sehen konnten, daneben stand die Tür offen während der gesamten Fahrt und der Bus schwankte und sprang die holperige Straße entlang. Zur Beruhigung meiner Verlust-Fantasien schaute ich mich während der gesamten Fahrt ungefähr jede Minute einmal um: mein Rucksack noch da? Diese Beschäftigung half mir, die dreieinhalb Stunden lärmender, langsamer Fahrt zu unserem Tagesziel zu verkürzen. Naja, nicht wirklich... Als wir müde und hungrig in Nakhon Sawan ausstiegen, blieb eigentlich nur noch, ein Zimmer für die Nacht zu suchen. In der Nähe des Busbahnhofes fand ich zwei dafür infrage kommende Herbergen. Die erste schied nach der flüchtigen Inspektion aus, wegen zu geringem Hygienestandard. Schade eigentlich, denn sie war unvergleichlich günstig... Ob es irgendeinen Zusammenhang zwischen Preis und Leistung gab? Das zweite Guesthouse kostete das Doppelte, war aber mit etwa 8 Euro immer noch absolut im Rahmen und sah sauberer aus. Außerdem war die Lady begeistert, zu hören, dass wir aus Deutschland kommen, denn dort hat sie 23 Jahre lang mit ihrem deutschen Ehemann gelebt, bevor die Familie in ihre alte Heimat ausgewandert ist. Hier führen sie nun diese Absteige und einen Mopedverleih, durch den die Gäste alle hindurch laufen. Ok, wir blieben und erfreuten uns die Nacht über am regen Busverkehr auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
Montag, 25.04. - Chiang Mai
Vor der Weiterreise nach Chiang Mai suchten wir rund um den Busbahnhof ein, wie auch immer geartetes, Frühstück, wurden schließlich fündig an einem der kleinen Stände, die sich oft mitten auf der Straße aufbauen. Dort bekamen wir, nachdem die kochende Dame ihre Verwunderung über unsere Frage nach vegetarischem Essen überwunden hatte, Reis (natürlich) und durch den Wok gejagtes Gemüse. Eine gute Grundlage für einen weiteren Tag im Bus. Wobei wir für heute eine Klasse aufgerüstet hatten und uns Karten für den air-conditioned Bus gekauft hatten, der uns innerhalb von 6 Stunden nach Chiang Mai befördern sollte. Chiang Mai ist mit etwa 150 000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Landes und aufgrund ihrer schönen Lage in den Bergen, im windgeschützten Flusstal des Maenam Ping, zu Füßen des Berges Doi Pui (1685 m), und den rund 200 buddhistischen Tempeln ein beliebtes Reiseziel. Chiang Mai wurde 1296 durch Mangrai gegründet als Hauptstadt seines Königreiches Lan Na („Land der Millionen Reisfelder“). Nach der Unterwerfung des Mon-Reiches Haripunchai wurde Chiang Mai Hauptstadt von Lan Na. 1556 konnten die Burmesen Lan Na zu ihrem Vasallen machen und erst 1775 kam Chiang Mai unter General Taksin zu Thailand, behielt jedoch bis 1932 einen quasi autonomen Status. Pünktlich mit einer Stunde Verspätung fuhren wir ab, hatten von unserem bequemen Sitz im Obergeschoss des Doppeldeckers einen guten Blick und bekamen als Erstes einen Becher eisgekühlte Cola serviert. Wow! Über die Fahrt lässt sich nicht viel erzählen. Die Landschaft veränderte sich wenig, wir waren müde und die Autobahn ging meistens geradeaus. Bis es in die Berge ging und es darum etwas kurviger wurde. Kurz vor der Ankunft (um sechs anstatt um fünf) verteilte der höfliche Reisebegleiter Erfrischungstücher an alle Fahrgäste, dann rollten wir in Chiang Mai in den Busbahnhof ein und ich klingelte Chuck an, einen Reisefreund aus USA, den wir in Argentinien kennengelernt haben und der gerade versucht, sich hier sesshaft zu machen. Habe ich erst vor ein paar Tagen über eines der beliebten Foren im Internet erfahren, aber nun wollen wir ihn natürlich auch besuchen. Er kam mit dem Scooter seiner thailändischen Freundin angebraust und nahm uns nacheinander auf den Sozius zu seinem gemieteten Häuschen im Außenbereich der Stadt. Holla, das ging aber zügig zur Sache! Mit dem zusätzlichen Gewicht unserer Rucksäcke brauste er schlingernd mit uns durch den Feierabendverkehr. Wir hatten alle etwa drei Jahre Reisetätigkeit hinter uns seit unserem letzten Treffen und es gab daher eine Menge zu erzählen. Die Nacht verbrachte ich auf seiner Couch, Thomas war so nett, sich freiwillig mit dem Fußboden zufrieden zu geben.
