Schottland 2001

Schottland
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Die Abfahrt war ja eigentlich für Dienstag den 24.7. von Hamburg geplant. Aber dann war da ein Stau und ein abgerutschter Unterdruckschlauch des Benzinhahnes. Und ein leerer Tank auf der Autobahn. Und auf einmal sahen wir die Fähre von hinten. Ein gewaltiger Anblick...
Nix zu machen, sagte der Mann am Checkin. Aber flugs hat die Lady von DFDS am Tresen den verpa(t)sten Transfer umgebucht auf den nächsten Tag ab Esbjerg. Und das ohne weitere Kosten. Sehr guter Service!
Nun hatten wir doch noch genügend Zeit, die Ausrüstung zu optimieren. Alles Überflüssige 'raus. Welch eine 'Erleichterung'.
Am Mittwoch, bei bestem Wetter wurde Dänemark dann mit dem traditionellen HotDog begrüßt. Die Fähre erreichten wir als temporäre Punktlandung. Vierbettkabine mit nur uns Zweien belegt. Nach neunzehn Stunden und ruhiger See Ankunft in Harwich. Die Verwirrung mit dem Linksverkehr gab sich auch, wie üblich, nach einigen Kilometern. Der stressige Straßenverkehr im Großen Britannien gab sich nicht so schnell. Das sollte noch bis Schottland dauern. Besonders in der Nähe der größeren Städte ballte sich der Verkehr, was auf dem Bike besonders nervt, da man den Abgasen so ausgeliefert ist

Aber nun der Reihe nach:

Mittwoch, 25.7. 2001
Sitze auf dem Sonnendeck der "Dana Anglia", dem Fährschiff, das uns von Esbjerg nach Harwich bringen soll. Es dröhnt und vibriert überall, wir sind tatsächlich unterwegs! Eigentlich wollten wir schon gestern von Hamburg aus aufbrechen, aber daraus wurde nichts...Knapp rechtzeitig zwar losgefahren, hemmte ein falsch angeschlossener Spritschlauch nicht unwesentlich unseren Vorwärtsdrang und wir durften in Hamburg mal eine Fähre von hinten sehen... Glücklicherweise ließ sich unser Ticket auf heute umbuchen, so schliefen wir noch eine Nacht im richtigen Bett und nun geht's wirklich los übers Wasser.
Auf dem Weg nach Esbjerg eine zünftige Hot-Dog-Pause in Ribe und dann rechtzeitig (7 min...!) aufs Schiff, Moppeds vertäut, Kabine im Keller (huaaah, so tief unten im Schiff, wenn da was passiert..) mit Vorhang anstatt Tür und dann erstmal eine Runde über Deck laufen. Jetzt fahren wir gen Engeland!
Unterwegs kommen schon die ersten Ideen zur Verbesserung der Beladung, bis zur Rücktour am 10.8. wird uns sicher noch einiges einfallen/ auffallen ( umfallen?).

Donnerstag, 26.7.2001
In ca drei Stunden landen wir in Harwich. Es ist eine ruhige Überfahrt, kein Wind. Das Schiff brummt friedlich durch das Wasser. Bin heute morgen schon um halb sechs aufgewacht und habe dann auf dem Achterdeck einen Special- Sonnenaufgang erlebt, WUNDERSCHÖN!
Nach der Ankunft auf der Insel bei heißem Sommerwetter fuhren wir die ersten Kilometer erstmal etwas vorsichtiger, bis der Linksverkehr sich eingeübt hat. Dazu bummelten wir erst über kleine, dann über größere Straßen Richtung Norden, fanden dann in der Nähe von Hunstanton einen netten Campingplatz am Meer.
Abends ein Spaziergang zum Strand, unterwegs sein tut gut!

Freitag, 27.7.2001
Nach angenehmer Nachtruhe im Zelt mit Sonnenfrühstück und gemütlicher Zusammenpackaktion sitzen wir mittags wieder auf dem Bock. Weiter Richtung Norden geht es heute über die Autobahn, wir wollen nicht soviel Zeit hier vertrödeln, zweieinhalb Wochen sind schnell rum und unser Ziel ist Schottland!
Abends haben wir 360km auf der Uhr, bei weiterhin schönem Wetter mit zunehmend schmerzendem Sitzfleisch ging es über die volle Bahn, ein harter Arbeitstag für mich als Langstreckenneuling. Dafür sind wir nun schon fast bei Newcastle angekommen und die Landschaft sieht schon richtig schottisch aus.
Nach langem Umhersuchen, vorbei an sehr verschlossen aussehenden Höfen mit selbstgemalten " KEEP OUT" Schildern ( Maul- und Klauenseuche) fanden wir endlich doch ein schönes Plätzchen im Wald für unser Zelt. Um dorthinzugelangen, mußte ich unter Aufbringung allen Mutes meinen ersten Off-Road-Einsatz bringen und einen schmalen holperigen Wildpfad entlangfahren. Mit viel Herzklopfen und verbaler Unterstützung von hinten bestand ich diese erste Prüfung..