Dienstag, 26.04. - Chiang Mai
Chuck lieh uns zwei Fahrräder, mit denen wir die vier Kilometer ins Stadtzentrum fahren konnten, um uns umzuschauen. Das historische Zentrum, innerhalb einer quadratisch angelegten Stadtgrabens von etwa 1,5 km Kantenlänge (mit einigen historischen Stadttoren aus rotem Ziegel) ist heute fast ausschließlich den „Farangs“, den westlichen Touristen, vorbehalten. Innerhalb dieses Quadrates reiht sich Guesthouse an Guesthouse, Bars und Restaurants bieten sowohl Thaiküche als auch westliches Essen für den, der auch in Asien lieber Spaghetti Bolognese oder Pizza essen will, Touranbieter werben um Kundschaft für Trekkingtouren in die Bergwälder oder Rafting auf Bambusflößen, Elefantenreiten oder Ausflüge zu verschiedenen Märkten. Es gibt unendlich viel zu tun in dieser geschichtsträchtigen Gegend und alles zu erschwinglichen Preisen. Das lockt besonders die Budget-Touristen hierher und manche bleiben einfach länger oder auch für immer. Da die Thaifrauen mit ihren einheimischen Männern nicht immer glücklich sind, findet sich leicht eine hübsche kleine Freundin, die hofft, durch einen westlichen Freund nicht nur respektvoller behandelt zu werden, sondern auch ihre wirtschaftliche Lage zu verbessern. Für kleines Geld bekommt man eine Dauerunterkunft und mit dem Nachweis, dass man genug finanzielle Mittel hat, um hier zu leben, bekommt man auch offenbar ohne Schwierigkeiten erneuerbare Einjahresvisa. In dieses Touristenviertel fuhren wir also mit den Fahrrädern, schauten uns ein paar kleine Tempel an und kurvten durch die kleinen beschaulichen Gassen, in denen man vom stinkenden Verkehr drumherum nicht so viel mitkriegt. In einem „Rider´s Corner“ genannten Bikertreffpunkt (von Chuck empfohlen) machten wir Pause und trafen auch gleich einen englischen Biker. Wir beschlossen, abends noch einmal herzukommen, um noch weitere Traveller zu treffen. Dann schauten wir uns ein kleines Guesthouse-Zimmer an und waren gerade rechtzeitig zurück bei Chuck, als es mal wieder zu donnern anfing. Bald danach fuhren wir wieder in die Stadt, diesmal mit Gepäck und daher mit einem Taxi. Luden die Rucksäcke im Zimmer ab (200 Baht, etwas gammelig, aber noch okay, mit Miefquirl und eigenem Bad) und marschierten wieder ins Biker´s Corner, wo wir ein englisches Paar trafen, die seit acht Jahren mit ihren BMWs in der Welt unterwegs sind (www.2ridetheworld.com) und die hier gerade auf die Reparatur eines ihrer Bikes warten. Chuck kam dazu und noch ein deutscher Reisender, Kim, ebenfalls auf eigenem Mopped unterwegs, und so war für Unterhaltung bestens gesorgt.
Mittwoch, 27.04. - Chiang Mai
Wir haben unseren Schlafplatz nicht gut ausgesucht - es war laut in der Nacht. In den umliegenden Bars lachten und lärmten die sich vergnügenden Touristen und weckten uns immer wieder auf. Darum zogen wir wieder um, in ein altes Haus im traditionellen Stil aus Teakholz erbaut. Hier wurden wir freundlich von einer etwa 55-jährigen Thailänderin empfangen, die mir gleich sympatisch war. Die Flure des Holzhauses sind sehr dunkel von dem fast schwarzen Holz, aber unser Zimmer, nach hinten raus und mit vielen Fenstern, ist groß und sauber. Dafür kostet es etwa einen Euro mehr als das Schmuddelzimmer der letzten Nacht. Bei einem ausgedehnten Spaziergang durch die Altstadt stellten wir fest, dass es hier außer Touristen doch noch „echte“ Einwohner gibt, etwas abseits der Guesthouses und Bars. Wir liefen an einem großen Gefängnis vorbei, in dem sicher auch einige beim Drogenbesitz oder Konsum erwischte Ausländer sitzen und an einigen sehr modernen Universitätsgebäuden mit spielgelnden Glasfassaden und Unmengen der kleinen Zweiräder vor der Tür. Junge Leute strömten aus den Türen, es war wohl gerade Feierabend, sie lachten und quatschten miteinander und brausten auf ihren Mopeds davon. Hier wächst also die geistige Elite Thailands heran! Dass wir an etlichen Tempeln vorbeikamen, braucht wohl nicht extra erwähnt zu werden, denn sie stehen hier fast in jeder Straße. Besonders auffällig war allerdings eine große, aus Ziegelsteinen erbaute Pyramide auf dem Gelände der buddhistischen Universität mit einem goldenen Buddha im oberen Stockwerk. Der hat sicher eine prächtige Aussicht über die Stadt. Viele erbärmlich magere Tempelhunde liefen oder lagen auf den Gehwegen der Uni, eine Donationbox lud zur Futtergeldspende ein. Da konnte ich doch nicht vorbei gehen, ohne ein paar Münzen einzuwerfen. Aus dem zentralen Tempel des Wat Chedi Luang klangen Mönchsgesänge. Wir verhüllten unsere nicht angemessen gekleideten Beine mit bereitliegende Kutten und traten ein. Etwa 50 jugendliche und erwachsene Mönche knieten in dem großen Raum vor den Buddhastatuen und sangen ihre eintönigen Verse. Wir hörten zu und genossen die friedvolle Atmosfäre des Raumes. Hinterher, bei einem Kaffee an der Straße, unterhielten wir uns darüber, ob Buddha, der Erleuchtete, es wohl gewollt hätte, dass man ihn in überdimensionalen Figuren nachbildet und wie einen Gott verehrt... In der Dämmerung, während das Nachtleben von Chiang Mai allmählich auflebte, wanderten wir durch die kleinen, gemütlichen Gässchen zu unserem schönen Teakholzhaus zurück.
Donnerstag, 28.04. - Chiang Mai
Unsere Zimmerwirtin besitzt auch einige Mopeds zum Verleih und wir wollten heute mal aus der Stadt hinausfahren. Zwei kleine Hondas standen bald gesattelt und vollgetankt auf dem Hof, bekamen noch schnell etwas Luft in die Reifen gepumpt und dann konnten wir, gut geschützt durch kleine „Sturzhelm-Nachbildungen“, losdüsen. Der Stadtverkehr ist ja ziemlich wuselig, aber da niemand wirklich schnell fährt und an den großen Straßen ein Extra-Fahrstreifen für Zweiräder abgeteilt ist, kamen wir, zwar mit einer vollen Ladung Abgasen in der Lunge, aber ohne viel Stress aus der Stadt heraus. Diese spezielle Spur ist natürlich nicht immer frei. Oft stehen geparkte Autos oder kleine mobile Imbissstände darauf, aber scheinbar achtet hier jeder ziemlich gut auf den anderen und denkt mit. So kann man meist ohne Probleme ausweichen, ohne dass man von einem vorbeibrausenden Auto von der Straße geschubst wird. Und bald bogen wir von der Hauptstraße ab auf eine schmale Teerstraße, auf der es gleich ziemlich ländlich zuging. Aufatmen! Die Orientierung war etwas erschwert: wir können keine Thaischrift lesen und wir haben nur eine sehr rudimentäre Landkarte dabei. Also fuhren wir einfach nach Gefühl und Wellenschlag ohne eine genaue Ahnung, wo wir waren. Nachdem wir ein paarmal abgebogen waren, landeten wir auf einem