Sonnabend, 28.7.2001
Vor dem Frühstück sind wir heute aus dem Wald wieder aufgebrochen, sitzen nun einige Kilometer weiter auf einer frisch gemähten Wiese mit tollem Ausblick über weit geschwungene Hügel und futtern genüßlich unser Brot. Wieder Sonnenschein!
Morgens um zehn schon richtig heiß.
Unser Plan für heute: weiter nach Norden, aber auf etwas gemütlicheren Straßen.

400 Kilometer später erreichen wir Loch Tay bei Nieselregen.
Atemberaubende Landschaften sahen wir heute, richtig hohe Berge und schöne Flußtäler, so stelle ich mir Schottland vor. Abseits der Straße alte burgartige Gemäuer, Schafherden, sonnige Abschnitte wechselten mit Wolken. Auf der Suche nach einem Campingplatz kamen wir eine einspurige Straße mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad entlang. Steil rauf und runter, enge Kehren, Rollsplit und Kieselsteine auf der Straße. Es erforderte Konzentration und manchmal schnelles Reagieren, für mich ( noch.. ) ziemlich aufregend und anstrengend.
Später sitzen wir bei Nieselregen auf dem Campingplatz am Loch Tay im Zelt.
Die ersehnte heiße Dusche fiel aus wegen nicht gefundenem Automat zum Duschgeld einwerfen, also wurde kalt geduscht, brrrr!
Hoffentlich hört es wieder auf zu regnen!

Sonntag, 29.7.2001 - abends
Gemütlich gefahren heute mit vielen Pausen, eine lange Kaffeepause in Dunkeld, wo wir einen herrlichen Sonnenplatz ergattert hatten. Ein Weilchen später fanden wir ein Dorffest in einem anderen Örtchen, auch gut für eine Pause im Gras des Dorfplatzes. Leute begucken, Musik hören, Sonne genießen.
Beim Weiterfahren Richtung Norden kam kalter Wind auf, der uns weiterhin begleitet.
Am frühen Abend fanden wir einen wunderschönen wildromantischen Zeltplatz am Glas Maol ( Devil`s elbow), wo wir, im Zelt liegend, hunderte von Hirschen vorbeiziehen sahen auf der gegenüberliegenden Seite des Tales.

Montag, 30.7.2001
Die ganze Nacht über hörte man sie blöken. Morgens wühlte ein Maulwurf unterm Zelt herum, schubste meine Füße hin und her, lustig! Er wunderte sich bestimmt über die veränderte Landschaft.
Die morgendlichen Waschungen fanden im eisekalten Bergbach statt, zum Warmwerden kletterten wir nach dem Frühstück auf den gegenüberliegenden Berg, der gar nicht so groß aussah... Nach einer Dreiviertelstunde sind wir pustend auf dem Bergrücken angekommen und wurden dort von grandiosem Blick auf die nächsten Berge im Sonnen- Schattenwechsel erwartet. Aber kalt und windig dort oben!!
Nach der Bergbesteigung fuhren wir weiter, gondelten gemütlich durch die Berge, steil auf und ab, teilweise 20% Steigung, auch das ist neu für mich. Die Moppeds brubbeln brav. Nach Findhorn wollte ich schon immer mal, also machten wir dort eine Stippvisite. Ich wußte gar nicht, daß dort ein Militärflugplatz so dicht dabei ist, auf den schönen Fotos von glücklichen Pflanzen sah man den nie. Ein interessantes Plätzchen, wir fahren weiter, über Inverness, übernachten auf einer Koppel.

Dienstag, 31.7.2001
Am Morgen beim Losfahren mein erster Stunt, kriegte die Kurve von der Koppel auf den schmalen Feldweg nicht, padauz, legte PJ sich auf die Seite. War er wohl noch müde, shit happens..
Durch die Highlands mit ihren majestätischen kahlen Bergen, neben denen wir uns so klein und unbedeutend fühlen, fuhren wir gut ausgeruht in den neuen Tag.
Heute war die Umrundung der nördlichsten Ecken des Landes dran bei rauhem bis regnerischem Wetter, dann plötzlich wieder Sonne und ein traumhafter Sandstrand mit blauem klarem Wasser, sieht fast tropisch aus.
Bloß der Wind ist nach wie vor kalt, deshalb erstmal ins Cafe in Durness zum Aufwärmen und Postkarten schreiben. Ein kleiner warmer Raum, es gibt ein Minimalangebot an Speisen und Getränken, man kommt sich vor wie in einem fremden Wohnzimmer. Draußen scheint die Sonne und täuscht durch die Fensterscheiben einen warmen Sommertag vor.
Die Kälte macht mir doch etwas zu schaffen, ich bin ein Sonnenkind und friere auf dem Mopped so leicht vor mich hin. Aber immerhin bewährt sich die Ausrüstung bisher und es werden nur die Hände naß im Regen..
Nach gründlicher Aufwärmung geht es weiter, nördlich geht nicht mehr, also fahren wir wieder nach Süden, diesmal nahe der Westküste.
Dort verändert sich die Landschaft allmählich, wir fahren ein bewaldetes Flußtal entlang, die Berge sind hier zerklüfteter als in den Highlands. Am Abend suchen wir das Meer, finden etwas abseits der Straße ein paar Mauerreste (Schafstall?) mit einer alten Feuerstelle, bauen in den Mauern unser Zelt auf und schauen abends bei Lagerfeuerschein über das stille Meer auf einen Supersonnenuntergang. Romantik pur!
In der Ferne kann man ein paar kleine Inseln sehen, wohl die Hebriden.

Mittwoch, 1.8.2001
Am nächsten Morgen überfallen uns beim ersten Öffnen des Zeltes Myriaden von den fiesen kleinen schottischen Mücken. Trotzdem überwinden wir uns, klettern über die großen Felsen zum Ufer und nehmen ein kurzes, nur dem Zweck der Reinigung dienendes Bad im kalten Meer.
Die kurze Offroadeinlage bis zur Straße treibt meinen Adrenalinspiegel wieder bis zum Anschlag und dann geht's Richtung Glasgow. Der Himmel wird immer trüber, schließlich regnet es ohne Unterbrechung, das Fahren verliert nach ein paar Stunden seinen Reiz und wir knicken unseren Plan, noch bis hinter Glasgow zu fahren. Flüchten uns auf einen Campingplatz mit warmer Dusche, wo wir unser Zelt auf einem fast komplett überfluteten Rasen aufbauen, im strömenden Regen, versteht sich!

Donnerstag, 2.8.2001
Im selben Regen bauen wir morgens wieder ab, beim Packen schon in voller Montur mit Helm auf, um nicht schon naß auf den Bock zu steigen, we are not amused..
Mit durchgeweichten Handschuhen, aber beheizten Griffen (!) fressen wir nasse Straßenmeilen.
Aber man kann ja nicht nur Pech haben: abends kommen wir müde im Fährhafen von Cairnryan an, wo wir uns nach der Verbindung für den nächsten Morgen erkundigen wollen und siehe da, es geht noch eine Fähre in einer Viertelstunde ab!
Wir rollen aufs Schiff und betrachten von Bord aus einen bunten, wolkigen Abendhimmel.
In Larne angekommen, suchen wir uns eine B&B-station, wir müssen endlich mal wieder unsere Sachen trocknen. Glücklicherweise gibt es in unserem Zimmerchen (18 Pfund pro Nase) einen elektrischen Radiator, so breiten wir all unsere nassen Klamotten im Zimmer aus, heizen den Radiator auf höchste Stufe , Fenster auf und kuscheln uns frischgeduscht ins weiche Bett. Die Moppeds dürfen in der Scheune bei den landwirtschaftlichen Maschinen übernachten, alle sind gut versorgt.