kleinen Schotterweg, der bergauf führte. Fast wären wir umgekehrt, weil wir hier definitiv nicht zu der geplanten Straße unterwegs waren, doch dann sahen wir eine prächtige, gewundene Treppe, von vielköpfigen Drachen flankiert, die mit aufgerissenen Rachen in die umgebenden Hügel schauten. Ihre Körper und langen Schwänze bildeten den oberen Abschluss des Geländers der langen Treppe und waren mit dunkelgrünen Fliesen bedeckt. Wir parkten unsere Gefährte am Straßenrand und stiegen die ebenfalls mit kleinen verschiedenfarbigen Fliesen geschmückte Treppe hinauf bis zu einem Torhaus, das von allen Seiten mit kleinen Spiegelfliesen verkleidet war. Als wir durch das Tor traten, sahen wir einige kleine Klostergebäude und auch hier einen goldenen Buddha, der uns höchst vergnügt von seiner erhöhten Warte her anschaute. Eine weißgekleidete und kurzgeschorene Nonne spazierte durch den Garten - hier kann man es sicher gut aushalten und innerlich zur Ruhe kommen. Beim Zurückgehen fiel uns erst so richtig die Gestaltung der Mauern beidseits der Treppe ins Auge: aus weißem Ton fanden wir dort flächendeckend und mit viel Liebe zum Detail kleine Szenen aus dem Leben der Menschen dargestellt. Wir waren entzückt über diese Bildergeschichte, die offensichtlich neuern Datums ist, denn auch Autos, Fahrräder und Mopeds kommen darin vor. Wir vermuteten, dass vielleicht die jungen Nonnen an diesem Kunstwerk zusammen gearbeitet haben? Nachdem wir einen vorbeispazierenden Holländer, der hier irgendwo lebt, nach dem Weg gefragt hatten, fanden wir nun auch die geplante Strecke durch die Berge, die uns nach etwa 60 km wieder nach Chiang Mai zurückbringen sollte. Eine ziemlich neue und glatte Teerstraße windet sich durch den Wald bergauf und ab, vorbei an einem Elefantenpark (viel Touristenbetrieb) und durch kleine Straßendörfer. Das Verhältnis zu den, in Thailand häufig zu sehr schwerer Arbeit oder als Reittiere für Touristen verknechteten Dickhäutern verändert sich offensichtlich allmählich. Anstatt die Tiere rücksichtslos auszubeuten, werden heutzutage Touren angeboten, auf denen man Elefanten füttern, baden und beobachten kann. Auch damit lässt sich bei den modernen Touristen Geld verdienen und so schießen überall Elefantenrehabilitationsparks aus dem Boden, in denen man, für nicht zu wenig Geld, den großen Tieren auf schonendere Weise nahekommen kann. Der Park, an dem wir hier vorbeikamen, war aber scheinbar noch einer der alten Art, wo man hingekarrt wird, auf einen Elefanten klettert und durch den Wald geschaukelt wird. Endlich mal wieder Mopped fahren! Wir hatten unseren Spaß in den Kurven - die Moppeds sind so leicht und klein, fahren sich leicht, die Luft war warm, die Landschaft schön und grün, yeah!! Doch dann fing es an zu tröpfeln, aus dem Tröpfeln wurde ein kräftiger Regen, wir nutzten die Gelegenheit für ein feines Reis-und-Gemüse-Mittagessen unter einem schützenden Blechdach, wo sogar die Bikes einen trockenen Platz bekamen. So ganz hörte der Regen leider nicht mehr auf, es nieselte weiter. Wir fuhren weiter und wurden halt nass. Da Thomas sich mit Fleecejacke im Gepäck besser auf eventuelle Wetteränderungen eingestellt hatte, als ich, lieh er mir ritterlicherweise sein Sweatshirt, als ich anfing zu frieren. Das war zwar im Nu durchnässt, aber wärmte trotzdem genügend im warmen Regen, der uns mangels Visier heftig im Gesicht piekte. Noch 40 km hatten wir vor uns, bei einer Geschwindigkeit von 50-60 km/h durch Hunderte von Kurven im Nebel. Da wir nun einmal nass waren, störten wir uns einfach nicht mehr am Regen und genossen die Fahrt trotzdem. Am späteren Nachmittag rollten wir wieder auf den Hof unseres Guesthouses. Die Dame des Hauses lachte, als die uns begossene Pudel von den Bikes steigen sah. Nun schnell raus aus der nassen Pelle und unter die Dusche, die heute auch gerne warm sein durfte... Ein schöner Spaß!!
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