Freitag, 3.8.2008
Als mittags alles einigermaßen trocken ist und wir ein reichhaltiges irisches Frühstück genossen haben, machen wir uns auf den Weg zur Umrundung der Nordseite der Insel. Fahren an schönen Häusern mit Meerblick vorbei, in den Gärten viele kleinere Palmen. Sieht sehr mediterran aus, ist aber trotzdem nicht sehr warm.
Später finden wir einen schönen breiten Sandstrand, die Sonne scheint und im Windschatten ist es endlich mal wieder warm genug für ein Sonnenbad. Mein ins Meer gehaltener Zeh warnt allerdings vor zuviel Übermut: das Wasser ist schweinekalt, naja...
Bis zum Abend haben wir heute nicht viele Kilometer auf der Uhr, dafür eine Menge Spaß. Ein schönes Plätzchen für die Nacht findet sich in einem einsamen Hochmoor, wo sich die Zufahrt allerdings für mich sehr schwierig gestaltet (große Pfützen mit lehmigem Untergrund sind nicht gerade mein Spezialgebiet). Als besonderer Clou des Abends stellt sich ein geplatzter Joghurtbecher in meinem Topcase heraus: ein halber Liter Erdbeerpampe hat sich in meinen Klamotten verteilt! Eine hervorragende Übung zur Bewahrung der Gelassenheit... So eine verdammte Scheiße!!!
Zur Belohnung dann ein bilderbuchmäßiger Vollmondaufgang überm Berg, alles ist gut.

Sonnabend, 4.8.2008
Der nächste, sonnige, Morgen bringt uns auf einigen Umwegen an die irische Nordspitze, dort wird mit Blick übers endlose Meer das Mittagsmüsli verzehrt und ein Käffchen gekocht. Leider herrscht ziemlich viel Betrieb, scheinbar ist dieser Platz ein Muß für Irlandbesucher.
Gut gestärkt gondeln wir weiter. Da wir in sechs Tagen schon wieder in Harwich sein müssen, fahren wir nun Richtung Südost, die Westküste Irlands muß ein andermal bereist werden. Für uns geht es ins Landesinnere und am Abend finden wir kurz vor Donegal einen Waldweg, mogeln uns am verschlossenen Schlagbaum vorbei und bauen uns in einer gemütlichen Schonung mit den üblichen Mückenschwärmen auf. Es will uns scheinen, als konkurrierten die irischen Mücken mit den schottischen um den ersten Rang in Blutrünstigkeit. Abendessen im geschlossenen Zelt bei Antimückenkerzenschein, Pinkeln wird verschoben bis zur Dunkelheit.

Sonntag, 5.8.2008
Aus demselben Grund verschwinden wir auch am nächsten Morgen schon vor dem Frühstück, mit viel Elan brausen wir bei sonnigem Wetter über eine gut ausgebaute Straße. Finden nach einer Weile einen neu gemachten Rastplatz mit Tischen und Bänken, wo wir unser Frühstück nachholen. Ein neugieriges Rotkehlchen leistet uns Gesellschaft und inspiziert uns von allen Seiten.
Nach angemessener Pause stellen wir fest, daß in der Nähe ein, trotz des heiligen Sankt Sonntags geöffneter, Lidlmarkt ist. Das paßt gut, erstmal Vorräte wieder aufstocken. Ein Telefonat mit Zuhause beruhigt danach das besorgte Mutterherz und weiter geht's.
Am frühen Nachmittag wollen wir Ballyshannon durchfahren, wundern uns über den dort herrschenden Stau. Bei genauerer Betrachtung bemerken wir, daß im Zentrum des Ortes ein Folkfestival stattfindet. Man muß ja bekanntlich die Feste feiern, wie sie fallen, also verbringen wir einen wunderschönen sonnigen Nachmittag mit netter irischer Musik und Partystimmung. Auf der Suche nach einem Klo gerate ich in einen Pub, der so klischeehaft irisch ist, daß ich mir vorkomme, wie in einem Film. Ein kerniger Hutträger mit langen Haaren verbeugt sich vor mir und blitzt mich aus dunklen Augen an...
Stundenlang genießen wir die Stimmung und all die interessanten, gut gelaunten Menschen. Das Bier fließt in Strömen..
Am späten Nachmittag reißen wir uns bedauernd los, um noch rechtzeitig einen guten Schlafplatz zu finden. Es ist mal wieder Zeit für eine Dusche, also kehren wir auf einem Campingplatz ein. Freundlicherweise sind die Duschen nicht nach Männlein und Weiblein aufgeteilt, so können wir zusammen duschen, was ja bekanntlich Wasser spart...oder doch nicht?

Montag, 6.8.2008
Im morgendlichen Regen fällt das Aufstehen schwer, ist soo gemütlich im Schlafsack! Als wir dann doch auf den Moppeds sitzen, geht es Richtung Dublin, was wir gerne umfahren möchten. Das stellt sich als schwierig heraus, denn alle Straßen führen nur weiter in das Spinnennetz der Stadt hinein. Unsere Karte ist nicht gut genug, stellen wir zum wiederholten Male fest.
Schließlich gelingt es doch und wir belohnen uns mit ein paar Fritten und einer Tasse Kaffee.
Am Nachmittag klart es etwas auf, wir brausen deshalb noch bis Rosslare, von wo aus wir morgen früh übersetzen wollen nach England. Besorgen uns abends noch die Tickets für das erste Schiff und finden dann in der Nähe einen, leider recht teuren, Campingplatz. Der Wecker steht auf sieben Uhr früh...

Dienstag, 7.8.2008
Nicht nur zu früh, nein, auch schon wieder mit heftigem Regen werden wir geweckt. Beim Einpacken läßt er aber nach und wir erreichen die Fähre halbwegs trocken. Über der irischen See klart der Himmel auf, wir haben eine sonnige Überfahrt mit reichlich Wellen und Geschaukel, aber ohne Übelkeit.
In England gelandet, fahren wir erstmal an die Küste für eine Teepause, um die durchgeschaukelten Mägen wieder ans Festland zu gewöhnen. Eine schöne Steilküste mit vereinzelten Palmen ist unser Panorama.
Danach genießen wir volle englische Straßen mit vereinzelten Regenschauern. Weiter von Küste und Städten entfernt, werden die Straßen leerer und wir genießen die schöne walisische Hügellandschaft mit Wäldern und Castles. Da nicht rechtzeitig ein brauchbarer Wildcampplatz zu finden war, spült der Abend uns auf einen sehr schön auf einer großen Waldlichtung gelegenen und gepflegten Campingplatz nahe einem Fluß, den man leise rauschen hört. Neben der guten Lage gibt es auch noch andere Vorzüge: Waschmaschine und "tumbledryer". Endlich wird alles mal sauber und trocken, wir fühlen uns mal wieder gesellschaftsfähig.
In der Nacht ruft ein Kauz, es blitzt in der Ferne, richtig mystisch!

Mittwoch, 8.8.2008
Am nächsten Tag: der Regen bleibt uns treu, heftige Schauer unterbrechen immer wieder die morgendliche Packroutine, im Regen fahren wir los Richtung Stonehenge. Unterwegs weitere Schauer, zum Teil fahren wir gleichschnell und richtungsgleich mit dem Regen: wir fahren im Regen auf trockener Straße, das ist lustig! Als wir nach Bath reinfahren, scheint plötzlich wieder die Sonne, hat es jemals geregnet? Wir kurven ein Weilchen durch die schöne Stadt, pausieren für ein Käffchen in einer ehemaligen Bahnhofshalle, grüßen mental Peter Gabriel, der hier irgendwo wohnen muß und weiter on the road, trocken!
Das Fahren macht mit soviel Autoverkehr nicht so viel Spaß, gegen 18 Uhr kommen wir in Stonehenge an: riesige Parkplätze, hohe Zäune, über 4 Pfund Eintritt und sowieso nur noch eine Stunde geöffnet. So hatte ich mir das nicht vorgestellt!
Das tun wir uns nicht an, da man sowieso nur auf Wegen um die Steine herumlaufen darf, können wir auch gleich draußen bleiben und durch den Zaun ein paar halbherzige Fotos schießen. Frustriert fahren wir einen Kilometer weiter und richten uns etwas abseits der Straße für die Nacht ein. Kurz vor dem Dunkelwerden gehe ich noch ein Stück spazieren, entdecke dabei, daß zwischen den Steinen von Stonehenge nach Feierabend eine Menge los ist, viele Menschen laufen nun direkt um die Steine herum. Was das wohl zu bedeuten hat?
Schöner Abendhimmel mit rosa Wolken.
Leider ist unser Schlafplatz viel zu dicht an der Straße, die auch nachts ziemlich viel befahren wird und ein Truppenübungsplatz muß auch in der Nähe sein: Hubschrauber schreddern übers Zelt, es knallt und ballert.
Dementsprechend schlafen wir unruhig, ich träume lauter Blödsinn.

Donnerstag, 9.8.2001
Wieder Regen beim Packen, seufz. Heute Endspurt nach Harwich, Horrortour!
Es gießt in Strömen, heftige Gewitter entladen sich in der Nähe. Wir mit 120km/h dazwischen auf der Autobahn Richtung London. Nach einiger Zeit flippt meine Alarmanlage aus von soviel Wasser, unter einer Brücke klemmt Thomas die Kabel ab. Während wir noch dort stehen und versuchen, eine Vorstellung von der weiteren Strecke zu bekommen, hält doch tatsächlich ein englischer Lieferwagenfahrer bei uns an. Nicht etwa, um uns seine Hilfe anzubieten, nein, er fragt UNS nach dem Weg in irgendeine Londoner Vorstadt! Wir grinsen uns aus den nassen Helmen an.
Dann stürzen wir uns auf die nördliche Londonvermeidungsrunde, fahren dort auf vierspuriger Straße voller LKW ca 70 km, es regnet junge Hunde, die Strecke will kein Ende nehmen und nun geben meine guten Klamotten auf: mein rechter Stiefel füllt sich allmählich und meine schöne neue Goretexhose gibt im Schritt der Feuchtigkeit ( von außen!) nach. Zwei Stunden quälen wir uns über diese Straße, bis endlich die richtige Ausfahrt erreicht ist! Nach einer kurzen Verschnaufpause fahren wir durch bis Harwich, wo wir uns Bed& Breakfast und ein warmes Essen im Pub genehmigen zum Abschied von England. Heiße Dusche, warmes Bett, leider keine Heizung zum Klamottentrocknen.

Freitag, 10.8.2008
Englisches Frühstück, nochmal unter die Dusche, dann müssen wir schon das Zimmer räumen, 9.30 Uhr ist hier Ende. Die Gastgeberin rät uns, doch mal bei Hans, einem deutschen Antiquitätenhändler reinzuschauen. Da wir noch einige Stunden Zeit haben bis zum Einchecken auf der Fähre, trödeln wir durch die Stadt, gucken uns Hans`Antiquitäten an, schauen ein paar Jungs beim Bad im Hafenbecken zu und blinzeln faul in die Sonne (wer hat hier was von Regen gesagt?).
Dann geht's an Bord, diesmal haben wir eine Kabine mit Tür, allerdings scheinbar genau neben dem Maschinenraum, es dröhnt und rumpelt, daß man sein eigenes Wort kaum verstehen kann. Naja, schaun wir mal.
Die See ist unruhiger als auf der Hinfahrt, Thomas fühlt sich nicht so toll und legt sich früh ins Bett. Ich kann in dieser Kabine nicht sein, also setze ich mich in die Bar, wo den ganzen Abend über ein Pianist sein umfangreiches Repertoire zum besten gibt. Ich lese und der Kellner läßt mich in Ruhe ( bei den gepfefferten Preisen mein Glück). Draußen findet ein blutroter Sonnenuntergang statt. Ich werde tatsächlich nicht seekrank und fühle mich bei der schönen Musik richtig wohl.
Morgens um Eins macht das Klavier Feierabend und ich starte doch mal einen Schlafversuch. Für ein paar Stündchen döse ich so vor mich hin, an Schlaf ist bei dem Krach in dieser kleinen Kiste nicht zu denken. Irgendwann stehe ich wieder auf und gehe an Deck, wo ich den Rest der Nacht bleibe, kühl und windig zwar, aber keine Beklemmungen. Holländische Küstenlichter in der Ferne.
Ziemlich durchgefroren dann doch nochmal für ein Stündchen unter die Decke.

Sonnabend, 11.8.2008
Treffen beim Bordfrühstück ein deutsches Bikerpärchen zum Klönen, danach geht's auch schon bald ans Zusammenpacken und zu den Moppeds in den Laderaum. Da stehen sie brav und freuen sich auf Straße unter den Rädern.
Dann beim Losfahren ein Schreck: nach einigen Metern Deutschland versagt PJ den Dienst, ich starte und starte, nichts! Die ganzen 4000 km kein Problem und nun will er nicht mehr?
Erst nach einigen angstvollen Minuten komme ich drauf: zum ersten Mal auf der ganzen Tour habe ich gestern den Sprithahn zugemacht...
Wie peinlich!!

Auf zur letzten Etappe. Als Willkommensgruß hupt mich ein schlechtgelaunter deutscher Autofahrer an, als ich ihn fröhlich und völlig ungefährlich überhole - hurra, wir sind wieder zuhause. Das Rechtsfahren ist auf den ersten Kilometern sehr ungewohnt, regnen tut es auch hier - es wird Zeit, die nächste Tour zu planen!!

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